1 Der Name der Stadt
1707: Friedrichshuld. – 1745: Trebschen. – 1818: Trebschen oder Friedrichshuld. – 1860: Trebschen. – 1939: Trebschen.
1945, 2019: Trzebiechów.
2 Die Lage der Stadt in der Landschaft
a Naturräumliche Lage
In der breiten, sumpfigen, oft überschwemmten Niederung der Faulen Obra, 6 km ö der Oder. Höhe: 48 m.
b Verkehrslage
Abseits der Verkehrswege ohne Durchgangsstr., erst in der Zwischenkriegszeit die Chaussee von Züllichau (Sulechów) nach Konotop (Kolsko) angelegt. Nächster Bhf. 7,2 km von T. in Groß Schmöllen (Smolno Wielkie).
Heute liegt T. an den Wojewodschaftsstr. (DW) 138 von Mauskow (Muszkowo) nach Guben (Gubin) und 278 von Rädnitzer Hütten Werke (Szklarka Radnicka) nach Fraustadt (Wschowa).
3 Der Ursprung der Ortschaft
b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung
1674 wurde neben dem seit dem 15. Jh. erw. Dorf T. eine ev. „Grenzkirche“ für protestant. Schlesier errichtet.
4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft
b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt
Anfang des 18. Jh. T. im Besitz derer von Trotschke, ab 1765 der Fürsten Reuß. Der Besitzer des Dorfes, von Trotschke, erwirkte 1707 die Erhebung zur Stadt „Friedrichshuld“.
c Rechtsbezeichnungen der Stadt
1707: Stadt. – 1844: Adlige Stadt. – 1860: Landgemeinde, 1905: Dorf und Rittergut.
2018: Dorf.
5 Die Stadt als Siedlung
a Topografische Entwicklung
Ortsanlage offen und dörfl. Sie folgt im Wesentlichen einer N-S-Achse, die zur Mitte erweitert einen Platz ausbildet.
1719: 25 H. – 1730: 18 H. – 1800: 35 Feuerstellen. – 1818: 40 Feuerstellen. – 1844: 39 Wohngeb. – 1858: 36 Wohngeb. – 1871: 38 Wohngeb. – 1885: 85 Wohngeb.; 122 Haushltg. (Dorf). – 1905: 92 Wohngeb. im Dorf und 12 im Gut. – 1925: 207 Haushltg. – 1939: 218 Haushltg.
1988: 209 Whg., davon 31 in Geb. vor 1918, 129 in Geb. von 1918-44, 5 in Geb. von 1945-70, 14 in Geb. von 1971-78 und 30 in Geb. von 1979-88; 88 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 82,3 % mit WC, 81,8 % mit Bad, 62,3 % mit Warmwasser und 72,7 % mit Zentralheizung. – 2002: 179 Wohngeb.; 258 Whg., davon 68 in Geb. vor 1918, 97 in Geb. von 1918-44, 10 in Geb. von 1945-70, 13 in Geb. von 1971-78, 42 in Geb. von 1979-88 und 28 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 97,7 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 93,4 % mit WC, 91,9 % mit Bad, 84,1 % mit Warmwasser und 81,4 % mit Zentralheizung.
Versicherungssumme in der Feuersozietät um 1855: 13500 Tlr.b Markante Gebäude
Die 1674 errichtete Grenzkirche wurde 1823 durch eine Kirche im dorischen Stil nach einem Plan Schinkels ersetzt.
Das Schloss der Fürsten Reuß, ein im letzten Viertel des 19. Jh. nach Plänen des Wiener Architekten Viktor Rumpelmeyer im Neorenaissancestil umgebautes Barockschloss, das an der Wende vom 16. zum 17. Jh. anstelle eines eingeschossigen Gutshauses errichtet worden war. Das Schloss wird derzeit als Schulgeb. genutzt.
1903-05: Ehem. Sanatorium, im Jugendstil nach Entwürfen des Zwickauer Architekten Max Schindler errichtet; die Inneneinrichtung von Henry van de Velde gestaltet.c Brände und andere Zerstörungen
Stadtbrand: Kurz vor 1730.
Gr. Überschwemmungen: 1813, 1845 und 1854.
6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge
a Zahl und Herkunft der Bewohner
1719: 84 Ew. – 1730: 76 Ew. – 1800: 186 Ew. – 1818: 194 Ew. – 1849: 262 Ew. – 1871: 251 Ew. – 1880: 570 Ew. – 1890: 558 Ew. – 1910: 609 Ew. (Rittergut 100 Ew.) – 1925: 832 Ew. (mit Dorf T.). – 1939: 785 Ew.
1988: 923 Ew. – 2002: 1037 Ew. – 2011: 1057 Ew.
Anfang des 18. Jh. Ansiedlung von Religionsflüchtlingen aus Schlesien und Polen.c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen
1730: 23 M, 21 F, 15 Söhne, 13 Töchter, 4 Mägde. – 1800: 39 M, 42 F, 39 Söhne, 39 Töchter, 10 Knechte, 17 Mägde. – Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 26 % (174 Pers.) Selbstständige, 21,3 % (142) mithelfende Familienangehörige, 9,1 % (61) Beamte und Angestellte, 43,6 % (291) Arbeiter.
1849: 252 Ev., 4 Kath., 6 Juden. – 1858: 256 Ev., 4 Kath., 5 Juden. – 1871: 236 Ev., 6 Kath., 9 Juden. – 1885: 470 Ev., 11 Kath., 1 Jude. – 1925: 782 Ev., 27 Kath., 1 Jude, 8 Bekenntnislose.
1849: 119 M, 143 F. – 1871: 113 M, 138 F; 66 < 10 J. – 1885: 217 M, 265 F. – 1895: 232 M, 246 F; 2 einzeln lebende M und 10 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 407 M, 425 F. – 1939: 369 M, 416 F; < 6 J.: 11,7 %, 6-13 J.: 11,7 %, 14-64 J.: 64,2 %, ≥ 65 J.: 12,4 %.
1988: 467 M, 456 F; 0-19 J.: 31,9 %, 20-39 J.: 27,7 %, 40‑59 J.: 18,1 %, ≥ 60 J.: 22,3 %. – 2002: 515 M, 522 F; 0‑19 J.: 26,9 %, 20-39 J.: 25,2 %, 40-59 J.: 28,9 %, ≥ 60 J.: 19 %. – 2011: 529 M, 528 F.d Bevölkerungsverzeichnisse
Kb. ab 1749, seit 1945 verschollen.
Standesamtsreg. von 1874 bis 1902 im APZG, von 1903‑45 lückenhaft im StadtA Züllichau (Sulechów), von 1874-1937 lückenhaft im LAB. – Kopien der Standesamtsreg. von 1874-90 im FHL Utah.e Bedeutende Persönlichkeiten
Prinz (seit 1894 Fürst) Heinrich XXIV. Reuß zu Köstritz, auch Heinrich XXIV. Prinz Reuß jüngere Linie (* 1855 Dez. 8 in T., † 1910 Okt. 2 in Ernstbrunn, Niederösterreich), Komponist. – Eleonore Caroline Gasparine Louise Prinzessin Reuß zu Köstritz (* 1860 Aug. 22 in T., † 1917 Sept. 12 in Euxinograd), Zarin von Bulgarien durch Heirat mit Ferdinand von Bulgarien 1908.
7 Sprache, Bräuche und Vereine
c Vereine und politische Organisationen
1928: Kriegerverein, Stahlhelm-Ortsgruppe, Turnverein.
2016: 1 Sportklub.
8 Die Wirtschaft
a Wirtschaftliche Entwicklung
Im 18. Jh.: Tuchmacherei durch Ansiedlung von Tuchmachern aus Schlesien. Niedergang durch die Entwicklung des Tuchgewerbes in den benachbarten Städten. Da die wirtschaftl. Grundlage von T. schwach war, blieb die städt. Entwicklung stecken.
1800: 1 Bäcker, 1 Barbier, 2 Böttcher, 1 Fleischer, 1 Leineweber, 2 Maurer, 1 Müller, 2 Radmacher, 2 Schmiede, 4 Schneider, 5 Schuster, 1 Tischler, 1 Töpfer, 4 Zimmerleute; außerdem 7 Einlieger, wohl Tagelöhner. Viel Tabakanbau.
1831: 2 Bockwindmühlen; 2 gehende Webstühle als Nebenbeschäftigung zu Leinwand; 1 Ziegelei.
3 Viktualienhändler und Höker.
Bäcker (1 Meister/0 Gehilfen), Böttcher (1/0), Fleischer (1/0), Grobschmiede (2/1), Maurer und Dachdecker (1/5), Rad- und Stellmacher (1/0), Schneider (3/1), Schuster und Altflicker (6/1), Tischler (2/0), Töpfer und Ofenfabrikanten (1/1), Zimmerleute (1/6). – 1 Knecht und 2 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
1849: 29,8 % der Bev. berufstätig (69,3 % im Gewerbe, 20,5 % in Handel und Dienstleistungen, 10,2 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 18,5 % im Baugewerbe (Tiefbau 10 Pers.), 40,7 % im Bekleidungsgewerbe (Schneiderei etc. 5, Schusterei 5, Weißnäherei 12), 9,3% in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Tischlerei 5), 3,7 % in Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Wagenbau 2), 11,1 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 3, Müllerei 2, Schlachterei 1), 13 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Kalkbrennerei etc. 6, Steingut etc. 1), 3,7 % im Textilgewerbe (Weberei 2).
Mitte des 19. Jh.: 3 gut besuchte Jahrmärkte und 2 Windmühlen vorh. – 1867: Stadt mit 2 Windmühlen und 1 Ziegelei. – 1910: Ziegelei.
1939 lebten 11,8 % (79 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von Handel und Verkehr, 27,8 % (186) von Industrie- und Handwerk, 46,3 % (309) von der Land- und Forstwirtschaft, 14,1 % (94) von sonst. Berufen. – Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 62, 5 bis < 10 ha: 23, 10 bis < 20 ha: 16, 20 bis < 100 ha: 4, ≥ 100 ha: 1.
Betriebsgrößen 2017: 0-9 Beschäftigte: 101, 10-49: 1, 50-249: 3, > 250: 1.b Organisationsformen der Wirtschaft
1920: T.er Spar- und Darlehenskassenverein vorh.
c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland
1831: 1 Oderkahn und 1 kl. Kahn. – 1849: 2 Stromfahrzeuge zur Frachtfahrt mit 50 Last Tragfähigkeit.
2019: Busverbindungen nach Züllichau (Sulechów).
9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt
a Stadtrecht
1707: T. erhielt Stadtrecht. – Seit 1860: Landgemeinde.
b Politische und Verwaltungsstrukturen
Bis 1809: Keine städt. Verwaltung, Polizei durch den von der Herrschaft bestellten Richter, danach Bgm. – 1867: Polizeiverwaltung durch das Dominium T.
c Gerichtsbarkeit
1849: Kr.-Gericht Züllichau (Sulechów). – 1879: Amtsgericht Züllichau.
2019: Amtsgericht Schwiebus (Sąd Rejonowy w Świebodzinie).d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden
1910: Post, Telegraf und Telefon vorh. – 1938: Arbeitsdienst.
1948: Sitz einer Landgemeinde, die 6 Ortschaften (Gromada) umfasste. – 2018: T. ist Sitz einer Landgemeinde, die 12 Ortschaften umfasst.
10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit
a Stadt- und Landesherren
Herzogtum Schlesien. – Nach 1319: Schlesien-Glogau. – 1482: Pfandherrschaft Brandenburgs. – Ab 1538: Brandenburg als Lehen der Krone Böhmens., Kr. Crossen (Krosno Odrzańskie). – 1759: Kr. Züllichau (Sulechów). – 1816: RB Frankfurt/O., Kr. Züllichau-Schwiebus (Sulechów- Świebodzin).
1945: Republik Polen. – Bis 1950: Wojewodschaft Posen (Poznań), Kr. Schwiebus. – Ab 1950: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra), Kr. Züllichau. – 1975: Wojewodschaft Grünberg. – 1999: Wojewodschaft Lebus (Województwo lubuskie), Kr. Grünberg.
11 Die Wehrverfassung
a Wehrhoheit und Wehrpflicht
1840: Landwehr-Rgt. Nr. 12, Landwehr-Btln. Nr. 1. – 1910: Bezirkskommando Crossen (Krosno Odrzańskie).
12 Die Wahrzeichen
a Siegel
Anfang des 19. Jh.: „Grfl. Reuß. Stadt Siegel zu Trebschen“, mit dem reußschen Löwen.
13 Das Münz- und Finanzwesen
b Städtischer Haushalt
Um 1800: Abgaben des platten Landes; weder Akzise noch Servis.
14 Das Gebiet der Stadt
a Stadtfläche
Um 1800: Keine Grundstücke, außer Gärten; Weide herrschaftl. – 1849: Keine landwirtschaftl. Nutzflächen. – 1853: 16 mrg. Acker. – 1905: Friedrichshuld: 14,4 ha, Dorf T.: 389 ha, Gut: 421 ha. – 1431: 824,4 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 18,73 Mk).
d Eingemeindungen
1910: Friedrichshuld mit dem größeren Dorf T. vereinigt. – 1929: Gutsbezirk samt 2 VW eingemeindet. – Wohnplätze 1931: Friedrichshuld, Louisenthal, Forsthaus Louisenthal, Sophienhaus, VW Waldhof.
15 Das Kirchenwesen
a Katholische Kirche
1905: 4 Kath., später zu Kleinitz (Klenica) in Niederschlesien.
Nach WK II die Stadtkirche als Mariä-Himmelfahrt-Pfarrkirche (Kościół Wniebowzięcia Najświętszej Maryi Panny) geweiht. – Ab 1972 bzw. 1992: Bst. Grünberg-Landsberg (Diecezja zielonogórsko-gorzowska), Dekanat Züllichau (Sulechów).b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften
1791: Pfarrei von Padligar (Podlegórz) abgetrennt, Patronat gutsherrschaftl. – 1800: 1 Prediger und 1 Küster. – 1938: 1 ev. Pfarrer.
16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen
a Wohlfahrtspflege
1849: 1 geprüfte Hebamme. – Von 1903-05: Auf Initiative der Fürstin Reuß das Sanatorium errichtet, seit 1920 für Tuberkulosekranke genutzt.
Von 1945‑75: 1 Tuberkulosekrankenhaus. – 2019: Apotheke vorh.b Versorgungseinrichtungen
1910: E- und Wasserwerk vorh.
1928: Freiwillige Feuerwehr vorh.c Freizeiteinrichtungen
1831: 2 Schankwirte. – 1849: 1 Gasthof für die gebildeten Stände. – 1938: 1 Gast- und Logierhaus.
17 Das Bildungswesen
a Schulen
1798: Gründung einer Industrieschule (Haushaltsschule) für Mädchen durch den Stadtherrn. – 1825: Schulhaus neu erbaut. – 1849: Städt. Elementarschule vorh. – 1871: 0,5 % der Bev. > 10 J. Analphabeten. – 1928: 2 Lehrer und 1 Kantor.
2018: Je 1 öfftl. Vor-, Grund- und Mittelschule.b Kulturelle Einrichtungen
2008: Bibliothek vorh. – 2016: 11707 Bde.
2017: Kulturhaus vorh.
18 Das Pressewesen
Keine Informationen.
19 Literatur zur Stadtgeschichte
a Bibliografien
Schreckenbach 4, S. 317. – Rister, S. 272.
c Gesamtdarstellungen
DSB 1, 1939, S. 661.
20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen
Keine Informatonen.