1 Der Name der Stadt
1301: Trebule (UrkInv Nr. 251f.). – 1454: Trebil. – 1457: Trebulle. – 1497: Triebell. – 1818, 1840, 1939: Triebel, sorb.: Tŕebule.
1945: Trąby. – 1948, 2019: Trzebiel.
2 Die Lage der Stadt in der Landschaft
a Naturräumliche Lage
In gewellter Ebene auf dem Lausitzer Grenzwall am zur Neiße fließenden Bach Lauka (Trzebna). Höhe: 135 m.
b Verkehrslage
An den Str. von Görlitz nach Guben und von Spremberg nach Sorau (Żary). 1358 bestimmte Karl IV., dass die Str. von Zittau und Görlitz in die Mark über Priebus (Przewóz) und T., die sein Vertreter verboten hatte, erlaubt sein solle. – Chausseen nach Muskau und Sorau vor 1860. – 1898: Anschluss an die Eisenbahn Sommerfeld (Lubsko) nach Muskau, Bhf. 1½ km n der Stadt, Knotenpunkt Teuplitz (Tuplice) 5 km n.
Heute liegt T. an der Nationalstr. (DK) 12 von Lugknitz (Łęknica) nach Dorohusk.
3 Der Ursprung der Ortschaft
Keine Informationen.
4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft
b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt
Die Stadtgründung erfolgte vermutl. durch den Lehnsbesitzer von Stadt und Herrschaft. Als Besitzer von T. sind seit Mitte des 14. Jh. die Herren von Hakeborn bez. 1411 belehnte der Kg. von Böhmen Johann d. Ä. von Biberstein mit dem von Otto von Kittlitz erworbenen Gut T., H und Stadt. Mit kurzen Unterbrechungen war T., das seit 1420 dauernd mit der Herrschaft Sorau (Żary) verbunden war und mit dieser 1558 zur Standesherrschaft erhoben wurde, bis 1551 im Besitz der von Biberstein. Nach dem Tod Christophs von Biberstein 1551 fiel T. als erledigtes Lehen an die böhm. Krone. 1562 erwarb die Herrschaften Sorau und T. für 124000 Rheinische Gulden der Bf. von Breslau (Wrocław), Balthasar von Promnitz, in dessen Familienbesitz T. bis 1765 verblieb, als Johann Erdmann von Promnitz seine Güter an den sächs. Landesherrn veräußerte.
c Rechtsbezeichnungen der Stadt
1301: opidum. – 1319: castrum. – 1411: Haus und Stadt. – 1457: Stadt. – 1497: Städtchen. – 1586: wendischer Flecken. – 1818, 1939: Stadt.
1948, 2019: Dorf.
5 Die Stadt als Siedlung
a Topografische Entwicklung
Die Stadt entwickelte sich vermutl. zwischen Burg, Burgsiedlung und Kirchensiedlung. Im NO der verschwundenen Burg und ö einer älteren slaw. Siedlung befindet sich der rundl. Stadtkern (220 x 220 m) mit rechtwinkligem Straßengitter, 9 Blocks, deren mittlerer den gr. quadrat. Marktplatz bildet. Später im O durch Einbeziehung der alten Kirchensiedlung erweitert. Im NW des Stadtkerns ein Viehmarkt und vor dem ehemaligen Gubener Tor im O ein kl. Flachsmarkt. Stadtgräben und -zäune 1562 erw., um 1725 Ausbesserung von Tor und Mauer, 1752 aber als offener Ort bezeichnet. Eine innere und äußere Mauer sind auf dem Stadtplan noch zu erkennen; von der Feldsteinmauer Fragmente aus dem 15. Jh. und die Ruine eines Feldsteinturmes aus der Mitte des 14. Jh. erhalten. Von den 1667 erw. 2 Stadttoren (Gubener Tor im W und Sorauer Tor im O) und einer vermutl. im S gelegenen Pforte schon vor 1945 keine Spuren mehr vorh. Einst gab es in T. 2 oder 3 Burglehen.
1800: 196 H. – 1818: 198 Feuerstellen. – 1849: 228 Wohngeb.; 3 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 213 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 234 Wohngeb. – 1885: 259 Wohngeb.; 423 Haushltg. – 1905: 265 Wohngeb. – 1925: 354 Wohngeb.; 669 Haushltg. – 1939: 778 Haushltg.
1988: 361 Whg., davon 85 in Geb. vor 1918, 143 in Geb. von 1918-44, 67 in Geb. von 1945-70, 56 in Geb. von 1971-78 und 10 in Geb. von 1979-88; 90,6 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 79,3 % mit WC, 57 % mit Bad, 55,4 % mit Warmwasser und 41,1 % mit Zentralheizung. – 2002: 225 Wohngeb.; 389 Whg., davon 66 in Geb. vor 1918, 236 in Geb. von 1918-44, 29 in Geb. von 1945-70, 36 in Geb. von 1971-78, 9 in Geb. von 1979-88 und 14 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 96,5 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 84,9 % mit WC, 81,2 % mit Bad, 59,8 % mit Warmwasser und 63 % mit Zentralheizung.b Markante Gebäude
Das Burglehn, ein dreigeschossiges Burghaus aus Feld- und Backsteinen, das vermutl. Anfang des 14. Jh. errichtet und gegen Mitte des 16. Jh. umgebaut wurde, diente später als Gefängnis und anschließend als Mietshaus.
Das wohl im 16./17. Jh. errichtete ehemalige Gutshaus in der SW-Ecke von T., das einst von allen 4 Seiten von einem Graben umgeben war, wurde vermutl. 1729 umgebaut.
Die 1723 als Fachwerkbau errichtete Begräbniskirche wurde 1836 in Stein neu gebaut.
Vor 1945 waren noch Trümmer einer Barbarakapelle an der Str. nach Muskau erhalten.
Die Hospitalkirche Heiligkreuz wurde vermutl. im Dreißigjährigen Krieg zerstört.
Auf dem Galgenberg im NO von T. ist der gemauerte Unterbau einer Richtstätte aus dem 16. Jh. erhalten.
T. wurde 1945 stark zerstört, bes. im Zentrum. Die beiden Kirchenbauten in Kreuzform aus Feldstein, die im Kern ma. Hauptkirche und die vor dieser gelegene Landkirche, die wohl im 16./17. Jh. errichtet und 1830/31 erneuert wurde, und der beiden Kirchen gemeinsame, 1781/82 tiefreifend umgestaltete W-Turm aus Backstein, das 1861 neu errichtete Rathaus in der Mitte des Marktes sowie die H am Markt fielen den Zerstörungen zum Opfer, und nur ihre Fundamente sind erhalten. – Die kath. Kirche der Gottesmutter, Königin Polens (Kościoł Matki Bożej Królowej Polski), wurde in den 1960er-Jahren errichtet.
Versicherungssumme in der Feuersozietät 1859: 149300 Tlr.c Brände und andere Zerstörungen
Brände: 1638 (gesamte Stadt mit Ausnahme der Kirche, der Schule und einiger Wohngeb.), 1737 (Rathaus, 105 Wohngeb. und 18 Scheunen), 1803, 1859.
6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge
a Zahl und Herkunft der Bewohner
1788: 829 Ew. – 1800: 871 Ew. – 1816: 1191 Ew. – 1818: 1150 Ew. – 1849: 1614 Ew. – 1871: 1592 Ew. – 1880: 1695 Ew. – 1890: 1649 Ew. – 1910: 1984 Ew. – 1925: 2330 Ew. – 1939: 2352 Ew.
1961: 1032 Ew. – 1988: 1043 Ew. – 2002: 1316 Ew. – 2011: 1342 Ew.b Bevölkerungsverluste
Pestilenz: Mehrfach im 16. Jh.
Typhus: 1813 (60 Tote), 1850-51.c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen
1552: 14 Hüfner, 13 Freihüfner, 6 Gärtner, 10 Freigärtner, 24 Fleischer, 3 Töpfer, 1 Küchler und 126 sonst. Ew.
Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 19,1 % (399 Pers.) Selbstständige, 8,5 % (178) mithelfende Familienangehörige, 9,5 % (196) Beamte und Angestellte, 62,9 % (1311) Arbeiter.
1849: 1595 Ev., 12 Kath. – 1858: 1550 Ev., 15 Kath., 8 Juden. – 1871: 1571 Ev., 15 Kath., 6 Juden. – 1885: 1617 Ev., 33 Kath., 7 Juden. – 1905: 1661 Ev., 65 Kath., 5 sonst. Christen, 5 Juden. – 1925: 2156 Ev., 138 Kath., 27 Bekenntnislose.
1849: 801 M, 810 F. – 1871: 783 M, 809 F; < 10 J.: 340. – 1885: 789 M, 868 F. – 1895: 870 M, 918 F; 17 einzeln lebende M und 52 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 1151 M, 1179 F. – 1939: 1164 M, 1188 F; < 6 J.: 10,9 %, 6-13 J.: 13,6 %, 14 bis < 65 J.: 66,2 %, ≥ 65 J.: 9,2 %.
1988: 672 M, 676 F; 0-19 J.: 36,1 %, 20-39 J.: 29,6 %, 40‑59 J.: 20,9 %, ≥ 60 J.: 13,4 %. – 2002: 658 M, 658 F; 0‑19 J.: 28,5 %, 20-39 J.: 30,6 %, 40-59 J.: 28 %, ≥ 60 J.: 12,9 %. – 2011: 663 M, 679 F.d Bevölkerungsverzeichnisse
Kb. ab 1693, seit 1945 verschollen.
Standesamtsreg. von 1875-1931 lückenhaft im APZG überliefert.e Bedeutende Persönlichkeiten
Johannes Solfa (* 1483 in T., † 1564 März 30), Arzt und Humanist, Domherr in Glogau (Głogów), Ermland, Wilna, Warschau (Warszawa), Breslau (Wrocław), Sandomir (Sandomierz) und Krakau (Kraków).
7 Sprache, Bräuche und Vereine
a Sprache und Mundart
Dt., niederlausitzer Dialekt.
Die städt. Hüfnergemeinde war ursprüngl. wend. – 1850: 0,6 % der Ew. wendischsprachig. – 1867: Keine Wendischsprachigen.
1905: 2 Poln.- und 2 Mehrsprachige.c Vereine und politische Organisationen
1873: Männer-Turnverein gegr. – 1907: Arbeiter-Turn- und Sportverein gegr. – 1920: Sportclub „Minerva“ gegr.
8 Die Wirtschaft
a Wirtschaftliche Entwicklung
Wirtschaftl. Grundlage Landwirtschaft, daneben Handwerk und Bierbrauerei. – 1381: Die T.er waren in Sorau (Żary) vom Zoll befreit. – Im 16. Jh.: 2 Zwiebelmärkte zu Galli (26. Okt.) und in der Fastenzeit. – 1558: T. erhielt das Recht des freien Wein- und Branntweinschankes, noch Ende des 18. Jh. Weinbau im S der Stadt, dann aufgegeben. – 1562: Es wurde bestimmt, das wg. des gr. Holzverbrauchs nur 2 statt wie bisher 4 Töpfereien in T. geduldet werden sollten. Töpferei im 17. und 18. Jh. recht bedeutend mit weitem Absatz, nach 1830 sehr zurückgegangen.
1786: Hauptnahrung Ackerbau, 129 Gewerbetreibende und Manufakturisten, darunter 1 Apotheker, 8 Bäcker, 1 Bader, 5 Böttcher, 10 Fleischhauer, 22 Garnweber, 1 Hutmacher, 4 Kürschner, 2 Maurer, 1 Nadler, 5 Radmacher, 1 Schlosser, 10 Schmiede, 11 Schneider, 35 Schuster, 1 Seifensieder, 4 Tischler, 6 Töpfer.
1814: Hauptgewerbe: Ackerbau, Brauerei, 152 Gewerbetreibende und Manufakturisten, darunter 1 Apotheker, 6 Bäcker, 1 Bader, 2 Barbiere, 4 Böttcher, 1 Brauer, 1 Drechsler, 1 Färber, 7 Fleischer, 1 Friseur, 2 Gastwirte, 1 Glaser, 1 Handschuhmacher, 2 Hutmacher, 3 Kaufleute, 1 Kürschner, 32 Leineweber, 2 Maurermeister, 3 Radmacher, 2 Riemer und Schlosser, 7 Schmiede, 9 Schneider, 44 Schuster, 1 Seifensieder, 1 Seiler, 5 Tischler, 4 Töpfer, 1 Wachszieher, 4 Zimmerleute. – 1818 und 1840: Ziegelei vorh.
1831: 12 gehende Webstühle in Baum- und Halbbaumwolle, 32 in Leinen, 10 in Wolle und Halbwolle.
5 Handelsgewerbe mit kaufmänn. Rechten mit offenen Läden (Gewürz- und Materialwaren 5); 16 ohne kaufmänn. Rechte (Krämer mit Kurzwaren und Nadlerkram 14, Viktualienhändler und Höker 2).
Bäcker (5 Meister/0 Gehilfen), Böttcher (6/2), Fleischer (9/0), Glaser (1/0), Grobschmiede (7/2), Hut- und Filzmacher (2/1), Kürschner (1/0), Maurer (2/3), Rade- und Stellmacher (5/2), Riemer und Sattler (4/1), Schlosser (2/0), Schneider (8/5), Schuster und Altflicker (52/20), Schwarz- und Schönfärber (2/1), Seifensieder und Lichtzieher (1/0), Seiler (2/0), Tischler (3/5), Töpfer (3/1), Zifferblattmacher (1/0), Zimmerleute (1/3). 4 Knechte und 48 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
1849: 44,8 % der Bev. berufstätig (59,1 % im Gewerbe, 14,8 % in Handel und Dienstleistungen, 26,1 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 14,8 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 3, Maurerei 8, Schornsteinfegerei 3, Tiefbau 42, Zimmerei 10), 44,3 % im Bekleidungsgewerbe (Hut- und Putzmacherei 4, Kürschnerei 3, Schneiderei etc. 16, Schusterei 82, Weißnäherei 84), 0,9 % in der chem. Industrie (Licht-, Seifen- und Ölfabrikation 3, Pharmazie 1), 1,4 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas und Keramik (Steingut etc. 6), 7,7 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Tischlerei 33 Pers.), 1,2 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Sattlerei 5 Pers.), 6,8 % in Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik und Optik (Maschinenbau etc. 15, Uhren 1, Wagenbau 13), 5,4 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 8, Brauerei 3, Schlachterei 12), 0,2 % in der Papierherstellung (Buchbinderei 1 Pers.), 17,3 % im Textilgewerbe (Posamentiererei 1, Seilerei 3, Spinnerei 2, Weberei 63, Zubereitung etc. 5).
1880: Schuhmacherei, Weberei. – 1891: Erste Glashütte 1 km n, Betrieb mehrfach neu eingerichtet bzw. umgestellt. – Um 1910: Essig-, Flaschen- und Glas- und Seifenfab., Mühlen, Sägewerk, Weberei; 6 Flachs-, Kram- und Pferde/Viehmärkte. 2 Braunkohlegruben auf der Gemarkung im S, mehrere im N bei Teuplitz (Tuplice). – In der Zwischenkriegszeit Entwicklung als Naherholungsort und Sommerfrische. – Um 1939: Braunkohlegruben, Glasindustrie, Hohlglasfab., Mühlen, Sägewerke.
1939 lebten 14,2 % (296 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von Handel und Verkehr, 61,6 % (1289) von Industrie und Handwerk, 15,6 % (325) von der Land- und Forstwirtschaft und 8,3 % (174) von sonst. Berufen.
Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 92, 5 bis < 10 ha: 27, 10 bis < 20 ha: 13, 20 bis < 100 ha: 4.
Nach 1945 Wiederinbetriebnahme der Glashütte und des Braunkohleabbaus.
Um 2000: Glasfab. – Betriebsgrößen 2017: 0‑9 Beschäftigte: 116, 10-49: 7.b Organisationsformen der Wirtschaft
1587: Protokollbuch der Fleischer. – 1591: Bäckerprivileg. – 1595: Schneiderbuch. – 1634: Innungssiegel der Töpfer.
Innungsprivilegien: Tuchmacher (1669), Leineweber (1673), Rad- und Stellmacher (1682), Böttcher, Schuster und Tischler (1683), Seiler (1689), Fleischer (1698).
1938: Zweigstelle der Hauptsparkasse der Niederlausitz, Vorschuss-Verein T.c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland
1818: T. lag an der Strecke der Botenpost von Sorau (Żary) nach Muskau. – 1849: 1 Fuhrwerker mit 10 Pferden.
2018 Busverbindungen u.a. nach Lugknitz (Łęknica) und Sorau über Linderode (Lipinki Łużyckie).d Bedeutung der Stadt für ihr Umland
T. war spätestens seit dem 14. Jh. Mittelpunkt einer kl. Herrschaft, die 1818 9 Amts- und 3 Vasallendörfer sowie 2 Kolonien, 2 Mühlen und 2 VW, zusammen 578 H und 3228 Ew., umfasste. – 1558: T. erhielt das Privileg, dass alle Amts- und Vasallendörfer der Herrschaft T. Bier aus T. beziehen sollten. – Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen ohne regionale Bedeutung.
Um 2000: Lokales Dienstleistungszentrum.
9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt
a Stadtrecht
Verleihung des Stadtrechts nicht bekannt.
1945: Verlust des Stadtrechts.b Politische und Verwaltungsstrukturen
1558: Bgm. und Rat, Privileg wegen des Rathauses, Ratsweinkeller, Scherladen und Waage. – 1562: T. erhielt ein umfangreiches Privileg, das u.a. die Befreiung der Bgm. und Ratmannen von Diensten, Hofarbeit und Wachen, Verpflichtung der Bg. zu bestimmten Diensten, die Zahlung von 40 Mk Jahresrente, die Befugnis des Rats, Geburtsbriefe auszustellen und das Bürgerrecht zu verleihen, gewährte. – 1624: Bestätigung der Privilegien. – Magistrat 1765: Bgm., Stadtrichter, 3 Ratmannen. – 1784: 5 oder 6 Stadtgeschworene. – 1849: 3 Kommunalbeamte. – 1883: 4 Magistratsmitgl., 9 Stadtverordnete. – 1928: Magistrat: Bgm., Stellvertreter, 3 Ratmänner; 13 Stadtverordnete.
c Gerichtsbarkeit
1318: Mgf. Woldemar gestattete den Städten Crossen (Krosno Odrzańskie), Guben, Sagan (Żagań), Sommerfeld (Lubsko) und T., dass von der eigenen Stadt Geächtete auch in anderen Städten von Richtern und Schöffen gerichtet werden konnten. – 1562: T. erhielt das Privileg, dass im Rathaus jährl. 3 Gedinge zu halten waren. – Ab 1634: Herrschaftl. Justizkanzlei in Sorau (Żary). Der Rat besaß nur polizeil. und freiwillige Gerichtsbarkeit. – 1840: L.- und St.-Gericht Sorau. – 1849: Kr.-Gericht Sorau, Gerichts-Deputation T.; 6 Zivilbeamte in der Rechtsverwaltung. – 1879-1945: Amsgericht T. (Unterbrechung 1932/33). – 1938: 2 Rechtsanwälte.
2018: Amtsgericht Sorau (Sąd Rejonowy w Żarach).d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden
1818: Postwärteramt vorh. – 1849: 4 Zivilbeamte in der allgemeinen Landesverwaltung. – 1874: Standesamt. – 1880: Telegraf. – 1910: Telefon vorh.
1984: T. war Sitz einer Ortschaft (Gromada). – 2019: T. ist Sitz einer Landgemeinde, die mit T. 28 Ortschaften umfasst.
10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit
a Stadt- und Landesherren
1319: Vermutl. kam T. nach dem Aussterben der Askanier an Hz. Heinrich von Jauer. – 1346: T. fiel an die Krone Böhmen. – 1620/35: Sachsen, Kr. Guben. – 1815: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O. – Ab 1816: Kr. Sorau (Żary).
1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Breslau (Wrocław), Kr. Sorau (Żary). – 1950-98: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra). – 1950-75: Kr. Sorau. – Seit 1999: Wojewodschaft Lebus (Województwo lubuskie), Kr. Sorau.b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen
1945 Feb.: Eroberung durch die Rote Armee, dabei T. zu 85 % zerstört. Flucht und Vertreibung der dt. Bev.
11 Die Wehrverfassung
a Wehrhoheit und Wehrpflicht
1427: Wehrhoheit landesherrl. beim Aufgebot gegen die Hussiten. – 1840: Landwehr-Rgt. Nr. 12, Btln. Nr. 3. – 1910: Bezirkskommando Guben.
b Wehrverbände
Schützengilde vor 1714.
c Garnison
1849: Keine Militärpers. – 1858: 3. – 1905: Keine.
12 Die Wahrzeichen
a Siegel
Ein Siegel aus der 1. Hälfte des 16. Jh. (35 mm) zeigt das Wappen der Herren von Biberstein, ebenso ein Siegelstempel aus der Mitte des 16. Jh. (26 mm) mit der Umschrift: „S ∙ S CIVITATIS TRIBVLENCIS“.
b Wappen
In Gold eine rote Hirschstange, das Wappen der Fam. von Biberstein.
13 Das Münz- und Finanzwesen
b Städtischer Haushalt
1562: 40 schwere Mk Jahresrente an den Grundherrn. –Ausschank und Handel von Wein und Brandwein nur im Ratskeller, der Rat erhielt ebenf. das Privileg über Waage und Scherhaus. In diesem Jahr wurden der Stadt u.a. folgende Einnahmen bestätigt: Gewandschnitt, Salzgeld, der Bäcker- und Schusterzins und die Zinsen von Scheunen und Malzhäusern sowie einige Ländereien. – 1883: Zuschläge zur Staatsgeb-, Staatsgrund- sowie Staatsklassen- und klassifizierten Einkommenssteuer, Hundesteuer; Einnahmen: 12000 Mk; Ausgaben: 12000 Mk. – 1911: 185 % der Staatseinkommenssteuer und 230 % der staatl. veranlagten Geb.-, Gewerbe. und Grundsteuer, 46 % der Betriebssteuer, Bier-, Brau- oder Braumalz‑, Hunde-, Lustbarkeits- und Umsatzsteuer; Einnahmen: 50681 Mk; Ausgaben: 48408 Mk; Vermögen: 26696 Mk; Schulden: 103010 Mk; Stiftungsvermögen: 5883 Mk.
14 Das Gebiet der Stadt
a Stadtfläche
Die Feldmark in der älteren Lit. ohne Jahresangabe mit 28¾ Hufen angegeben. – Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 800 mrg. Acker, 25 mrg. Gärten etc., 200 mrg. Wald, 50 mrg. Wiesen. – 1869: 2227 mrg. (Domäne T.: 1484 mrg.). – 1885: 569 ha. – 1900: 569 ha (Domäne T.: 368 ha). – 1931: 1406,8 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 6,86 Mk).
d Eingemeindungen
Domäne T. (1910: 109 Ew., Brennerei) mit 2 Mühlen, 2 VW und 2 kl. Kolonien (200 Ew.), 1929 mit T. vereint, ebenso ein Teil des Staatsforstes Sorau (Żary). – Wohnplätze 1931: Bhf. T., Ausbau Eiserwald, Harmuths Berg (= Bergschlößchen), Hintermühle, Vordermühle, Kolonien Reichersdorf (= Paradies) und Tannicht, VW Reichersdorf und Tannicht.
15 Das Kirchenwesen
a Katholische Kirche
Bst. Meißen, Sedes Forst 1494 (1346), in diesem Jahre 4 Altare gen. – Ab 1447: Pfarrerliste. Die Pfarrkirche (angebl. Unserer Lieben Frauen Kirche) 1451 und 1520 erw., die Heiligkreuzkapelle am Gubener Tor war sicherl. Hospitalkapelle. In der 2. Hälfte des 16. Jh. (angebl. 1560) Errichtung der wend. Kirche für die Landgemeinde, die 11 Orte umfasste.
1885: Zu Muskau/Schlesien.
1976: Die Kirche der Gottesmutter, Königin Polens (Kościół Matki Bożej Królowej Polsk) im Dekanat Lugknitz (Łęknica) als Pfarrei errichtet. – Seit 1972 bzw. 1992: Bst. Grünberg-Landsberg (Diecezja zielonogórsko-gorzowska).b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften
Nach 1550: Reformation. – 1561: Erster ev. Geistlicher erw. – Seit 1571: 2. Pfarrstelle (Diakonus). – Von 1828‑87: Mit dem Diakonat war das Rektorat an der Stadtschule verbunden. – 1928: Ev. Stadtkirche und ev. Landkirche, 2 ev. Pfarrer.
c Juden
1855: 9 Juden. – 1905: Filia von Forst, 4 Juden.
16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen
a Wohlfahrtspflege
Die im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Heiligkreuzkirche diente vermutl. als Hospitalkirche. – 1688: Apothekerprivileg. – 1849: 2 Zivilärzte, 3 geprüfte Hebammen, 1 Apotheker. – Um 1860: 1 Spital für erwerbsunfähige Alte vorh. – 1911: Armenanstalt und Krankenhaus vorh. – 1916: 1 Schwester der Gemeindekrankenpflegestation vom Vaterländischen Frauenverein Sorau (Żary) gestellt. – 1928: Diakonissenstation vorh. – 1938: 1 Apotheke; 2 Ärzte, 1 Zahnarzt, 2 Dentisten, 1 Tierarzt.
2018: 1 Gesundheitszentrum, 1 Apotheke.b Versorgungseinrichtungen
1890: Freiwillige Feuerwehr gegr. – 1911: Feuerlöschanstalt vorh.
1899: Beginn des Baus der Wasserversorgung.
1910: E‑Quelle vorh. – 1938: E-Werk vorh.
1911: 0,5 ha Friedhof mit Kapelle und Leichenhalle vorh.
2002: 97,3 % aller Geb. an die Wasserversorgung und 92,5 % an die Kanalisation angeschlossen.
2018: Freiwillige Feuerwehr vorh.c Freizeiteinrichtungen
1831: 1 Gasthof für die gebildeten Stände, 1 Krug und Ausspannung, 16 Schankwirte. – 1849: 2 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 1 Krug und Ausspannung, 20 Schankwirte; 4 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtschaften spielten. – 1911: Flussbadeanstalt vorh. – 1928: 1 Freiluftschwimmbad, 1 behelfsmäßiger Spiel- und Sportplatz, 1 Tennisanlage, 1 Turn-Spiel und Sportplatz, 1 Wintersportanlage. – 1938: 4 Gast- und Logierhäuser, 1 Gaststätte.
2017: 1 Motel vorh. – 2018: 1 Fußballplatz vorh.
17 Das Bildungswesen
a Schulen
1562: T. erhielt das Privileg, zusammen mit den Pfarrern einen Schulmeister anzustellen. – 1849: 1 Elementarschule. – Ab 1850: Zusätzlich 1 kl. Privatschule. – 1871: 3,5 % der Bev ≥ 10 J. Analphabeten. – 1911: 1 Volksschule und 1 gewerbl. und kaufmänn. Fortbildungsschule. – 1928: Kleinkinder- und Volksschule.
2018: Je 1 öfftl. Vor-, Grund- und Mittelschule.b Kulturelle Einrichtungen
1941: „T.er Lichtspiele“, 250 Plätze/1 x pro Woche, gegr. 1910.
Kultur- und Bibliothekszentrum: Seit 2015 (2016: 3060 Bde.).
18 Das Pressewesen
a Verlage und Druckereien
1714: Einrichtung einer Druckerei durch den Pastor Heinze. – 1849: 1 Buchbinder. – 1938: 1 Buchdruckerei.
b Zeitungen und Zeitschriften
Forster Wochenblatt: Wochenblatt für die Städte Forst, Pförten, T. und die benachbarte Gegend, Forst (1842 Okt.–1892 Juni erm.). – Generalanzeiger für Forst: für Forst, Pförten, T. und Umgebung, Forst (1907-15 erm.). – T.er Anzeiger (ab 1902, 2x wöchentl.), ab 1923 vereinigt mit: Sorauer Tageblatt: verbunden mit T.er Anzeiger. Wochenblatt für T., Teuplitz, Groß-Särchen und Umgebung, Sorau (1923-44 Juni erm.).
19 Literatur zur Stadtgeschichte
a Bibliografien
Lehmann, Bibliographie Niederlausitz, 1928, S. 174; 1954, S. 176.
c Gesamtdarstellungen
J. G. Worbs, Geschichte der Herrschaften Sorau und T., 1826. – DSB 1, 1939, S. 663f. – KDM V 6, Kr. Sorau, 1939, S. 239-248. – HOL Niederlausitz 2, S. 419-429, 1979.
20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen
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