1 Der Name der Stadt
1329: Pobersberch (CDS 22, Nr. 4842). – 1459: Bobirsberge. – 1482: Bobersberg. – 1508: Boberszberg. – 1543 Boberßbergk. – 1733, 1800, 1939: Bobersberg.
1945: Bobrowiec. – 1946, 2019: Bobrowice.
2 Die Lage der Stadt in der Landschaft
a Naturräumliche Lage
m leichten Hügelland am Mühlenbach zwischen Wiesen und Sümpfen, 1 km w des Bober (Bóbr). Höhe: 63 m.
b Verkehrslage
Die Chaussee von Crossen (Krosno Odrzańskie) nach Sommerfeld (Lubsko) wurde 1891 eröffnet, die Kleinbahn von Crossen nach Sommerfeld 1914.
Der Personenverkehr 1986 eingestellt, die Eisenbahnstrecke 2006 abgebaut. – B. liegt heute an der Wojewodschaftstr. (DW) 287 von Cossart (Kosiery) nach Sorau (Żary).
3 Der Ursprung der Ortschaft
b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung
Bei einer vermutl. von den schles. Piasten errichteten Burg des 14./15. Jh. entstand eine kl. Marktsiedlung.
4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft
b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt
1374 war Otto von Landsberg Herr zu B., 1413 Hans von Landsberg, 1419 und 1443 Bartusch von Wesenburg. 1459 erwarb Hz. Heinrich IX. von Schlesien-Glogau Schloss B. nach dem Tod von Bartusch von Wesenburg von Otto von Landsberg, dessen Fam. die Lehnsherrschaft über B. besaß. 1499/1500 empfingen Nickel Salgast und Hans Tschirnitz Lehen in B., mit den Besitzungen des letzteren wurde 1507 Thomas Zweck belehnt. 1518 Ladislaus von Kalkreuth zu B. erw., 1648 Stadtherren die von Knobelsdorf. Ende des 18. Jh. Mediatstadt zum kgl. Domänen- und Justizamt Crossen (Krosno Odrzańskie).
c Rechtsbezeichnungen der Stadt
1482: Weichbilde und Städte Crossen (Krosno Odrzańskie) und B. – 1508: stettichen B. – 1718/19: Städtchen. – 1800, 1939: Stadt.
1948, 2019: Dorf.
5 Die Stadt als Siedlung
a Topografische Entwicklung
Beiderseits der Str. von Sommerfeld (Lubsko) nach Crossen (Krosno Odrzańskie) wie ein gr. Straßendorf angelegt, Ausdehnung 1,3 km von SO nach NW. Untergliedert in AS, bestehend aus dem Marktort an der angerartig verbreiteten Hauptstr., mit Kirche und Gut, ehemals Schloss (1459 erw.), und der ringförmigen Siedlung „Magnschien“- und Klosterstr., wo vermutl. einst ein Klosterhof stand.
1508: Ein Freihaus in B. erw., um 1800 befand sich in der AS ein Rittergut mit 6 Hufen.
B. war wohl nie befestigt, 1759 als offenes Städtchen bezeichnet.
AS in der Mitte zwischen NS und Crossener Vorstadt. Die NS mit 4 Str. im S nach einem Boberhochwasser, das einen Ortsteil auf der anderen Flussseite weggerissen hatte, Ende des 17. Jh. angelegt. – Die Crossener Vorstadt im NW, ab 1735 hier Ansiedlung von sächs. Tuchmachern. – 1847: Einweihung einer hölzernen Boberbrücke, die 1912 durch eine Eisenbetonbrücke ersetzt wurde.
1719: 104 H mit Ziegeldach; 16 Scheunen; 20 wüste Stellen vom gr. Brand 1717. – 1750: 139 H mit Ziegel, 22 mit Strohdach; 26 Scheunen; 2 wüste Stellen. – 1801: 171 H mit Ziegel- und 5 mit Strohdach; 31 Scheunen. – 1818: 148 Feuerstellen. – 1849: 209 Wohngeb.; 44 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 441 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 211 Wohngeb. – 1885: 210 Wohngeb.; 365 Haushltg. – 1905: 225 Wohngeb. – 1925: 224 Wohngeb.; 336 Haushltg. – 1939: 372 Haushltg.
1988: 252 Whg., davon 115 in Geb. vor 1918, 105 in Geb. von 1918-44, 9 in Geb. von 1945-70, 2 in Geb. von 1971-78 und 21 in Geb. von 1979-88; 93,3 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 50,6 % mit WC, 61,7 % mit Bad, 56,5 % mit Warmwasser und 43,3 % mit Zentralheizung. – 2002: 193 Wohngeb.; 255 Whg., davon 102 in Geb. vor 1918, 109 in Geb. von 1918-44, 9 in Geb. von 1945-70, 12 in Geb. von 1971-78, 18 in Geb. von 1979-88 und 5 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 96,9 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 87,5 % mit WC, 87,5 % mit Bad, 80 % mit Warmwasser und 65,9 % mit Zentralheizung.
Versicherungssumme in der Feuersozietät 1763: 15450 Tlr. – 1801: 27560 Tlr. – 1859: 113775 Tlr.b Markante Gebäude
1853: Grundsteinlegung der neuen Kirche nach Plänen von Friedrich August Stüler, nachdem der baufällige spätmittelalterl. Vorgängerbau aus Backstein, der aus einem rechteckigen Langhaus mit Anbau auf der N-Seite und einem breit vorgelagerten Turm bestand, abgebrochen worden war. 1856 April 29 Einweihung der dreischiffigen Basilika, der Bau des schlanken Turms ein Jahr später begonnen. Die Kirche in den 1970er-Jahren renoviert und umgebaut.
1855: Rathaus noch nicht vorh., um 1920 als schlichter Putzbau beschrieben.
Das 1459 erw. Schloss vermutl. beim Stadtbrand 1648 zerstört.c Brände und andere Zerstörungen
Hochwasser: Häufige Boberhochwasser, u.a. 1804.
Stadtbrände: 1548, 1597, 1613 (ganz B. mitsamt der Kirche), 1648 Sept. 27 (bis auf die Kirche abgebrannt), 1717 (mitsamt Kirche, Pfarr- und Schulgeb.).
6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge
a Zahl und Herkunft der Bewohner
1750: 700 Ew. – 1801: 978 Ew. – 1820: 1050 Ew. – 1849: 1545 Ew. – 1871: 1507 Ew. – 1885: 1476 Ew. – 1905: 1159 Ew. – 1925: 1112 Ew. – 1939: 1105 Ew.
1961: Ca. 800 Ew. – 1988: 885 Ew. – 2002: 904 Ew. – 2011: 877 Ew.
Mitte des 18. Jh. Ansiedlung von Tuchmachern aus Sachsen in der Crossener Vorstadt.c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen
1534: Gärtner und Bg. gen. – 1718/19: 1 Schulze und 14 Bauern, 32 Gärtner, 20 Büdner, 47 Neuanbauende, 39 Einlieger. – 1719: 181 Wirte, 183 Kinder, 48 Dienstboten. – 1750: 150 M, 194 F, 129 Söhne, 130 Töchter, 22 Gesellen, 16 Knechte, 18 Jungen, 36 Mägde. – 1801: 214 M, 253 F, 169 Söhne, 184 Töchter, 35 Gesellen, 16 Knechte, 46 Jungen, 61 Mägde. – Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 27,1 %, (258 Pers.) Selbstständige, 19,8 % (189) mithelfende Familienangehörige, 11,1 % (106) Beamte und Angestellte, 42 % (401) Arbeiter.
1849: 1516 Ev., 18 Kath., 6 Juden. – 1858: 1506 Ev., 12 Kath., 8 Juden. – 1871: 1479 Ev., 15 Kath., 1 sonst. Christ, 12 Juden. – 1885: 1460 Ev., 9 Kath., 7 Juden. – 1905: 1151 Ev., 8 Kath. – 1925: 1081 Ev., 24 Kath.
1849: 707 M, 833 F. – 1871: 682 M, 825 F; ≤ 10 J.: 358. – 1885: 659 M, 817 F. – 1895: 603 M, 727 F; 11 einzeln lebende M und 38 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 515 M, 597 F. – 1939: 521 M; 584 F; < 6 J.: 11,4 %, 6-13 J.: 11,2 %, 14 bis < 65 J.: 67,3 %, ≥ 65 J.: 10,1 %.
1988: 441 M, 444 F; 0-19 J.: 34,7 %, 20-39 J.: 32 %, 30 59 J.: 19,6 %, ≥ 60 J.: 13,7 %. – 2002: 447 M, 457 F; 0 19 J.: 28,6 %, 20-39 J.: 29,1 %, 30-59 J.: 27 %, ≥ 60 J.: 15,3 %. – 2011: 436 M, 441 F.d Bevölkerungsverzeichnisse
Kb. ab 1717, seit 1945 größtenteils verschollen.
Ev. Kb. von 1813-1995 lückenhaft im APZG.
7 Sprache, Bräuche und Vereine
a Sprache und Mundart
Dt. – Noch Mitte des 16. Jh. wurde in der Kirche zu B. auf Wendisch gepredigt, Mitte des 17. Jh. sowohl dt. als auch wendisch, 1775 nur dt.
c Vereine und politische Organisationen
1887: Männer-Turnverein Bobersberg gegr.
2018: Ludowy Klub Sportowy „Bóbr“ (Volkssportklub Bober).
8 Die Wirtschaft
a Wirtschaftliche Entwicklung
Ackerwirtschaft auf kl. Feldmark, in der Niederung guter Lettenboden, sonst schlechter Sandboden. – 1482: Mühle erw. – 1718/19: 4 Mühlen (Gr. Bobermühle mit 5 Gängen und einer Hirsestampfe, die Kl. Mühle, die Neue Mühle, die wegen Wassermangels stillgelegt werden sollte, die Schneidemühle). – 1510: 1 VW erw. – 1665: 2 Jahrmärkte verliehen. – 1855: 4 Jahrmärkte.
Gewerbe 1717/18: 6 Ackermänner, 1 Bäcker, 1 Bader, 1 Blattbinder, 2 Böttcher, 2 Brauer, 10 Brauer und 5 Brauer im Nebenberuf, 1 Färber, 2 Fleischer, 1 Kürschner, 8 Leineweber, 2 Müller, 1 Nagelschmied, 2 Rademacher, 4 Schmiede, 4 Schneider, 12 Schuster, 4 Tagelöhner, 8 Töpfer, 1 Wasserbrennerin, 2 Zimmermänner.
1733: Ackerbau, Leineweberei und Schusterhandwerk. – Mitte des 18. Jh. Ansiedlung von Tuchmachern in der NS 1763: 18 Tuchmacher. – 1790: 14.
1800: 34 ständige Braustellen und 8 Branntweinblasen, die Tuchmacher produzierten auf 6 Stühlen.
80 Ackerleute, 1 Apotheker, 4 Bäcker, 2 Barbiere, 2 Böttcher, 1 Brauer, 1 Bürstenbinder, 6 Fleischer, 1 Gastwirt, 3 Grobschmiede, 1 Hebamme, 5 Höker, 1 Kürschner, 2 Leineweber, 1 Lohgerber, 1 Materialist, 5 Müller, 1 Ölmüller, 1 Schlosser, 1 Schönfärber, 8 Schneider, 43 Schuster, 2 Stärkemacher, 3 Tischler, 28 Töpfer, 6 Tuchmacher, 28 Wollspinner; insg. 120 Meister, 29 Gesellen und 47 Lehrlinge.
1831: 1 gewerbsweise gehender Webstuhl zur Leinenproduktion.
2 Handelsgewerbe mit offenen Läden (Gewürz- und Materialwaren); 7 Handelsgewerbe ohne kaufmänn. Rechte (1 herumziehender Krämer, 2 Kurzwaren und Nadlerkram, 4 Viktualienhändler und Höker).
Bäcker (4 Meister/0 Gehilfen), Böttcher (3/0), Dachdecker (0/4), Fleischer (5/0), Gerber (1/0), Glaser (1/0), Grobschmiede (3/0), Maurer (1/0), Rade- und Stellmacher (2/1), Riemer und Sattler (2/0), Schlosser (2/0), Schneider (3/0), Schuster und Altflicker (28/7), Schwarz- und Schönfärber (1/0), Seifensieder und Lichtzieher (1/0), Seiler (1/09), Steinmetzer (1/0), Tischler (4/4), Töpfer und Ofenfabrikanten (28/40), Zimmerleute (0/5).
1849: 50,5 % der Bev. berufstätig (55,3 % im Gewerbe, 9,2 % in Handel und Dienstleistungen, 35,5 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 13,7 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 2 Pers., Glaserei 2, Maurerei 7, Schornsteinfegerei 1, Tiefbau 43, Zimmerei 4), 31,1 % im Bekleidungsgewerbe (Hut- und Putzmacherei 3, Kürschnerei 1, Schneiderei etc. 9, Schusterei 41, Weißnäherei 80), 0,5 % in der chem. Industrie (Licht-, Seifen- und Ölfabrikation 1, Pharmazie 1), 7,2 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Tischlerei 31), 1,6 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Lederverarbeitung 2, Sattlerei 5), 2,1 % in Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau etc. 5, Uhren 1, Wagenbau 3), 8,4 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 9, Brauerei 10, Brennerei 4, Genussmittel 1, Müllerei 3, Schlachterei 9), 0,2 % in der Papierherstellung (Buchbinderei 1), 32,1 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Steingut etc. 141), 2,5 % im Textilgewerbe (Seilerei 2, Weberei 5, Zubereitung etc. 4).
Um 1860: Gewerbe und Ackerbau, Tuchmacherei eingegangen, Hauptgewerk Töpferei (1856: 24 Meister), die Erzeugnisse über Stettin als „Stettiner Waren“ weiter gehandelt. Töpferei Ende des 19. Jh. eingegangen. Daneben Schuster (1856: 27 Meister). – 1867: Stadt mit 1 Wasser- und 1 Windmühle. – 1910: Sägewerk.
1939: 15,3 % (145 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. lebten von Handel und Verkehr, 43,6 % (416) von Industrie und Handwerk, 29 % (277) von der Land- und Forstwirtschaft und 12,1 % (116) von sonst. Berufen. – Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 68, 5 bis < 10 ha: 40, 10 bis < 20 ha: 25, 20 bis < 100 ha: 10.
Betriebsgrößen 2017: 0-9 Beschäftigte: 64, 10-49: 3.b Organisationsformen der Wirtschaft
1846: Gründung der Stadtsparkasse. – 1938: Kreissparkasse.
c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland
2018: Busverbindungen u.a. nach Crossen (Krosno Odrzańskie) und Wellmitz (Wełmice).
d Bedeutung der Stadt für ihr Umland
1548: B. war seit dem MA Hauptort eines Ländchens, zu dem 12 Dörfer gehörten. Johann von Küstrin bestimmte, dass diese 12 Dörfer ihr Bier aus B. beziehen mussten. – Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen ohne regionale Bedeutung.
Um 2000: Lokales Dienstleistungszentrum.
9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt
a Stadtrecht
Wohl Marktort ohne eigenes Stadtrecht. – 1809: Einführung der Städteordnung.
1945: Verlust des Stadtrechts.b Politische und Verwaltungsstrukturen
1718: Bgm. erw. – Magistrat um 1800: 1 Bgm., 4 Gerichtsmänner. – 1849: 1 Kommunalbeamter. – Um 1860: Bgm., 1 unbesoldeter Beigeordneter, 1 besoldeter Ratmann und Kämmerer. – 1883: 7 Magistratsmitgl., 18 Stadtverordnete. – 1926: 6 Magistratsmitgl., 12 Stadtverordnete.
c Gerichtsbarkeit
Justizamt Crossen (Krosno Odrzańskie) in B., die Polizeigeschäfte vom Magistrat versehen. – Ab 1810: L.- und St.-Gericht Crossen. – 1849: Kr.-Gericht Crossen. – Ab 1879: Amtsgericht Crossen, Gerichtstag noch 1910.
2019: Amtsgericht Crossen (Sąd Rejonowy w Krośnie Odrzańskim).d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden
1800: Kgl. Akziseamt vorh. – 1874: Standesamt. – 1880: Post und Telegraf vorh. – 1910: Telefon.
1948: Sitz einer Landgemeinde, zu der 11 Ortschaften (Gromada) gehörten. – 2018: Sitz einer Landemeinde, die mit B. 23 Ortschaften umfasst.
10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit
a Stadt- und Landesherren
1329: Heinrich, Hz. von Schlesien und Glogau und Herr von Sagan, nahm B. zu Lehen, Hzt. Schlesien-Glogau. – Ab 1378: Hzt. Sagan. – Ab 1482: Brandenburg, später Brandenburg-Preußen. – 1759: Kr. Crossen (Krosno Odrzańskie). – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O., Kr. Crossen.
1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Posen (Poznań), Kr. Crossen. – 1950-75: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra), Kr. Crossen. – 1975-98: Wojewodschaft Grünberg. – Seit 1999: Wojewodschaft Lebus (Lubuskie), Kr. Crossen.
11 Die Wehrverfassung
a Wehrhoheit und Wehrpflicht
1840: Landwehr-Rgt. Nr. 12, Landwehr-Btln. Nr. 1. – 1910: Bezirkskommando Crossen (Krosno Odrzańskie).
b Wehrverbände
1773: Privileg der Schützengilde.
c Garnison
1800: Keine Militärpers. – 1849: 5 (3 M, 2 F). – 1858, 1905: Keine.
12 Die Wahrzeichen
a Siege
Der Stempel eines Gerichtssiegels aus dem 17. Jh. (30 mm) mit der Umschrift „BOBERSGERG ・GERICHTS SIEGEL“ zeigt eine wachsende Gestalt mit mitraähnl. Kopfbedeckung und offenem Buch in der linken Hand. Das älteste Siegel von 1733 (21 mm) zeigt das Wappenbild.
b Wappen
In Silber ein aufgerichteter schwarzer Bär zwischen goldenem Bienenstock und rotem Zinnenturm, schwärmende Bienen abwehrend. Das Wappenbild mit behalsbandetem Bären und Turm mit Glockendach befand sich bereits auf Reiterfahnen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
13 Das Münz- und Finanzwesen
b Städtischer Haushalt
1524: Biergeld des Mgf. erw. – 1718/19: Die Untertanen leisteten weder Dienst noch Dienstgeld, sondern zahlten 180 Tlr. Akzise. – Um 1800: Keine Kämmerei. – 1719: 120 Tlr. 16 Gr. Ziese, 541 Tlr. 17 Gr. Akzise. – 1806/07: 1656 Tlr. Akzise, 176 Tlr. 18 Gr. 9 Pf Servis. Außerdem trug B. als Mediatstadt die Lasten des platten Landes. – 1883: Zuschläge zur Staatsgeb.-, Staatsgrund- und Staatsklassen- sowie klassifizierten Einkommenssteuer, Hundesteuer; Einnahmen: 14676 Mk; Ausgaben: 14676 Mk. – 1911: 170 % der Staatseinkommens- und 223 % der staatl. veranlagten Geb.- Grund- und Gewerbesteuer sowie 150 % der staatl. veranlagten Betriebssteuer, Hunde-, Lustbarkeits- und Umsatzsteuer; Einnahmen: 33782 Mk; Ausgaben: 33190 Mk; Kapitalvermögen: 4519 Mk; Schulden: 11404 Mk; Stiftungsvermögen: 1875 Mk.
14 Das Gebiet der Stadt
a Stadtfläche
1717/18: 15½ Bauern- und 21 Kossätenhufen. – Um 1800: Nur 26 Hufen Acker; Rittergut in der AS mit 6 Hufen; kgl. Amts-VW nö mit 674 mrg., 1819 an 95 Eigentümer in B. verkauft. – Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 1085 mrg. Acker, 105 mrg. Gärten etc., 1250 mrg. Wald, 456 mrg. Wiesen. – 1885: 1287 ha. – 1931: 1298 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 7,83 Mk).
c Städtisch-bürgerl. Grundbesitz auf dem Lande
1523: Kf. Joachim I. bestätigte den Ew. von B. den Besitz eines Trebbetina gen. Landstücks.
15 Das Kirchenwesen
a Katholische Kirche
Bt. Meißen, Sedes Guben. – 1497: Die Kirche Sankt Barbara vor B. erw.
1885: Kspl. Crossen (Krosno Odrzańskie).
1951: Stadtkirche als Kirche der Kreuzerhöhung (Kościół Podwyższenie Krzyża Świętego) geweiht. – Seit 1972 bzw. 1992: Bst. Grünberg-Landsberg (Diecezja Zielonogórsko-Gorzowska), Dekanat Crossen.b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften
Kirchenkr. Crossen (Krosno Odrzańskie) II. – 1565: Ev. Pfarrer bez.; Patronat des Stadtherrn. – 1938: 1 ev. Pfarrer.
c Juden
1843: 7 Juden.
16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen
a Wohlfahrtspflege
Um 1800: Armenkasse vorh. – 1849: 1 Apotheke; 1 Zivilwundarzt 1. Klasse, 2 geprüfte Hebammen. – 1911: Armenanstalt vorh. – 1938: 1 Apotheke; 2 Ärzte, 1 Zahnarzt, 2 Dentisten, 1 Tierarzt.
2018: 1 Apotheke, 1 priv. Gesundheitszentrum.b Versorgungseinrichtungen
1801: 25 öfftl. und priv. Brunnen.
1911: Feuerlöschanstalt, städt. Feuerwehr 1920 vorh. – 1911: 7 ha Friedhöfe vorh.
1920: Anschluss B.s an die Hochspannungsleitungen.
2018: Freiwillige Feuerwehr vorh.c Freizeiteinrichtungen
1831: 3 Krüge und Ausspannungen, 10 Schankwirte. – 1849: 1 Gasthof für die gebildeten Stände, 3 Krüge und Ausspannungen, 12 Schankwirte; 1 Musikant, der gewerbsweise in Wirtshäusern spielte. – 1929: 1 Jugendheim, 1 behelfsm. Spiel- und Sportplatz, 1 Schießsportanlage, 1 Turnhalle. – 1938: 2 Gast- und Logierhäuser, 1 Gaststätte, 2 Hotels.
2018: Sporthalle vorh.
17 Das Bildungswesen
a Schulen
1575: 1 ev. Lehrer erw. – 1849: 1 Elementarschule. – Um 1860: Stadtschule mit 4 Lehrern. – Um 1939: Volksschule.
2018: 1 Vor-, 1 Grund- und 1 Mittelschule.b Kulturelle Einrichtungen
1910: Volksbibliothek vorh.
2018: Öfftl. Gemeindebibliothek.
18 Das Pressewesen
b Zeitungen und Zeitschriften
Crossener Tageblatt (Crossener Wochenblatt). Amtl. Anzeigenblatt der staatl. und kommunalen Kreisverwaltung sowie des Bürgermeisters und der Ortspolizeibehörde Crossen (Oder), zgl. Anzeiger für B., Crossen (Oder) (1827-1943 erm.). – Sommerfelder Anzeiger. Tageszeitung für Sommerfeld, B. und Gassener Wochenblatt (1922-34), ab 1935 Jan. aufgegangen in: Sommerfelder Tageblatt und Zeitung (bis 1943 erm.).
19 Literatur zur Stadtgeschichte
a Bibliografien
Schreckenbach 3, S. 117f. – Rister, S. 215.
b Quelleneditionen
Die Urk. verstreut im CDB gedruckt.
c Gesamtdarstellungen
KDM VI 6, Kr. Crossen, 1921, S. 17-25. – DSB 1, 1939, S. 509.
20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen
Keine Informationen.