1 Der Name der Stadt
1278: Nova Berlyn (CDB I 18, S. 63). – 1298: Berlin. – 1337: Nova Berlin, Berlin. – 1364: Nygen Berlin, Nigenberlin. – 1373: Nuwen Berlin. – 1399: Berline. – 1413: Barlin. – Um 1455: Nyen Berlin. – 1499: Berliniken, Berlinken und Berlinicken. – 1529: Berlynken. – 1546, 1560, 1564: Berlinichen. – 1733: Berlinicken. – 1800: Neu-Berlin oder Berlinchen. – 1939: Berlinchen.
1945: Berlinek. – 1946, 2019: Barlinek.
2 Die Lage der Stadt in der Landschaft
a Naturräumliche Lage
In einem am Plönesee beginnenden breiten Talzug, der von der Plöne (Płonia) und dem Nipperwitzsee (Jezioro Barlineckie) sowie anderen kl. Seen ausgefüllt wird. Höhe: 58 m.
b Verkehrslage
Das ein fast unüberwindl. Verkehrshindernis bildende, in s bzw. sö Richtung verlaufende Tal der zur Ostsee fließenden Plöne (Płonia) verengt sich unmittelbar oberhalb von B., was hier den Übergang der Str. von Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) nach Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski) über das Flusstal ermöglicht. Durch B. führte der Handelsweg nach Danzig (Gdańsk), im 18. Jh. wurde die Postverbindung von Landsberg/W. nach Stargard über B. geführt. Die Chaussee von Dölitz (Dolice) in Pommern nach Landsberg über B. wurde 1849 fertiggestellt. Anschluss an die Stargard-Küstriner Eisenbahn über Glasow (Głazów) 1883, Verlängerung nach Arnswalde (Choszczno) 1898.
1945 der Bhf. abgebrannt und die Gleise demontiert. 1948 Wiederinbetriebnahme der Verbindung nach Arnswalde und Soldin (Myślibórz), der Abschnitt nach Friedeberg/Nm (Strzelce Krajeńskie) wurde nicht wieder in Betrieb genommen. Seit 1991 ist die Strecke für den Personenverkehr geschlossen. B. liegt heute an der Wojewodschaftsstr. (DW) 151 von Schivelbein (Świdzin) nach Landsberg/W. und der Wojewodschaftsstr. (DW) 156 von Lippehne (Lipiany) nach Salzkossäthen (Kleśno).
3 Der Ursprung der Ortschaft
a Vorbesiedlung
Auf dem Blocksberg ca. 1,5 km nö der Stadtkirche befanden sich ein slaw. Burgwall und slaw. Siedlungen.
b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung
Die slaw. Burg gehörte vermutl. zur poln. Kastellanei Zantoch (Santok). Bereits vor der Stadtgründung bestand hier eine Mühle, die dem Lokator zu Lehnrecht verliehen worden war.
4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft
b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt
1278 Jan. 25 übergaben die Mgf. Albrecht III. und Otto V. dem Heinrich Toyte, Lehnpächter der bereits vorh. Mühle (Vormühle), ihre Stadt B. zur Lokation. Dafür sollte dieser ein Drittel der landesherrl. Gefälle und das Schulzenamt erhalten. – B. war immer Immediatstadt.
c Rechtsbezeichnungen der Stadt
1317: civitas. – 1346: opidum. – 1499: stettlin. – 1800, 1939: Stadt.
1946, 2019: Stadt.
5 Die Stadt als Siedlung
a Topografische Entwicklung
B. wurde im Anschluss an einen slaw. Burgwall planmäßig mit elliptischem Grundriss (460 x 330 m) angelegt. Rippensystem mit Richtstr., die entlang dem See in sw Richtung verläuft und geradlinig die beiden Tore verbindet, Nebenrichtstr. als Rückgrat. Die 5 Querstr. teilen den Stadtraum in zieml. regelmäßige Baublöcke. Der Platz für Markt und Kirchplatz wurde durch Aussparen je eines Baublocks gewonnen. Eine 3. Längsstr. an der Höhe, die Bergstr., wurde wohl nachträgl. angelegt; 1650 die Außenseite noch unbebaut. Die Stadtanlage möglicherweise nach dem Brand 1665 verändert. – Die Stadt war mit einer Mitte des 14. Jh. bez. Feldsteinmauer mit Backsteintürmen umgeben, die 1795 noch zu zwei Dritteln bestand, das restl. Drittel war mit Palisaden ausgebessert. Damals an der Innenseite der Mauern 11 sog. Winkelhäuser, deren Hintertüren aus der Stadt herausführten. Um 1800 die Wälle und Gräben eingeebnet und in Gärten verwandelt. 2 Haupttore, das Soldiner und das Mühlentor, zum See zwei Wassertore. Vor den 2 Haupttoren Vorstädte, vor dem Soldiner Tor vor allem Wirtschaftsgeb. der Bg. und vorwiegend hölzerne Geb., in denen 1679 36 Fam. wohnten. Seit Mitte des 19. Jh. Abtragung der Stadtmauern, 1828 wurde das Mühlentor beseitigt, 1882 das Soldiner Tor bis auf den Unterbau, die beiden Wasserpforten um 1800. – Stadterweiterung über die Stadtmauer hinaus erfolgte erst ab 1850. 1898 der Bhf. von der Höhe ins Tal verlegt, im Anschluss an den Bhf. entstand eine NS an der Bernsteiner Str. 1911 wurde eine Kleingartenkolonie auf der Holzablage am B.er See am Weg nach Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski) angelegt. 1919 Planung einer Wohnsiedlung auf dem Hohlen Grund durch den Magistrat. Die Siedlung wurde in den 1920er-Jahren durch die B.er gemeinnützige Siedlungsgesellschaft mbH errichtet. 1933 Beginn des Baus einer neuen Wohnsiedlung n des Bhf. Damals bestand B. aus der AS mit der Vorstadt an der Landsberger Str. und der NS an der Bernsteiner Str.
Nach WK II wurde B. wiederauf- und umgebaut. Im S der Stadt befinden sich moderne Großsiedlungen und Familienhäuser, die Gewerbegebiete befinden sich im W und N von B.
1641: 56 Brauhäuser; 150 Buden. – 1660: 40 bew. Brauhäuser; 68 bew. Buden; 69 H wüst und 29 ruiniert. – 1719: 142 H mit Ziegel-, 54 mit Strohdach; 11 wüste Stellen. – 1720: 215 Parzellen in 17 Blöcken innerhalb der Stadtmauern. – 1741: 206 H. – 1795: 273 H. – 1801: 265 H mit Ziegel-, 2 mit Strohdach (6 massive H, ansonsten zweistöckige Fachwerkhäuser); 80 Scheunen; 4 wüste Stellen. – 1818: 273 Feuerstellen. – 1849: 401 Wohngeb; 50 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 584 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1858: 417 Wohngeb. – 1871: 367 Wohngeb. – 1885: 379 Wohngeb.; 1181 Haushltg. – 1905: 449 Wohngeb. – 1925: 582 Wohngeb.; 1817 Haushltg. – 1939: 2430 Haushltg.
1950: 492 Wohngeb.; 1151 Whg. – 1960: 587 Wohngeb.; 1498 Whg. – 1970: 1990 Whg. – 1988: 3695 Whg., davon 519 in Geb. vor 1918, 698 in Geb. von 1918-44, 558 in Geb. von 1945-70, 908 in Geb. von 1971-78 und 1012 in Geb. von 1979-88; 99,1 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 93,4 % mit Anschluss an das Gasnetz, 90,5 % mit WC, 88 % mit Bad, 85,7 % mit Warmwasser und 76,1 % mit Zentralheizung. – 2002: 943 Wohngeb.; 4472 Whg., davon 410 in Geb. vor 1918, 695 in Geb. von 1918-44, 607 in Geb. von 1945-70, 911 in Geb. von 1971-78, 1073 in Geb. von 1979-88 und 699 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 100 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 97,8 % mit Anschluss an das Gasnetz, 98,4 % mit WC, 96,1 % mit Bad, 71,8 % mit Warmwasser. – 2016: 4961 Whg.; 99,6 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 93,1 % mit Anschluss an das Gasnetz, 99,3 % mit WC, 98,3 % mit Bad, 90,7 % mit Zentralheizung.b Markante Gebäude
Stadtkirche, auf Anhöhe nahe dem See, vermutl. aus dem 14. Jh. Dreischiffige Hallenkirche mit polygonalem Chor und quadratischem W-Turm. Der untere Teil der Mauern aus Granitquadern, der obere aus Ziegeln, 1665 abgebrannt, 1670 wiederaufgebaut, 1709 erneut abgebrannt, Kirchturm 1719 wiedererrichtet, aber erneut zerstört und 1726 wiedererrichtet, um 1853 neu erbaut. – Rathaus freistehend auf dem Marktplatz, 1619 erw., 1693 ein neuer Bau von Privatpers. mit Rechten des Rates errichtet, 1852 abgebrannt, das Grundstück nach dem Brand vom Rat erworben und unbebaut gelassen. Später ein Verwaltungsgeb. an der Richtstr. errichtet. – Georgspital vor dem Mühlentor, ma. Bau verschwunden, aktueller Bau von 1834. – Stadtmauerfragmente aus dem 14./15. Jh.
c Brände und andere Zerstörungen
Brände: Kurz vor 1499, 1576, 1577, 1608, 1617 (Rathausbrand), 1629, 1630 (dabei wurde das Rathaus mit allen Urk. zerstört), 1665 (72 Geb., darunter Kirche und Schule), 1672 (69 Geb.), 1674, 1708 (43 Geb.), 1709 (22 Wohngeb.), 1849, 1852 (u.a. Kirche und Rathaus).
Versicherungssumme in der Feuersozietät 1763: 47450 Tlr. – 1801: 339557 Tlr. – Um 1859: 456500 Tlr. und 20000 Tlr. bei priv. Versicherungen.
6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge
a Zahl und Herkunft der Bewohner
1623: 259 Bg. – 1641: 206 Ew. – 1660: 141 Bg. – 1679: 221 Familienoberhäupter in der Stadt und 36 in den Vorstädten. – 1719: 224 Wirte. – 1750: 1653 Ew. – 1795: 1589 Ew. – 1801: 1834 Ew. – 1818: 2188 Ew. – 1849: 4326 Ew. – 1858: 4563 Ew. (zusätzl. 4 Militärpers.). – 1871: 4756 Ew. – 1880: 4973 Ew. – 1890: 5405 Ew. – 1910: 6194 Ew. – 1925: 6535 Ew. – 1939: 7547 Ew.
1945 Dez. 1: 805 Ew. – 1946: 2686 Ew. – 1950: 4390 Ew. – 1961: 6839 Ew. – 1970: 9040 Ew. – 1978: 11368 Ew. – 1988: 14033 Ew. – 2002: 14474 Ew. – 2011: 14353 Ew. – 2017: 13853 Ew.b Bevölkerungsverluste
Pest: 1625 (470 Tote).
Cholera: 1831, 1855 (250 Tote).c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen
1660: 245 Wirte, davon 141 mit Bürgerrecht, 53 ohne und 51, die der Armenhilfe unterlagen. – 1719: 224 Wirte, 409 Kinder und 83 Dienstboten. – 1800: 206 Herren und Meister, 79 Gesellen, 54 Lehrlinge. – 1750: 336 M, 436 F, 334 Söhne, 333 Töchter, 28 Gesellen, 42 Knechte, 56 Jungen, 108 Mägde. – 1801: 401 M, 460 F, 352 Söhne, 372 Töchter, 71 Gesellen, 34 Knechte und Diener, 60 Jungen, 84 Mägde. – Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 13 % (833 Pers.) Selbstständige, 4,8 % (310) mithelfende Familienangehörige, 13,8 % (887) Beamte und Angestellte, 68,4 % (4406) Arbeiter.
1849: 4178 Ev., 21 Kath., 123 Juden. – 1858: 4389 Ev., 16 Kath., 158 Juden. – 1871: 4495 Ev., 118 Kath., 5 sonst. Christen, 138 Juden. – 1885: 4715 Ev., 21 Kath., 215 sonst. Christen, 125 Juden. – 1905: 5713 Ev., 68 Kath., 143 sonst. Christen, 71 Juden. – 1925: 6117 Ev., 124 Kath., 40 Juden, 27 Bekenntnislose.
1849: 2168 M, 2154 F. – 1871: 2295 M, 2461 F; < 10 J.: 1218. – 1885: 2456 M, 2620 F. – 1895: 2815 M, 2938 F; 1 aktive Militärpers.; 40 einzeln lebende M und 79 F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 3176 M, 3359 F. – 1939: 3596 M, 3951 F; < 6 J.: 12 %, 6-13 J.: 14,6 %, 14-64 J.: 63,5 %, ≥ 65 J.: 9,9 %.
1950: 2079 M, 2311 F. – 1970: 4588 M, 4452 F. – 1978: 5676 M, 5692 F. – 1988: 6957 M, 7076 F; 0-19 J.: 38,1 %, 20-39 J.: 33,3 %, 40-59 J.: 19,2 %, ≥ 60 J.: 9,2 %. – 2002: 7083 M, 7391 F; 0-19 J.: 26,9 %, 20-39 J.: 29,3 %, 40 59 J.: 30,6 %, ≥ 60 J.: 13,2 %. – 2011: 7017 M, 7336 F. – 2015: 6807 M, 7246 F; 0-14 J.: 14,5 %, 15-64 J.: 69,8 %, ≥ 65 J.: 15,7 %. – 2017: 6715 M, 7138 F; 0-14 J.: 14,3 %, 15 64 J.: 67,8 %, ≥ 65 J.: 17,9 %.d Bevölkerungsverzeichnisse
Ev. Kb. ab 1665 (seit 1945 verschollen). – Ev. Kb.-Duplikate von 1839-74 lückenhaft im APS; von 1860-67 im APG und von 1839-70 lückenhaft im FHL Utah. – Ev. Kb. von 1859-1935 lückenhaft im APG.
Standesamtsreg. von 1874-1927 lückenhaft im APG. – Index zum Standesamtsreg. von 1874-95 lückenhaft im APG; von 1874-1938 lückenhaft im LAB; von 1906-44 lückenhaft im StadtA Soldin (Myślibórz); von 1945 im StadtA B.
Kb.-Duplikate der Baptisten von 1851-74 lückenhaft im APG.
Jüd. Kb. von 1770-1874 in der Deutschen Zentralstelle für Genealogie im StA Leipzig.
Jüd. Standesreg. von 1825-46 daselbst; von 1847-74 lückenhaft im APG und von 1770-1874 lückenhaft im FHL Utah.
Militärkb. des Dragoner-Rgt. Nr. 3 von 1772-1808 lückenhaft im FHL Utah.
Kreisadressbuch des Kr. Soldin/Nm 1925, 1931.e Bedeutende Persönlichkeiten
Johann Gottfried Hempel (* 1752 Okt. 2 in B., † 1817 Mai 24 in Berlin), dt. Mediziner, Pharmazeut und Fabrikant. – Bert(h)old Lasker (* 1860 Dez. 30 in B., † 1928 Okt. 19 in Berlin), dt. Schachmeister, Arzt und Schriftsteller. – Emanuel Lasker (* 1868 Dez. 24 in B., † 1941 Jan. 11 in New York), dt. Schachspieler, Mathematiker und Philosoph. – Bruno Jablonsky, auch Jablonski (* 1892 Aug. 27 in B., † 1978 Apr. 21), dt. Luftfahrtpionier, Erfinder und brit. Unternehmer.
7 Sprache, Bräuche und Vereine
a Sprache und Mundart
Dt., ostmärk. Dialekt.
1905: 14 Polnischsprachige, 10 Anders- oder Mehrsprachige.c Vereine und politische Organisationen
1865: Männer-Turnverein gegr. – 1904: Freier Turn- und Sportverein Jahn gegr. – 1922: Sportklub B. gegr.; Sportklub Wacker gegr. – 1923: Deutsche Freischar gegr. – In den 1920er-Jahren: 3 Gesangvereine, 2 Turnvereine und 2 Kombattantenvereine; insg. 32 gesellschaftl. Organisationen.
1946: Pogon B. gegr. – 2016: 4 Sportvereine.
8 Die Wirtschaft
a Wirtschaftliche Entwicklung
Wirtschaftl. Grundlage der Stadt waren Ackerbau, Viehzucht und Gewerbe. – 1403: Der DO kaufte die neue Mühle in B. mit dem Pachtrecht in Höhe von 7 Wispeln, 8 Scheffeln. Aus den anderen beiden Mühlen in B. bezog der DO 20 Wispel. – Anfang des 17. Jh.: 3 Wassermühlen (die Lohmühle, die seit 1589 auch als Sägemühle diente; die Ratsschneidemühle, die vor allem als Walkmühle aber auch als Sägemühle genutzt wurde; die Vormühle). – 1711: Unterhalb der Lohmühle wurde eine weitere Walkmühle errichtet. – 1733: Privilegierung der Papiermühle, die 1800 7 Mitarbeiter beschäftigte und Papier vor allem im Land, aber auch nach Schweden verkaufte. 1842 wurde in ihr die erste Dampfmaschine in B. montiert. 1868 Einstellung der Produktion und Umwandlung in eine Getreidemühle. – Um 1800: 5 Mühlen: Die Kirchenmühle am Stadtfließ, die Mahlmühle am Tor (zum Amt Karzig [Karsko]), die Privat-Papiermühle, die Ratsschneidemühle am Ursprung der Plöne (Płonia), die Privat-Walkmühle. – Im 17. Jh.: 3 Krammärkte und 1 Viehmarkt (am Lorenztag). – Um 1800: 4 Kram-, Vieh- und Pferdemärkte, die 2 letztgen. bes. wichtig. – Mitte des 18. Jh. wurden in B. 8 Tuchmacherfam. aus Polen angesiedelt, die eigene Werkstätten eröffneten und mithilfe der Kammer ein Wollspinnerhaus und ein Wollmagazin errichteten. Ende des 18. Jh. waren bereits 65 Tuchmacherwerkstätten und 3 Leinwandwerkstätten tätig. 1763: 62 Tuchmacher. – 1790: 59. – Bis 1850: Tuchmacherei eingegangen. – Um 1750: Pflanzung von 150 Maulbeerbäumen beim Stadthof, Zucht von Seidenspinnern bis zur 1. Hälfte des 19. Jh. populär. 1795: 100 Bäume in der Maulbeerplantage. – 1795: 2 Apotheker (die zgl. mit Materialwaren handelten), 1 Eisenkrämer, 9 jüd. Geschäftsleute, 1 Materialist, 3 Tuchhändler und Gewandschneider.
Haupterwerb um 1800: Ackerbau, Brauerei, Brennerei, Tuchmacherei, Viehzucht und andere städt. Gewerbe. Brauerei und Brennerei im Niedergang, nur 25 von 62 Brauhäusern und 44 von 62 Branntweinblasen in Betrieb.
1800: 58 Ackerbg., 2 Apotheker, 8 Bäcker, 1 Barbier, 1 Beutler, 7 Böttcher, 72 Branntweinbrenner, 22 Brauer, 1 Buchbinder, 3 Dammastweber, 2 Drechsler, 1 Eisenkrämer, 22 Eximierte, 2 Färber, 2 Fischer, 4 Fleischer, 1 Friseur, 1 Gärtner, 2 Gastwirte, 5 Gewandschneider, 2 Glaser, 2 Hebammen, 7 Höker, 6 Hufschmiede, 1 Hutmacher, 1 Knopfmacher, 1 Kunstpfeifer, 1 Kupferschmied, 2 Kürschner, 5 Leineweber, 4 Lohgerber, 3 Materialisten, 1 Maurer, 1 Müller, 1 Nagelschmied, 3 Radmacher, 1 Papiermacher, 1 Riemer, 1 Sattler, 1 Schneidemüller, 14 Schneider, 2 Schlosser, 1 Schornsteinfeger, 46 Schuhmacher, 1 Seifensieder, 2 Seiler, 29 Spinner, 1 Stellmacher, 1 Tabakspinner, 5 Tischler, 7 Töpfer, 39 Tuchmacher, 1 Tuchscherer, 1 Tuchwalker, 1 Weißgerber, 1 Ziegelstreicher, 5 Zimmerleute.
1831: 2 Lohmühlen, 3 Ölmühlen mit 4 Pressen, 1 Papiermühle mit 4 Bütten, 2 dt. Sägemühlen mit 1 Gatter, 1 Walkmühle, 3 Wassermühlen mit 5 Mahlgängen; 32 gehende Webstühle für Wolle und Halbwolle, 12 für Leinen, als Nebenbeschäftigung 1 gehender Webstuhl für Leinen und 11 für grobes Wollzeug; 1 Ziegelei (seit Beginn des 18. Jh. erw.).
13 Handelsgewerbe mit kaufmänn. Rechten (4 Ausschnitthandel, 9 Gewürz , Material- und Spezereiwarenhandel); 23 Handelsgewerbe ohne kaufmänn. Rechte (2 Höker und Viktualienhändler, 2 Krämer mit Kurzwaren und Nadler, 19 herumziehende Krämer).
Bäcker (10 Meister/4 Gehilfen), Böttcher (7/6), Buchbinder (2/0), Drechsler (7/4), Fleischer (7/3), Gerber (8/9), Glaser (2/2), Grobschmiede (7/8), Hut- und Filzmacher (1/1), Kammmacher und Bürstenbinder (2/0), Maler (1/0), Maurer und Steinmetze (1/28), Putzmacher(innen) (4/0), Rad- und Stellmacher (4/2), Riemer und Sattler (4/0), Schlosser (5/3), Schneider (13/4), Schuh- und Pantoffelmacher sowie Altflicker (64/41), Schwarz- und Schönfärber (4/6), Seifensieder (1/0), Seiler und Reepschläger (4/2), Tischler etc. (15/9), Töpfer und Ofenfabrikanten (3/0), Tuchscherer und Tuchbereiter (2/3), Zimmerleute (1/8).
55 Dienstmädchen sowie 29 Knechte und 22 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
1849: 47,7 % der Bev. berufstätig (62,4 % im Gewerbe, 11 % in Handel und Dienstleistungen [u.a. 3 Weinhandlungen], 26,6 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 33,3 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 1 Pers., Glaserei 8, Malerei 6, Maurerei 57, Schornsteinfegerei 2, Tiefbau 330, Zimmerei 30); 41,4 % im Bekleidungsgewerbe (Handschuhmacherei 2, Hut- und Putzmacherei 6, Kürschnerei 1, Schneiderei etc. 24, Schusterei 106, Weißnäherei 395); 0,2 % in der chem. Industrie (Licht-, Seifen- und Ölfabrikation 1, Pharmazie 1); 0,2 % in der Eisen-, Stahl- und Metallverarbeitung (Kupferverarbeitung 2); 5,1 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Flecht- und Korbwaren 1, Sägewerk 9, Tischlerei 56); 3,1 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Lederverarbeitung 31, Sattlerei 9); 2,1 % im Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau etc. 11, Uhren 1, Wagenbau 15); 5,7 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 20, Brauerei 9, Brennerei 2, Genussmittel 1, Müllerei 29, Schlachterei 12); 4,1 % in der Papierherstellung (Papiermühlen 51, Buchbinderei 2); 1,5 % in der Herstellung von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Kalkbrennerei etc. 12, Steingut 7); 3 % im Textilgewerbe (Seilerei 6, Spinnerei 7, Weberei 17, Zubereitung etc. 9).
1855: 1 Fab. zur Papierherstellung mit über 50 Beschäftigten. – Seit Mitte des 19. Jh.: Pflugfab., die vor WK I nach Russland und dem Balkan exportierte. – Seit der 2. Hälfte des 19. Jh.: 2 gr. Holz- und Möbelwerke.
1880: Ackerbau, Böttcherei, Eisengießerei, Gerberei, Pferdemärkte, Stärkefab. – 1890: Gerberei, Pferdemärkte, Pflug- und Fassfab., Schuhmacherei. – Um 1910: Bahnmeisterei, eisenhaltige Quellen, Fab. zur Herstellung von Pflügen, Stühlen und Fässern, Gerberei, Getreide-, Holz- und Wollhandel, Holzindustrie, Kalksandstein- und Zementfab., Kram-, Vieh- und Pferdemärkte, Molkerei, Mühlen, Schuhmacherei, Ziegelei. – 1920: Stuhlfab., Eisengießerei, Mühlen, Getreide- und Holzhdlg., in der Zwischenkriegszeit zunehmender Tourismus (Stadtverkehrsamt).
1939: 10,6 % (683 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. lebten vom öfftl. Dienst und von priv. Dienstleistungen sowie 2,3 % (152) von häusl. Diensten, 13,2 % (848) von Handel und Verkehr, 57,8 % (3724) von Industrie und Handwerk, 16 % (1029) von der Land- und Forstwirtschaft. – Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 100, 5 bis < 10 ha: 10, 10 bis < 20 ha: 19, 20 bis < 100 ha: 29, ≥ 100 ha: 4.
1950: 83,9 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1960: 52 Verkaufsstellen, davon 2 priv. – Um 1965: B. war eine der am meisten industrialisierten Städte der Wojewodschaft, von den ca. 2400 in B. beschäftigten Pers. waren über 1200 in Fab. beschäftigt. Folgende Betriebe waren ansässig: Betonwerk, über 30 Handwerkswerkstätten, mehrere lebensmittelverarbeitende Betriebe, 1 Maschinen-Traktoren-Station (POM), 2 Mühlen, 4 Sägemühlen, 1 gr. Fab. für Schiffsausrüstung, 1 gr. Schneidergenossenschaft, 2 Tischlereien, Ziegelei; ferner Tourismus und Landwirtschaft. – 1970: 93 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1984: 68 Verkaufspunkte. – 1998: Betonwerk, Flüssiggasabfüllanlage, ein gr. Werk der holzverarbeitenden Industrie (u.a. Holzdielen), lebensmittelverarbeitende Betriebe, Werk für Metallprodukte, Fab. für Schiffsausrüstung, Textilindustrie, Ziegelei. – 2002: 215 Läden und Tankstellen.
Betriebsgrößen 2017: 0-9 Beschäftigte: 1417, 10-49: 61, 50-249: 17, 250-999: 1. – 2002: 92,4 % des poln. Durchschnittseinkommens. – 2017: 91,7 %.b Organisationsformen der Wirtschaft
Zunftprivilegien: Schuster (1681), Böttcher (1734), Fleischer (1734), Lohgerber (1770). – 1804: Die Zünfte wurden von 13 Zunftältesten und 2 Ältesten der Ackergilde geleitet. – 1888: 9 Zünfte, 240 Meister und 92 Lehrlinge. – 1855: Sparkasse gegr. – 1907: Reichsbanknebenstelle. – 1910: Filiale der Kreissparkasse Soldin (Myślibórz), Kreditverein und Spar- und Darlehenskasse vorh. — 1938: Reichsbanknebenstelle vorh.
c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland
1818: B. lag an der fahrenden Post von Soldin (Myślibórz) nach Arnswalde (Choszczno). – 1920: Postbus von B. nach Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski).
Taxis: 1960: 1. – 1984: 29. – 2017: 11.
Bus 2018: Minibuslinien nach Arnswalde, Soldin und Gerzlow (Jarosławsko) über Bernstein (Pełczyce).d Bedeutung der Stadt für ihr Umland
Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen ohne regionale Bedeutung.
Um 2000: Produktions- und Dienstleistungszentrum, Knotenpunkt lokaler Str.
2011: 1356 Ein- und 421 Auspendler.
9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt
a Stadtrecht
Magdeburger Recht. – 1317: Soldin (Myślibórz) wurde als Oberhof mehrerer Städte, darunter B., bestimmt, die vorher ihr Recht in Strausberg gesucht hatten. – 1809: Einführung der Städteordnung.
b Politische und Verwaltungsstrukturen
1346: Ratmannen (consules) erw. – 1499: Bgm. erw. – 1348: Gemeinde erw. – 16. und 17. Jh: Bgm., Stadtsekretär, Stadtkämmerer und 2-3 Ratmannen. Der Rat ergänzte sich durch Kooptation, die von den Aufsichtsbehörden akzeptiert werden musste. – 1689: Viertelsmänner. – Um 1800: 1 Consul dirigens (zgl. Stadtrichter), 1 Prokonsul (zgl. St. Gerichtssekretär), 1 Polizeibgm., 1 Kämmerer. – Anf. des 19. Jh.: Stadtwachtmeister erw. – 1849: 5 Kommunalbeamte. – 1883: 6 Magistratsmitgl., 18 Stadtverordnete.
c Gerichtsbarkeit
Das Schulzenamt dem Lokator verliehen, noch 1402 im Besitz eines Mitglieds der Fam. Toyte. – 1514: 2 Schulzen vom Kf. belehnt. – Spätestens 1689: Gericht städt., im 18. Jh. mit dem Rat vereint. – 1376: Hochgericht im Pfandbesitz des Rates. – 1465: Kf. Friedrich II. verlieh Elisabeth von Brandenburg u.a. das oberste Gericht als Leibgedinge. – 1809: Kgl. L.- und St.-Gericht zu B. – 1849: Kr.-Gericht Soldin (Myślibórz), Gerichtskommission B., 4 Zivilbeamte bei der allg. Rechtsverwaltung. – 1879: Amtsgericht B. – 1938: 2 Rechtsanwälte.
2017: Amtsgericht Soldin (Sąd Rejonowy w Myśliborzu).d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden
Um 1800: Kgl. Akziseamt vorh. – Ab 1829: Eichamt. – Seit den 1820er-Jahren: Zollamt. – 1818: Postamt vorh. – 1849: 3 Beamte bei der allg. Landes- und 4 bei der allg. Rechtsverwaltung. – 1874: Standesamt. – 1868: Telegrafenamt. – 1910: Telefon und Zollamt vorh. – 1942: Arbeitsdienst für die weibl. Jugend, Lager 2/21 vorh.
1948: Sitz einer Landgemeinde mit 11 Ortschaften (Gromada). – 2017: Sitz einer Stadt-Landgemeinde, zu der außer B. 19 Orte gehören.
10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit
a Stadt- und Landesherren
Bis Mitte des 13. Jh.: Hz. von Pommern. – 2. Hälfte des 13. Jh. bis 1402: Mark Brandenburg. – 1402-55: DO. – 1455-1815: Brandenburg-Preußen. – 1759: Kr. Kr. Soldin (Myślibórz). – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O.; 1816-1945: Kr. Soldin.
1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Stettin (Szczeciń), Kr. Soldin. – 1975: Wojewodschaft Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). – Seit 1999: Wojewodschaft Westpommern (Województwo zachodniopomorskie), Kr. Soldin.b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen
1413: Von Pommern überfallen, wobei 30 Ew. verschleppt wurden. – 1468: Von den Pommern verbrannt. – 1758: Von Kosaken eingenommen, die die Stadt plünderten und über ein Jahr lang besetzen. – 1763: B. war nach Ansicht der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin die am stärksten zerstörte Stadt der Prov.
1945 Jan. 30: Von der Roten Armee besetzt, 50 % der Geb. in der AS dabei durch Feuer zerstört. Flucht und Vertreibung der dt. Bev.
11 Die Wehrverfassung
a Wehrhoheit und Wehrpflicht
1362: Mgf. Ludwig d. R. versöhnte sich mit den Ratmannen und Bg. von B., die die Stadt nicht ausreichend bewahrt hatten, und behielt sich die Besetzung des Mühlentores vor, das er der Stadt 1363 wieder übereignete. – 1529: 5 Bewaffnete zum Landesaufgebot. – 1604: 44 Mannschaften zum Ausschuss. – 1623: 259 Waffenfähige. – 1801: 526 Enrollierte. – 1840: Landwehr-Rgt. Nr. 8, 2. Landwehr-Btln. – 1910: Bezirkskommando Küstrin (Kostrzyn nad Odrą).
b Wehrverbände
Spätestens 1710: Schützengilde.
c Garnison
1720-37: 1 Kp. des Inf.-Rgt. Nr. 19. – 1743-55: 1 Kp. des Inf.-Rgt. Nr. 39. – 1764-1806: 1 Eskadron des Dragoner-Rgt. Nr. 3. – 1813/14: Teile des Pomm. Landwehr-Kavallerie-Rgt. Nr. 1.
1941: Landesschützen-Btln. 979.
1801: 304 Militärpers. – 1849: 4 (3 M, 1 F). – 1858: 4. – 1895: 1. – 1905: Keine.
12 Die Wahrzeichen
a Siegel
Siegel von 1349: dreiteilig, ein zinnenbesetztes Tor, in der Mittelöffnung der brand. Adler, in den Seitenöffnungen je ein zugewandter brand. Helm mit Flug. – Magistratssiegel 1731: Brand. Adler mit Umschrift: „*RATHS U.[nd] GERICHTS SIEGEL D:[er] STADT BERLINCHEN*“.
b Wappen
Roter brand. Adler im silbernen Felde.
13 Das Münz- und Finanzwesen
b Städtischer Haushalt
1338: 5 Mk von der Urbede wurden für die Beihilfe zur Auslösung der Niederlausitz erlassen, 1349 wurde diese von Mgf. Ludwig wegen der Treue der Stadt auf 40 Mk ermäßigt. – 1355: Urbede an die von Wedel verpfändet. – 1376: B. zahlte 25 Mk Urbede, die an die von Wedel verpfändet waren. – 1439: Die Urbede betrug 200 Mk Finkenaugen und wurde 1450 von den von Günthersberg erworben. – 1499: B. erhielt nach einem Stadtbrand 3 Jahre Steuerfreiheit, die 1512 um weitere 6 Jahre verlängert wurde. – 1356: Die Stättepfennige in B. den Toyte vom Mgf. vereignet. – Seit 1363: Gefälle des Hochgerichts waren im Pfandbesitz des Rates. – 1377: Die Stadt zahlte 70 Mk Landbede. – 1562: B. 348 Giebelhufen veranschlagt. – 1570: 254 Tlr. Schoss. – 1625: 522 Tlr. an die Ständekasse. – 1678: 751 Tlr. Kontributionen. – 1690: B. zahlte 264 Tlr. Steuern. –1717: 146 Tlr. an die Ständekasse. – 1771: B. hatte 422 Tlr. Schulden in Folge des Siebenjährigen Krieges. – Im 18. Jh.: Kämmereieinnahmen vor allem aus Verpachtungen, Stadtsteuern, Marktgebühren und Konzessionen. – 1795: VW der Ratsschäferei verpachtet. – Einnahmen Ende des 18. Jh.: 373 Tlr. aus Verpachtungen und 504 Tlr. aus gewöhnl. und außergewöhnl. Steuern, zus. 877 Tlr. – Um 1800: Im Besitz der Stadtkasse ein sog. in Erbpacht gegebenes Stadtgut mit 5½ Hufen Land und einer Ziegelei. Die Stadtkasse, die ebenf. über umfangreiche Waldungen verfügte, war im Besitz der Bürgerschaft, die Kämmerei im Besitz des Rates. – Kämmereibesitz um 1800: 1 Erbzins-VW vor dem Mühlentor (sog. Ratsschäferei) mit 4 Hufen Land, einigen Kämpen und Wiesen, die halbe Pacht von 8 Seen bei der Stadt und Einkünfte aus mehreren Mühlen. – 1801: 681 Tlr. 1 Gr. 5 Pf. Kämmereieinkünfte, 1006 Tlr. 17 Gr. 9 Pf. Servis, 1398 Tlr. 11 Gr. wirkl. Einquartierung, 136 Tlr. 15 Gr. Judenschutzgelder, 1100 Tlr. Außenstände. – 1805: 1805 Tlr. Akzise, 1055 Tlr. 21 Gr. 5 Pf. Zoll, 4650 Tlr. Akzise. – 1806/07: 2222 Tlr. Akzise. – 1883: Gemeindesteuern, Hundesteuer, Zuschläge zur Staatsgrund-, Staatsgeb.- und Staatsklassensteuer; Einnahmen: 88055 Mk; Ausgaben: 86518 Mk. – 1911: 165 % der staatl. veranlagten Betriebssteuer, 195 % der staatl. veranlagten Grund-, Geb.- und Gewerbesteuer, 165 % der Staatseinkommenssteuer, ferner Bier-, Brau- oder Braumalzsteuer, Lustbarkeits- und Hundesteuer, Umsatzsteuer; Einnahmen: 338750 Mk; Ausgaben: 347890 Mk; Kapitalvermögen: 241777 Mk; Schulden: 488185 Mk; Stiftungsvermögen: 34546 Mk, Hospital und Wohngeb. – Haushalt 1924: 37500 Mk. – 1932: 92000 Mk.
2016: Einnahmen: 74,9 Mio. PLN; Ausgaben: 73,1 Mio. PLN; wichtigste Positionen: Bildung und Erziehung, Kommunalwirtschaft und Umweltschutz, Sozialhilfe; Investitionen: 10,7 %.
14 Das Gebiet der Stadt
a Stadtfläche
Um 1800: Feldmark mit 116 gr. Hufen Acker, 3298 mrg. 126 QR Stadtforst, 705 mrg. 95 QR Wiesen; nach der Separation 1829 viele Güter und Höfe (1850: 17, später ca. 30) angelegt. – Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 9526 mrg. Acker, 80 mrg. Gärten etc., 3820 mrg. Wald, 833 mrg. Wiesen. – 1885: 3789 ha. – 1905: 3849 ha. – 1931: 4842,9 ha (Grundsteuerertrag pro ha: 16,78 Mk).
1961: 15,12 qkm, 370 ha landwirtschaftl. Nutzflächen. – 1998: 17,5 qkm, davon ca. 35 % Wald. – 2017: 17,6 qkm.c Städtisch-bürgerlicher Grundbesitz auf dem Lande
Außer dem Riperwitz- und dem Motzekowsee gehörten mehrere Gewässer zum Besitz der Stadt, die aber bis 1392 im Besitz der Toytes waren. – Die Stadt hatte das Recht, Lagerholz zu Eigenbedarf aus der Landsberger Heide zu holen.
d Eingemeindungen
1928: Siede (Żydowo) (243 Ew., 982 ha) mit Wolfsburg eingemeindet. – Wohnplätze 1867: VW Albertinenburg (3 Wohngeb./67 Pers.), Kolonie Berlinchener Feld (15/110), VW Elisenthal (2/27), Wassermühle Hintermühle (1/2), VW Johanneshöhe (3/30), Wassermühle Loh- und Schneidemühle (3/31), Wassermühle Lohstampfmühle (1/1), Wasser- und Dampfmühle Papiermühle (1/12), Wassermühle Ratsschneidemühle (2/25), Erziehungsanstalt Rettungshaus (1/33), Etablissement Schiefeberg (2/16), Etablissement Seehof (1/10), Unterförsterei Stadtheide (1/7), Wassermühle Walkmühle (1/7), Gasthof zum Weinberge (3/43), VW Weizenfelde (3/21), VW Wilhelmswunsch (3/17). – 1931: Albertinenburg, Elisenthal, Siedlung Espenbusch, Friedrichshof, Hermannswunsch, Hintermühle, Johanneshöhe, Karlshof, Lohmühle, Papiermühle, Paulsfelde, Pflugfab., Ratsschneidemühle, Rauschmühle, Rettungshaus, Schiefeberg, Seehof, Siede, Forsthaus Stadtheide, Stempnitz, Ausbau Waldheim, Waldschenke, Walkmühle, Weizenfelde, Wilhelmswunsch, Wolfsburg.
15 Das Kirchenwesen
a Katholische Kirche
Bst. Kammin (Kamień Pomorski). – 1295: Der Pfarrer von B. erw. – 1361: Pfarrkirche erw. – 1298: Patronat dem Stift Soldin (Myślibórz) verliehen.
1905: Kspl. Soldin. – Bis 1930: Bst. Breslau (Wrocław). – Ab 1930: Bst. Berlin. – 1923 Dez. 19: Weihe der Bonifaziuskirche. – 1978: Die Kirche (Kościół św. Bonifacego) als Pfarrei errichtet.
Die seit 1945 von den Kath. genutzte ehemalige ev. Kirche als Kirche des unbefleckten Herzens unserer Herrin Maria (Kościół Niepokalanego Serca Najświętszej Maryi Panny) geweiht und 1951 als Pfarrei errichtet. – Seit 1972: Erzbst. Stettin-Cammin (Archidiecezja szczecinsko-kamienska), Dekanat B. – 1997: Die Albertskirche (Kościół św. Wojciecha) als Pfarrei errichtet.b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften
Kirchenkreis Soldin (Myślibórz). Patronat nach der Reformation an den Rat. – Vor 1587: 1. Pfarrstelle (Oberpfarrer). – 1594: 2. Pfarrstelle (Diakonus) erw. – Um 1800: 1 vom Kg. eingesetzter Oberprediger und 1 vom Rat und dem Oberprediger gewählter Diakon. – 1930: Die Stadt verzichtete auf ihr Patronat. – 1938: 1 ev. Pfarrer.
Seit Ende des 17. Jh. Reformierte, die im 18. Jh. zur Reformierten Gemeinde in Soldin gehörten. – 1810: 7 M, 1 F, 8 Kinder. – Mitte des 19. Jh. entstand eine Baptistengemeinde mit ca. 40 Mitgliedern. 1862: 41 Mitglieder aus B. und 18 aus benachbarten Dörfern. 1873: Die Gemeinde errichtete eine eigene Kirche an der Bergstr. 1886: 143 Mitglieder aus B., 80 aus umliegenden Dörfern.
Derzeit gibt es in B. eine Tochterkirche der Ev.-Augsburg. Kirche in Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski).
Seit 1947 Pfarrei der orthodoxen Kirche Entschlafung der Heiligsten Jungfrau Maria (Kościół Zaśnięcia Najświętszej Maryi Panny) in einer ehem. ev. Kirche; Dekanat Stettin (Szczecin) des Bst. Breslau-Stettin (Diecezja wrocławsko-Szczecińska).c Juden
1690: 1 Judenfam. – 1713: 2. – 1801: 15 Judenfam. mit 56 Pers. – 1809: 6 ordinäre Juden mit 8 F und 43 Kindern, 2 extraordinäre Juden (darunter 1 Witwe) mit 1 F und 5 Kindern. Die Stelle des Schulmeisters und Kollers war vakant. 2 Juden besaßen ein eigenes H; 4 Juden lebten vom Pferdehandel, 3 vom Warenhandel, 2 vom Makeln, je 1 Jude vom Trödel- und Kleinhandel und 1 Jude vom Kaffee , Zucker- und Tabakhandel. – 1843: 105 Juden, 2 Gemeindevorsteher, 1 Lehrer für Religionsunterricht, der zgl. Vorbeter und Schächter war. Bethaus, Badehaus und Friedhof vorh. – Um 1860: Jüd. Privatschule vorh. – 1905: 65 Juden, Kantorenstelle unbesetzt, Religionsschule. – 1925: 40 Juden, Schächter und Hilfsvorbeter, Religionsunterricht. – Synagogengemeinde 1932: 26 Juden, 8 Zensiten, Kantor, Religionsunterricht, Frauenverein (zur Wohlfahrtspflege). – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet 9 Pers. in B. – 5 namentl. bekannte B.er Ew. wurden nachweisl. Opfer des Holocaust.
Die Synagoge ist nicht erhalten. Der Friedhof vermutl. während der Reichskristallnacht verwüstet, aber erst nach dem Krieg zerstört. Das Friedhofsgebiet wurde 2011 aufgeräumt und gekennzeichnet.
16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen
a Wohlfahrtspflege
1. Hälfte des 18. Jh.: Ein Apotheker bez. – Seit spätestens 1751: 1 Apotheke. – 1795: 2 examinierte und approbierte Hebammen. – Um 1800: Hospital vor dem Mühlentor für 6 Hospitaliten. Das Georgspital erhielt 1834 ein neues Geb. – Um 1800: Armenkasse mit jährl. Einkünften von ca. 140 Tlr. durch Hauskollekten. – Seit 1812: Sterbekasse. – 1822: 2. Sterbekasse. – 1849: 3 Zivilärzte, 1 Apotheker, 3 geprüfte Hebammen. – Seit 1850: Rettungshaus für sittl. vernachlässigte Kinder. – 1870: Städt. Krankenhaus errichtet (18 Betten). – 1872: Vaterländischer Frauenverein gegr. (Tätigkeiten um 1916: Gemeindekrankenpflegestation mit 2 Schwestern, Kleinkinderschule, Volksküche). – Seit 1889: Diakonissenverein. – 1908: Freiwillige Sanitätskolonne. – 1911: Krankenhaus, Armenanstalt und Desinfektionsanstalt vorh. – Ende der 1920er-Jahre: Neues Krankenhaus errichtet. – 1938: 1 Apotheke; 5 Ärzte, 2 Zahnärzte, 2 Dentisten, 1 Tierarzt.
Um 1965: Krankenhaus vorh. – 1984: 3 Gesundheitszentren, 2 Hebammenstationen, 1 Apotheke; 31 Ärzte, 9 Zahnärzte, 77 Krankenschwestern. – 1992: 157 Krankenhausbetten; 42 Ärzte, 8 Zahnärzte, 106 Krankenschwestern. – 2002: 1 Krankenhaus mit 122 Betten, 2 priv. Gesundheitszentren, 3 Apotheken. – 2018: Krankenhaus, 4 priv. Gesundheitseinrichtungen, 4 Apotheken.b Versorgungseinrichtungen
Ab 1738: Anlage eines neuen Friedhofes vor dem Mühlentor, 1862 um den sog. Neuen Friedhof auf dem Mühlenberg erweitert. – 1911: 6,87 ha mit Leichenhalle.
1795 bereits die Str. weitgehend gepflastert.
1856: 22 öfftl. und 60 priv. Brunnen. – 1898: Neben den Privatbrunnen 28 öffentl., gesenkte Brunnen. Ein Fabrikbesitzer besaß einen Brunnen zur Privatversorgung. 1906 verfügte die Stadt über 27 Brunnen mit 28 Handpumpen. Fließendes Wasser seit 1909, der größte Teil der Stadt bereits 1907.
1910: Einweihung der Kanalisation (1911: 333 Grundstücke an die Kanalisation angeschlossen). – 1930: 14,6 km Kanalisation (342 Geb. angeschlossen).
In der 2. Hälfte der 1890er-Jahre: Bau des Gaswerks, die erste Bauphase 1904 abgeschlossen. 1898 gründete die Stadt die Gas- und Elektricitäts-Werke B. A.G. (1911: 380 Haushalte angeschlossen). Elektrizität für Rathaus und Fab. seit Ende des 19. Jh. vom Gaswerk produziert; die Elektrifizierung der Stadt erfolgte 1921, der Anschluss der letzten Whg. war 1924 abgeschlossen. 1923 wurde B. an die Überlandleitung angeschlossen.
Seit 1882: Freiwillige Feuerwehr. – 1911: Feuerlöschanstalt vorh.
Seit 1900: Telefon für Privatabonnenten (1929: über 100 Abonnenten).
1960: 11,9 km Wasserleitungen, 568 Gasabnehmer. – 2002: 158,5 km Wasserleitungen, 170,5 km Kanalisation.c Freizeiteinrichtungen
1831: 2 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 6 Krüge, 12 Schankwirte; 3 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtshäusern spielten. – 1849: 2 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 6 Krüge, 12 Schankwirte; 8 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtshäusern spielten.
1910: Badeanstalt vorh.
1923: Sporthalle mit Bühnenfunktion vom Baron von Klitzing gestiftet. – 1929: 1 Freiluftschwimmbad, 1 Jugendherberge, 4 Schießsportanlagen, 1 behelfsm. Spiel- und Sportplatz, 1 Tennisanlage, 1 Turn-, Spiel- und Sportplatz, 1 Turnhalle, 1 Wintersportanlage.
1938: 3 Gast- und Logierhäuser, 1 Gaststätte, 1 Hotel.
1960: 34 Hotelbetten. – 1984: Keine. – 1992: 5 Tourismusobjekte mit 206 Betten. – 2002: 3 mit 122 Betten, 2465 Übernachtungstouristen. – 1960: 1 Café, 2 Restaurants. – 1984: 11 gastronom. Einrichtungen. – 2002: Jachtanlegestelle vorh. – 2011: Sportstadion modernisiert.
17 Das Bildungswesen
a Schulen
1788: 2 Lehrer, beide mit Universitätsausbildung. – Um 1800: Stadtschule mit Rektor und Konrektor, der zgl. Kantor und Organist war. Die Mädchenschule wurde von einem eigenen Lehrer verwaltet. – 1827: Die Schule erhielt ein neues Geb., im alten Schulgeb. wurde die Mädchenschule untergebracht. – 1849: 1 Elementarschule. – 1894: Errichtung eines neuen Schulgeb. für die allgemeine Volksschule für Jungen und Mädchen. – Um 1902: Errichtung eines eigenen Geb. für die seit Ende des 19. Jh. bestehende, vom Vaterländischen Frauenverein geleitete Vorschule. – 1910: Kaufmänn. Fortbildungsschule (Handelsschule). – 1913: Handwerksschule. – 1911: 3 Volks- und 1 Mittelschule. – 1912: Die Mittelschule bekam ein eigenes Geb., ihre Absolventen erhielten 1922 das Recht, auf das Gymnasium zu wechseln.
1960: 107 Vorschulplätze, 2 Grundschulen, 2 berufsbildende Schulen und 1 Berufsschule mit Abitur. – 1984: 2 Krippen, 5 Vor- und 3 Grundschulen, 2 berufsbildende Schulen und 1 Berufsschule für Gymnasialabsolventen. – 1992: 2 Vor- und 4 Grundschulen, 1 allgemeinbildende Oberschule, 2 berufsbildende Schulen und 5 Berufsschulen mit Abitur. – 2002: 2 Vor-, 2 Grund , 2 Mittel- und 2 Oberschulen. – 2016: 2 öfftl. und 2 priv. Vorschulen, 2 Grund- und 2 Mittelschulen, 1 Mittelschule für Erwachsene sowie 1 Technikum, 1 öfftl. und priv. Oberschule, 1 Berufsschule, 1 priv. Berufsfachschule für Gymnasiumabsolventen und 1 Schule zur Arbeitsvorbereitung.b Kulturelle Einrichtungen
1849: 1 Leihbibliothek. – Im 19. Jh.: 1 Lehrer- und 1 Schülerbibliothek. – 1903: Gründung des Vereins zur Gründung und Unterhaltung der Volksbücherei in B. – 1920: Die Bibliothek erhielt einen Raum im Rathaus.
Im 19. Jh.: Stadtmusikus, seit Anfang des 20. Jh. Stadt-Kapellmeister gen., der das Musikleben der Stadt zu organisieren hatte.
Kino 1941: Neues Lichtspielhaus, gegr. 1928, 320 Plätze, tgl.
1960: 1 Kino mit 250 Plätzen, 752 Vorstellungen pro Jahr. – 1984: 318 Plätze. – 1992: 1. – 2017: 1 mit 363 Plätzen, 189 Vorstellungen pro Jahr.
Bibliothek 1960: 1 mit 6599 Bde. – 2017: 1 mit 18906 Bde. – 1998: Kulturhaus vorh.
Regionalmuseum aus einem seit 1961 bestehenden Erinnerungsraum hervorgegangen.
18 Das Pressewesen
a Verlage und Druckereien
1831, 1849: 2 Buchbinder. – Ab Mitte des 19. Jh.: Druckerei und Verlag „Ernst Hennings Buchdruckerei“. – 1938: 1 Buchdruckerei, 1 Buchhdlg.
b Zeitungen und Zeitschriften
Generalanzeiger für B., Bernstein und Umgegend. Berlincher Zeitung (1867-1943 erm.; Auflage 1936: 1400).
19 Literatur zur Stadtgeschichte
a Bibliografien
Schreckenbach 3, S. 96f. – Rister, S. 213.
b Quelleneditionen
CDB I 18, S. 61-99.
c Gesamtdarstellungen
Festschrift zur 650-Jahr-Feier, 1928. – P. Gut, Szkice z dziejów ustrojowych i politycznych Barlinka w XIX i pierwszej połowie XX wieku, Przegląd zachodniopomorski, 2008/3, S. 25-48. – Ders., Szkice z dziejów Barlinka w XVII i XVIII wieku, NRHA 2009, S. 75 106. – Ders., Z dziejów społeczno-gospodarczych Barlinka w XIX i pierwszej połowie XX wieku, NRHA 2010, S. 96-126 und 2011, S. 69-90. – G. J. Brzustowicz, Barlinek pod rządami krzyżackimi i pierwszych Hohenzollernów w Nowej Marchii (1402-1571), NRHA 2015, S. 13-25.
d Nachweis älterer Stadtpläne
Stadtplan, ca. 1720, J. C. Rüdiger (Druck: Wittlinger, Untersuchungen, Tafel 11; Foto in der SBB PK). Stadtansicht, ca. 1650, Merian. – Stadtansicht, ca. 1710, Daniel Petzold.
20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen
StadtA und Sammlung des Heimatvereins vor 1945. Heute umfangreiche Aktenbestände zur Geschichte der Stadt im APS.