1 Der Name der Stadt
1302: Swebosin (CDMP II, Nr. 849). – 1304: Swibozyn. – 1319: Swebozin. – 1329: Swibosin. – 1397: Schwebissen. – 1412: Schwibussen. – 1470: Schwebissin. – 1511: Schwebussen. – 1598: Schwiebußen. – 1729: Schwiebußen. – 1743: Schwibuß/Schwibussen. – 1818, 1939: Schwiebus.
1946, 2019: Świebodzin.
2 Die Lage der Stadt in der Landschaft
a Naturräumliche Lage
An hügeliger Moränenlandschaft in einer mit Wiesen und Seen erfüllten fruchtbaren Niederung, die von der sich nach O zur Obra hinziehenden Schwemme (Pławica) gebildet wird, auf einem von S hineinragenden Landvorsprung. Sumpflage, viele Überschwemmungen und Seuchen. Höhe: 84 m.
b Verkehrslage
Der Landvorsprung, auf dem S. entstand, erleichterte den Übergang über die Niederung der Schwemme (Pławica). S. lag an der Kreuzung der Handelsstr. von Leipzig nach Posen (Poznań) über Crossen (Krosno Odrzańskie) und von Breslau (Wrocław) nach Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). Die Str. von Frankfurt/O. nach Posen 1849 zur Chaussee ausgebaut. 1870 Anschluss an die Märk.-Posener Eisenbahn von Posen nach Frankfurt/O.
Heute liegt S. an der Expressstr. (S) 3 von Trossin (Troszyn) nach Neusalz/O. (Nowa Sól), der Nationalstr. (DK) 92 von Reppen (Rzepin) nach Kałuszyn, der Wojewodschaftsstr. (DW) 276 von Crossen/O. (Krosno Odrzańskie) nach S. und der Wojewodschaftsstr. (DW) 303 von S. nach Powodowo sowie an der 1984 elektrifizierten Eisenbahnlinie von Warschau nach Słubice und der 1990 stillgelegten Eisenbahnlinie von Züllichau (Sulechów) nach S.
3 Der Ursprung der Ortschaft
a Vorbesiedlung
Jüngerslaw. Burgwall mit Graben an der Stelle einer frühma. Siedlung 750 m w des Stadtzentrums in der Niederung der Schwemme (Pławica).
b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung
1302 wird ein comes Gniewomir von S. gen., der meist mit dem vermutl. der Fam. Wezenborg angehörenden Posener Richter Gniewomir identifiziert wird. Ein Teil der Forschung hält aufgrund des bekannten Besitzes der Fam. den 1302 erw. Ort nicht für S., sondern für eine eingegangene Ortschaft bei Buk und Tomyśl. 1320 wird das 3 km ö von S. gelegene Gräditz (Grodziszcze) als civitas bezeichnet, möglicherweise steht S. in der Nachfolge von Gräditz.
4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft
b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt
Stadtanlage vermutl. um 1300 durch die Hz. von Schlesien-Glogau, eine förml. Stadtgründung wohl nicht erfolgt. 1312 im Teilungsvertrag des Herzogtums Glogau nicht erw., vermutl. damals noch unbedeutend. 1319 Heinrich Wezenborg Lehnsbesitzer von S. – 1334 Pescho und Woytusch von S., 1335 Peczko von S. erw., vermutl. Lehnsbesitzer von S. Es wurde aber auch die These geäußert, dass die beiden letztgen. Urk. ein wüstes S. in der Nähe von Buk und Tomyśl betreffen. – Das Schloss mit Hauptmannschaft und Gerichtsherrlichkeit 1435-67 an die Johanniter verpfändet, von 1495-1687 wechselnd verpfändet, u.a. von 1540-1674 an die von Knobelsdorf, von 1699-1810 an das Kloster Trebnitz (Trzebnica).
c Rechtsbezeichnungen der Stadt
1319: Stat. – 1320: villa. – 1382: Stadt. – 1397: Stat. – 1670: Weichbildstadt. – 1743, 1818, 1939: Stadt.
1946, 2019: Stadt.
5 Die Stadt als Siedlung
a Topografische Entwicklung
Viereckiger Grundriss (300 x 300 m) mit abgeschrägten Ecken. Gitterförmiges Straßennetz mit vorwiegend rechteckigen Baublöcken, die durchgehende Hauptstr. 2x gebrochen. In der Mitte der Ring gen. Marktplatz mit dem Rathaus, bei diesem befanden sich Brot-, Fisch-, Fleisch- und Schuhbänke. – 2 Steinwege vor den 2 Stadttoren im 15. Jh. erw., Ende des 18. Jh. Ring und die meisten Str. gepflastert, die meisten H aus Holz, am Markt mit Laubengängen. – Stadtmauer aus dem 14. Jh., aus Feld- und Backstein tw. erhalten, ebenso 3 von einst 12 Wehrtürmen und Teile des breiten Grabens. Noch 1743 als Stadt mit starken Toren, festen Mauern, Wehrtürmen und Gräben beschrieben. Ab Mitte des 18. Jh. verloren sie allerdings ihre Bedeutung, die Wälle wurden bebaut oder zu Gärten umgewandelt. Ursprüngl. 2 Stadttore, im S das Crossener Tor von 2 Türmen flankiert, erst zw. den Bränden 1522 und 1541 Glogauisches Tor gen., im N das Frankfurter Tor, von einem Turm flankiert, seit dem 16. Jh. das Kreuztor gen., das Wappen unter dem Schwibbogen deutet auf Erbauung zur Zeit der Johanniterherrschaft. Im 16. Jh. Anlage von Spital- und Satteltor in der Frankfurter Vorstadt, das Neue Tor im W 1586 erbaut, mit Aufbau und 2 Türmchen. Alle Tore um 1750 niedergelegt. – Vor der ö Ringmauer in nö Richtung das Schloss, in die Stadtbefestigung einbezogen, aber von der Stadt durch Graben getrennt. Da es 1319 nicht gen. wird, wurde es vermutl. erst nach der Stadtanlage neben der Stadt errichtet und in die Stadtbefestigung einbezogen. Ursprüngl. rechteckig, Mauerstärke 2-2,30 m einst mit Mauern, Wall und Graben, Torturm, erhalten. 2 Flügel auf hohen Unterbauten, mit neuzeitl. Um- und Anbauten, schmucklos, seit Anf. des 19. Jh. Privatbesitz. – Bereits im 15. Jh. 2 Vorstädte, im S die Hofestadt sowie die 2 deutschrechtl. Dörfer Molkendorf und Mehrendorf, die zur sich in WO-Richtung lang hinstreckenden Crossener Vorstadt verschmolzen, in der sich ein Burglehen befand, seit Ende des 19. Jh. Industrie- und Bahnhofsviertel. Im N die Frankfurter Vorstadt, die sich n bis über die Schwemme (Pławica) ausdehnte. Vor dem Satteltor das Heiligkreuz Spital, in der Frankfurter Str. das Heiliggeist Spital, noch Anfang des 20 Jh. kath. Spital. An die Frankfurter Vorstadt schloss sich das 1530 von der Stadt erworbene, bereits 1678 als Vorstadt betrachtete Dorf Salkau (Żółków) an, das jedoch noch um 1850 einen eigenen Schulzen besaß. – Im W entstand spätestens im 17. Jh. auf Wallgelände die sog. Halbe Stadt, die im 18. Jh. abgerissen wurde. – 1653-90 Errichtung der Liebfrauenkirche auf dem Annenkirchhof für Leichenpredigten. Vor dem Neuen Tore der Armenkirchhof an der Reitbahn, ein weiterer Kirchhof bei der Pfarrkirche. 1602 Anlage eines neuen Friedhofes bei Salkau (Żółków), Bestattungen bis Mitte des 19. Jh. 1811 Einrichtung des Luisenkirchhofes in der Salkauer Str.
Ab 1976 s der AS Errichtung der Siedlung Łużyckie mit Blockbebauung und w davon die Siedlung Słoneczne, die vorwiegend mit Einfamilienhäusern bebaut wurde.
1619: 422 H in der Stadt und den Vorstädten. – 1686: 156 H. – 1723: 233 bebaute und 189 wüste H. – 1763: 251 bebaute und 171 wüste H. – 1789: 354 H, davon 226 in den Vorstädten, 104 H mit Ziegel- und 250 H mit Schindeldach; 51 Scheunen. – 1818: 411 Feuerstellen. – 1849: 461 Wohngeb.; 91 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 752 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 507 Wohngeb. – 1885: 567 Wohngeb.; 2065 Haushltg. – 1905: 711 Wohngeb. – 1925: 830 Wohngeb.; 2845 Haushltg. – 1939: 3361 Haushltg.
1950: 855 Wohngeb.; 2234 Whg. – 1960: 936 Wohngeb.; 3070 Whg. – 1970: 3963 Whg. – 1988: 6462 Whg., davon 1499 in Geb. vor 1918, 980 in Geb. von 1918-44, 1104 in Geb. von 1945-70, 1076 in Geb. von 1971-78 und 1803 in Geb. von 1979-88; 99,8 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 68,4 % mit Anschluss an das Gasnetz, 85,2 % mit WC, 81,2 % mit Bad, 67,5 % mit Warmwasser und 63,2 % mit Zentralheizung. – 2002: 1452 Wohngeb.; 7206 bew. Whg., davon 1436 in Geb. vor 1918, 1018 in Geb. von 1918-44, 1003 in Geb. von 1945-70, 1204 in Geb. von 1971-78, 1821 in Geb. von 1979-88 und 785 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 99,6 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 93 % mit Anschluss an das Gasnetz, 95,4 % mit WC, 92,1 % mit Bad, 84,8 % mit Warmwasser und 82,5 % mit Zentralheizung. – 2016: 8745 Whg.; 100 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 93,7 % mit Anschluss an das Gasnetz, 98,6 % mit WC, 96,9 % mit Bad und 86,3 % mit Zentralheizung.b Markante Gebäude
1541: Rathaus abgebrannt, danach massiver Neubau, im 19. Jh. umgebaut. An der N-Seite 16 Fleischbänke in Fachwerkkonstruktion, die 1854 abgerissen wurden. Das Rathaus ist derzeit Sitz von Kultureinrichtungen.
1728 wurde auf dem Markt eine eigenes Geb. für die Wollwaage errichtet, die sich vorher im Rathaus befand. – Am Markt standen bis 1945 Laubenhäuser aus dem 17. Jh., um 1830 15, um 1939 noch 8.
Die 1379 erw. Stadtkirche des Erzengels Michael als dreischiffiger got. Bau vor 1440 errichtet, nach dem Brand 1541 mit einem 4. Schiff und Kapellen erweitert. 1637 erneut abgebrannt, vom 17.-19. Jh. mehrfach renoviert, 1850-58 nach einem Plan von A. Langer grundlegend erneuert, 1860 geweiht; anstelle des 1689 eingestürzten, durch hölzernen Glockenstuhl ersetzten Turms 2 Türmchen und Vorhalle an der W-Seite errichtet. 1931-36 tiefgreifend renoviert. Im Inneren u.a. ein spätgot. Tryptychon, vermutl. aus dem 16. Jh. sowie ein Rokokoaltar aus der Zeit um 1740.
Das Schulhaus von 1604, ein spätgot. Backsteinbau gegenüber der Kirche, im 19. Jh. umgebaut.
1693-94 Bau der Friedrichkirche (heute Kirche der Hl. Jungfrau Maria, Königin Polens [Kościół Najświętszej Maryi Panny Królowej Polski]), die 1701 versiegelt und 1741 von Kg. Friedrich II. den Ev. wieder zum Gebrauch überwiesen, aber wg. Baufälligkeit abgerissen wurde. 1746 Neubau einer geräumigen, hölzernen Kirche, die 1750 eingeweiht wurde; neogot. Neubau von 1898-1900.
Heiliggeistspital vor dem Frankfurter Tor, 1775 abgebrannt, das Spital bestand noch 1939.
Das 1443 gestiftete Heiligkreuzspital (Annenspital) war 1765 Mietshaus.
Die Johann-Nepomuk-Kapelle (Kapliczka św. Jana Nepomucena), eine Barockkapelle aus dem 18. Jh.
Das Zeughaus beim Crossener Tor nicht mehr vorh.
Von der Stadtmauer aus dem 14. Jh. aus Feld- und Backstein Fragmente und 3 Basteien und Teile des breiten Grabens erhalten.
Das Schloss in der 1. Hälfte des 14. Jh. vermutl. von Hz. Heinrich IV. von Sagan errichtet, im 15. Jh. im Besitz der Johanniter, die es um- und ausbauten. In der 2. Hälfte des 16. Jh. von Maximilian Knobelsdorf im Stil der Renaissance umgebaut. Im 18. Jh. kam es an die Zisterzienser von Trebnitz (Trzebnica), Verlust der Verteidigungsfunktion. – Nach 1945 im Schloss Zentrum der Caritas und in den 1970er-Jahren eine Krankenhausabt. eingerichtet. 1984 Beginn von Renovierungsarbeiten, die 1989 abgebrochen wurden.c Brände und andere Zerstörungen
Brände: 1522 (die ganze Stadt mit Ausnahme der Vorstädte, des Schlosses, des Rathauses, der Kirche und der Schule), 1541 (bis auf das Schloss, das Glogauer Tor und die davor gelegene Vorstadt), 1637 (50-60 H), 1640 (47 H), 1775 (28 H und das Spital vor dem Kreuztor), 1803 (14 H und 30 Scheunen im Schloss-VW).
Erdbeben: 1533.
Versicherungssumme in der Feuersozietät um 1790: 73950 Tlr. – Um 1855: 598350 Tlr.
6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge
a Zahl und Herkunft der Bewohner
Um 1690: 247 Familienväter. – 1756: 1946 Ew. – 1763: 1755 Ew. – 1791: 2472 Ew. – 1806: 3114 Ew. – 1818: 3189 Ew. – 1849: 4870 Ew. – 1871: 8182 Ew. – 1880: 8296 Ew. – 1890: 8355 Ew. – 1910: 9332 Ew. – 1925: 9767 Ew. – 1939: 10432 Ew.
1946: 6144 Ew. – 1950: 8148 Ew. – 1970: 14961 Ew. – 1988: 21409 Ew. – 2002: 21922 Ew. – 2011: 22167 Ew. – 2017: 21954 Ew.
1945 Ende Mai: ca. 1500 Polen und ca. 2000 Dt.b Bevölkerungsverluste
Pest: 1509, 1533 (ca. 1900 Opfer), 1552 (ca. 2000), 1598 (150), 1625 (615), 1630/31 (1700).
Epidemie: 1758.c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen
Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 14,3 % (1251 Pers.) Selbstständige, 3,5 % (311) mithelfende Familienangehörige, 22,8 % (1997) Beamte und Angestellte, 59,4 % (5197) Arbeiter.
1628: Der Kaiser bestätigte den Beschluss des Rates und der Schöffen von S., dass kein Protestant als Bg. in S. oder als Untertan in den Weichbilddörfern angenommen werden könne. – 1688: Die Ew. überwiegend ev. (188 Fam.). – 1764: Von 283 Bg. 30 Kath. – 1849: 4155 Ev., 696 Kath., 10 Juden. – 1858: 4699 Ev., 913 Kath., 1 Jude. – 1871: 6782 Ev., 1383 Kath., 1 sonst. Christ, 16 Juden. – 1885: 6933 Ev., 1398 Kath., 2 sonst. Christen, 67 Juden. – 1905: 7348 Ev., 1910 Kath., 1 sonst. Christ, 62 Juden. – 1925: 7413 Ev., 2141 Kath., 112 Juden, 26 Bekenntnislose. – 1939: 7783 Ev., 2431 Kath., 23 sonst. Religionen, davon 4 Christen, 162 Gottgläubige, 33 Bekenntnislose.
1806: 1437 M, 1677 F. – 1849: 2300 M, 2561 F. – 1871: 3901 M, 4281 F; < 10 J.: 2157. – 1885: 3906 M, 4494 F. – 1895: 3881 M, 4500 F; 54 einzeln lebende M und 214 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 4543 M, 5224 F. – 1939: 4765 M, 5667 F; < 6 J.: 11,1 %, 6-13 J.: 11,8 %, 14-64 J.: 67,1 %, ≥ 65 J.: 10 %.
1950: 3879 M, 4269 F. – 1961: 12722 Ew. – 1970: 7284 M, 7677 F. – 1988: 10263 M, 11146 F; 0-19 J.: 35,4 %, 20-39 J.: 32,1%, 40-59 J.: 21 %, ≥ 60 J.: 11,5 %. – 2002: 10463 M, 11459 F; 0-19 J.: 27,8 %, 20-39 J.: 27,6 %, 40-59 J.: 30,4 %, ≥ 60 J.: 14,2 %. – 2011: 10581 M, 11586 F. – 2017: 10392 M, 11562 F; 0‑14 J.: 15,8 %, 15-64 J.: 67 %, ≥ 65 J.: 17,3 %.d Bevölkerungsverzeichnisse
Kirchenbücher von St. Michael ab 1556 und der Friedrichskirche ab 1687 bis 1945 vorhanden, seitdem die ältesten Kirchenbücher der Michaelskirche und die Kirchenbücher der Friedrichskirche verschollen.
1570-92 und 1722-1804: Kath. Kirchenrechnungsbücher im Archiv des Priesterseminars in Paradis (Paradyż).
1668-1784: Kath. Kb. lückenhaft im Diözesanarchiv Breslau (Wrocław) und der Dt. Zentralstelle für Genealogie im StA Leipzig sowie als Kopie im FHL Utah, von 1774-1839 lückenhaft im Diözesanarchiv Breslau und von 1873-1944 lückenhaft im kath. Pfarrarchiv S.
1800‑1946: Eine ev. Datensammlung im FHL Utah vorh.
1874-1945: Standesamtsreg. lückenhaft im APZG, von 1874-1937 lückenhaft im LAB und von 1874-81 als Kopie im FHL Utah.
Adressbuch: 1892, 1902, 1913, 1929.e Bedeutende Persönlichkeiten
Christoph Kaldenbach (* 1613 Aug. 11 in S., † 1698 Juli 16 Tübingen), Humanist, Mitgl. des Königsberger Dichterkr. – Anna Luisa Karsch (* 1722 Dez. 1 in Hammer bei S., † 1791 Okt. 12. in Berlin), Dichterin, wohnte 1738-49 in S.
7 Sprache, Bräuche und Vereine
a Sprache und Mundart
Dt., Schles.
1905: 94 Polnisch- sowie 32 Anders- und Zweisprachige.c Vereine und politische Organisationen
1841: Gesangverein Liedertafel gegr. – 1848: Krieger-Veteranenverein gegr. – Um 1849 existierte in S. eine Filiale des Zentralvereins für Kg. und Vaterland. – Um 1860: Landwirtschaftl. Verein vorh. – 1863: Gesangverein Cäcilia gegr. – 1874: Theaterverein Thalia gegr.
Vereine 1928: Kath. Gesellenverein, gegr. 1866; Männer-Turnverein 1877 e.V.; Jungmädchenverein, gegr. 1883; Ev. Männer- und Jünglingsverein, gegr. 1894; Kath. Jugendverein, gegr. 1897; Turn- und Sportverein Friesen, gegr. 1898; Arbeiter-Turnverein Jahn, gegr. 1904; Marienbund, gegr. 1906; Bibelkr. höherer Schüler, gegr. 1919; Sozialist. Arbeiterjugend, gegr. 1919; Dt.-völk. Turnverein, gegr. 1921; Deutsche Freischar, Bund der Wandervögel und Pfadfinder, gegr. 1916; Verein für Rasensport, gegr. 1924; Bund Königin Luise, gegr. 1924; Verein für natürl. Lebensweise, gegr. 1924; Mandolinenvereinigung e.V., gegr. 1924; Fußball-Club Amateur, gegr. 1926. – Ein Verzeichnis aller S.er Vereine von 1928 findet sich im Wohnungsbuch Schwiebus, S. 158-163.
1953: „Pogoń” Świebodzin gegr. – 1968: Verein der Freunde des S.er Landes (Towarzystwo Przyjaciół Ziemi Świebodzińskiej) gegr. – 2016: 7 Sportvereine.
8 Die Wirtschaft
a Wirtschaftliche Entwicklung
Wirtschaftl. Grundlage waren vor allem das Brauwesen, die Gewerbe der Gerber und Kürschner sowie der Tuchmacher. – 1469 und 1511: Das Bannmeilenrecht vor allem für Brauerei, Bierschank und Gewerbe bestätigt. – 1412: Die Neue Mühle bei Mühlbock (Ołobok) zur Nutzung als Walkmühle den S.er Tuchmachern von der Äbtissin des Kl. Trebnitz (Trzebnica) verliehen. – 1551 kaufte das S.er Tuchmachergewerk die Hammermühle am Paklitzsee (Jezioro Paklicko Wielkie) bei Liebenau (Lubrza). – Lohmühle im Besitz des Abtes von Paradis (Paradyż). – 1543: Den Gerbern vom Rat ein Platz zum Bau einer Lohmühle überlassen. – Tuchhandel vor dem Dreißigjährigen Krieg u.a. nach Braunschweig, Danzig (Gdańsk), Elbing (Elbląg) und Gnesen (Gniezno), wo die S.er Tuchmacher 1584 eine Faktorei erwarben. – Nach 1686: Absatz stärker auf die Messen in Frankfurt/O., Braunschweig und Leipzig ausgerichtet. – Um 1608: 165 Tuchmacher. – 1630: 65. – 1663: 41. – 1700: 103 Tuchmacher, aber geringer Absatz, u.a. wg. starker Konkurrenz von Züllichau (Sulechów). – 1728: Einrichtung einer Färberei. – 1752: 131 Tuchmachermeister. – 1763: 180. – 1787: 272 Tuchmacher, 9 Tuchscherer und Bereiter, 70 Gesellen, 250 gehende Stühle. – 1816: 323 Tuchmachermeister, 60 Gesellen und 30 Lehrlinge. – 1728: Erste Färberei, seit 1846 Fabrikation mit Dampf.
Im 15. Jh.: Hopfenbau im größeren Maße betrieben. 60 H mit Braugerechtigkeit. – 1469: Der Stadt mit Ausnahme der Lehnmannen das alleinige Recht zum Bierbrauen und -schenken im Weichbild verliehen. – 1488: Die erw. Malzmühle auf dem Apfelwerder Eigentum des Schlosses. – 1512: Bewaffnete Auseinandersetzungen mit Adligen, die das städt. Brauprivileg missachteten. – 1687: Verkleinerung des Gebietes des Bierverlags zugunsten des Kf., bei S. verblieben 19 Dörfer. – Um 1800: Noch 11 Dörfer. – 1743: Errichtung eines massiven Brauhauses.
Im MA: 2 Jahrmärkte (Montag nach Exaudi, Montag nach Bartholomei), der 3. Jahrmarkt am Tage Andreä 1547 verliehen, Montag nach Letare und Montag nach Hedwig 1673 verliehen, außerdem 2 Wollmärkte und 2 Wochenmärkte.
Anfang des 17. Jh.: 18 Bäcker, 3 Barbiere, 6 Böttcher, 16‑17 Fleischer, 2 Glaser, 20 Gold-, Kupfer- und Eisenschmiede, Gelbgießer oder Gürtler, Schlosser, Büchsenmacher, Kannengießer und Schwertfeger, 3 Hosenstricker, 3 Hutmacher, 2 Kammsetzer, 26-38 Kürschner, 28 Leineweber, 8 Rad- und Stellmacher, 4 Riemer, 3 Sattler, 25 Schneider, 30 Schuster, 4 Schwarzfärber, 7 Seiler, ca. 200 selbstständige Tuchmachermeister, 9 Tischler, 5 Töpfer, 1 Uhrmacher.
Um 1686: 6 Bäcker, 1 Bader, 1 Barbier, 4 Böttcher, 1 Büchsenmacher, 10 Fleischer, 1 Hutmacher, 7 Kürschner, 1 Riemer, 1 Sattler, 1 Schlosser, 5 Schmiede, 8 Schneider, 16 Schuster, 1 Schwarzfärber, 2 Seiler, 3 Töpfer, 43 Tuchmacher.
Um 1790: 1 Apotheker, 3 Bader, 8 Bäcker, 2 Böttcher, 7 Branntweinbrenner, 1 Brauer, 1 Buchbinder, 2 Drechsler, 3 Färber, 16 Fleischer, 2 Glaser, 1 Gürtler, 1 Handschuhmacher, 2 Hutmacher, 1 Kammmacher, 5 Kürschner, 1 Klempner, 1 Knopfmacher, 1 Korduangerber, 1 Kunstpfeifer, 1 Kupferschmied, 1 Lohgerber, 1 Maurer, 2 Nadler, 1 Nagelschmied, 1 Perückenmacher, 2 Pfefferküchler, 1 Rad- und Stellmacher, 1 Riemer, 2 Sattler, 1 Schleifer, 3 Schlosser, 4 Schmiede, 13 Schneider, 2 Schornsteinfeger, 29 Schuster, 2 Seifensieder, 3 Seiler, 1 Strumpfstricker, 6 Tischler, 4 Töpfer, 270 Tuchmacher, 9 Tuchscherer, 2 Winzer, 1 Ziegelstreicher, 3 Zimmerleute.
Um 1779 Anpflanzung von 1980 Maulbeerbäumen, um 1840 die letzten Bäume eingegangen.
1831: 6 Bockwindmühlen; 2 Lohmühlen und 4 dem Gewerk gehörende Walkmühlen, die sich aber auf dem Land befanden, 1 Wassermühle mit 1 Mahlgang; 195 gewerbsweise gehende Webstühle in Wolle und Halbwolle, 2 in Leinen und 1 Strumpfwebstuhl; 1 Ziegelei.
25 Handelsgewerbe mit kaufmänn. Rechten, mit offenen Läden (3 Ausschnitthandel, 7 Eisen- und Quinkailleriewaren, 12 Gewürz- und Spezereiwaren, 3 sonst. Waren); 16 ohne kaufmänn. Rechte (5 Krämer mit Kurzwaren und Nadlerkram, 11 Viktualienhändler und Höker).
Bäcker (16 Meister/5 Gehilfen), Böttcher (7/2), Buchbinder (2 für eigene Rechnung arbeitende Pers.), Bürstenbinder (1/0), Drechsler 4/0, Fleischer (15/10), Gerber (5/3), Glaser (3/1), Grobschmiede (5/6), Hut- und Filzmacher (1/0), Kammmacher (1/0), Klempner (2/0), Korbmacher (1/0), Kuchenbäcker und Konditoren (4/0), Kupferschmiede (1/2), Kürschner (4 auf eigene Rechnung arbeitende Pers.), Maler (2/0), Maurer und Dachdecker (5/6), Mechanici (3/1), Putzmacher und Putzmacherinnen (4/0), Rad- und Stellmacher (4/6), Riemer und Sattler (6/3), Schlosser (10/3), Schneider (15/3), Schuster und Altflicker (40/33), Schwarz- und Schönfärber (5/3), Seifensieder und Lichtzieher (3/1), Seiler (5/0), Tischler (22/15), Töpfer und Ofenfabrikanten (4/2), Tuchscherer und Tuchbereiter (18/35), Uhrmacher (1/0), Zimmerleute (2/0).
4 männl. und 5 weibl. Dienstboten, 49 Knechte und 218 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
1849: 41,8 % der Bev. berufstätig (71,8 % im Gewerbe, 8,3 % in Handel und Dienstleistungen, 19,9 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 30,6 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 2 Pers., Glaserei 3, Klempnerei 3, Malerei 3, Maurerei 31, Schornsteinfegerei 5, Tiefbau 385, Zimmerei 16), 12,6 % im Bekleidungsgewerbe (Handschuhmacherei 1, Hut- und Putzmacherei 1, Kürschnerei 7, Schneiderei etc. 26, Schusterei 89, Weißnäherei 60), 0,8 % in der chem. Industrie (Fette, Leim, Lacke, Parfümerie 7, Licht-, Seifen- und Ölfabrikation 4, Pharmazie 1), 0,6 % im Druckereigewerbe (Druckerei 2, Kupferstecherei, Bildhauerei 7), 0,4 % in der Eisen-, Stahl- und Metallverarbeitung (Erzgießerei 1, Kupferverarbeitung 5), 0,6 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Kalkbrennerei etc. 1, Steingut etc. 8), 4,3 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Flecht- und Korbwaren 2, Kämme, Schirme etc. 3, Tischlerei 58), 1,5 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Lederverarbeitung 8, Sattlerei 14), 1,6 % in Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau etc. 4, Uhren 2, Wagenbau 17), 5 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 23, Brauerei 18, Genussmittel 2, Müllerei 11, Schlachterei 19), 0,4 % in der Papierherstellung (Buchbinderei 5), 41,6 % im Textilgewerbe (Posamentiererei 1, Seilerei 6, Spinnerei 36, Weberei 529, Zubereitung etc. 37).
1855: Fab. > 50 Beschäftigte: 4 Fab. zu Spinnerei, Tuchfabrikation, Appretur und Walke. – 1867: Stadt mit 1 Ackerwirtschaft, 13 Tuchfab., 15 Weinbergs-Etablissements, 8 Wind- und 1 Dampfschneidemühlen, 6 Ziegeleien. – 1880 und 1890: Bierbrauerei, Braunkohlegruben, Dampfmühlen, Maschinenfab., Spiritus- und Ziegelbrennerei, Stearinfab., Wollspinnerei nebst bedeutender Tuchfabrikation (1876: 30 Tuchfab.). – Um 1910: 2 Brauereien, 1 Dampfmahlmühle, 5 Dampfschneidemühlen, 2 Eisengießereien, 1 Kartoffeltrockenfab., 5 Maschinenfab., 1 Molkerei, 1 Oleïn- und Borstenfab., 1 Sägewerk, 4 Sammetschneidereien, 1 Stahlkugelfab., 7 Tuchfab.; bei der Stadt Braunkohleindustrie; 2 Ziegeleien mit Dampfbetrieb. – 1920: Bierbrauereien, Braunkohleindustrie, Färberei, Gusstahlkugel-, Maschinen, Möbel-, Seifen- und bedeutende Tuchfab., Mühlen, Obstbaumschulen, Weidegenossenschaft, Ziegelei.
1939 lebten 23,8 % (2087 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von Handel und Verkehr, 3,6 % (312) von häusl. Diensten, 50,4 % (4416) von Industrie und Handwerk, 8 % (699) von der Land- und Forstwirtschaft, 14,2 % (1242) vom öfftl. Dienst und von priv. Dienstleistungen.
Land- und forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 56, 5 bis < 10 ha: 12, 10 bis < 20 ha: 17, 20 bis < 100 ha: 18, ≥ 100 ha: 4.
1950: 91,4 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1960: 114 Verkaufsstellen, davon 12 priv. – Um 1965: Holzverarbeitende Betriebe, Keramikproduktion, Lebensmittelproduktion, gr. Möbelfab., Pinsel- und Bürstenfab., Sägemühle mit Produktionsbetrieb für Kisten, Fab. für thermotechn. Geräte. – 1970: 92,4 % der Bev. mit nichtlandwirtschaftl. Einkommensquellen. – 1984: 159 Verkaufsstellen. – 2002: 426 Läden und Tankstellen. – Um 2000: Elektromaschinenbau, Holz- und Bekleidungsindustrie, Tourismus. – Betriebsgrößen 2017: 0-9 Beschäftigte: 2742, 10‑49: 87, 50-249: 25, 250-999: 5, ≥ 1000: 1. – 2002: 86,5 % des poln. Durchschnittseinkommens, 2016: 87,3 %.b Organisationsformen der Wirtschaft
Tuchmacherprivileg undatiert, vermutl. um 1395. – Fleischerinnung (1436 erw.), Bruderschaft der Tuchknappen (1452), Schneider (1487 erw.). – Artikel der Tuchmacher (1486), Statut der Schmiede-, Schlosser-, Schwertfeger- und Uhrmacherinnung (1528; 1591 bestätigt und erweitert), Bäcker (1547), Schuster (1552 und 1584), Tuchmacher (1582), Schneider, Fleischer und Kürschner (1590), Tischler (1591), Statuten der Tischlergesellen (1591), Rad- und Stellmacher (1594), Töpfer (1604; 1620 erweitert), Seiler (1618), Tuchmachergesellen (1694).
Um 1780: 11 Gewerke gen.: Bäcker, Böttcher, Fleischer, Kürschner, Maurer und Zimmerleute, Schlosser und Schmiede, Schneider, Schuster, Töpfer, Tuchmacher, Tuchscherer. – 1787: 15 Innungen. – 1832: Weiterhin zünftig organisiert: Bäcker (11 Meister), Böttcher (4), Fleischer (14), Kürschner (4), Maurer und Ziegeldecker (3), Schlosser (4), Schmiede (4), Schneider (13), Schuster (30), Seiler (5), Tischler (17), Töpfer (3), Tuchscherer und Tuchbereiter (16), Zimmerleute (2). – 1852: Sparkasse gegr. – 1880: Reichsbanknebenstelle. – 1910: Vereinsbank, Gewerbegericht. – 1938: Reichsbanknebenstelle, Sparkasse, Dresdner Bank, Landwirtschaftsbank.c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland
1818: S. lag an der fahrenden Post von Stettin (Szczecin) nach Glogau (Głogów). – 1831: 1 Fuhrmann zu Fracht und für Lohn. – 1849: 1 Fracht- und Reisefuhrwerker mit 18 Pferden. – 1932: Landkraftpost 2x tgl. von S. nach S. über Skampe (Skąpe), Schönborn (Kępsko) und Walmersdorf (Wolmirzyce).
Taxis 1960: 5. – 1984: 52. – 2017: 32. – 2019: Busverbindungen u.a. nach Brätz (Brójce), Landsberg (Gorzów Wielkopolski), Liebenau (Lubrza), Lagow (Łagów), Muschten (Myszęcin), Stettin, Grünberg (Zielona Góra) und Seeren (Żarzyn).d Bedeutung der Stadt für ihr Umland
1428: Als Zentrum eines Weichbilds gen., in dem S. 1469 das Recht des alleinigen Bierausschankes verliehen wurde.
Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen und einzelnen Faktoren von überregionaler Bedeutung.
Um 2000: Produktions- und Dienstleistungszentrum.
2011: 3367 Ein- und 1141 Auspendler.
9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt
a Stadtrecht
1428: Dem Weichbild S. wurde vom Hz. das S.er Erbstatut verliehen, das im Gebiet des Weichbildes S. bis 1900 gültig war. – 1516: Der Stadt wurden weitere Erbregelungen vom Landeshauptmann bestätigt. – 1469: S. wurde vom Hz. mit vollkommenem Stadtrecht begabt, wie es die anderen Städte im Herzogtum Glogau (Głogów) genossen. – 1678: Polizeiordnung mit 32 Paragrafen vom Rat verabschiedet. – 1686: Feld- und Viehordnung. – 1809: Einführung der Städteordnung.
b Politische und Verwaltungsstrukturen
1397: Rat, Schöppen und Geschworene; die Geschworenen waren 2 Älteste der Innungen. – Im 15. Jh.: Meist 1 Bgm. und 5-6 Ratmannen gen. – 1418: Bgm., Ratmannen und Älteste. – 1455: Bgm., Ratmannen, Älteste, Gewerke und Gemeinde. – 1469: Bgm., Ratmannen, Älteste und Gemeinde. – Ab 1489: Freie Ratswahl; Ratseinsetzung durch den Schlosshauptmann auf Vorschlag der Bürgerschaft. – 1511: Der Stadt das Recht der freien Ratswahl ohne obrigkeitl. Bestätigung verliehen und 1561 konfirmiert. – 1562: Das Recht der Ratmannen, je 2 Älteste aus jeder Zunft zu wählen, vom Kaiser bestätigt. – Ab 1654: Ratseinsetzung durch kaiserl. Kommissare, später den Schlosshauptmann, um Nichtkathol. auszuschließen. – 1672: Freie Ratswahl wieder erneuert. – 1628: Bgm., Ratmannen, Richter, Stadt- und Hofschöffen, Älteste und Geschworene. – 1670: Viergewerke erw., 1711 richteten sie Beschwerden über die schlechte Haushltg. des Rats nach Glogau (Głogów). – 1742: Magistrat nach preuß. Vorbild umorganisiert, bereits 1741 Juli 7 kgl. Befehl, dass im Rat 3 Ev. sein müssen. – 1742: Der Rat bestand nur aus Ev.; Beschränkung der Selbstverwaltung. – Magistrat um 1790: Consul dirigens, 1 Feuerbgm., 1 Prokonsul, 5 Ratmannen, darunter 1 Kämmerer. – 1806: 1 Justiz-, 1 Polizeibgm., 1 Kämmerer, 3 Senatoren. – Magistrat 1809: Bgm., Beigeordneter, Kämmerer und 5 Senatoren sowie 24 Stadtverordnete. – 1849: 6 Kommunalbeamte. – 1883: 8 Magistratsmitgl., 24 Stadtverordnete. – 1928: Bgm., Beigeordneter, 6 sonst. Magistratsmitgl., Vorsteher und stellvertretender Vorsteher sowie 17 Stadtverordnete.
1945 März 28: Beginn der poln. Verwaltung.c Gerichtsbarkeit
Gerichtshoheit in den Händen des Schlosshauptmanns, der den anfängl. als Schultheiß oder Erbvogt bezeichneten Stadtrichter bestellte, der auch die hohe Gerichtsbarkeit ausübte. Die 7 Schöffen vom Rat bestellt, was 1672 im Vergleich zwischen der Stadt und dem Schlosshauptmann bestätigt wurde. – Konkurrierende Gerichtsbarkeit des Rats über Polizei- und Gewerkssachen. – 1428: Vom Hz. der Stadt das Gericht über alle von ledigen Knechten nachts verübten Frevel und Ruhestörungen verliehen. – 1752: Rezess zwischen Schlossherrschaft und Magistrat über Abgrenzung der Kompetenzen. – 1455: Richter und 7 Schöffen. – Um 1790: 1 Stadtrichter und 6 Schöffen; die Schöffen mussten in preuß. Zeit vom Commissarius loci bestätigt werden. – 1810: St.-Gericht mit dem kgl. Hofgericht zum kgl. L.- und St.-Gericht vereint. – 1849: Kr.-Gericht Züllichau (Sulęcin), Gerichtsdeputation S., 6 staatl. Zivilbeamte in der Rechtsverwaltung. – 1879: Amtsgericht S. – 1883: 1 Rechtsanwalt. – 1938: 2 Rechtsanwälte.
2019: Amtsgericht S. (Sąd Rejonowy w Świebodzinie).d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden
1397-1474: 1 landesherrl. Hauptmann auf dem Schloss erw. – Seit 1451: Ständig ein Hofgericht in S., 1 adliger oder bg. Hofrichter und 7 Schöffen aus der Bürgerschaft wurden von der Glogauer Regierung bestellt, später nur 2 Schöffen. In preuß. Zeit nur noch ein adliger Justizrat mit 1 Sekretär an Stelle des Hofgerichts. – 1667: Landhaus erw., Sitz des Weichbildtages. – Um 1790: Akzise-, Zoll-, Salz- und Steueramt. – 1809: Akzise-, Zoll‑, Salz- und Postamt, Landratsamt von 1809-16. – 1859: Eichamt eingerichtet. – 1910: Telegraf und Telefon, Zollamt I, Bahnmeisterei. – 1938: Arbeitsdienst für die weibl. Jugend, Lager-Gruppe 40.
10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit
a Stadt- und Landesherren
Die Zugehörigkeit zum Bst. Posen deutet darauf, dass S. anfängl. ein Teil Großpolens war. – Ab 1234: Schlesien. – Ca. 1296-1312: Gegend von S. zw. den Hz. von Glogau (Głogów) und den Mgf. von Brandenburg umstritten. – 1319: Kurzzeitig Brandenburg, nach Tod Woldemars Aug. 14 Rückfall an Schlesien. – 1333-35: Poln. – 1335: Fürstentum Glogau, böhm. Oberherrschaft. – Ab 1482: Das Weichbild S. bildete eine vom übrigen Schlesien durch den Kr. Züllichau (Sulechów) getrennte Enklave. – 1489: Krone Böhmen. – 1498-1508: An den poln. Kg. verlehnt. – 1508: Zurück an Böhmen. – 1526: Mit Böhmen an Habsburg. – 1686-95: Brandenburg. – 1695: Zurück an Schlesien. – Ab 1742: Preußen, Umwandlung des Weichbilds S. in den Kr. S. – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O. – 1816: Kr. Züllichau-S.
1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Posen (Poznań), Kr. S. – 1950: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra), Kr. S. – 1975: Wojewodschaft Grünberg. – 1999: Wojewodschaft Lebus (Województwo lubuskie), Kr. S.b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen
1439: Ein poln. Heer bei der Belagerung von S. besiegt, 1477 von Hans von Sagan, 1489 von Mathias Corvinus nach kurzer Belagerung eingenommen. – Im Dreißigjährigen Krieg vielfach Einquartierungen, Plünderungen und Kontributionen. 107 H zerstört, von 60 Brauhäusern nur noch 35, nur noch 107 Bg. statt 472. – 1758-60: Hohe Kontributionen von den Russen erhoben. – Vielfach Durchmärsche und Kontributionen in der Franzosenzeit, von 1807 Okt. bis 1808 Juli lag in S. 1 Eskadron franz. Dragoner in Quartier. – Im WK II gab es in S. vermutl. 4 Kriegsgefangenenlager und 2 Zwangsarbeitslager für Juden, von denen das Lager Rekord-Gummiwerke von 1939 bis vermutl. 1943 bestand.
1945 Jan. 30/31: Einmarsch der Roten Armee, S. zu ca. 10 % zerstört. – Flucht und Vertreibung der dt. Bev. – 1945 Juni 26: Vertreibung von ca. 1900 Dt. – Von Feb. bis Ende 1945: Übergangslager, in dem gr. Sterblichkeit herrschte. Anfang März um 5000 Insassen, insg. wurden ca. 14000 Insassen des Lagers in die Sowjetunion deportiert. – 1947 Mai 6: Die letzten Dt. verließen S.
11 Die Wehrverfassung
a Wehrhoheit und Wehrpflicht
1840: Landwehr-Rgt. Nr. 12, Landwehr-Btln. Nr. 1. – 1910: Bezirkskommando Crossen (Krosno Odrzańskie).
b Wehrverbände
Schützenhaus 1451 erw., nach dem ältesten Statut von 1545 musste jeder Bg. Schütze sein.
c Garnison
1578: Pläne, S. zur Festung zu erheben, nicht ausgeführt. – 1809-12: 1 Eskadron Neumärkische Dragoner. – 1814: 2 Teile des Neumärkischen Landwehr-Kavallerie. Rgt. und Depoteskadron.
1938/39: Grenz-Pionierbtln. 71. – 1944: Inf.-Nachrichten-Ersatz-Kp. 208. – 1937-39 Aug.: Ausbildungs-Leiter S. – 1944-45: Pionier-Stab S., Truppenübungsplatz.
1849: 9 Militärpers. (5 M, 4 F). – 1858: 6. – 1905: 2.
12 Die Wahrzeichen
a Siegel
Ein Siegel aus dem 17. Jh. mit der Umschrift „SIGILLVM CIVITATIS ∙ SWEBVSIENSIS“ (36 mm), ein Siegel von 1742 mit der Umschrift „SIGILLUM CIVITATIS SVEBUSIENSIS“ und ein Siegelstempel aus dem 18. Jh. mit der Umschrift „* SIGILLVM CIVITATIS SCHWIEBUSIENSIS“ (25 : 23 mm) zeigen das Wappenbild. – 1511: Das Recht, mit rotem Wachs zu siegeln, vom Landesherrn verliehen.
b Wappen
1621: 2 Türme in weißem Feld, dazwischen ein Giebel, unten der schles. Adler. – In Silber eine zweitürmige rote Burg mit einem Giebel zwischen den Türmen und 2 offenen Toren, zwischen denen die Mauer mit einem goldenen Schild belegt ist, das den schwarzen schles. Adler mit silbernen Brustmond zeigt. – Nach 1740: Der Brustmond verschwand, und der preuß. Adler ersetzte den schles.
c Stadtfarben
Vor WK II Rot-weiß, derzeit Rot-weiß-gelb.
13 Das Münz- und Finanzwesen
a Münzprägung und Geldemission
Ca. 1918-23: Ausgabe von Notgeld.
b Städtischer Haushalt
1418: Die jährl. Pflege von 40 Mk Gr., Zolleinnahmen von 2 Heller pro Pferd und die Erbzinsen auf Fleisch-, Brot- und Schuhbänken und den Salzmarkt sowie 5 Malter Korn weniger 3 Scheffel auf der gr. Mühle zu Rietschütz (Rzeczyca) der Stadt vom Landesherrn bestätigt. – 1469: Das Schragengeld der Tuchmacher der Stadt erstmals bestätigt, das Kerbegeld von jedem Stück Tuch von Hz. Johann 1486. – 1469 und 1477: Salzhandel privilegiert. – 1488: Brückenzoll der Stadt verpfändet. – 1474: Kriegssteuern auf Grundstücke erhoben. – Ab 1527: Türkensteuer, über 200 Jahre nach demselben Kataster. – Bis zum Dreißigjährigen Krieg: S. erhob Grundgeld oder Geschoss von den Bg., die nicht dem Schloss oder der Pfarrei zinspflichtig waren, und Wachtgeld für Besoldung der Stadtbedienten von allen Bg. innerhalb der Mauern sowie Abgaben zur Unterhaltung des Marstalls von allen Bg. ohne Pferde. – 1546: Biergeld eingeführt. — Nach dem Brand 1522: S. 1523 für 10 Jahre von allen landesherrl. Abgaben befreit, nach dem Brand 1541 für 16 Jahre, 1554 um 3 Jahre verlängert. – 1686: Einführung der Akzise. – 1726: S. zahlte 800 Tlr. Steuer.
1418: Der Stadt wurden die Grenzen des VW Rohrbach vom Hz. bestätigt, die Herdemühle und die kl. Mühle zu Rietschütz (Rzeczyca) 1469. – 1466: Die Rohrmühle erworben, die im Dreißigjährigen Krieg wüst fiel. – 1486: Die Heidemühle bei Mühlbock erworben, später der Stadt verloren gegangen. – 1528: Die Bäckermühle vom Kloster Trebnitz (Trzebnica) gekauft. – 1596: Die Kupfermühle auf dem Boden des Dorfes Lanken (Łąkie) gekauft, 1630 bis auf 6 gr. Scheffel Pacht verkauft.
In Birkholz legte die Stadt ein VW und eine Schäferei an, die im Dreißigjährigen Krieg verpfändet wurde und 1697 endgültig in Privathand überging. – 1530: Salkau (Żółków) von der Stadt erworben, noch 1790 Kämmereibesitz.
Im Dreißigjährigen Krieg: Die Ziegelscheune verwüstet, 1672 wieder errichtet.
1787: Einnahmen der Stadtkasse: 1444 Tlr. – 1861: Einnahmen: 35414 Tlr. 28 Gr. 8 Pf. (Kämmereikasse: 23940 Tlr. 12 Gr, Forst: 3075 Tlr. 7 Gr. 10 Pf., Armen: 1965 Tlr. 12 Gr. 2 Pf., Kirchen: 3203 Tlr. 29 Gr. 8 Pf., Ev. Schulkasse: 2887 Tlr. 5 Gr., Kath. Schulkasse: 342 Tlr. 22 Gr. 11 Pf.); Ausgaben: 35255 Tlr. 11 Gr. 8 Pf. (Kämmerei: 23741 Tlr. 5 Gr. 1 Pf., Forst: 3075 Tlr. 7 Gr. 10 Pf., Armen: 1963 Tlr. 12 Gr 2 Pf., Ev. Schulkasse: 2887 Tlr. 5 Gr., Kath. Schulkasse: 308 Tlr. 2 Gr. 6 Pf., Ev. Kirchenkasse: 3280 Tlr. 8 Gr. 8 Pf.). – 1883: Einnahmen: 146500 Mk; Ausgaben: 146500 Mk. – Zuschläge zur Staatsgeb.-, Staatsgewerbe-, Staatsgrund- und Staatsklassensteuer, ferner Hundesteuer. – 1911: 250 % der Staatseinkommenssteuer sowie der staatl. veranlagten Betriebs-, Geb.-, Gewerbe- und Grundsteuer, Hunde- und Lustbarkeitssteuer sowie Umsatzsteuer; Einnahmen: 823019 Mk; Ausgaben: 694561 Mk.; Kapitalvermögen: 188904 Mk; Schulden: 886496 Mk; Stiftungsvermögen: 72251 Mk; Stiftungsvermögen nicht unter städt. Verwaltung: 55467 Mk (Armen- und Kinderfürsorge). – 1938: Einnahmen: 1394898 Mk; Ausgaben: 1322122 Mk.
2016: Einnahmen: 107,7 Mio. PLN; Ausgaben: 106,9 Mio. PLN; wichtigste Posten: Bildung und Erziehung, Kommunalwirtschaft, Sozialhilfe und Umweltschutz; Investitionen: 8,9 %.
14 Das Gebiet der Stadt
a Stadtfläche
Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 5884 mrg. Acker, 112 mrg. Gärten etc., 67 mrg. Hütung, 201 mrg. Wald, 375 mrg. Wiesen. – 1885: 1543 ha. – 1905: 2027 ha. – 1931: 2640,8 ha (Grundsteuerreinertrag pro ha: 15,43 Mk).
1961: 19,7 qkm. – 1972: 10,9 qkm aus dem Stadtgebiet ausgegliedert. – 1998: 9,8 qkm. – 2018: 16,9 qkm.b Wüstungen in der Stadtflur
Die Hofemorgen s der Stadt von den Bg. angekauft, 1454 zum städt. Grundbesitz gezählt. – Die Gemarkungen der Dörfer Molkendorf und Mehrendorf, die mit Einschluss der Schlosshufen 43 gr. Hufen umfassten, seit dem 16. Jh. in der Stadtgemarkung aufgegangen.
c Städtisch-bürgerlicher Grundbesitz auf dem Lande
1397: Das VW Rohrbach mit Mühle erworben, 1418 zusammen mit allen Wiesen, Gehegen und Büschen um die Stadt mit Ausnahme des Hages hinter dem Schloss vom Landesherrn bestätigt. – 1453: Lehnbriefe über das im Dreißigjährigen Krieg wüst gefallene Dorf Nichlitz und das Dorf Birkholz (Borowa) von 1454. – 1455: Vom Hz. der Stadt der Erwerb von 42 Hufen vor der Stadt durch Bg. bestätigt. – 1508: Die Stadt kaufte einen Teil von Nichlitz und einen Teil von Birkholz mit 8 Bauern und 8 Gärtnern, 1534 einen Anteil an der Mühle.
1550: Ein Bg. Von S. erwarb die Mühlstatt in Lanken (Łąkie) vom Kloster Trebnitz (Trzebnica).d Eingemeindungen
1867: Schlossbezirk mit der Stadt vereinigt. – Wohnplätze 1867: VW Busch-VW (2 Wohngeb./9Pers.), VW Wilhelmshöhe (1/11). – Wohnplätze 1931: Busch-VW, Chausseehaus, Kolonie, Schlossbrauerei oder Eichberg, Weinberge, Wilhelmshöhe.
15 Das Kirchenwesen
a Katholische Kirche
Bst. Posen (Poznań). – 1654: Ins Bst. Breslau (Wrocław) eingegliedert. – 1334: 1 Pfarrer in S. erw. – 1399: Patrozinium Petrus und Paulus, Mitte des 15. Jh. Erzengel Michael. – 1510: Das Patronat vom Kg. dem Schlosshauptmann verliehen. – 1379: Heiligkreuzkapelle erw. – 1443: Stiftung des St. Annenspitals mit einer später als Dreifaltigkeitskirche bezeichneten Kapelle. – 1469: Der Hz. bestätigte der Stadt das Patronat über den mit 8 Mk Zins dotierten Altar des Hl. Leichnams und St. Lorenz in der Pfarrkirche. – 1470: In S. wurden folgende Sakralbauten gen.: Pfarrkirche an der Propstei, Liebfrauenkirche auf dem Kirchhof an der Halben Stadt (später St. Annenkirche), Hospitalkirche zum Hl. Geist an der Schwemme, die Annenkirche am Ende der Frankfurter Str. und eine Art von gemauerter Kapelle, in der sich ein Kruzifix mit den Bildsäulen von Maria und des Apostels Johannes befand, auf dem Armenkirchhof vor dem Neuen Tor. – 1491: Frauenbruderschaft erw. – 1621: Gegenreformation. – 1654: Die Stadtkirche wieder den Kath. übergeben, Bildung der kath. Pfarrei S. mit 5 Dörfern, Bst. Breslau, Dekanat S. – 1928: Michaeliskirche, Kath. Hospital, Niederlassung des Ordens der Borromäerinnen (St. Josefhaus), darin: Krankenhaus, Waisen- und Fürsorge-Erziehungsanstalt, Krabbelschule und Säuglingsverwahrung, Kinderhort und Kindergarten, im Schloss: Haushaltungsschule und Pensionat.
Nach WK II die 1890 errichtete ev. Kirche als Kirche der Gottesmutter Maria, Königin Polens (Kościół NMP Królowej Polski) geweiht und 1981 als Pfarrei errichtet, deren Gebiet von der Pfarrei des Erzengels Michael (Kościól św. Michała Archanioła) abgetrennt wurde. – 1998: Die Kirche der Göttl. Barmherzigkeit (Kościół Miłoserdzia Bożego) geweiht, 1999 als Pfarrei errichtet, seit 2008 dabei ein Sanktuarium mit der 2010 geweihten 36 m hohen Christusstatue, der derzeit höchsten Christusfigur der Welt. – Seit 1972 bzw. 1992: Bst. Grünberg-Landsberg (Diecezja zielonogórsko-gorzowska). Die Kirche des Erzengels Michael und die letztgen. Kirche sind Sitz von Dekanaten.b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften
Ab 1742: S. gehörte zum Kirchenkr. Glogau (Głogów), später Züllichau (Sulechów). – Ab 1541: Stadtkirche 1. Pfarrstelle (Oberpfarrer), 2. Pfarrstelle ab 1553. – 1570-79 und 1631-51: Die Stadtkirche ev., 1651 wurden die Ev. endgültig aus der Stadtkirche verdrängt. – Kf. Friedrich III. erlaubte den Bau einer ev. Kirche, der 1693 begonnen und ein Jahr später beendet wurde. – 1701: Kirche versiegelt, 1741 von Kg. Friedrich II. den Ev. wieder zum Gebrauch überwiesen, aber wg. Baufälligkeit abgerissen. – 1746: Neubau einer geräumigen, hölzernen Kirche, die 1750 eingeweiht wurde. – 1743: Der erste Prediger bestätigt, Patronat des Magistrats und der ev. Bürgerschaft. – Nach 1817: Betsaal der Altlutheraner, die um 1840 zu gr. Teilen emigrierten. – 1928: Ev. Friedrichskirche, Ev. Landkirchengemeinde, Landeskirchl. Gemeinschaft (Schwestern).
1895 Apr. 1: Schwiebus Landkirche gegr.c Juden
1843: 10 Juden, die sich zu Synagogen benachbarter Städte im RB Posen (Poznań) hielten. – 1905: 68 Juden, Kantor, Lehrer, Religionsschule, Chewra Kadischa und Verein gegen Wanderbettelei. – Anfang des 20. Jh.: Die Gemeinde besaß ein Bethaus. – 1925: Synagoge in der Doktorstr. errichtet. – 1925: 36 Fam. (100 Pers.), Synagoge, Friedhof und rituelles Quellbad, Kantor, Ortsgruppe des Zentralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. – 1928: 3 Vorstandsmitgl., 8 Repräsentanten, 1 Kantor und Religionslehrer. – 1938: Die Synagoge nicht zerstört, wenig später verkauft, umgebaut und als Kohlenlager genutzt, in den 1950er-Jahren abgerissen. – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet 36 Pers. in S. 7 namentl. bekannte jüd. Ew. von S. wurden Opfer des Holocaust. – 1938: Der vermutl. um 1900 s von S. angelegte Friedhof geschlossen, in den 1970er Jahren wurden die letzten Grabsteine beseitigt.
16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen
a Wohlfahrtspflege
1561: Apotheker vermutl. erw. – Seit 1684: Apotheke. – 1710: Der Rat stellte einen Pestchirurgen an. – 1764: 2 Chirurgen, 1 Kreisphysikus, 1 Apotheker, 1 Bader. – 1849: 1 Apotheke, 2 Zivilärzte, 3 geprüfte Hebammen. – 1865: Rettungshaus für verwahrloste Kinder eingerichtet. – 1872: Städt. Krankenhaus errichtet, 15 Betten. – 1895: Kath. Krankenhaus, von den Barmherzigen Schwestern (9 Borromäerinnen aus Trebnitz [Trzebnica]) eröffnet. – 1898: Vaterländ. Frauenverein gegr., Tätigkeiten: Volksküche (1915), Armenpflege (1916). – Um 1910: 5 Ärzte, 1 Apotheke. – 1931: Eröffnung des Kreisalters- und Siechenheims für 60 Insassen und 15 Siechenkranke. – 1913: Ev. Kleinkinderbewahranstalt vorh. – 1933: Eröffnung des ev. Krankenhauses mit 105 Betten. – 1938: 2 Apotheken; 8 Ärzte, 4 Zahnärzte, 2 Dentisten, 5 Tierärzte.
1949: Umwandlung des nach 1945 eingerichteten Spitals der Caritas in ein orthopäd. Kinderspital (2019: Lebuser Rehabilitations- und Orthopädiezentrum [Lubuski Ośrodek Rehabilitacyjno-Ortopedyczny im. Dr. Lecha Wierusza]). – 1984: 5 Gesundheitszentren, 388 Krankenhausbetten, 1 Notaufnahme, 6 Krankenwagen, 2 Hebammenstationen, 152 Krankenschwestern, 2 Apotheken; 43 Ärzte, 13 Zahnärzte. – 1992: 340 Krankenhausbetten, 190 Krankenhausschwestern, 62 Ärzte, 7 Zahnärzte. – 2002: 2 Krankenhäuser mit 274 Krankenhausbetten, 5 priv. Gesundheitszentren, 6 Apotheken.b Versorgungseinrichtungen
Neue und alte Badstube im 15. Jh. erw. – 1584: Da S. durch seine Sumpflage schlechtes Trinkwasser hatte, Anlage von 2 Rohrleitung von den Höhen. – Ende des 18. Jh.: 75 öfftl. und priv. Brunnen. – 1911: Wasserwerk eröffnet, damals 572 angeschlossene Grundstücke.
1867: Freiwillige Feuerwehr gegr. – 1911: Feuerlöschanstalt vorh.
1865: Städt. Gaswerk eröffnet. – 1895: 84 Straßenflammen und 5650 laufende m Leitungsröhren. – 1911: 634 an die Gasversorgung angeschlossene Haushalte.
1900: Städt. Schlachthof vorh.
1910: E-Werk.
1911: 5,65 ha Friedhöfe, 1 Leichenhalle, 1 Bedürfnisanstalt.
1960: 21,7 km Wasserleitungen, 1647 Gasabnehmer. – 2002: 40,2 km Wasserleitungen, 31 km Kanalisation, 36,4 km Gasleitungen.c Freizeiteinrichtungen
1831: 3 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 3 Krüge und Ausspannungen, 39 Schankwirte, 1 Speisewirt und Garkoch, 2 Musikanten, die gewerbsweise in Wirtshäusern spielten. – 1849: 4 Gastwirtschaften für die gehobenen Stände, 3 Krüge und Ausspannungen, 34 Schankwirte, 1 Speisewirt. – 1911: 0,15 ha Botan. Schulgarten, Freibadeanstalt im Rohrbachsee vorh., 2,8 ha öfftl. Parks und Spielplätze. – 1928: 1 Freiluftschwimmbad, 1 Jugendherberge, 2 Schießsportanlagen, 4 Turn-, Spiel- und Sportplätze, 2 Turnhallen. – 1938: 9 Gaststätten, 8 Hotels.
1960: 2 Bars, 1 Café, 6 Restaurants. – 1984: 20 gastronom. Betriebe. – 1960: 54 Hotelbetten. – 1984: 109 Hotelbetten. – 1992: 2 Tourismusobjekte mit 151 Betten, davon 1 Hotel mit 100 Betten. – 2002: 2 Tourismusobjekte mit 186 Betten, davon 1 Hotel mit 100 Betten, 5222 Übernachtungstouristen. – 2017: 4 Hotels, 1 Jugendherberge, 1 Motel. – 2019: Sportstadion vorh.
17 Das Bildungswesen
a Schulen
1460: Schulmeister erw. – Ab 1541: Stadtschule. – 1604: Errichtung der ev. Schule. – 1628: 1 kath. Schule, eine ev. Schule in S. erst wieder ab 1759. – Nach 1763: Einrichtung einer Nebenschule (Armenschule) ohne Schulgeld mit Unterricht samstags und sonntags. – 1801: 4 ev. Lehrer, daneben kath. Schule mit 2 Lehrern. – 1836: 3 Bürgerschul- und 3 Elementarklassen. – 1849: 2 Elementarschulen, 1 Mittelschule, 1 Töchterschule. – 1871: 9,5 % der Bev. > 10 J. Analphabeten. – 1876: Bau eines neuen Schulhauses. Bildung einer Mädchen- und Knabenmittelschule und von 3 Volksschulen. – 1913: Mädchen-Mittelschule, 3 Volksschulen, Realprogymnasium. – 1931: Ev. Mädchenvolksschule, Ev. Knabenvolksschule, Kath. Volksschule, Städt. Mittelschule, Realgymnasium, Landwirtschaftl. Schule, Landwirtschaftl. Haushaltungsschule, Gewerbl. Berufsschule, Kaufmänn. Berufsschule. – 1928: Zusätzl. Fachschule der Maler-, Lackierer- und Tapeziererinnung, die Fachschule der Schmiede- und Schlosserinnung und die 1894 gegr. Gewerbl. Fachschule für Buchbinder.
1960: 387 Vorschulplätze, 3 Grundschulen und 1 Oberschule, 1 berufsbildende Schule, 2 Berufsschulen mit Abitur und 2 Berufsschulen für Erwerbstätige. – 1984: 3 Krippen, 13 Vorschulen, 3 Grund- und 3 Oberschulen, 4 berufsbildende Schulen und 4 Berufsschulen mit Abitur. – 1992: 8 Vorschulen, 6 Grund- und 1 allgemeinbildende Oberschule, 2 berufsbildende Schulen und 5 Berufsschulen mit Abitur. – 2002: 7 Vor-, 4 Grund‑, 3 Mittel- und 2 Oberschulen. – 2016: 7 öfftl. und 1 kath. Vorschule, 1 öfftl. Sondervorschule, 3 öfftl. und 1 priv. Grundschule, 1 öfftl. Sondergrundschule, 2 öfftl. und 1 kath. Mittelschule, 1 öfftl. Sondermittelschule, 1 öfftl. Oberschule, 1 staatl. Musikschule 1. Grades, 1 öfftl. und 1 priv. Oberschule für Erwachsene, 1 öfftl. berufsbildende Schule, 1 öfftl. Technikum, 1 priv. Berufsschule für Gymnasialabsolventen, 1 Sondervor-, -grund- und ‑mittelschule, 1 berufsbildende Sonderschule, 1 Sonderschule zur Arbeitsvorbereitung.b Kulturelle Einrichtungen
Seit 1684: 1 Stadtmusicus.
1903: Gründung der Vereinigung für Heimatkunde, mit dem Ziel, ein Museum zu errichten, die Sammlungen anfängl. provisor. aufgestellt, Stadtmuseum 1925 neu eingerichtet.
1926: Städt. Volksbücherei gegr.
Kinos 1941: „Union-Theater“, gegr. 1903, 258 Plätze/tgl. – „Schauburg“, gegr. 1921, 307 Plätze/tgl.
1946 Feb.: Kino „Rialto“ mit 236 Plätzen eröffnet. – 1960: 3 Kinos mit 778 Plätzen und 1535 Vorstellungen pro Jahr. – 1984: 610 Kinoplätze. – 1992: 1 Kino. – 2017: 1 Kino mit 400 Plätzen, 793 Vorstellungen pro Jahr.
1947: Stadtbibliothek eröffnet. – 1960: 17068 Bde. – 1984 und 1992: 3 Bibliotheken. – 2002: 2 Bibliotheken. – 2017: 2 Bibliotheken, 72908 Bde. – 2017: 1 wissenschaftl. Bibliothek, 15629 Bde.
Seit 1961: Kulturhaus. – 1971: Regionalmuseum im Rathaus eröffnet.
18 Das Pressewesen
a Verlage und Druckereien
Um 1790: 1 Buchbinder. – 1831: 2 Buchbinder. – 1849: 1 Buchdruckerei mit 1 Presse, 2 Buchhdlg. – 1938: 1 Buchdruckerei, 1 Buchhdlg.
b Zeitungen und Zeitschriften
S. Wochenblatt, gegr. 1842 (Auflage 1849: 200), ab 1872 S.er Tageblatt, ab 1922 S.er Stadt- und Landbote (Auflage 1912: 3100). – Züllichau-S.er Kreisblatt, (nachgewiesen ab 1844), ab 1920 als Amtl. Kreisblatt des Kr. Züllichau-S. (bis 1940 nachgewiesen). – S.er Intelligenzblatt (1849 nachgewiesen; Auflage 1849: 150), Neugründung 1869 (?), vor 1912 als S.er Zeitung (Auflage 1912: 3100), mit S.er Tageblatt 1922 vereinigt zu: S.er Stadt- und Landbote (Auflage 1936: 3139), um 1939 vereinigt mit Züllichauer Nachrichten. Grenzmarkbote für Neu Bentschen. Unruhstädter Zeitung zu Züllichau-S.er Kreiszeitung. S.er Stadt- und Landbote (bis 1944 Juni erm.). – Volksfreund: Sozialdemokrat. Tageszeitung für Frankfurt a. O., … S. (1919-33 Febr. erm). – Ev. Sonntagsblatt des Kirchenkr. Züllichau-S. (1919-41 erm.). – Landbund Züllichau-S. Bauernzeitung des Kr. Züllichau-S. (1920-34 erm.). – Ostmärk. Tageszeitung für die Kr. Züllichau, S. Crossen und die südl. Grenzmark. Züllichauer Tageblatt. Züllichau (1926-38, Apr. 1938 Erscheinen eingestellt). – S.er Grenzzeitung: Tageszeitung für S., Züllichau und angrenzende Gebiete (1927-33).
19 Literatur zur Stadtgeschichte
a Bibliografien
Schreckenbach 4, S. 256-258. – Rister, S. 265.
b Quelleneditionen
Die ma. Urk. zur Geschichte von S. sind verstreut in den schles. Urkundensammlungen gedruckt. – Katalog der Dokumente der Stadt S. und des Landes S. im StA Grünberg (16.-19. Jh.) / Katalog dokumentów miasta Świebodzin oraz ziemi świebodzińskiej z Archiwum Państwowego w Zielonej Górze (XVI-XIX wiek), bearb. von T Kałuski, 2018.
c Gesamtdarstellungen
G. Zerndt, Geschichte von Stadt und Kr. S., 3 Bde., 1909. – DSB 1, 1939, S. 636f. – W. Strzyżewski (Hg.), Dzieje Świebodzina, Świebodzin-Zielona Góra, 2007.
d Nachweis älterer Stadtpläne
Vogelschauplan, Die Stat Swybuschin in nider Schlesien (G. Braun/F. Hogenberg, Theatri praecipuarum totius mundi urbium 5, 1598, P1. 50). – Gemälde der Stadt S. nach 1618, entstanden nach 1728 (einst im Rathaus, heute im Regionalmuseum). – Stadtpanorama, ca. 1750, F. B. Werner (Topographia Seu Compendium Silesiae 5, UB Breslau [Wrocław]).
20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen
Bis 1945 StadtA. Heute befinden sich Urk. und Akten von 1456-1945 im APZG.