1 Der Name der Stadt
1244: Konigkesberge (PUB I, S. 338). – 1271: Koningesberge. – 1273: Coningesberch. – 1351: Koningesbergh transoderam. – 1461: Koningesbergh in der Nighen Marke. – 1499: Königszberg. – 1545: Königsberg. – 1737, 1809: Königsberg. – 1939: Königsberg/Nm.
1945: Władysławsko. – 1945 Aug. 21: Królewiec. – 1946 Mai 7: Chojna.
Der poln. Name Chojna geht auf die Identifizierung von Königsberg mit Chinz zurück, die heute nicht mehr vertreten wird.
2 Die Lage der Stadt in der Landschaft
a Naturräumliche Lage
Im geräumigen Tal der Rörike (Rurzyca), einem Nebenflüsschen der Oder, im Niederungsgebiet an einer leichten Anhöhe, die zur Zeit der Anlage der Siedlung sehr verteidigungsgünstig war. Die Stadt ist völlig von Wiesen, ehemals sumpfigen Brüchen, umgeben. Höhe: 21 m.
b Verkehrslage
K. lag an der Str. von Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) über Bärwalde (Mieszkowice) und Mohrin (Moryń) nach N. 1721 starker Verkehr nach Danzig (Gdańsk) und Preußen bezeugt. Die Chaussee von Berlin nach K. um 1853 fertiggestellt. Die Rörike (Rurzyca) war einst schiffbar, noch 1824 Warenschifffahrt auf dem Fluss bis Nahausen (Nawodna) unterhalb von K. belegt. Bahnverbindung nach Breslau (Wrocław) ab 1876, nach Stettin (Szczecin) ab 1877. Anschluss nach Berlin über Wriezen und Stargard 1892.
Heute ist K. Knotenpunkt der Nationalstr. (DK) 31 von Stettin nach Słubice, der Nationalstr. 26 (DK) von Schwedt/O. nach Soldin (Myślibórz) sowie der Wojewodschaftsstr. (DW) 124 nach Zehden (Cedynia) und dem Grenzübergang bei Hohenwutzen. K. liegt an der 1985 elektrifizierten Bahnlinie von Stettin nach Breslau.
3 Der Ursprung der Ortschaft
a Vorbesiedlung
Slaw. Burgwall bei Reichenfelde (Garnowo) 4 km n von K. mit älterslaw. Keramik, ein weiterer undatierter Burgwall in Richtung Rehdorf (Stoki) ca. 3,3 km w der Stadt. In der Umgebung der Stadt Fundplätze mit älter- und jüngerslaw. Keramik.
b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung
Vermutl. im Anschluss an einen slaw. Burgwall mit Burgsiedlung (Kietz 1350 erw.) entstanden. Im Stadtgebiet selbst frühgeschichtl. Funde, aber keine ma. Funde, die vor das 13. Jh. datiert werden. Die AS K. entstand vermutl. um die Nikolaikapelle in Anlehnung an die 1348 zerstörte Burg, die meist im am höchsten gelegenen Teil des Stadtgebiets zw. Badergasse, Kietz, Papenstr. und Holtzstr. vermutet wird, an die sich in Richtung der Rörike (Rurzyca) der 1350 erw. Kietz (1824 Wilhelmplatz) anschloss. Die Existenz einer Burg im Stadtgebiet ist in der Forschung allerdings nicht unumstritten, so wird die 1348 zerstörte Burg auch bei der Buten-Mühle gesucht oder mit den Burgwällen in der Umgebung der Stadt in Verbindung gebracht.
4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft
b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt
1267-70: Übergang der Stadt K. aus dem Besitz des Bf. von Brandenburg an die Askanier. Stadtgründer umstritten, die Ähnlichkeit des Stadtsiegels mit dem von Stettin (Szczecin) deutet auf die Hz. von Pommern, aber auch Gründung durch die Askanier, die Templer oder den Bf. von Brandenburg wird diskutiert. K. war stets Immediatstadt.
c Rechtsbezeichnungen der Stadt
1271, 1373: civitas. – 1448: stad. – 1536: stadt. – 1737, 1801, 1939: Stadt.
1945: Stadt. – 1975, 2019: Stadt.
5 Die Stadt als Siedlung
a Topografische Entwicklung
Die Anlage der deutschrechtl. Stadt, deren Pfarrkirche möglicherweise ursprüngl. die 1312 erw. Nikolaikapelle war, erfolgte vermutl. zw. Holtz- und Königsstr. im Zweistraßensystem im Anschluss an den älteren ovalen Kern im O mit dem 1350 erw. halbmondförmigen Kietz (ab 1824 Wilhelmplatz).
Um 1300 dürfte die 1310 und 1329 erw. NS angelegt worden sein, zu der vermutl. das Gebiet des Marktes und der Marienkirche mit regelmäßigem Grundriss gehörte. Diese Siedlungen wurden wohl bald zu einem Siedlungskomplex vereint. Im 18. Jh. drei Stadtviertel: Schwedter-, Bernikower- und Vierradenviertel, der Markt gegen 1600 und 1700 tw. bebaut.
Die vermutl. im N beim Vierradener Tor gelegene Burg wurde 1348 von den Bg. zerstört und nie wiederaufgebaut.
Der gesamte Siedlungskomplex vermutl. Anfang des 14. Jh. ummauert; Gräben 1292 erw., ein Stadttor 1313, 1409 stellenweise doppelte Umwallung. Seit 1680 Berichte über den Verfall der Stadtwälle und Gräben, 1795 war die Stadtmauer an einigen Stellen schadhaft, Gräben und Wälle wurden Anf. des 19. Jh. abgetragen und eingeebnet.
Ein landesherrl. Hof in der Stadt 1354 gen., ein in der Nähe des Gertraudenspitals gelegener Hof der Johanniter 1358.
1548 wurden auf mgf. Befehl die Scheunen innerhalb der Stadt abgebrochen und vor den Toren wiederaufgebaut. Eigentl. Vorstädte entstanden dagegen erst spät.
Nach 1945 wurde das stark zerstörte K. nur langsam wiederaufgebaut; einige herausragende Baudenkmäler (Augustinerkloster 1959-65, Rathaus 1986) wurden rekonstruiert, Baulücken tw. durch moderne Bebauung geschlossen. Beim Bhf. entstand ein modernes Viertel mit Geschäften.
1623: 396 H. – 1640: 191 H. – 1719: 281 H mit Ziegeldach; 49 wüste Stellen. – 1795: 450 H; 31 wüste Stellen. – Anfang des 19. Jh. meist Fachwerkhäuser, 458 H mit Ziegeldach; 27 wüste Stellen; 110 Scheunen, die meist vor den Stadttoren lagen. – 1818: 460 Feuerstellen. – 1849: 507 Wohngeb.; 42 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 753 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 506 Wohngeb. – 1885: 534 Wohngeb.; 1346 Haushltg. – 1905: 568 Wohngeb. – 1925: 675 Wohngeb.; 1681 Haushltg. – 1939: 2023 Haushltg.
1950: 415 Wohngeb.; 579 Whg. – 1960: 482 Wohngeb.; 944 Whg. – 1970: 1062 Whg.; 77,4 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 39,5 % mit WC, 33,7 % mit Bad, 1,6 % mit Warmwasser und 15,3 % mit Zentralheizung. – 1978: 1330 Whg.; 92,8 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 66,4 % mit WC, 63,8 % mit Bad, 48,9 % mit Warmwasser und 38,4 % mit Zentralheizung. – 1988: 1605 Whg., davon 179 in Geb. vor 1918, 542 in Geb. von 1918-44, 228 in Geb. von 1945-70, 279 in Geb. von 1971-78 und 377 in Geb. von 1979-88; 98,4 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 80,4 % mit WC, 79,9 % mit Bad, 63,1 % mit Warmwasser und 59 % mit Zentralheizung. – 2002: 628 Wohngeb.; 2226 Whg., davon 58 in Geb. vor 1918, 850 in Geb. von 1918-44, 229 in Geb. von 1945‑70, 363 in Geb. von 1971-78, 431 in Geb. von 1979-88 und 289 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 99,8 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 95,6 % mit WC, 93,8 % mit Bad, 82,7 % mit Warmwasser. – 2016: 2666 Whg.; davon 99,8 % mit Anschluss an die Wasserversorgung, 98,1 % mit WC, 96,4 % mit Bad, 85,1 % mit Zentralheizung und 0,2 % mit Anschluss an das Gasnetz.
Versicherungssumme in der Feuersozietät 1763: 113225 Tlr. – 1801: 376925 Tlr. – 1859: ca. 1 Mio. Tlr.b Markante Gebäude
Marienkirche mit Feldsteinfragmenten aus dem letzten Drittel des 13. Jh., 1389 bis 1459 in zwei Etappen zum dreischiffigen got. Hallenbau ausgebaut, eine der weiträumigsten Anlagen der Mark Brandenburg und eine der größten got. Kirchen im heutigen Polen. Kirchturm 1658 durch Brand zerstört, 1843 eingestürzt, wobei ebenf. die 1479 vollendete Annenkapelle zerstört wurde. Der Turm wurde 1855-61 wiedererrichtet und 1932-33 umgebaut. Die Kirche verbrannte 1945 Feb. 16, 1960-62 erfolgte die Sicherung der Ruinen, seit 1994 erneute Sicherung und Wiederaufbau der Kirche, in deren Innerem Reste ma. Fresken erhalten sind.
1290: Das ehem. Augustinermönchskloster in der Nähe des Bernikowischen Tores erw., 1388 Weihe der neuen oder erweiterten Kirche, nach 1582 Nutzung als ev. Kirche, bis 1816 Garnisonskirche, 1813 als Lazarett genutzt, um 1885 Nutzung als Exerzierhaus, von 1902‑28 als Kohlenschuppen, Spritzenhaus und Turnhalle. Im S-Flügel des Klostergeb. 1562 ein Hospital eingerichtet, seit 1698 Schule, der Konventsaal um 1880 Tuchfab., um 1939 Whg. Teile des Kreuzgangs erhalten, auf dem ehemaligen Kirchhof 1768 2 Kasernen errichtet, später Gymnasialgeb., Kirche und Kloster 1945 zerstört, 1959‑65 wiederaufgebaut, seit 1974 Pfarrkirche.
Die 1312 erw. Nikolaikapelle in der Nähe des Vierradener Tores wurde 1687 abgerissen. – Die 1370 vor dem Bernikower Tor erw. Kapelle St. Georg war ein schlichter got. Backsteinbau mit Barockgiebel von 1703, der 1866 erneuert und nach 1945, obwohl nicht zerstört, abgetragen wurde.
Die St. Gertrudkapelle vor dem Schwedter Tor von 1409 wurde 1684 als Johanniskirche wiederhergestellt, nach WK II wurde die Kirche bei der Anlage des Friedhofs für die Soldaten der Roten Armee beschädigt und ist nur als Ruine erhalten. In ihrer Nähe befanden sich H und Hof der Johanniter, die noch im 18. Jh. sichtbar waren.
Die Heiliggeistkapelle in der Schwedter Str. 1310 erw., 1507 abgerissen.
Die vermutl. um 1500 errichtete Wallfahrtskapelle Klein-Jerusalem mit Hl. Grab wurde 1557 abgetragen.
Kaufhaus 1409 erw., die Ratsstube 1433. Das Rathaus am Marktplatz mit reich verzierten Giebelfronten, dessen Bau vermutl. um 1400 begonnen wurde, wurde wohl Anfang des 15. Jh. von Baumeister Heinrich Brunsberg aus Stettin (Szczecin) umgebaut, um 1711 die Seitenfronten ausgebaut, 1883 weitgehend erneuert. 1945 zerstört und 1978-86 als Kulturzentrum unter Rekonstruktion der Fassaden wiedererrichtet.
Teile der Stadtmauer aus Backstein aus dem 14. Jh. sowie das Schwedter und Bernikower Tor (1970 renoviert) aus dem 15. Jh. sind erhalten, der Turm des Bernikower Tors wurde 1897 erneuert. Das Vierradener Tor um 1830, endgültig 1898 abgerissen. Bis 1945 waren die Stadtmauern in 6-9,7 m Höhe mit 37 meist rechteckigen Weichhäusern, 4 größeren Türmen und den 2 noch heute bestehenden Toren erhalten. Nach 1945 bes. im NW Abbruch von Mauerteilen, in den 1980er- und 1990er-Jahren wurden vor allem im NO Teile der Mauern zerstört.
Das älteste bis 1945 erhaltene Fachwerkhaus (Schwedter Str. 1) aus verputztem Fachwerk mit 2 Erkern datierte von 1693.c Brände und andere Zerstörungen
1638: Gefährl. Feuersbrunst.
6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge
a Zahl und Herkunft der Bewohner
1581: 295 Bg. – 1599: 367 Bg. – Um 1618: 396 Bg. – 1623: 376 Bg., 49 Hausarme. – 1643: kaum 50 Bg. – 1660: 138 Bg. – 1720: 1683 Ew. – 1750: 2210 Ew. – 1795: 3022 Ew. – 1801: 3249 Ew. – 1820: 3929 Ew. – 1844: 4948 Ew. – 1849: 5299 Ew. – 1858: 5805 Ew. – 1871: 5336 Ew. – 1880: 6568 Ew. – 1890: 5864 Ew. – 1910: 6123 Ew. – 1925: 5977 Ew. – 1939: 6767 Ew.
1945 Dez. 1: 1985 Ew. – 1946: 1484 Ew. – 1948: 2122 Ew. – 1950: 2268 Ew. – 1961: 3938 Ew. – 1970: 5174 Ew. – 1978: 5279 Ew. – 1988: 6103 Ew. – 2002: 7069 Ew. – 2011: 7356 Ew. – 2017: 7440 Ew.
Die Namen der ältesten Ratmannen deuten auf Herkunft der Oberschicht aus den Städten der Alt- und Uckermark hin. Familiennamen des 14. Jh. weisen auf Zuzug aus dem Umland. – 1699 wurden 30 Refugié-Fam. in K. angesiedelt, Anfang des 18. Jh. Pfälzer.
1945: Flucht und Vertreibung der dt. Bev. und Ansiedlung von Polen. – 1945 Juli 15: 1265 Polen, 430 Dt. – 1945 Dez. 1: 1517 Polen, 468 Dt. – 1946 Okt. 1: 2161 Polen, 260 Dt. – 1947 4. Quartal: 1901 Polen, 2 Dt.
1948: 1363 Repatrianten, 211 Reemigranten, 274 Umsiedler. – 1962: 38,7 % Autochtone (nach 1945 geb.), 28,3 % Repatrianten aus der UdSSR, 30,2 % Umsiedler, 1,5 % Reemigranten, 1,3 % unbekannter Herkunft.b Bevölkerungsverluste
Pest: 1585 (1087 Tote), 1625 (999), 1630 (106), 1631 (über 400), 1648 (492 Tote, ca. die Hälfte aufgrund der Pest, die anderen durch Hunger oder natürl. Todes gestorben), 1710.
Ruhr: 1599.
Cholera: 1831 (9 Tote), 1847 (250).c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen
1319: Die Bg. mit Hufenbesitz (cives possessores mansorum) werden bes. erw., 1336 „burger“ und „bure“ unterschieden. – 1719: 370 Wirte, 740 Kinder und 261 Dienstboten. – 1750: 446 M, 535 F, 382 Söhne, 431 Töchter, 86 Gesellen, 82 Knechte, 57 Jungen und 168 Mägde. – 1801: 638 M, 803 F, 650 Söhne, 711 Töchter, 108 Gesellen, 77 Knechte und Diener, 82 Jungen und 180 Mägde.
Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 13,7 % (793 Pers.) Selbstständige, 5,2 % (302) mithelfende Familienangehörige, 24,5 % (1421) Beamte und Angestellte, 56,6 % (3282) Arbeiter.
1849: 5145 Ev., 30 Kath., 117 Juden. – 1858: 5660 Ev., 37 Kath., 108 Juden. – 1871: 5134 Ev., 84 Kath., 117 Juden. – 1885: 5702 Ev., 76 Kath., 48 sonst. Christen, 132 Juden. – 1905: 5842 Ev., 135 Kath., 82 sonst. Christen, 79 Juden. – 1925: 5531 Ev., 210 Kath., 46 Juden, 10 Bekenntnislose.
1849: 2533 M, 2759 F. – 1871: 2494 M, 2842 F; < 10 J.: 1177. – 1885: 2949 M, 3009 F. – 1895: 3006 M, 3039 F; 48 einzeln lebende M und 135 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 2979 M, 2998 F. – 1939: 3307 M, 3460 F; < 6 J.: 11,2 %, 6‑13 J.: 12,6 %, 14-64 J.: 67,2 %, ≥ 65 J.: 9 %.
1950: 1077 M, 1191 F. – 1970: 2560 M, 2614 F. – 1978: 2615 M, 2666 F; 0-17 J.: 36,7 %, 18-29 J.: 22,5 %, 30‑59 J.: 32,5 %, ≥ 60 J.: 8,7 %. – 1988: 3051 M, 3052 F; 0-19 J.: 37,6 %, 20-29 J.: 12,9 %, 30-59 J.: 39,1 %, ≥ 60 J.: 10,4 %. – 2002: 3482 M, 3587 F; 0-19 J.: 29,7 %, 20-29 J.: 16,2 %, 30-59 J.: 42 %, ≥ 60 J.: 12,1 %. – 2011: 3552 M, 3804 F. – 2015: 3583 M, 3820 F; ≤ 14 J.: 15,1 %, 15-64 J.: 71,8 %, ≥ 65 J.: 15,4 %. – 2017: 3581 M, 3859 F; 0‑14 J.: 15,1 %, 15‑64 J.: 70,5 %, ≥ 65 J.: 14,5 %.d Bevölkerungsverzeichnisse
Ev. Kb. von 1581-1823 lückenhaft im APS und als Kopie im FHL Utah.
Standesamtsreg. von 1940-45 lückenhaft im Standesamt K.
Jüd. Kb. von 1792-1847 in der Deutschen Zentralstelle für Genealogie im StA Leipzig. – Jüd. Personenstandsreg. von 1816-74 daselbst und von 1799-1875 als Kopie im FHL Utah und von 1856-75 im GStA PK.
Militärkb. des Inf.-Rgt. Nr. 35 von 1740-1807 lückenhaft im GStA PK, des Inf.-Rgt. Nr. 19 von 1753-1810 lückenhaft daselbst, des 3. Pomm. Inf.-Rgt. Nr. 14 von 1834-48 und von 1861-62 daselbst, des 7. Brand. Inf.-Rgt. Nr. 60 von 1860-64 in der Deutschen Zentralstelle für Genealogie im StA Leipzig und im FHL Utah, des 2. Btln. des Brand. Füsilier-Rgt. Nr. 35 von 1874-76 in der Deutschen Zentralstelle für Genealogie im StA Leipzig.e Bedeutende Persönlichkeiten
Karl Friedrich Beyme (* 1765 Juli 10 in K., † 1838 Dez. 10 in Steglitz), preuß. Staatsmann. – Theodor Heinsius (* 1770 Sept. 6, † 1849 Mai 19 in Berlin), Sprachwissenschaftler. – Adalbert Kuhn (* 1812 Nov. 19 in K., † 1881 Mai 5), Indogermanist und Mythologe, Direktor des Köllnischen Gymnasiums zu Berlin.
7 Sprache, Bräuche und Vereine
a Sprache und Mundart
Dt., ostmärk. Dialekt.
1905: 44 Polnischsprachige, 23 Sonstig- oder Mehrsprachige.c Vereine und politische Organisationen
1844: Freimauerloge „Tempel des Johannes“ gegr. – Auf dem am 22. Juli 1848 von preuß. Liberalen organisierten konstitutionellen Kongress in Berlin war ein Klub aus K. durch Delegierte vertreten. Es entstand um diese Zeit in K. ebenf. eine Filiale des Zentralvereins für König und Vaterland. – 1862: Männer-Turnverein „Vorwärts“ gegr. – 1866: Handwerker-Verein vorh. – 1896: Rad- und Kraftfahrverein Wanderer. – 1926: Schulturnverein „Friesen“ gegr. – 1919: Fußball: Sportverein „Preußen“ gegr.
2009: Gründung der Historisch-Kulturellen Vereinigung „Terra Incognita“. – 2016: 2 Sportklubs, u.a. Sportklub „Odra“ Chojna, gegr. 1946.
8 Die Wirtschaft
a Wirtschaftliche Entwicklung
Ackerbau auf sehr guten Böden. – 1341: Weinberg vor dem Vierradener Tor erstmals erw. Später auch Flachs- und Tabakanbau.
Im MA Ausrichtung der K.er Wirtschaft auf Agrarexport über Stettin (Szczecin), bereits 1292 freie Schifffahrt auf Rörike (Rurzyca) und Oder nach Stettin und Zollfreiheit und Freiheit vom Marktzoll gewährt. – 1351: Zollfreier Handel auf Oder, Havel und Elbe zugesichert, wobei die Zollstätte in Schwedt bes. gen. wurde, 1371 bei der Bestätigung die Zollstätten in Lebus und Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) bes. erw. – 1377: 1 Jahrmarkt verliehen, um 1800 fanden in K. 3 Jahr- und Viehmärkte sowie 2 Wochenmärkte statt. Niedergang des Handels im SpätMA, Anf. des 16. Jh. erfolgte der Handel nach Stettin nur noch indirekt über das Stettiner Handelshaus Loitz.
1298: Das Recht, Mühlen zu bauen, verliehen, weitere Mühlen erwarb K. 1313 (Tormühle tw.), 1315 Hebungen in der „inferiori molendino sancti spiritus“. Die nicht lokalisierte „Galchmühle“ wurde 1324 vom Mgf. verliehen. Im Jahre 1400 erhielten die Gewandschneider ein Grundstück zur Errichtung einer Walkmühle. K. weigerte sich, seine Mühlen dem DO zu verkaufen. Im SpätMA waren alle Mühlen mit Ausnahme der Walkmühle der Gewandschneider (Schlossmühle) in städt. Besitz. Nach 1680 Errichtung einer Walkmühle. – 1763: 7 Tuchmacher. – 1766: 1 Baumwollfab. vorh. – 1790: 6 Tuchmacher. – 1801: 3 Lohmühlen, 1 Walkmühle und 3 Wassermühlen.
1795: Keine andere nm Stadt hatte so viele wüste Stellen, auch unter den stehenden H waren viele baufällig, die Besitzer aber wegen Armut nicht in der Lage, sie zu unterhalten. Der städt. Handel war schlecht und nahm wegen des zunehmenden Brau- und Brennereibetriebs auf den Adelsgütern und kgl. Ämtern immer weiter ab. Damals waren in K. folgende Geschäftsinhaber 1. Klasse ansässig: 2 Apotheker, 2 Eisenkrämer, 1 Gewandschneider, 4 Materialisten, 1 Tuchhändler.
Um 1800: Ackerbau auf sehr gutem Boden, auch Flachs und Tabak wurden gewonnen, sehr gute Wiesen; Brauerei, Brennerei, Tuchfabrikation, Viehzucht und andere städt. Gewerbe. 3 Jahr- und Viehmärkte sowie 2 Wochenmärkte.
1800: 2 Apotheker, 10 Bäcker, 4 Barbiere, 7 Beutler, 2 Bohrschmiede, 5 Böttcher, 22 Branntweinbrenner, 9 Brauer, 3 Buchbinder, 1 Büchsenschäfter, 2 Drechsler, 2 Eisenkrämer, 2 Färber, 7 Fleischer, 1 Fuhrmann, 8 Gärtner, 2 Gelbgießer, 2 Gewandschneider, 3 Glaser, 1 Glasschleifer, 1 Goldschmied, 8 Hufschmiede, 8 Hutmacher, 1 Kammmacher, 3 Klempner, 2 Knopfmacher, 2 Köche, 4 Krämer, 1 Kunstpfeifer, 1 Kupferschmied, 3 Kürschner, 10 Leineweber, 4 Lohgerber, 1 Maier, 5 Materialisten, 3 Müller, 3 Maurer, 1 Nadler, 2 Nagelschmiede, 8 Pantoffelmacher, 2 Perückenmacher, 3 Riemer, 7 Sattler, 1 Scherenschleifer, 4 Schlosser, 16 Schneider, 1 Schornsteinfeger, 46 Schuhmacher, 1 Schweinschneider, 1 Schwertfeger, 1 Seifensieder, 3 Seiler, 2 Stärke- und Pudermacher, 3 Stellmacher, 3 Strumpfweber, 11 Tischler, 4 Töpfer, 6 Tuchmacher, 1 Tuchscherer, 1 Uhrmacher, 1 Weißgerber, 1 Ziegelstreicher, 3 Zimmerleute; insg. 259 Meister, 186 Gesellen und 93 Lehrlinge; außerdem 40 Ackerbg., 3 Gastwirte, 2 Hebammen, 12 Viktualienhändler und 57 Partikuliers. Damals gab es in K. 92 Braustellen und 88 Branntweinblasen.
1831: 1 Bockwindmühle, 3 Lohmühlen, 1 Ölmühle mit 1 Presse, 1 dt. Sägemühle mit 1 Gatter, 1 Walkmühle, 4 Wassermühlen mit 8 Mahlgängen; 1 Ziegelei. – 22 Handelsgewerbe mit kaufmänn. Rechten (11 Gewürzhandel und Materialisten, 9 Ausschnitthandel, 2 Eisenwaren); 24 ohne kaufmänn. Rechte (4 Krämer und Kurzwaren, 7 herumziehende Krämer, 13 Viktualienhändler und Höker).
Bäcker (12 Meister/4 Gehilfen), Böttcher und Kleinbinder (5/0), Buchbinder (3 auf eigene Rechnung arbeitende), Drechsler (7/7), Fleischer (8/3), Gerber (4/3), Glaser (3/3), Schwarz- und Schönfärber (3/3), Gold- und Silberarbeiter (1/1), Grobschmiede (6/5), Handschuhmacher und Beutler (3/2), Hut- und Filzmacher (4/2), Kammmacher (1/0), Klempner (1/2), Korbmacher (3/4), Kuchenbäcker und Konditoren (2/1), Kupferschmiede (3/4), Kürschner (3 auf eigene Rechnung arbeitende), Maurer und Steinmetze (3/16), Putzmacher und Putzmacherinnen (2), Rade- und Stellmacher (4/2), Riemer und Sattler (6/5), Roth-, Gelb- und Glockengießer (2/3), Schlosser (5/3), Schneider (24/10), Schuster und Altflicker (65/70), Seifensieder und Lichtzieher (1/1), Seiler und Reepschläger (3/4), Tischler 15/11, Töpfer und Ofenfabrikanten (6/6), Uhrmacher (1/0), Zimmer- und Schildermaler (2/0), Zimmerleute (3/18); 5 männl. und 40 weibl. Dienstboten; 86 Knechte und 138 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
1849: 45,4 % der Bev. berufstätig (46,7 % im Gewerbe, 22,8 % in Handel und Dienstleistungen [u.a. 2 Handlungen, die hauptsächl. mit Geld, Papieren und Wechseln Geschäfte trieben, und 3 Großhändler], 30,5 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 31,4 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 1 Pers., Glaserei 8, Klempnerei 6, Malerei 6, Maurerei 82, Schornsteinfegerei 4, Steinsetzerei 2, Tiefbau 219, Zimmerei 26), 34,2 % im Bekleidungsgewerbe (Handschuhmacherei 4, Hut- und Putzmacherei 13, Kürschnerei 10, Schneiderei etc. 80, Schusterei 114, Strumpfherstellung 1, Weißnäherei 163), 0,2 % in der chem. Industrie (Licht-, Seifen- und Ölfabrikation 1, Pharmazie 1), 0,4 % im Druckereigewerbe (Druckerei und Schriftgießerei 4), 1,1 % in der Eisen-, Stahl- und Metallverarbeitung (Erzgießerei 2, Gold und Silber 5, Kupferverarbeitung 4, Messing etc. 1), 7,9 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Flecht- und Korbwaren 3, Kämme, Schirme etc. 5, Sägewerk 4, Tischlerei 77), 2 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Lederverarbeitung 9, Sattlerei 13, Spritzenmacher 1), 4,8 % in in Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik: (Maschinenbau etc. 35, Uhren 4, Wagenbau 15), 7,3 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 28, Brauerei 8, Brennerei 8, Müllerei 24, Schlachterei 14), 0,4 % in der Papierherstellung (Buchbinderei 5), 3,1 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Kalkbrennerei 16, Steingut etc. 19), 7,2 % im Textilgewerbe (Posamentiererei 4, Seilerei 11, Spinnerei 22, Weberei 30, Zubereitung etc. 14).
1867: Zu K. 3 Abbauten, 1 Chausseehaus, 1 Etablissement, 2 Wassermühlen, 1 Windmühle, 1 Ziegelei. – 1880: Ackerbau- und Bienenzucht. – 1890: Ackerbau, Bienenzucht, Filzwaren- und Peitschenfab. – Um 1910: Bienenzucht, Bierbrauerei, Filzwarenfab., Glockengießerei, Handelsgärtnerei, Hartsteinfab., Maschinenfab., Molkerei, Obstbau, Peitschenfab., Präservenfab., Sägewerk, Ziegelei.
1939 lebten 20,8 % (1207 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von Handel und Verkehr, 3,4 % (197) von häusl. Diensten, 41,1 % (2382) von Industrie und Handwerk, 14,6 % (848) von der Land- und Forstwirtschaft, 20,1 % (1164) vom öfftl. Dienst und von priv. Dienstleistungen. – Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 124, 5 bis < 10 ha: 17, 10 bis < 20 ha: 19, 20 bis < 100 ha: 19, ≥ 100 ha: 7.
1950: 67,2 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1959: 20,6 % Bauwesen, 3,0 % Bildung und Kultur, 0,3 % Dienstleistungen, 0,3 % Finanzen und Versicherungen, 16,6 % Handel, 10,3 % Industrie und Handwerk, 0,8 % Justizverwaltung, 4,3 % Kommunal- und Wohnungswirtschaft, 35,6 % Land- und Forstwirtschaft, 8,2 % Transport und Kommunikation. – 1960: 25 Verkaufsstellen, davon 1 priv. – Um 1965: Handelsbetriebe, Landwirtschaft und kl. Verarbeitungsbetriebe. – 1970: 74 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1978: 45,4 % der Bev. berufstätig, 33,9 % der Bev. außerhalb der Landwirtschaft und 11,5 % in der Land- und Forstwirtschaft. – 1984: 51 Verkaufspunkte. – 2002: 110 Läden und Tankstellen.
Betriebsgrößen 2017: 0‑9 Beschäftigte: 923, 10-49: 24, 50-249: 15. – 2002: 104,3 % des poln. Durchschnittseinkommens, 2017: 85 %.b Organisationsformen der Wirtschaft
1409: Kaufhaus gen. – 1350: Gilde und Werke erw. – 1399: Wollweber- und die Gewandschneiderzunft gen. – 1407: Erwähnung der Knochenhauer-, Schuhmacher- und Schützeninnung. – 1424: Schneiderinnung erw. – 1431: Schmiedeinnung erw. – 1448: Leineweberinnung gegr. – 1478: Bäckerinnung gegr. – 1490: Kürschnerinnung erw. – 1586: Beutlerinnung gegr. – Bis zur Reformation bestanden in K. Altäre der Kommenden der Bäcker, Knochenhauer, Kürschner, Leineweber, Schmiede, Schneider, Schuhknechte, Schuster. – 1836: Gründung der Sparkasse. – 1910: Sparkasse und Vorschussverein. – 1938: Kreissparkasse und Spar- und Darlehenskasse vorh.
c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland
1818: K. lag an der Strecke der fahrenden und reitenden Post nach Königsberg/Pr (Kaliningrad) über Danzig (Gdańsk) und der reitenden Post von Frankfurt/O. nach Stettin (Szczecin). Von K. ging eine fahrende Post nach Stettin, nach Schwedt, nach Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) und nach Soldin (Myślibórz) sowie eine reitende Post nach Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). – 1831: 1 Fuhrmann. – 1849: 8 Frachtfuhrwerker mit 36 Pferden.
Taxis 1960: Keine. – 1984: 25. – 2017: 18. – 2017: Busverbindungen u.a. nach Zehden (Cedynia), Bärwalde (Mieszkowice), Mohrin (Moryń), Soldin (Myślibórz) und Bad Schönfließ (Trzcińsko Zdroj).d Bedeutung der Stadt für ihr Umland
Die terra K., zu der 1337 30 Dörfer gehörten, wurde 1267 erstmals erw. Im MA nahm K. eine führende Rolle unter den nm Städten ein. – 1354: Ein Vertreter von K. im Rat, den Mgf. Ludwig der Römer für die NM einsetzte. – 1470: K. gehörte zu Städten, die das Landfriedensbündnis mit den Prälaten und der Ritterschaft der NM besiegelten. – 1553: Vertreter von K. bezeugten u.a. das Soldiner Statut.
Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen und bedingter regionaler Bedeutung. – Um 2000: Regionales Dienstleistungszentrum.
2011: 541 Ein- und 323 Auspendler.
9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt
a Stadtrecht
Magdeburger Recht, K. war Oberhof für andere Städte, wohl Mohrin (Moryń), Schönfließ (Trzcińsko Zdroj) und Zehden (Cedynia). – 1377: Kaiser Karl IV. bestimmte, dass Pferd und Harnisch der Bg. auch in weibl. Erbfolge zu vererben waren. – 1809: Einführung der Städteordnung.
b Politische und Verwaltungsstrukturen
1292: Ratmänner erw.; Ratmänner und Schöffen 1298, Bgm. (proconsul) 1344. Der Rat bestand im MA aus 10 Mann, jährl. wechselnd. – 1315: Die Gemeinde (communitas civium, meynheit) gen. – Seit den 1480er-Jahren ein gelehrter Stadtsyndikus im Dienste des Rats. – 1589: Aufruhr gegen den Rat, der nach Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) flüchtete. – Stadtgeschlechter bis ins 16. Jh., stadtsässiger Adel (1599 mindestens 4 Fam.). – 1632: Viergewerke erw. (Bäcker, Fleischer, Schuster, Tuchmacher). – 1680: Bgm., stellvertretender Bgm., Richter, 5 Senatoren (1 Senator: Oberkirchenvorsteher, 2 Senatoren: Taxatoren der Fleisch- und Brotscharren, 2 Senatoren: Aufseher über die öfftl. Geb., Mauern, Str. und Brücken, 1 der letztgen. zusätzl. Körherr [Kör: Die zu einer Art Innung vereinigten Ackerbg.]). Im selben Jahr ebenf. Stadthaupt- und Viertelleute sowie 1 Ratsschütze, der zgl. Ratsfischer war, erw., außerdem 2 Nachtwächter und 1 Buschläufer eingestellt. – 1684: 1 Schweinehirt eingestellt. – 1712: Ratsreglement von Rat und Kommissaren verabschiedet. – Seit 1719: Beständiger Magistrat mit 6 Mitgl., seit 1727 nahezu vom Kg. ernannt. – 1795: 2 Nachtwächter, zgl. Vagabunden- und Armenaufseher. – Um 1800: 1 Oberbgm., zgl. Stadtrichter, 1 Polizeibgm, zgl. Justizassessor beim St.-Gericht, 2 Bgm., von denen einer zgl. Kämmerer war, 1 Senator, 1 Stadt- und Gerichtssekretär und 1 Registrator. – 1849: 20 Kommunalbeamte. – 1883: 9 Magistratsmitgl., 18 Stadtverordnete. – 1931: Bgm, 1 Beigeordneter, 4 Ratsherren, 1 Stadtverordnetenvorsteher, 1 Kämmerei- und Stadtsparkassenrendant.
c Gerichtsbarkeit
1312: Stadtschulze erw. – 1344: Den Bg. das Recht bestätigt, nur vor dem eigenen Gericht stehen zu müssen, die Ratsherren nur vor dem Hofgericht. Das Niedergericht, das landesherrl. Lehen war, ging 1372 an K. über, das bereits seit 1366 die Gefälle des obersten Gerichts bekam. – 1680: Schöffengericht aus Richter (Praefectus) und 7 Bg. (Assessores). – 1840: Land- und St.-Gericht K. – 1849: Kr.-Gericht Küstrin (Kostrzyn nad Odrą), Gerichtsdeputation K., 16 Zivilbeamte bei der Rechtsverwaltung. – Ab 1855: Kr.-Gericht K. – 1879: Amtsgericht K. – 1883 und 1938: 2 Rechtsanwälte.
1950-75: Amtsgericht Neudamm (Dębno). – 2019: Amtsgericht Greifenhagen (Sąd Rejonowy w Gryfinie).d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden
1273 und 1277: Mgfl. Vogt erw. – 1712: Postamt bezeugt, Zollamt und Akziseeinnehmer Ende des 18. Jh. – 1809-15: Sitz der nm Regierung, dann Kr.-Stadt. – 1849: 29 Beamte bei der allg. Landesverwaltung. – 1874: Standesamt. – 1876: Telegrafenamt vorh. – 1910: Telefonamt.
1948: K. Sitz einer Landgemeinde, zu der 6 Ortschaften (Gromada) gehörten. – K. ist heute Sitz einer Stadt-Landgemeinde, zu der einschließl. K. 45 Ortschaften gehören.
10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit
a Stadt- und Landesherren
1244: Hz. Pommern. – Vor 1267: Bf. von Brandenburg. – 1267 (1270)-1319: Mark Brandenburg. – 1319-23: Hz. von Pommern. – 1323-1402: Mark Brandenburg. – 1402‑55: DO. – 1455-1815: Brandenburg-Preußen. – 1759: Kr. K. – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O. – 1816-1945: Kr. K. (Chojna).
1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Stettin (Szczeciń), Kr. K. – 1975-98: Wojewodschaft Stettin. – 1999: Wojewodschaft Westpommern (Województwo zachodniopomorskie), Kr. Greifenhagen (Gryfino).
K. war Bürge bzw. Schiedsrichter für pomm.-brand. Abmachungen. – 1320: Die nm Städte K., Schönfließ (Trzcińsko Zdroj), Bärwalde (Mieszkowice) und Mohrin (Moryń) schlossen sich gegen künftige Widrigkeiten zusammen. – 1348: Ein weiteres Bündnis mit nm Städten, in diesem Jahr die landesherrl. Burg von den Bg. gebrochen, 1354 ein landesherrl. Hof in K. erw.b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen
1372: Hz. Kasimir IV. von Pommern-Stettin verstarb während der Belagerung von K. – 1412: Fehde mit Berlin, Belagerung der Hussiten 1433 erfolglos. – 1630: K. berechnete seine Ausgaben für Einquartierungen auf 100319 Tlr. – 1636: Von den Schweden erstürmt. – 1638: Die Bev. von K. war nach Küstrin und in die Sümpfe des Oderbruchs geflüchtet. – 1660: 207 wüste Stellen und 40 H, die wegen Armut keine Steuern zahlten. – 1688: Vom Dreißigjährigen Krieg her noch 250 wüste Wohnstellen vorh.
1938/39: 4 km s von K. wurde ein Militärflughafen angelegt, der 1939 als Basis für Angriffe auf Polen und danach zur Ausbildung von Piloten diente. – Ab 1943: Vom 1944 erweiterten Flughafen starteten Abfangjäger. – Vermutl. ab 1943: Stalag Luft 2 und ab 1944 Nov. das Stalag Luft 6 in K. – Um 1944 Okt. 20: An einem nicht genau lokalisierten Ort in der Nähe des Flughafens wurde ein Tochterlager des KZ Ravensbrück eröffnet, in dem vermutl. 800-900 weibl. Häftlinge Zwangsarbeit für die Aufrechterhaltung des Flughafenbetriebs verrichten mussten.
1945 Feb. 5: Eroberung durch die Rote Armee, K. zu 75 % zerstört; Flucht und Vertreibung der dt. Bev. – 1947 Aug. 13: Abtransport von 120 Dt., 1947 Aug. 28/29 von 116 Dt., 1947 Okt. 4 von weiteren Dt.
11 Die Wehrverfassung
a Wehrhoheit und Wehrpflicht
1529: 38 Knechte zum Aufgebot. – 1543: Alles schwere Geschütz vom Mgf. nach Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) überführt. – 1604: 55 Mann zum Aufgebot der Nm. – 1844: Landwehr-Rgt. Nr. 8, Landwehr-Btln. Nr. 2. – 1910: Bezirkskommando Küstrin (Kostrzyn nad Odrą).
b Wehrverbände
1407: Schützengilde; Privileg von 1652; 1812 neu errichtet.
c Garnison
1672: Stab und 1. Kp. des Reiter-Rgt. Derfflinger. – 1714‑37: Teile (bis 1721 2 Kp., dann 3) des Inf.-Rgt. Nr. 19. – 1718: Dragoner-Rgt. Nr. 5. – 1743-91: Teile des Inf.-Rgt. Nr. 39, 1791-95: Depot-Btln. – 1795-1806: Teile des Inf.-Rgt. Nr. 35.
1809-11: Teile des Pomm. Grenadier-Btln. – 1813: Ausländer-Btln. von Gotsch gegr. in K. und Greifenberg (Gryfice). – 1813: Garnison K., Btln. Nr. 3 und Reserve-Btln. des nm Landwehr-Inf.-Rgt. – 1815-17: Teile des Magdeburg. Inf.-Rgt. Nr. 27. – 1817: Die Kaserne am Wilhelmsplatz für das Gymnasium eingerichtet. – 1817-20: Teile (1 Btln.) des Brand. Inf.-Rgt. Nr. 24. – 1820-51: Teile (1 Btln.) des Pomm. Inf.-Rgt. Nr. 14. – 1847-48: Teile (Füsilliere) des Leib-Grenadier-Rgt. Nr. 8. – 1860-67: Teile (2 Btln.) des Brand. Inf.-Rgt. Nr. 60.
1942/43: Flugzeugführerschule A/B 12. – Ab 1944 Okt. 8: Verbandsfliegerschule des Generals der Jagdflieger.
1849: 6 Militärgeb.
1801: 746 Militärpers. – 1849: 7 (4 M, 3 F). – 1858: 7. – 1905: Keine.
1945 Jan. 31: Flugzeughallen und Kasernen gesprengt, der Flughafen von 1945-92 von der Roten Armee genutzt, u.a. vom Jagdflieger-Rgt. 582.
12 Die Wahrzeichen
a Siegel
Auf dem ältesten Siegel von 1331 (39 mm): ein gekrönter Fürst mit wallendem Haar auf einem Thron, dessen Füße auf einer in Form von 3 Bergen gebildeten Fußbank ruhen. In den Händen hält er je einen Topfhelm mit Adlerflug. Zu beiden Seiten 2 Schilde mit dem brand. Adler. Umschrift: „♰ ⨏ BVRGENSIUM ∙ CIVITATIS ∙ KONINGESBERCN“. Sekretsiegel I von 1358‑76 und Sekretsiegel II von 1399-1606: Ein gekröntes Haupt.
b Wappen
Im blauen Felde das Brustbild eines jugendl. Königs mit goldenen Haaren und goldener Krone.
c Stadtfarben
Fahne des Aufgebots 1599: Weiß-rot-schwarz.
d Andere Wahrzeichen
Von Mitte des 15. Jh. bis um 1700 stand vor dem Rathaus ein hölzerner Roland und Pranger (Büttelstein).
13 Das Münz- und Finanzwesen
a Münzprägung und Geldemission
Seit 1335: Münzstätte K. mehrfach erw., um 1350 für einige Jahre in andere Städte verlegt, 1356 wieder in K. – 1440: Münzordnung des nm Vogtes. – Ca. 1916‑23: Ausgabe von Notgeld.
b Städtischer Haushalt
Seit 1292: Der Markt im Besitz von K. – 1351: Zoll von Schwedt für 10 Jahre der Stadt verschrieben. – 1319: Der Rat erwarb den Zins von den städt. Hufen. – Stättepfennige seit 1366 im Besitz der Stadt. – 1317: Urbede auf 50 M festgesetzt, 1349 setzte der Mgf. die Zahlung der Urbede bis zur Rückzahlung seiner Schulden aus, 1376 die Urbede in Höhe von 60 Mk an den Rat versetzt. – Landbede 1377: 200 Mk. – 1433: K. für gewisse Zeit von der Urbede befreit. – 1562: Die Stadt im Steuerkataster mit 2853 Hufen sehr hoch veranschlagt, von 100 Tlr. musste K. 11 Tlr. 10 Gr. 1 Pf. aufbringen, daher bald Steuerschulden und Klagen über Verarmung. – 1672: Einführung der Akzise, wogegen sich die Bg. auflehnten. – 1690: K. zahlte 470 Tlr. Steuern.
1683: Einnahmen: 750 Tlr. 10 Gr. 8 Pf. (Scharrenzins, ein Drittel der Bierziese, Verpachtung der Seen, Verleihung des Bürger- und Meisterrechts, Gerichtsgefälle, Pacht des Ratskellers, Ratswaage, städt. Ziegelofen, Ratsschäferei, Pacht von Ländern und VW); Ausgaben: 488 Tlr. 8 Gr. 1 Pf. – 1748: Einnahmen: 5892 Tlr. 1 Gr. 6 Pf.; Ausgaben: 4749 Tlr. 9 Gr. 4 Pf. – 1801: Einnahmen: 4447 Tlr. 7 Gr. 1 Pf.; Außenstände: 6505 Tlr. – 1740: 2934 Tlr. 12 Gr. 6 Pf. Ziese, 1229 Tlr. 2 Gr. 4 Pf. Zoll, 2612 Tlr. 15 Gr. 8 Pf. Servis, 314 Tlr. 8 Gr. Judengelder. – 1806/7: 14606 Tlr. Akzise.
1883: Hundesteuer, Zuschläge zur Staatsgeb.-, Staatsgrund- und Staatsklassensteuer; Einnahmen: 119333 Mk; Ausgaben: 121747 Mk. – 1911: 188 % der Staatseinkommenssteuer und 200 % der staatl. veranlagten Geb.‑, Grund- und Gewerbesteuer und 50 % der staatl. veranlagten Betriebssteuer, ferner Hunde- und Lustbarkeitssteuer, Umsatzsteuer; Einnahmen: 349118 Mk; Ausgaben: 331000 Mk; Kapitalvermögen: 191510 Mk; Schulden: 589309 Mk; Stiftungsvermögen: 82309 Mk.
2016: Einnahmen: 47,9 Mio. PLN; Ausgaben: 48,2 Mio. PLN; wichtigste Posten: Bildung und Erziehung, Sozialhilfe, Verwaltung; Investitionen 3,4 %.
14 Das Gebiet der Stadt
a Stadtfläche
1271: Die Mgf. bestätigten das Stadtgebiet, das durch die Gemarkungen der Dörfer Nahausen (Nawodna) und Uchtdorf (Lisie Pole) im N, Kl.-Mantel (Mętno Mała), Gellen (Jelenin) und Jädickendorf (Godków) im SO, durch Mantelbruch und Beecke im W sowie Bernickow (Barnkowo) im O begrenzt wurde. – 1748: 119 Hufen (30 im Besitz der Kirche, 17½ der Kämmerei, 6½ von Bernickower Bauern, 10 der VW-Besitzer, 50 der Bg.). – 1801: 119 Hufen. – 1824: 15412 ha. – Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 11497 mrg. Acker, 349 mrg. Gärten etc., 12 mrg. Hütung, 36 mrg. Wald, 8 mrg. Wiesen. – 1885: 3860 ha. – 1905: 3825 ha. – 1931: 3825,5 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 16,16 Mk).
1960: 57 qkm. – 1977: 4167 ha ausgegliedert. – 1998: 12 qkm. – 2019: 12,6 qkm.c Städtisch-bürgerlicher Grundbesitz auf dem Lande
1317: Manteler See, Gellener See, Wubiser See und der See Wustrow der Stadt verliehen; 1348 wiederkäufl., endgültig 1413 der Krimosee nebst Mühlenteich erworben, 1349 bzw. 1354 das Dorf Bernickow (Barnkowo) und 1359 Hufen in Grabow (Grabowo). – 1360: Hof Reichenfelde (Garnowo), die Dörfer „Wentzschen“ und Hohenkränig (Krajnik Górny) vom Mgf. verliehen, Altenkirchen (Łukowice) 1364. – 1449: Erwerb von Hebungen in Vietnitz (Witnica), 1451 Ankauf von einem Drittel des Dorfes Grünrade (Grzymiradz), 1456 von Teilen von Hanseberg (Krzymów) und 1458 des Dorfes Altenkirchen. – 1499: K. wurde vom Kf. mit Besitz auf dem Feld „Cremow“ belehnt. – 1448: K. besaß vorübergehend pfandweise die Stadt Mohrin (Moryń). – 1626: Erwerb von halb Rohrbeck (Rosnowo), der Besitz wurde später weitgehend verkauft, 1719 im Besitz der Stadt Altenkirchen und Bernickow sowie Teile von Rohrbeck, 1725 Altenkirchen und 1728 der Anteil an Rohrbeck verkauft. – 1795: Im Besitz der Stadt das Dorf Bernickow mit 13½ Bauern- und 45 Kossätenhöfen, keine Forsten in Stadtbesitz, aber wenige Jahre vorher Anlage von Schonungen zur Deckung des eigenen Holzbedarfs.
Seit 1317: Teile des Dorfes Bernickow in bürgerl. Lehnsbesitz, Teile von Zachow (Czachów), der Mühle in Lietzegöricke (Łysogórki) seit 1338, Lehnsbesitz in Grabow von einem K.er Bg. 1359 an die Stadt übergegangen.d Eingemeindungen und Wohnplätze
Wohnplätze 1867: Ackerwirtschaft Bahrfelde (2 Wohngeb./28 Pers.), Wassermühle Buthenmühle (1/12), Wasser-, Walk- und Schneidemühle, Graupenmühle (2/19), VW Grenzhof (1/15), Etablissements Hedwigsberg (1/10), Lindenhof (2/29), Marienhof (1/15), Schönberg (3/36), Sophienhof (1/21), Sternberg (1/12), Treuenfelde (1/10), Wahlberg (2/67), Wilhelmsberg (2/25). – 1931: Abdeckerei, Bahrfelde, Butenmühle, Chausseehaus (n Grabow), Chausseehaus (n Vietnitz), Graupenmühle, Grenzhof, Hedwigsberg, Holländermühle, Lindenhof, Maiblumenplantage, Mantelbruch, Niederhof, Schönberg, Sternberg, Treuenfelde, Wahlberg, Waldschänke, Wilhelmsberg, Ziegelei (am Wege nach Finkenstein).
15 Das Kirchenwesen
a Katholische Kirche
Bst. Kammin (Kamień Pomorski), Archidiakonat Zellin (Czelin), Offizial in K. vermutl. bereits 1381, sicher von 1446 bis 1509 bezeugt.
Stadtpfarrei Marienkirche, Patronat der Templer 1282, endgültig 1352 an die Johanniter übergegangen. Das Patronat über sämtl. Kapellen der Stadt besaß der Rat.
1290: Kloster der Augustiner-Eremiten erw. – 1310: Hospital zum Hl. Geist gen. – 1312: Nikolaikirche oder -kapelle gen. – Vor der Stadt befanden sich die 1370 erw. Georgskapelle vor dem Bernikower Tor, die 1409 gen. Gertrudkapelle, später Johanniskirche, vor dem Schwedter Tor und die 1557 abgebrochene Jerusalemskapelle mit Hl. Grab, ein Wallfahrtsort in Richtung Bernickow (Barnkowo) gelegen. Die Kapelle entstand vermutl. um 1500 und wurde 1557 abgebrochen.
1333: Elendengilde erw. – 1399: Die wohl mit der Bruderschaft Rorate identische Marienbruderschaft erw. – 1449: Kaland erw. – 1494: Beginenhaus beim Augustinerkloster erw.
Ende des 14. Jh.: Waldenser aus K. standen vor dem Inquisitor; die Häresie ist ebenf. in Dörfern der Umgebung von K. bezeugt.
1885: Zur Pfarrei Schwedt. – 1911: Erster kath. Geistlicher in K. – 1913 Mai 5: Grundsteinlegung der Herz-Jesu-Kirche in der Kaiserstr, Benediktion 1913 Okt. 12. – 1924: Errichtung der Kuratie.
1945: Herz-Jesu-Kirche (Kościół Serca Pana Jezusa) wurde Pfarrkirche. – 1974: Die 1963 als Kirche der Hl. Dreifaltigkeit (Kościół Św. Trójcy) geweihte ehemaligen Mönchskirche als Pfarrei errichtet. – 1995: Die Kirche Unserer Heiligsten Jungfrau der Mutter der Kirche (Kościół NMP Matki Kościoła) als Pfarrei errichtet. – Ab 1972: Bst. (seit 1992) Erzbst. Stettin-Kammin (Archidiecezja szczecińsko-kamieńska). – Seit 1961: Dekanat mit 12 Pfarreien. – Ab 1961: 1 H der Schwestern des Hl. Erzengels Michael.b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften
Kirchenkr. K., Patronat landesherrl., 1. Pfarrstelle (Oberpfarrer, Superintendent) ab 1539, 2. Pfarrstelle (Archidiakonus) ca. 1540, 3. Pfarrstelle (Diakonus) ab 1560, 1803 Jan. 18 aufgehoben, 1918 neu errichtet. – 1689: Kantor- und Organistenstelle in 2 Stellen geteilt. – Ab 1810: Reformierte Gemeinde, 1916 eingegangen. – 1938: 2 ev. Pfarrer
c Juden
Im Nov. 1350: Der Rat von K. ließ auf Befehl des Mgf. alle im Ort wohnenden Juden verbrennen und zog ihr Vermögen ein. – 1429: Die Judenstr. erw., in der auch Christen lebten. – 1435: Mindestens 2 jüd. Fam. in K. bezeugt, deren Schutzherr der Landesherr war. – Ab 1435: 2 Juden von K. zahlten mit ihren Kindern dem Rat jährl. 1 Schock Gr., 1452 wurde offenbar eine Art Budenzins für die den Juden zur Verfügung gestellten Whg. eingeführt. – 1510: Vertreibung der Juden. – 1685: Judenhäuser erw. – 1690: 5 Judenfam. – 1696: Die Stadt verkaufte den Juden Land an den Paschbergen zur Anlage eines Friedhofs, Synagoge 1704 erw., Synagoge in der Judengasse seit 1754. – 1714: 300 Juden, 1717 auf kgl. Befehl stark vermindert (3 Judenfam.) – 1801: 38 Judenfam. mit 195 Angehörigen. – 1809: 27 ordinäre Juden mit 24 F und 80 Kindern, 12 extraordinäre Juden mit 4 F und 25 Kindern sowie 2 öfftl. Bedienstete mit 2 F und 7 Kindern, ein Bediensteter wurde 1796 als Schulgelehrter angesetzt, der andere 1808 als Koller (Schatzmeister). 5 Juden besaßen ein eigenes H, 9 Juden handelten mit Kramwaren, 7 Juden lebten vom Trödel, 3 handelten mit Lederausschnitt für Sohlen, 3 lebten vom Fellhandel, je 2 Juden handelten mit Kram- und mit Lederwaren, je 2 Juden lebten vom Warenhandel und vom Pferdemakeln, 1 Jude lebte vom Pferdehandel, 1 vom Kramwaren- und Tuchhandel, 1 Jude lebte vom Handel mit alten Sachen, einer vom Schlachten, 1 Jude betrieb Maklergeschäfte und 1 Jude war Handlungsgehilfe. – 1843: 135 Juden, der Gemeinde standen 1 Vorsteher und zwei Deputierte vor, die alle auf 2 Jahre gewählt waren. Kantor zgl. Schächter, Synagoge und Friedhof vorh. – 1905: 88 Gemeindemitgl., Kantor und Synagogendiener. – 1925: 40 Gemeindemitgl. – 1932: Synagogengemeinde von 31 Juden und 10 Zensiten, Synagoge in der Synagogenstr., Friedhof und Synagoge vermutl. während der Reichskristallnacht zerstört. Auf dem von einer Steinmauer umfassten Friedhof n von K. mit einer Größe von ca. 0,3 ha waren um 1990 noch 10 Grabsteine vorh., die um 2010 nicht mehr auffindbar waren. – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet 40 Pers. in K.; 6 Ew. von K. wurden nachweisl. Opfer des Holocaust.
16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen
a Wohlfahrtspflege
Im MA bestand bei jeder der 5 Kapellen ein Hospital. – 1310: Hospital zum Hl. Geist erw. – 1333: Die Elendengilde erw. – Um 1446: Elendenhaus bei der Nikolaikapelle gestiftet. – 1447: Stiftung eines H für die Armen. – 1557: Das abgerissene Hospital bei der Jerusalemskapelle wurde als Hospital „zu Jerusalem“ oder Heiligkreuzspital bezeichnet. – 1562: Der Südflügel des Augustinerklosters wurde in ein Hospital umgewandelt. – Um 1800: Hospital St. Georg vor dem Bernikowschen Tor für 15-16 Pers. und das Hospital St. Johann vor dem Schwedtschen Tor für 10-11 Pers.
1566: Ein Apotheker erw., 1576 Privileg des Rates für einen Apotheker aus Gardelegen, ein weiteres 1597 und ein drittes 1626. Die Apotheken gingen in den Nöten des 17. Jh. ein, eine neue Apotheke, aus der die spätere Löwen-Apotheke hervorging, wurde 1686 privilegiert, 1739 eine zweite Apotheke. – 1795: 2 Apotheker, 1 Kreisphysikus, 1 promivierter Arzt, 3 Stadtchirurgen, 2 examinierte und approbierte Hebammen; Armenkasse vorh. – 1849: 1 Apotheke; 3 Zivilärzte, 1 Zivilwundarzt 2. Klasse, 5 geprüfte Hebammen, 1 Tierarzt. – 1855: Stiftung des Johanniter-Krankenhauses mit 55 Betten (Eigentümer der Johanniter-Orden). – 1872: Vaterländischer Frauenverein Kreis K. gegr. – 1911: 2 Armen und Wohltätigkeitsanstalten vorh. – 1931: 1 Apotheke; 6 Ärzte, 2 Zahnärzte, 3 Dentisten, 4 Hebammen, 3 Tierärzte. – 1938: 1 Apotheke; 5 Ärzte, 2 Zahnärzte, 4 Dentisten, 2 Tierärzte.
Um 1965: 1 medizin. Praxis des Gesundheitsdienstes und ein Waisenhaus. – 1984: 2 Gesundheitszentren, 2 Apotheken; 6 Ärzte, 3 Zahnärzte, 22 Krankenschwestern. – 1992: 7 Ärzte, 3 Zahnärzte, 30 Krankenschwestern. – 2002: 1 öfftl. Gesundheitszentrum, 2 Apotheken. – 2018: 7 Gesundheitseinrichtungen, darunter ein Wojewodschaftszentrum für Arbeitsmedizin (Wojewódzki Ośrodek Medycyny Pracy) sowie 5 Apotheken.b Versorgungseinrichtungen
Nach 1580: Zusätzl. zum Friedhof bei St. Marien ein Friedhof beim ehem. Augustinerkloster angelegt.
1709: Beginn der Straßenpflasterung. – 1714: Pflasterung des Marktes. – Seit 1827: Straßenbeleuchtung. – 1795: Str. in gutem Zustand.
1795: 22 öfftl. und 138 Hofbrunnen. – 1898: Wasserversorgung ausschließl. aus gegrabenen Brunnen, 24 öfftl. und ca. 190 priv. – Wasserleitungen 1908 verlegt. – 1911: 452 Grundstücke an die Wasserversorgung angeschlossen.
1883: Turnerfeuerwehr gegr. – 1911: Feuerlöschanstalt vorh.
1910: E-Werk vorh.
1911: Desinfektionsanstalt, Freibank und Schlachthof vorh.
1960: Kein Gasnetz. – 13,8 km Wasserleitungsnetz, 285 Wohngeb. an die Wasserleitungen und 266 an die Kanalisation angeschlossen. – 2002: 28,3 km Wasserleitungen, 16,4 km Kanalisation.c Freizeiteinrichtungen
1687: 3 H mit Gastgerechtigkeit. – 1715: 4 H wurden zu Gasthöfen erhoben. – 1795: 2 gute Gasthöfe und ein mittelmäßiges Wirtshaus. – 1831: 2 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 4 Krüge und Ausspannungen, 1 Speisewirt, 19 Schankwirte; 1 Musikant, der gewerbsweise in Wirtshäusern spielte. – 1849: 1 Gasthaus für die gebildeten Stände, 5 Krüge und Ausspannungen, 8 Schankwirte; 16 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtshäusern spielten. – 1911: 1 Badeanstalt, 2 ha Parks, Spielplätze, 1 Turnhalle, 2 Turnplätze, Volksgärten vorh. – In den 1920er-Jahren Bau eines Schwimmbades. – 1928: 1 Jugendherberge, 2 Turn-, Spiel- und Sportplätze, 2 Turnhallen vorh. – 1938: 4 Hotels, 3 Gast- und Logierhäuser, 4 Gaststätten.
1960: 3 gastronom. Betriebe, davon 1 Café und 1 Restaurant. – 1984: 6 gastronom. Betriebe. – Um 1965: Ein Freizeitzentrum mit Schwimmbecken und 3 Parkanlagen. – 1984: Keine Hotelbetten. – 1992: 1 Tourismusobjekt mit 44 Betten. – 2002: Keine Hotelbetten, 2500 Übernachtungstouristen. – 2017: 1 Hotel und 1 Hotelobjekt.
17 Das Bildungswesen
a Schulen
1333: Schule an der Pfarrkirche erw., die nach Einführung der Reformation eine gelehrte Schule wurde. – 1698: Errichtung eines neuen Schulgeb. in der Nähe der Klosterkirche. – 1580: Neben der Lateinschule noch eine Deutsch- und Rechenschule sowie eine Jungfernschule bezeugt. – 1788: 4 Lehrer, davon 3 mit Universitätsausbildung. – 1791: 2 Kasernengeb. als Schulhäuser für das Friedrich-Wilhelm-Lyceum eingerichtet, an dem um 1800 1 Kantor, 1 Konrektor, 1 Küster, 1 Rektor, 5 Schullehrer, 1 Subrektor wirkten. – 1818: Anerkennung als Gymnasium (Patronat städt., mit kgl. Compatronat). – Bis 1806 noch eine Garnisonsschule in K. – 1810: 5 Schulen für Jungen und Mädchen in K. vorh. – 1849: 1 Elementarschule, 1 Schule für Töchter, 1 Gymnasium. – 1871: 7,1 % der Bev. > 10 J. Analphabeten. – 1913: Gymnasium, Lehrerseminar, Präparandenanstalt, landwirtschaftl. und gärtner. Lehranstalt mit Wiesenbauschule. – 1931: Städt. Gymnasium, staatl. Aufbauschule, städt. Höhere Mädchenschule, städt. Volkschule, landwirtschaftl. Haushaltungsschule K.
1960: 37 Vorschulplätze, 2 Grundschulen und 1 allgemeinbildende Oberschule. – 1984: 2 Vor- und 2 Grundschulen, 1 allgemeinbildende Oberschule, 1 berufsbildende Schule, 2 Berufsschulen mit Abitur. – 1992: 1 Vorschule, ansonsten wie 1984. – 2002: 1 Vorschule, 2 Grundschulen, 1 Mittel- und 1 Oberschule. – 2017: 1 Vor-, 1 Grund- und 1 Mittelschule, 1 Oberschule und 1 Oberschule für Erwachsene, 2 Technika, 1 berufsbildende Schule und 1 berufsbildende Schule für Erwachsene sowie 1 Grundsonder-, 1 Mittelsonder- und berufsbildende Sonderschule und 1 Sonderschule zur Berufsvorbereitung.b Kulturelle Einrichtungen
Bibliothek in der Pfarrkirche mit 262 Büchern des 16.-19. Jh. Bibliothek des städt. Gymnasiums, um 1893: 4017 Bde. – 1933: Städt. Volksbücherei vorh.
1910-14: Sommertheater vorh.
1920-45: Museum im Rathaus.
1919: Neumärkische Lichtspiele gegr., bis 1938. – Kinos 1941: Deutsche Lichtspiele, gegr. 1938, 356 Plätze, tgl.
1949: Gründung der Stadtbibliothek. – 1960: 5047 Bde. – 2016: 33257 Bde.
Kinos 1960: 1 Kino mit 241 Plätzen, 668 Vorführungen pro Jahr. – 1984: 218 Kinoplätze. – 1992: Keine.
Seit 1986: Kulturzentrum im ehem. Rathaus.
18 Das Pressewesen
a Verlage und Druckereien
1801 und 1831: 3 Buchbinder. – 1849: 1 Buch- und Notendruckerei; 1 Buch-, Kunst- und Musikalienhdlg.; 5 Buchbinder und Futteralmacher. – 1938: 2 Buchdruckereien; 1 Buchhdlg.
b Zeitungen und Zeitschriften
K.er Anzeiger (1825-33 erm.). – Der Märkische Stadt- und Land-Freund: Öffentliches Kreisblatt des K.er Kr. (1833-1905 erm.; Auflage 1845: 750, 1870: 400), um 1910 als: K.er Zeitung (Der Märkische Stadt- und Landfreund), später als: K.er Zeitung. Heimatzeitung für die Stadt und Kr. K. und die pomm. Grenzgebiete (1922‑44 erm.; Auflage 1936: 1560). – K.er Anzeiger (1898-1917 erm.; Auflage 1912: 2800). – Amtl. Kreisblatt für den Kr. Königsberg (1910-12 nachgewiesen), K.er Anzeiger und Kreisblatt vor 1920 vereinigt zu: Amtliches Kreisblatt – K.er Anzeiger – Kreisblatt: Amtl. Kreisblatt für den Kr. K./Nm. Dienstl. Nachrichtenblatt des Landrats des Kr. K. Nm (1933-45 erm.). – Volksfreund: Sozialdemokratische Tageszeitung für Frankfurt a. O. ... die Kreise ... K. (Nm) ... (1919-33 erm.). – Nachrichtenblatt des Verbandes zur Wahrung der ländlichen Interessen des Kr. K. (Nm). Nachrichtenblatt des Kreislandbundes K. (Nm) (1920-30 erm.).
Gazeta Chojeńska (K.er Zeitung) (seit 1990).
19 Literatur zur Stadtgeschichte
a Bibliografien
Schreckenbach 4, S. 454-459. – Rister, S. 239f.
b Quelleneditionen
CDB I 19, S. 173-472; I 24, S. 1-321.
c Gesamtdarstellungen
A. Kehrberg, Erleuterter hist.-chronologischer Abriß, 1714, 3. Aufl. 1725. – G. F. L. Neumann, Versuch einer Geschichte und Topografie der Stadt K., 1824. – R. Reiche, Bausteine zur Geschichte der Stadt K. während des MA, 1898. – KDM Brandenburg VII, 1, 1928, S. 3-109. – DSB 1, 1939, S. 561f. – Rocznik Chojeński (K.er Jahrbuch), seit 2009. – Słownik Historyczny Nowej Marchii w średniowieczu 2, 2016, S. 41-81.
d Nachweis älterer Stadtpläne
Grundriss der Stadt K., o. J. (18. Jh.) (SBB PK Berlin). – Situationsplan der Gegend von Königsberg in der Nm, ca. 1755 (SBB PK Berlin). – Plan der Stadt K., 1724 (StadtA, 1945 verbrannt [Druck: Wittlinger, Untersuchungen, Tafel 12, Nr. 33]).
Stadtansichten von Merian, um 1650. – Petzold, 1710.
20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen
Bis 1945 umfangreiches Ratsarchiv und Pfarrarchiv, 1945 verbrannt.