1 Der Name der Stadt
1300: Sternenberge (Kletke I, S. 61). – 1313: Sterneberg. – 1450: Sternenberg. – 1461: Sternborch. – 1744, 1800: Sternberg. – 1939: Sternberg Nm.
1945: Toruń Lubuski. – 1946, 2019: Torzym.
2 Die Lage der Stadt in der Landschaft
a Naturräumliche Lage
Am Osthang eines Tals, in dem sich die Quellbäche der Eilang (Ilanka) vereinigen und einen See bilden. Höhe: 91 m.
b Verkehrslage
An der Kreuzung der Str. von Zielenzig (Sulęcin) nach Crossen (Krosno Odrzańskie) und von Frankfurt/O. nach Schwiebus (Świebodzin), letztere 1856 als Chaussee ausgebaut. Die Chaussee von Zielenzig nach S. zwischen 1875 und 1894 angelegt. Anschluss an die Eisenbahn von Frankfurt/O. nach Posen (Poznań) 1869, Bhf. 2 km w der Stadt.
Heute liegt S. an der Autobahn (A) 2 von Słubice nach Kałuszyn, der Nationalstr. (DK) 92 von Reppen (Rzepin) nach Kałuszyn und der Wojewodschaftsstr. (DW) 138 von Mauskow (Muszkowo) nach Guben (Gubin) und der 1984 elektrifizierten Bahnlinie von Warschau (Warszawa) nach Słubice.
3 Der Ursprung der Ortschaft
a Vorbesiedlung
Auf dem Galgenberg Funde slaw. Keramik. – Die 1375 letztmals erw. Burg ist früh verschwunden, sie ist wohl ca. 3 km nw von S. im Eilangtal auf einer Hügelzunge zu suchen, wo die Flurbezeichnung „Altes Haus“ erhalten ist und jüngerslaw. und frühdt. Keramik gefunden wurde.
b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung
Burglehen 1300 zu erschließen, Burg 1317 erw., ca. 3 km s der Burg erfolgte die Anlage des Städtchens, das erstmals 1375 erw. wird, ein wohl verschollenes Siegel der Stadt stammte jedoch bereits aus dem Jahre 1328.
4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft
b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt
Stadtgründung nicht bekannt, der Name deutet auf Burganlage durch den magdeburgischen Erzbf. Konrad von S. (1266–76). Stadtsiegel von 1328 wohl verschollen, S. 1375 erstmals als oppidum erw; immer offenes Städtchen oder Flecken. 1375 mgfl., ab ca. 1450 bis 1724 fast durchgängig im Besitz der von Winning, von 1717 bis 1810 außer diesen: von Platen, von Nauendorf, Becker, von Kracht, von Wesenbeck, Reckzeh, Gf. von Schmettau, Freiherr von Collas, von Budritzky, von Reitheim, von Anger, von Polentz, Bendisch, Schade. – Ende des 18. Jh.: Mediatstadt. – Um 1850: 2 Rittergüter im Besitz der Fam. Fischer und Simon.
c Rechtsbezeichnungen der Stadt
1313: castrum. – 1375: municio et oppidum. – 1472: stetiche. – 1598: Flecklein. – 1800, 1939: Stadt.
1948: Ortschaft (Gromada). – 1994, 2019: Stadt.
5 Die Stadt als Siedlung
a Topografische Entwicklung
S. entwickelte sich am Eilangsee (Ilno) mit rechteckigem Marktplatz als Stadtkern, auf dem sich das freistehende Rathaus befand. Um den Markt führt die Hauptstr. in zwei Armen, die übrigen H befinden sich entlang der Durchgangsstr. Zwischen Marktplatz und dem dreieckigen Rossmarkt liegt ein rechteckiger Baublock. Die Kirche im NO der Stadt erhebt sich auf einem unbebauten Hügel. – Im 16. Jh.: 6 Rittersitze. – 1675: 4 Rittersitze. – 1744: S. als weitläufig, aber offen beschrieben. – Um 1800: Von Zäunen mit 4 Eingängen umgeben.
1719: 83 H; 250 wüste Stellen. – 1750: 63 H mit Ziegel- und 24 mit Strohdach; 28 Scheunen; 6 wüste Stellen. – 1801: 71 H mit Ziegel- und 46 mit Schindeldach; 36 Scheunen; 5 wüste Stellen. – 1818: 107 Feuerstellen. – 1849: 148 Wohngeb.; 10 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine, 328 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 171 Wohngeb. – 1885: 180 Wohngeb.; 377 Haushltg. – 1905: 349 Wohngeb. – 1925: 282 Wohngeb.; 563 Haushltg. – 1939: 669 Haushltg.
1988: 623 Whg., davon 67 in Geb. vor 1918, 312 in Geb. von 1918–44, 35 in Geb. von 1945–70, 59 in Geb. von 1971–78 und 150 in Geb. von 1979–88; 96,9 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 79,9 % mit WC, 78,7 % mit Bad, 73,8 % mit Warmwasser und 57,7 % mit Zentralheizung. – 2002: 268 Wohngeb.; 817 Whg., davon 52 aus der Zeit vor 1918, 326 aus den Jahren 1918–44, 5 aus den Jahren 1945–70, 69 aus den Jahren 1971–78, 156 aus den Jahren 1979–88, 13 (mit im Bau befindl.) aus den Jahren 1989–2002; 99,8 % aller bew. Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 96,8 % mit WC, 93,3 % mit Bad, 87,6 % mit Warmwasser, 76 % mit Zentralheizung. – 2016: 941 Whg.; 99,9 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 8,5 % mit Anschluss an das Gasnetz, 99 % mit WC, 95,8 % mit Bad, 79,9 % mit Zentralheizung.
Versicherungssumme in der Feuersozietät 1763: 7565 Tlr. – 1801: 11700 Tlr. – 1858: 124625 Tlr.b Markante Gebäude
Die 1693 erw. Kirche war ein Fachwerkbau. Neubau 1777, 1824 abgebrannt. – 1834/35: Die Kirche als rechteckiger Saalbau mit W-Turm unter dem Einfluss von Schinkel neu errichtet, Sakristei später angebaut. – 1945: Stark zerstört, 1958–60: Wiederaufgebaut, 1994: Geweiht.
1887: Rathaus am Markt errichtet. – 1945: Durch Feuer zerstört und 1960 abgetragen.
Wohnhäuser meist eingeschossige Putzbauten, fast alle aus der Zeit nach dem Brand 1824, 1945 tw. zerstört.
An der Crossener Str. befand sich das ehemalige Gutshaus, ein eingeschossiger fünfachsiger Putzbau mit Satteldach aus dem 18. Jh., der nachträgl. um eine Achse verlängert wurde. Die Parkfront wurde im Stil der Neogotik umgebaut. – 1945: Zerstört, die Ruinen noch Ende der 1960er-Jahre erhalten.c Brände und andere Zerstörungen
Brände: 1589 August 2 (fast vollständig), 1728 (bis auf die Kirche und wenige H abgebrannt), ebenso 1824.
6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge
a Zahl und Herkunft der Bewohner
1750: 621 Ew. – 1801: 754 Ew. – 1818: 813 Ew. – 1849: 1547 Ew. – 1871: 1594 Ew. – 1880: 1567 Ew. – 1890: 1564 Ew. – 1910: 1677 Ew. – 1925: 2112 Ew. – 1939: 2157 Ew.
1961: 1678 Ew. – 1988: 2110 Ew. – 2002: 2532 Ew. – 2011: 2535 Ew. – 2017: 2529 Ew.c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen
1461: 19 Kossäten erw. – 1662: 15 Bauern (davon 2 Bauernstellen wüst, 1 ausgekauft), von 56 Kossäten nur 13 und 6 Büdner vorh., 1 Schulmeister, 1 Hirte, 4 Pachtschäfer. – 1718: 16 Hufenbauern, 49 Kossäten, 12 Büdner (Büdner und Kossäten tw. Handwerker), 1 Hirte, 6 Schäfer, 1 Schulmeister, 1 Küster. – 1719: 83 Wirte, 145 Kinder, 69 Dienstboten. – 1750: 124 M, 160 F, 122 Söhne, 144 Töchter, 3 Gesellen, 29 Knechte, 12 Jungen, 17 Mägde. – 1774: 16 Hufenbauern, 49 Kossäten oder Kleinbg., 17 Büdner und Handwerker. – 1785: Vier-, Zwei- und Einhüfner, Kossäten und Büdner. – 1801: 164 M, 195 F, 161 Söhne, 159 Töchter, 15 Gesellen, 37 Knechte, 6 Jungen, 17 Mägde. – 1855: 12 Zwei-, 6 Ein-, 39 Halb-, 11 Viertel- und 21 Schattenhüfner, 6 Kolonisten mit Grundstücken von 1,5 bis 200 mrg.
Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 16,3 % (301 Pers.) Selbstständige, 10,4 % (191) mithelfende Familienangehörige, 22,5 % (414) Beamte und Angestellte, 50,8 % (414) Arbeiter.
1849: 753 M, 794 F. – 1871: 755 M, 839 F; < 10 J.: 422. – 1885: 746 M, 822 F. – 1925: 999 M, 1113 F. – 1939: 1054 M, 1103 F; < 6 J.: 10,1 %, 6–13 J.: 12,8 %, 14–64 J.: 66,8 %, ≥ 65 J.: 10,3 %.
1988: 1011 M, 1099 F; 0–19 J.: 34 %, 20–39 J.: 33,2 %, 40–59 J.: 20,4 %, ≥ 60 J.: 12,4 %. – 2011: 1208 M, 1327 F. – 2002: 1216 M, 1316 F; 10–19 J.: 31 %, 20–39 J.: 26,7 %, 40–59 J.: 29,5 %, ≥ 60 J.: 12,8 %. – 2017: 1205 M, 1324 F; 0–14 J.: 17,2 %, 15–64 J.: 69,4 %, ≥ 65: 13,4 %.
1849: 1502 Ev., 2 Kath., 43 Juden. – 1858: 1630 Ev., 52 Juden. – 1871: 1537 Ev., 17 Kath., 40 Juden. – 1885: 1530 Ev., 11 Kath., 27 Juden. – 1905: 1510 Ev., 51 Kath., 14 sonst. Christen, 14 Juden. – 1925: 2000 Ev., 58 Kath., 14 Juden, 6 Bekenntnislose.d Bevölkerungsverzeichnisse
Kb. ab 1758 sowie die Matrikel von 1683 bis 1945 im Pfarrarchiv, seit 1945 der größte Teil verschollen.
Ev. Kb. von 1859–84 lückenhaft im APG.
7 Sprache, Bräuche und Vereine
a Sprache und Mundart
Dt., ostmärk. Dialekt.
1905: 1 polnischsprachige Pers.c Vereine und politische Organisationen
1869: Männer-Turnverein gegr. – 1919: Sport-Klub „Teutonia“ gegr. – 1924: Jungstahlhelmabteilung gegr. – 1925: Arbeiter-Turn-und-Sportverein „Vater Jahn“ gegr. – 1927: Sternberger Schwimmklub gegr.
1962: Sportklub „Toroma“ S. gegr. – 2016: 1 Sportklub.
8 Die Wirtschaft
a Wirtschaftliche Entwicklung
Ackerbau wegen schlechter Böden nicht sehr ergiebig, reger Viehhandel, Brauerei und Brennerei.
1424: Zoll zu S. erw. – 1461: Mühle erw. – 1719: 3 Mühlen (Vorder-, Mittel- und Hintermühle) gen., um 1800 gehörten sie dem Gerichtsherrn. – 1662: S. wurde mit einem Pferdemarkt privilegiert. – 1744: Mehrere gr. Viehmärkte. – 1785: 3 Viehmärkte gen. – Um 1860: 5. – 1763: 2 Tuchmacher. – 1790: 3. – Um 1800: 24 Braustellen und 27 Branntweinblasen.
1800: 71 Ackerbg., 1 Apotheker, 1 Barbier, 3 Bäcker, 1 Böttcher, 3 Fleischer, 1 Fischer, 2 Gastwirte, 2 Hebammen, 3 Hufschmiede, 1 Höker, 2 Leineweber, 1 Materialist, 1 Maurer, 3 Müller, 6 Schneider, 11 Schuster, 4 Stellmacher, 3 Tischler, 2 Töpfer, 3 Tuchmacher, 1 Zimmermann; insg. 49 Meister, 6 Gesellen und 11 Lehrlinge.
1831: 1 Ölmühle mit 2 Pressen, 1 dt. Sägemühle mit 1 Gatter, 1 Teerofen, 3 Wassermühlen mit 3 Mahlgängen; 1 Webstuhl als Nebenbeschäftigung zu Leinwand; 2 Ziegeleien.
10 Handelsgewerbe mit kaufmänn. Rechten mit offenen Läden (3 Ausschnitthandel, 7 Gewürz- und Materialwaren); 1 ohne kaufmänn. Rechte (Krämer mit Kurzwaren und Nadlerkram).
Bäcker (3 Meister/1 Gehilfe), Böttcher und Kleinbinder (1/0), Drechsler (1/1), Fleischer (5/0), Glaser (1/2), Grobschmiede (5/2), Maurer- und Dachdecker (2/5), Putzmacher und Putzmacherinnen (2), Rad- und Stellmacher (4/1), Riemer und Sattler (1/0), Schlosser (2/0), Schneider (10/2), Schuster und Altflicker (19/7), Schwarz- und Schönfärber (1/0), Seiler (1/1), Tischler (8/2), Töpfer und Ofenfabrikanten (3/6), Zimmerleute (1/6).
3 männl. und 9 weibl. Dienstboten, 52 Knechte und 21 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
1849: 54,1 % der Bev. berufstätig (44,3 % im Gewerbe, 8,4 % in Handel und Dienstleistungen, 47,3 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 31,4 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 1 Pers., Glaserei 1, Maurerei 5, Schornsteinfegerei 2, Tiefbau 100, Zimmerei 7), 41,1 % im Bekleidungsgewerbe (Hut- und Putzmacherei 1, Schneiderei etc. 11, Schusterei 20, Weißnäherei 120), 0,3 % in der chem. Industrie (Pharmazie 1), 8,3 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Flecht- und Korbwaren 1, Sägewerk 2, Tischlerei 28), 1,1 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Sattlerei 4), 3,8 % in Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau etc. 4, Uhren 1, Wagenbau 9), 7,8 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 5, Brauerei 12, Müllerei 5, Schlachterei 7), 5,1 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Kalkbrennerei etc. 11., Steingut etc. 8), 1,1 % im Textilgewerbe (Seilerei 2, Weberei 1, Zubereitung etc. 1).
1867: Stadt mit 3 ausgebauten Gehöften, 1 VW und 1 Windmühle. – 1910: Brauerei, Fab. für Landwirtschaftsmaschinen; Kram-, Pferde- und Viehmärkte; Mühlen, Sägewerke. – Ab Beginn des 20. Jh. entwickelte sich S. dank guter Verkehrsverbindungen nach Berlin als Sommerfrische.
1939 lebten 19,4 % (357 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von Handel und Verkehr, 28,5 % (526) von Industrie und Handwerk, 20,4 % (376) von der Land- und Forstwirtschaft und 31,7 % (584) von sonst. Berufen.
Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha 65, 5 bis < 10 ha 14, 10 bis < 20 ha 13, 20 bis < 100 ha 46, ≥ 100 4.
Nach 1945: Vornehml. Landwirtschaft und Sägewerk, auch die Lungenheilstätte weiter tätig, S. verlor aber den Charakter als Sommerfrische. – Um 2000: Erholungs- und Heileinrichtungen (Lebuser Herz- und Lungenklinik [Lubuski Szpital Specjalistzczny Pulmonologiczno-Kardiologiczny]), Getreidespeicher, Holzlager, Kleinindustrie (Baumaterialien, Elektrotechnik, holzverarbeitende Industrie, Tischlerei). – 2002: 39 Läden und Tankstellen.
Betriebsgrößen 2017: 0–9 Beschäftigte: 222, 10–49: 11, 50–249: 3.
2002: 86,5 % des poln. Durchschnittseinkommens. – 2017: 87,3 %.b Organisationsformen der Wirtschaft
1832: Schmiede und Stellmacher noch zünftig organisiert. – 1856: Sparkasse gegr. – 1938: Spar- und Darlehenskasse S., Nebenstelle der Kr.- und Stadtsparkasse Zielenzig (Sulęcin).
c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland
2017: Kein Taxi.
2019: Busverbindungen u.a. nach Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski), Zielenzig (Sulęcin) und Słubice.d Bedeutung der Stadt für ihr Umland
Die Burg S. gab dem Land S. den Namen (1375: districtus, territorium), verlor aber wohl schon früh ihre zentralörtl. Bedeutung. – 1313: S. als Mittelpunkt eines ritterschaftl. Distrikts bez. Die Vogtei Drossen (Ośno Lubuskie) und S. 1354 gen., ein Vogt in Drossen, das sich zum Mittelpunkt des Landes S. entwickeln sollte, bereits 1352.
Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen und bedingter regionaler Bedeutung. – Um 2000: Handels- und Dienstleistungszentrum, Erholungs- und Kurort.
2011: 167 Ein- und 180 Auspendler.
9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt
a Stadtrecht
Stadtrecht unbekannt, auch die Städteordnung erst spät eingeführt.
1945: Verlust des Stadtrechts. – Seit 1994: Stadt.b Politische und Verwaltungsstrukturen
Um 1800: Ein vom Gerichtsherrn eingesetzter Polizeiinspektor verwaltete die Polizeiangelegenheiten und die Stadtkasse. – 1849: 3 Kommunalbeamte. – 1883: 3 Magistratsmitgl., 6 Stadtverordnete.
c Gerichtsbarkeit
Bis 1849: Gericht grundherrl. und durch einen vom Grundherrn bestellten Justitiar verwaltet. – 1849: Kr.‑Gericht Zielenzig (Sulęcin). – 1879: Amtsgericht Zielenzig.
2019: Amtsgericht Zielenzig (Sąd Rejonowy w Sulęcinie).d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden
Um 1800: Kgl. Akziseamt vorh. – 1840: Post. vorh. – 1880: Telegrafenamt vorh. – 1910: Telefon vorh. – 1938: Reichsarbeitsdienst.
1948: Sitz einer Landgemeinde, die 7 Ortschaften (Gromada) umfasste. – 2002: Sitz eines Forstamtes. – 2019: Sitz einer Stadt-Landgemeinde (Gmina miejsko-wiejska), die 27 Ortschaften umfasst.
10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit
a Stadt- und Landesherren
Polen, Schlesien. – Um 1250: Erzbst. Magdeburg. – Ab 1287: Pfandbesitz, danach Herrschaftsbereich der Mark Brandenburg, später Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O. – 1759, 1816–73: Kr. Sternberg. – 1873–1945: Kr. Oststernberg.
1945: Polen. – 1948: Wojewodschaft Posen (Poznań), Kr. Zielenzig (Sulęcin). – 1975: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra). – Seit 1998: Wojewodschaft Lebus (Województwo lubuskie), Kr. Zielenzig.b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen
1674: Von den Schweden geplündert. – Während WK II (1940–42): Jüd. Arbeitslager für ca. 300 Häftlinge an der Zielenziger Chaussee. – 1945 Feb. 1–2: Von der Roten Armee besetzt, danach kam es zur Brandstiftung in gr. Teilen der Stadt, die Kirche Feb. 15 niedergebrannt. S. zu ca. 50 % zerstört. – 1945 Feb. 11: Die dt. Bev. musste S. verlassen, da S. im Aufmarschraum für den Kampf um Berlin lag. – 1945 Juni 24: Vertreibung der verbliebenen dt. Bev. aus S.
11 Die Wehrverfassung
a Wehrhoheit und Wehrpflicht
1840: Landwehr-Rgt. Nr. 12, Landwehr-Btln. Nr. 1. – 1910: Bezirkskommando Küstrin (Kostrzyn nad Odrą).
b Wehrverbände
Schützengilde um 1860 vorh.
c Garnison
1743–45: Zeitweise neues Garnison-Rgt. – 1807–19: Neumärk. Dragoner-Rgt. Nr. 3.
Von 1934–38: Küstriner Pionierstab 6 zum Bau der Festung Oder-Warthe-Bogen nach S. verlegt, Errichtung von Kasernen beim Bhf. – 1938: Heeres-Standort-Verwaltung. – Um 1939: Wallmeisterschule, SS-Kraftfahr-Staffel. – 1945: Grenadier-Ausbildungs-Rgt. 528.
1951–53: Stab der 19. Mechanisierten Division der poln. Armee (19 Dywizja Zmechanizowana).
1801, 1849: Keine Militärpers. – 1858: 7. – 1905: Keine.
12 Die Wahrzeichen
a Siegel
Siegel der Stadt S. von 1328 und 1355 waren vor 1945 im GStA PK erhalten. Siegel des 19. Jh. zeigen das Wappenbild.
b Wappen
In blau 3 grüne Bergkuppen, über denen 3 sechszackige goldene Sterne schweben.
13 Das Münz- und Finanzwesen
b Städtischer Haushalt
Nach der Steuerrepartition von 1690 zahlte S. 149 Tlr. – 1719: 79 Tlr. 6 Gr. Ziese, 896 Tlr. 17 Gr. 1 Pf. Akzise. – 1806/07: 2270 Tlr. Akzise. – 1801: 91 Tlr. 8 Gr. 5 Pf. Servis, 8 Tlr. Judengelder. – Um 1800: S. trug als Mediatstadt ebenf. die Lasten des platten Landes, obwohl die Akzise eingeführt war. – Noch 1855: Die Grundherren bezogen Grundzinse sowie Dienst- und Marktstandgelder und bestritten die Ausgaben für öfftl. Bauten, Kirche, Polizei und den Ortsrichter. S. besaß keine Kämmerei. – 1883: Zuschläge zur Staatsgeb.-, Staatsgrund- sowie Staatsklassen- und klassifizierten Einkommenssteuer, ferner Hundesteuer; Einnahmen: 4233 Mk; Ausgaben: 4449 Mk. – 1911: 50 % der staatl. veranlagten Betriebssteuer; 215 % der staatl. veranlagten Gebäudesteuer, 200 % der staatl. veranlagten Gewerbesteuer, 225 % der staatl. veranlagten Grundsteuer, 175 % Staatseinkommenssteuer, Hunde-, Lustbarkeits- und Umsatzsteuer; Einnahmen: 56837 Mk; Ausgaben: 26673 Mk; Kapitalvermögen: 34222Mk; Schulden: 15452 Mk; Stiftungsvermögen: 1050 Mk.
2016: Einnahmen: 28,7 Mio. PLN; Ausgaben: 27,3 Mio. PLN; wichtigste Posten: Bildung und Erziehung, Sozialhilfe und öfftl. Verwaltung; Investitionen: 2,4 %.
14 Das Gebiet der Stadt
a Stadtfläche
1461: 34 besetzte Hufen, eine unbekannte Zahl von Hufen wüst. – 1719: 29 Bauern-, 59 Kossäten-, 32 Ritterhufen und 20 mrg. (diese schon 1601 gen.). – Um 1800: 46 Hufen 7 mrg. 93 QR Ackerland und 10 Hufen Wiesen. – Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 8205 mrg. Acker, 50 mrg. Gärten etc., 3400 mrg. Hütung, 3400 mrg. Wald, 396 mrg. Wiesen. – 1885: 2325 ha. – 1905: 2331 ha. – 1931: 5140,4 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 3,65 Mk).
1998: 14,5 qkm. – 2018: 9,1 qkm.d Eingemeindungen
1928: Die 2 Güter Grundhof (371 ha) und Wasserhof (2270 ha) sowie ein Teil von Wallwitz eingemeindet. – Wohnplätze 1867: VW und Kolonie Bierfäßchen (7 Wohngeb./73 Pers.), VW Blankenburg (2/13), VW Friedensburg (einst Brodnoth [3/36]), Rittergut mit Ziegelei Grundhof (5/116), Mahl- und Schneidemühle Hintermühle (4/39), Wassermühle Mittelmühle (1/8), VW Neidenburg oder Hanfsuppe (3/25), VW Paulinenhof mit 1 Ziegelei und 1 Chausseegeldhebestelle (3/20), Rittergut mit 1 Forsthaus, Mahl- und Schneidemühle Vordermühle (3/19), 1 Ziegelei Wasserhof (6/116). – Wohnplätze 1931: Antonienhof, VW Blankenburg, Chausseehaus, Frankfurter Ferienheim, VW Fuchs, Hintermühle, Krumpfuhl, Mittelmühle, Forsthaus Neidenburg, VW Paulinenhof, Lungenheilstätte Schöneberg, Schulzesche Ackerwirtschaft, Seggekavel, VW Silberberg, Springwald, Bhf. S. Nm, Oberförstereigehöft S. Nm, Theerofen S.-Grundhof, Theerofen, Kolonie Ullmann, Vordermühle, Wasserhof, Zillmannshof.
15 Das Kirchenwesen
a Katholische Kirche
Bst. Lebus, Sedes Zielenzig (Sulęcin). – 1405: S. zahlte 8 Talente Cathedraticum.
1885: Kspl. Zielenzig.
1958–60: Stadtkirche wiederaufgebaut und als Kirche der Kreuzerhöhung (Kościół Podwyższenia Krzyża Świętego) geweiht. – Seit 1972 bzw. 1992: Bst. Grünberg-Landsberg (Diecezja zielonogórsko-gorzowska), Dekanat Zielenzig.b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften
Diözese Drossen (Ośno Lubuskie), später Kirchenkr. S. II. – Um 1536: Ev. Pfarrer, Patronat grundherrl.
1948: Errichtung der Pfarrei des hl. Erzengels Michael der autokephalen poln. Orthodoxen Kirche, die die ehem. Friedhofskapelle aus dem 19. Jh. erhielt. – Bst. Breslau-Stettin (Diecezja wrocławsko-szczecińska), Dekanat Grünberg (Zielona Góra). – 2013: ca. 60 Gläubige.c Juden
1690: 2 Judenfam. – 1777: 4 Judenfam. – 1801: 1 Judenfam mit 5 Pers. – 1843: 43 Juden mit Bethaus. – 1853: Friedhof erw. – 1895: Jüd. Schule vorh. – 1905: 27 Juden, Filia von Sorau (Żary). – 1925: 5 Juden, zur Synagoge Reppen (Rzeppin). – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet 11 Pers. in S. 5 namentl. bekannte Ew. von S. wurden nachweisl. Opfer des Holocausts. – 2001: Auf dem in WK II nicht zerstörten Friedhof auf dem Judenberg n von S. noch 13 Grabsteine aufgefunden, der älteste von 1850.
16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen
a Wohlfahrtspflege
1781: Apothekenprivileg. – 1805: Ein Stadtchirurg erw. – 1900: Frankfurter Ferienheim für Kinder von der Dr. Heinrich-Göpel-Stiftung auf einem 96 mrg. gr. Gelände gebaut. – 1907: Gründung der Lungenheilstätte Schöneberg für 102 Lungenkranke in Nähe des Bhf. – 1909: Vaterländ. Frauenverein gegr. (Einrichtungen und Tätigkeiten 1916: Gemeindekrankenpflegestation mit 1 freien Schwester [1912], Armenpflege [1909]). – 1920: Städt. Krankenhaus vorh. – 1938: 1 Apotheke; 2 Ärzte, 2 Zahnärzte, 1 Dentist, 1 Tierarzt.
2002: 1 Krankenhaus mit 215 Krankenbetten. – 1 priv. Gesundheitszentrum, 1 Apotheke. – 2019: 2 priv. Gesundheitszentren, 1 Krankenhaus (Lebuser Herz-und-Lungenklinik [Lubuski Szpital Specjalistzczny Pulmonologiczno-Kardiologiczny]), 2 Apotheken.b Versorgungseinrichtungen
Um 1800: 7 öfftl. und priv. Brunnen, Str. ungepflastert. – Städt. Friedhof an der Str. nach Zielenzig (Sulęcin) aus der 2. H. des 18. Jh., nach 1945 parkähnl. umgestaltet. – 1911: Desinfektionsanstalt vorh.
1911: Feuerlöschanstalt vorh. – 1921: Freiwillige Feuerwehr gegr.
2002: 15,8 km Wasserleitungen, 11,2 km Kanalisation.c Freizeiteinrichtungen
1831: 5 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 3 Krüge und Ausspannungen, 3 Schankwirte. – 1849: 2 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 7 Krüge und Ausspannungen, 1 Schankwirt. – 1928: 1 Freiluftschwimmbad, 1 Schießsportanlage, 2 behelfsmäßige Spiel- und Sportplätze, 1 Wintersportanlage. – 1938: 3 Gast- und Logierhäuser, 1 Gaststätte, 1 Hotel, 1 Pension.
2002: 7 Tourismusobjekte mit 265 Betten, davon 3 Hotels mit 83 Betten, 15878 Übernachtungstouristen. – 2017: 3 sonst. Hotelobjekte, 1 Motel. – 2019: 1 Sportstadion vorh.
17 Das Bildungswesen
a Schulen
1662: Schulmeister erw. – Um 1800: Kantorschule. – Ab 1827: Stadtschule. – 1849: 1 Elementarschule. – 1871: 9,6 % der Bev. > 10 J. Analphabeten. – 1907: Neues Schulgeb. errichtet. – 1939: 1 Volksschule.
2002, 2016: 1 öfftl. Vor-, Grund- und Mittelschule.b Kulturelle Einrichtungen
Kino 1941: Reichsgarten-Lichtspiele, gegr. 1921, 200 Plätze, 2 Tage pro Woche.
2002: Bibliothek vorh. – 2016: 14438 Bde.
2011: Kulturhaus vorh.
18 Das Pressewesen
a Verlage und Druckereien
1938: 1 Druckerei.
b Zeitungen und Zeitschriften
S.er Lokal-Anzeiger 1902 gegr. (Auflage 1936: 760, 3 x wöchentl.), 1942 aufgegangen in: Frankfurter Oder-Zeitung.
19 Literatur zur Stadtgeschichte
a Bibliografien
Schreckenbach 4, S. 285f. – Rister, S. 269f.
b Quelleneditionen
Die Quellen zur Geschichte von S. verstreut im CDB, vor allem in I 19 und I 20 abgedruckt.
c Gesamtdarstellungen
W. Freier, Das Land S., 1892. – DSB 1, 1939, S. 649. – KDM, Kr. Oststernberg, 1960, S. 233–39. – B. Byczko, Torzym, Studia nad początkami i rozplanowaniem miast nad środkową Odrą i dolną Wartą 1, 1967, S. 329–334.
d Nachweis älterer Stadtpläne
Vogelschauplan, Die Stat Swybuschin in nider Schlesien (G. Braun/F. Hogenberg, Theatri praecipuarum totius mundi urbium 5, 1598, P1. 50). – Gemälde der Stadt S. nach 1618, entstanden nach 1728 (einst im Rathaus, heute im Regionalmuseum). – Stadtpanorama, ca. 1750, F. B. Werner (Topographia Seu Compendium Silesiae 5, UB Breslau [Wrocław]).
20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen
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