Angesichts der Verheerungen des Zweiten Weltkriegs, die besonders die Städte Europas schwer getroffen hatten, beschloss die Commission Internationale pour l’histoire des Villes im Jahr 1955, Rahmenrichtlinien für die Anfertigung historischer Städteatlanten zu erstellen. Ziel war es, die europäische Stadt in Ihrer Genese seit dem Mittelalter zu dokumentieren und angesichts der akut erlebten Zerstörungen vergleichbares Karten- und Quellenmaterial zur Erforschung des europäischen Städtewesens zur Verfügung zu stellen. Bei der Kommissionssitzung 1968 in Oxford schließlich wurde der von M.D. Lobel und H. Stoob, dem Gründer des IStG, zur Diskussion gestellte Kartenkanon für Städteatlanten angenommen. Dieser bildet seither die Basis für die Atlasarbeit, auf deren Grundlage bislang ca. 500 Städte in ganz Europa bearbeitet wurden.
Es handelt sich um ein multinationales Projekt (vgl. Karte der beteiligten Länder), dessen Publikationen in nationalen und regionalen Teilprojekten erarbeitet werden .
Die deutsche Forschung ist durch den Deutschen historischen Städteatlas, den Westfälischen Städteatlas und den Historischen Atlas westfälischer Städte (jeweils Münster) sowie durch den Rheinischen Städteatlas (Bonn) und den Hessischen Städteatlas (Marburg) vertreten. Um die Kommunikation zwischen den unabhängigen Herausgebern zu erleichtern, wurden im Jahr 1993 Anngret Simms (Dublin) und Ferdinand Opll (Wien) als Koordinatoren eingesetzt, nicht zuletzt da es nach der politischen Wende von 1990 auch in zahlreichen osteuropäischen Ländern eigene Teilprojekte ins Leben gerufen wurden.
Eines der wichtigsten Ziele, die H. Stoob mit der Gründung des IStG 1970 anstrebte, war es, eine institutionelle Basis zu schaffen, um mit dem Deutschen und dem Westfälischen Städteatlas einen Beitrag zum europäischen Gesamtprojekt zu leisten. Folglich fanden auch die Städteatlanten der anderen Teilprojekte ein besonderes Interesse und bildeten seither einen Schwerpunkt der IStG-Bibliothek. Von den mittlerweile über 500 erschienenen Veröffentlichungen findet sich die überwiegende Zahl in den münsterischen Beständen, dazu zahlreiche ältere Bücher und Atlanten, die als Vorgänger und Vorarbeiten der modernen Städteatlanten gelten können. Nicht zuletzt diese in Deutschland einmalige Sammlung von Atlas-Werken, die in vergleichbarer Fülle lediglich in der British Library in London, der Bodleian Library Oxford, der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin, der Staatsbibliothek München und der Regenstein Library an der University of Chicago vorliegt, macht das IStG zu einem zentralen Anlaufpunkt für Wissenschaftler mit regionen- und länderübergreifenden vergleichenden Forschungsschwerpunkten.