1 Der Name der Stadt
1252: Bolescovitz (CDB I 20, 183f.). – 1325: Forstenfelde (CDB I 19, 187). – 1337: Furstenveld. – 1342: Vurstevelde. – 1373: Worstenwelde. – 1426: Forstenfelde. – 1459, 1800, 1939: Fürstenfelde.
1945: Boleszkowice.
Die Gleichsetzung von Bolescovitz mit F. ist in der Forschung umstritten.
2 Die Lage der Stadt in der Landschaft
a Naturräumliche Lage
Am sw Rand einer Geschiebemergelfläche zwischen 2 Sumpfflächen. Höhe: 51 m.
b Verkehrslage
An der Str. von Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) nach Stettin (Szczecin). 1877 erhielt F. Anschluss an die Eisenbahnlinie von Küstrin nach Königsberg/Nm (Chojna), der Bhf. 4 km nw von F.
Heute liegt F. an der Nationalstr. (DK) 31 von Stettin nach Słubice und der Bahnlinie von Breslau (Wrocław) nach Stettin, die 1985 elektrifiziert wurde.
3 Der Ursprung der Ortschaft
a Vorbesiedlung
Ca. 300 m s der Stadt befindet sich eine frühmittelalterl. Hügelburg mit einem Durchmesser von 40 m (FN Kiliansburg/Kiliansberg) mit älter- und jüngerslaw. Keramik des 10.-13. Jh. und Resten eines festen H aus der Zeit um 1300; zw. der Burg und der Stadt im „Hausbruch“ befand sich vermutl. eine Vorburgsiedlung mit älterslaw. Keramik.
b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung
Förml. Stadtgründung vermutl. nie erfolgt, von Stadtrecht ebenf. nichts bekannt.
4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft
b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt
Vermutl. von den von Uchtenhagen gegründet, in deren Besitz sich F. 1337 befand und auf die wohl das Rad im Ortswappen zurückzuführen ist.
1325 die von Sydow und Sack als Herren von F. gen. (möglicherweise des Dorfes F.), 1337 die von Uchtenhagen, 1373 die von Wedel. Ab 1420 die von Sydow, 1447 und 1452 kaufte der DO die Rechte der von Sydow und der von Bohne und wurde so zum Besitzer der Stadt. 1454 wurde F. von Kf. Friedrich II. an die Ordensritter Hans von Köckritz und Dietrich Kaltenborn verliehen, diese Verleihung wurde 1459 bestätigt. Vermutl. fiel F. kurz nach 1473 an den Kf. zurück. F. gehörte seit 1540 zu dem aus Johannitergütern gebildeten Amt Quartschen (Chwarszczany), dem die Ew. abgaben- und dienstpflichtig waren. Spätestens Ende des 16. Jh. kamen die Besitzrechte wieder in adlige Hände, 1582 wird Hans von Briesen zu F erw., im 18. Jh. ebf. ein bürgerl. Freigut vorh.c Rechtsbezeichnungen der Stadt
1337: oppidum. – 1350: oppidum seu villa forensis. – 1354: villa. – 1401: oppidum. – 1420: dorf. – 1454: stedtichen mit dem dorffe. – 1800: Städtchen. – 1939: Stadt.
1946: Stadt. – 1972, 2019: Dorf.
5 Die Stadt als Siedlung
a Topografische Entwicklung
Kein städt. Grundriss. Geschlossene Bebauung findet sich nur ö der Kirche um einige sich unregelmäßig kreuzende Gassen, sonst zerstreute Bebauung. Keine Stadtbefestigung, Reste eines festen H (Kiliansburg) ca. 300 m s im Sumpf auf künstl. Hügel. Im 15 Jh. Städtchen, Dorf und VW unterschieden, ein adliges VW ist von 1582 bis ins 18. Jh. in der Hand der von Briesen bez.
Um 1700: 83 Hausbesitzer. – 1730: 14 H mit Ziegel‑, 85 mit Strohdach; 74 Scheunen. – 1801: 38 H mit Ziegel‑, 95 mit Strohdach; 80 Scheunen. – 1818: 133 Feuerstellen. – 1849: 203 Wohngeb.; 10 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 320 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 254 Wohngeb. – 1885: 286 Wohngeb.; 519 Haushltg. – 1905: 283 Wohngeb. – 1925: 298 Wohngeb; 467 Haushltg. – 1939: 486 Haushltg.
1950: 214 Wohngeb.; 271 Whg. – 1960: 222 Wohngeb.; 307 Whg. – 1988: 357 Whg., davon 204 in Geb. vor 1918, 85 in Geb. von 1918-44, 20 in Geb. von 1945-70, 48 in Geb. von 1971-88; 85,7 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 46,2 % mit WC, 60,4 % mit Bad, 51,1 % mit Zentralheizung und 64,3 % mit Warmwasser. – 2002: 231 Wohngeb.; 385 Whg., davon 71 in Geb. vor 1918, 182 in Geb. von 1918-44, 20 in Geb. von 1945-70, 67 in Geb. von 1971-88 und 25 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 95,8 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 82,1 % mit WC, 82,1 % mit Bad, 69,6 % mit Zentralheizung.
Versicherungssumme in der Feuersozietät: 1859: 247600 Tlr.b Markante Gebäude
Von der 1401 erw. ma. Feldsteinkirche nur der untere, ins 13. Jh. datierte Turmteil und das spitzbogige Hauptportal erhalten, sonst kreuzförmiger, neogot. Bau von 1858. – Rathaus 1551 erw., schon früh verschwunden.
c Brände und andere Zerstörungen
Brände: Um 1450, vor 1536, 1633 (Kirche und 40 H niedergebrannt), 1718 (Kirche durch Feuer zerstört), 1760 (47 H mit Ställen und Scheunen abgebrannt), 1814 (der gesamte Ort bis auf 8 H abgebrannt), 1830, 1849. – 1758/59: Von russ. Truppen verwüstet.
6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge
a Zahl und Herkunft der Bewohner
1730: 775 Ew. – 1780: 881 Ew. – 1801: 1022 Ew. – 1818: 1222 Ew. – 1849: 1943 Ew. – 1871: 2191 Ew. – 1880: 2198 Ew. – 1890: 2101 Ew. – 1910: 1847 Ew. – 1925: 1757 Ew. – 1939: 1531 Ew.
1945 Dez. 1: 615 Ew. – 1948: 1070 Ew. – 1961: 1442 Ew. – 1988: 1389 Ew. – 2002: 1385 Ew. – 2011: 1405 Ew.
1945 Dez. 1: 556 Polen, 59 Dt. – 1947: 949 Polen. – 1948: 394 Repatrianten, 563 Umsiedler, 17 Reemigranten. – 1962: 42,9 % Autochtone (geb. nach 1945), 26,2 % Repatrianten aus der UdSSR, 27,9 % Umsiedler, 0,8 % Reemigranten, 2,2 % unbekannter Herkunft.c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen
1718: 18 Dreihüfner, 13 Zweihüfner, 36 Kossäten, 15 Freihäusler. – 1730: 139 M, 160 F, 151 Söhne, 147 Töchter, 7 Gesellen, 54 Knechte, 21 Jungen, 46 Mägde. – 1800: 31 Ackerleute (19 Drei- und 12 Zweihüfner), 47 Kossäten, 40 Einlieger, 44 Gewerbetreibende und Kaufleute. – 1801: 195 M, 200 F, 242 Söhne, 199 Töchter, 8 Gesellen, 60 Knechte, 52 Jungen, 66 Mägde. – Ab 1809: Groß-, Mittel- und Kleinbg. – Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 26,1 % (342 Pers.) Selbstständige, 22,9 % (299) mithelfende Familienangehörige, 4,6 % (60) Beamte und Angestellte, 46,4 % (607) Arbeiter.
Im 14. und 15. Jh. Waldenser in F. und Umgebung erw. – 1849: 1908 Ev., 1 Kath., 29 Juden. – 1858: 2227 Ev., 6 Kath., 45 Juden. – 1871: 2154 Ev., 2 Kath., 7 sonst. Christen, 28 Juden, 1 sonst. Religion. – 1885: 2092 Ev., 8 Kath., 4 sonst. Christen, 25 Juden. – 1905: 1956 Ev., 6 Kath., 7 Christen anderer Konfession, 17 Juden. – 1925: 1710 Ev., 33 Kath., 4 Juden, 5 Bekenntnislose.
1849: 986 M, 952 F. – 1871: 1061 M, 1130 F; < 10 J.: 586. – 1885: 1047 M, 1082 F. – 1895: 1063 M, 1090 F; 17 einzeln lebende M und 40 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 881 M, 876 F. – 1939: 751 M, 780 F; < 6 J.: 9,6 %, 6-14 J.: 13,4 %, 14‑64 J.: 64,6 %, ≥ 6 J.: 12,4 %.
1988: 685 M, 704 F; 0-19 J.: 33,3 %, 20-39 J.: 32,1 %, 40‑59 J.: 18,5 %, ≥ 60 J.: 16,1 %. – 2002: 688 M, 697 F; 0‑19 J.: 30,3 %, 20-39 J.: 27,4 %, 40-59 J.: 27,4 %, ≥ 60 J.: 14,9 %. – 2011: 721 M, 684 F; im vorproduktiven Alter: 289, im produktiven Alter: 941, im postproduktiven Alter: 175.d Bevölkerungsverzeichnisse
Ab 1746: Kb. überliefert, seit 1945 verschollen.
1876-1901: Standesamtsreg. lückenhaft im APG vorh., von 1903-44 lückenhaft im Standesamt Neudamm (Dębno).
7 Sprache, Bräuche und Vereine
a Sprache und Mundart
Dt., ostmärk. Dialekt.
c Vereine und politische Organisationen
1894: Männer-Turnverein gegr.
1955: Volkssportklub Chrobry/Eiche II (Ludowy Klub Sportowy "Chrobry/Dąb II") gegr.
8 Die Wirtschaft
a Wirtschaftliche Entwicklung
1402: Jahrmarkt erw., später 3 Jahrmärkte, zeitweilig auch Pferdemärkte. – 1718: Einige Kossäten brauten und leisteten Schoss für den Ausschank. – Um 1800: Haupterwerbsquelle Landwirtschaft auf fruchtbaren Böden, ausgedehnte Ackerflur, daneben Leineweberei, 23 Braustellen und 23 Branntweinblasen.
1800: 31 Ackerleute (19 Dreihüfner, 12 Zweihüfner), 1 Bäcker, 1 Barbier, 3 Böttcher, 40 Einlieger, 2 Fleischer, 2 Hufschmiede, 47 Kossäten, 12 Leineweber, 1 Materialist, 4 Rademacher, 1 Schlosser, 6 Schneider, 5 Schuhmacher, 2 Teerbrenner, 3 Tischler, 2 Töpfer, 1 Zimmermann.
1831: 2 Bockwindmühlen, 2 Ölmühlen mit 4 Pressen; 1 gewerbsweise gehender Webstuhl in Wolle und Halbwolle, 19 in Leinen.
8 Handelsgewerbe mit kaufmänn. Rechten, mit offenen Läden (4 zu Gewürz- und Spezereiwaren, 4 zum Ausschnitthandel).
Bäcker (2 Meister/0 Gehilfen), Böttcher (4/1), Drechsler (1/0), Fleischer (3/1), Glaser (1/0), Grobschmiede (5/0), Posamentirer (9/0), Rad- und Stellmacher (3/0), Riemer und Sattler (1/0), Schlosser (2/0), Schuster und Altflicker (9/0), Seiler (1/0), Tischler (6/0), Töpfer und Ofenfabrikanten (2/0).
52 Knechte und 49 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
1849: 51,9 % der Bev. berufstätig (38,1 %, im Gewerbe, 3,7 % in Handel und Dienstleistungen, 58,2 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 35,5 % im Baugewerbe (Glaserei 2 Pers., Maurerei 5, Schornsteinfegerei 2, Tiefbau 120, Zimmerei 7), 38,7 % im Bekleidungsgewerbe (Schneiderei etc. 8, Schusterei 6, Weißnäherei 134), 0,3 % in der chem. Industrie (Pharmazie 1), 1,6 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Kalkbrennerei 3, Steingut etc. 3), 5,7 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Tischlerei 22), 0,5 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Sattlerei 2), 2,3 % in Maschinen- und Werkzeugbau, Feinmechanik, Optik (Maschinenbau etc. 3, Wagenbau 6), 8,6 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 4, Brauerei 6, Brennerei 4, Müllerei 7, Schlachterei 4, Stärke 8), 6,8 % im Textilgewerbe (Seilerei 1, Weberei 24, Zubereitung etc. 1). – 1861: Stärkefab. vorh. – 1867: Stadt mit 1 Chausseehaus, 33 Etablissements, 1 Privatforsthaus, 3 isolierten Scheunen, 4 Windmühlen, 4 Ziegeleien. – 1880-1910: Ackerbau, Vieh- und Bienenzucht.
1939: 8,8 % (115 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. lebten von Handel und Verkehr, 26,4 % (342) von Industrie und Handwerk, 57,9 % (757) von der Land- und Forstwirtschaft, 7,2 % (94) von sonst. Berufen.
Land- und Forstwirtschaftl. Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 135, 5 bis < 10 ha: 22, 10 bis < 20 ha: 31, 20 bis < 100 ha: 35, ≥ 100 ha: 4.
1960: 7 Verkaufsstellen. – 1961: 92,9 % der Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig; Klein- und einige Handwerksbetriebe.
Betriebsgrößen 2017: 0-9 Beschäftige: 118, 10-49: 8.b Organisationsformen der Wirtschaft
Ein 1459 erw. VW wurde vermutl. vom DO angelegt. – 1832: Schneider, Schuster, Stellmacher und Weber hatten eigene Innungen, die Böttcher, Schlosser und Schmiede hielten sich zu den Gewerken der benachbarten Städte, die Tischler zu keiner Innung. – 1880: Vorschussverein vorh. – 1910: Kreissparkasse sowie Spar- und Darlehensverein.
c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland
1818: F. lag auf dem Kurs der reitenden Post von Frankfurt/O. nach Stettin (Szczecin) und der fahrenden Post von Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) nach Königsberg/Nm (Chojna).
2018: Busbhf., Buslinien u.a. nach Neudamm (Dębno) und Bärwalde (Mieszkowice).d Bedeutung der Stadt für ihr Umland
Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen ohne regionale Bedeutung.
Um 2000: Dienstleistungszentrum mit Kleinbetrieben.
9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt
a Stadtrecht
Stadtrecht unbekannt, F. auch in den älteren Städtetabellen nicht aufgeführt. – Um 1600: Offener Flecken, der außer einzelnen Pferde- und Jahrmärkten keine Stadtgerechtigkeiten besaß. Alle Ew. waren dem Amt dienstpflichtig. Zu dieser Zeit von Leuthinger unter den oppidula angeführt. Da F. Markt- und Akziseort war, wurde 1809 die Städteordnung eingeführt.
1972: Verlust des Stadtrechts.b Politische und Verwaltungsstrukturen
Ab 1540: Amtsort. Rat nicht nachweisbar, aber 1551 Rathaus erw. – Später nur ein Ortsvorsteher für Polizei- und Verwaltungsaufgaben. – Um 1800: 1 Polizeirichter, der zgl. Kämmerer war. – 1849: 1 Kommunalbeamter. – 1883: 6 Magistratsmitgl., 9 Stadtverordnete. – 1931: 1 Bgm., 1 Beigeordneter, 3 Ratmänner.
c Gerichtsbarkeit
1551: Schöffen und Stadtrichter erw., der zgl. Zolleinnehmer war. Patrimonialgerichtsbarkeit, zuletzt (noch 1840) durch das Justizamt Quartschen (Chwarszczany). – 1849: Kr.-Gericht Küstrin (Kostrzyn nad Odrą). – 1879: Amtsgericht Küstrin.
2017: Amtsgericht Soldin (Sąd Rejonowy w Myśliborzu).d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden
Ende des 18. Jh.: 1 Zollamt und der Sitz eines Akziseeinnehmers. – 1818: Briefsammlung zum Postamt Küstrin (Kostrzyn nad Odrą), Postamt F. 1840 vorh., Standesamt F. 1874, Telegraf 1880, Telefon 1910 vorh.
1948 war F. Sitz einer Landgemeinde, die 9 Ortschaften (Gromada) umfasste; derzeit umfasst die Landgemeinde F. (Gmina Boleszkowice) einschließl. F. 12 Ortschaften.
10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit
a Stadt- und Landesherren
Bf. von Lebus, später die Mgf. von Brandenburg, die 1354 F. vom Bf. von Lebus zu Lehen nahmen. – 1402-55: DO. – 1455-1815: Brandenburg-Preußen. – 1759: Kr. Königsberg/Nm (Chojna). – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O. – 1816‑35: Kr. Küstrin (Kostrzyn nad Odrą). – 1836-1945: Kr. Königsberg/Nm.
1945: Polen. – 1946: Wojewodschaft Stettin (Szczecin), Kr. Königsberg/Nm. – 1975: Wojewodschaft Landsberg/W. (Gorzów Wielkopolski). – 1999: Wojewodschaft Westpommern (Województwo zachodniopomorskie), Kr. Soldin (Myślibórz).b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen
1945 Jan. 31: Einmarsch der Roten Armee in F., die Stadt zu 15 % zerstört. – Von Feb. 2 bis Mai 8: Alle Ew. mussten die Stadt wegen der Kampfhandlungen an der Oderfront verlassen.
1945 Juni 24: Vertreibung der verbliebenen Dt. – 1947 Aug. 13: Abtransport von 24 Dt. und 1947 Aug. 28/29 von 9 Dt.
11 Die Wehrverfassung
a Wehrhoheit und Wehrpflicht
1599: Bei der Musterung wurde festgestellt, dass die Bg. nicht über Waffen verfügten, sondern wie die Bauern zu Frondiensten auf dem VW in Quartschen (Chwarszczany) verpflichtet waren. – 1840: Landwehr-Rgt. Nr. 8, Landwehr-Btln. Nr. 1. – 1910: Bezirkskommando Küstrin (Kostrzyn nad Odrą).
b Wehrverbände
Ab 1894: Schützengilde.
c Garnison
1801: Keine Militärpers. – 1849: 5 (3 M, 2 F). – 1858, 1905: Keine.
1955-98: 1 Fernmeldekp. stationiert.
12 Die Wahrzeichen
a Siegel
Das „SIEGEL ∙ D ∙ STETLEIN ∙ FÜRSTENFELDE“ (oval 20 : 24 mm) vom Ende des 17. Jh. zeigt eine Rose.
b Wappen
In Silber ein rotes Rad.
13 Das Münz- und Finanzwesen
a Münzprägung und Geldemission
Ausgabe von Notgeld von ca. 1916–23.
b Städtischer Haushalt
1337: Die Güter der von Uchtenhagen mit der Stadt F. zahlten keine Bede, sondern leisteten 5 Dienste. – 1536: Eine fünfjährige Steuerbefreiung infolge eines gr. Brandes geplant. – Um 1800: Neben ländl. Steuern (Kontribution, Kavalleriegeld) auch Akzise (1806/07: 1880 Tlr.) und 12 Gr. Judenschutzgelder. – 1801: 58 Tlr. 4 Gr. Einkünfte und 100 Tlr. Außenstände aus Grundzinsen, Stättegeld etc. – 1883: Zuschläge zur staatl. veranlagten Staatsgrund-, Staatsgeb.- und Staatsklassen- und klassifizierten Einkommenssteuer; Einnahmen: 16079 Mk; Ausgaben: 14975 Mk. – 1911: 230 % der staatl. veranlagten Staatseinkommens-, Grund-, Geb.- und Gewerbesteuer, 100 % der staatl. veranlagten Betriebssteuer sowie Braumalz-, Bier-, Lustbarkeits-, Hunde- und Umsatzsteuer; Einnahmen: 57893 Mk; Ausgaben: 52522 Mk; Kapitalvermögen: 15707 Mk; Schulden: 35785 Mk.
14 Das Gebiet der Stadt
a Stadtfläche
1718: 148 Hufen (8 Ritter-, 89 Bauern- und 51 Kossätenhufen). – Um 1800: 119 Hufen Acker, 1710 mrg. Wiesen; zum VW des Amtes Quartschen (Chwarszczany) 1197 mrg. – Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 6500 mrg. Acker, 525 mrg. Wald, 160 mrg. Gärten etc., 422 mrg. Wiesen. – 1885: 2543 ha. – 1905: 2542 ha. – 1930: 2549 ha. (Grundsteuerertrag pro ha: 20,18 RM).
1961: 39,7 qkm, davon 2180 ha landwirtschaftl. Nutzflächen.d Eingemeindungen
Auf der Feldmark mehrere Abbaue und mehrere Ziegeleien. – Wohnplätze 1867: Kolonie Vierruthen mit 13 Wohngeb. und 109 Pers. – Wohnplätze 1931: Bhf. F. zur Gemeinde Schönfeld, Chausseehaus, Försterei Karlshof. VW F. zur Gemeinde Wittstock, Vierruthen, Waldwärterhaus.
15 Das Kirchenwesen
a Katholische Kirche
Bst. Lebus, Kathedratikum 1405: 14 Talente. – 1401: Kirche und Pfarrer der Kirche in F. erw., in der der Altar der hl. drei Könige, Nikolaus, Maria Magdalena, Margarete gestiftet wurde. – 1905, 1925: Kspl. Küstrin (Kostrzyn nad Odrą).
1946: Stadtkirche als Kirche des hl. Antonius von Padua (Antoni Padewski) geweiht. – 1947: Als Pfarrei errichtet. – Seit 1972: Bst. Stettin-Cammin (seit 1992: Erzbst.) (Archidiecezja szczecińsko-kamieńska), Dekanat Bärwalde (Mieszkowice).b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften
Suprematie Küstrin (Kostrzyn nad Odrą). – Um 1593: Ev. Pfarrer, von 1674-1715 waren die Pfarrer reformiert. – 1675: Es kam zur Auflehnung der Bg. wg. eines vom Kf. eingesetzten reformierten Pfarrers.
1938: 1 ev. Pfarrer.c Juden
1690: 1 Judenfam. – 1801: 2 Judenfam. mit 17 Pers. – 1809: 2 ordinäre Juden mit 3 F (darunter 2 der ersten Kinder) und 17 Kindern und 1 extraordinärer Jude. 1 Jude besaß ein eigenes H. 2 Juden lebten vom Kramhandel, 1 Jude vom Kram- und Pferdehandel und 1 Jude von ganz kl. Handel. – 1843: 34 Juden (zur Synagoge), 38 zusammen mit den Juden aus Quartschen [Chwarszczany]), Judenschule und Friedhof vorh. – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet 5 Pers. in F.
Der Friedhof befindet sich sw von F.; erhalten sind die verfallene Einfriedungsmauer und Grabsteine, deren ältester lesbarer aus dem Jahre 1853 stammt.
16 Sozial-, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen
a Wohlfahrtspflege
Ab 1849: Apotheke, in diesem Jahr ebenf. 1 Zivilarzt und 3 geprüfte Hebammen. – 1861: Städt. Versorgungshaus für arme unfähige Pers. vorh. – 1897: Kranken- und Armenhaus mit 2 Betten neu erbaut. – 1931: 1 Apotheke; 2 Ärzte, 1 Dentist, 1 Tierarzt, 1 Hebamme. – 1938: 1 Apotheke; 1 Arzt, 1 Zahnarzt, 1 Tierarzt. – 1939: Schwesternstation vorh.
Ab 1955: 1 Feldscherer. – Ab 1960: 1 ärztl. Versorgungspunkt. – Seit 1977: Gesundheitszentrum mit Apotheke. – 2019: 1 Gesundheitszentrum und 1 Apotheke.b Versorgungseinrichtungen
1801: 67 öfftl.- und Privatbrunnen.
1894: Freiwillige Feuerwehr vorh. – 1911: Feuerlöschanstalt vorh.
1911: 1,35 ha Friedhof.
1925-37: Bau eines Gaswerkes und der Regenwasserkanalisation.
1931: Elektrizitäts- und Maschinengenossenschaft vorh.
Seit 1946: Wieder Freiwillige Feuerwehr. – 1983: Neue Feuerwache übergeben.
1974: Bau der Wasserleitungen. – 2002: 95,2 % der Wohngeb. an die Wasserversorgung und 93,1 % an die Kanalisation angeschlossen.c Freizeiteinrichtungen
1831: 2 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 1 Krug und Ausspannung, 5 Schankwirte. – 1849: 2 Gasthöfe für die gebildeten Stände, 4 Krüge und Auspannungen, 2 Schankwirte – 1911: Turnplatz vorh. – 1928: 2 Turn‑, Spiel- und Sportplätze vorh. – 1938: 3 Gasthöfe, 1 Restaurant.
1960: 1 Restaurant. – 2017: Sportstadion vorh.
17 Das Bildungswesen
a Schulen
Ab 1716: 1 Rektor, zgl. Hilfsprediger. – 1849: Elementarschule. – 1871: 6 % der Bev. ≥ 10 J. Analphabeten. – 1910: Neues Schulgeb. übergeben, kl. höhere Privatschule. – 1931: Stadtschule, Kindergarten vorh.
1945 Sept. 4: Eröffnung der poln. Schule – 1960: 30 Vorschulplätze und 1 Grundschule. – 2011: Vorschule und Schulzentrum mit Grund- und Mittelschule.b Kulturelle Einrichtungen
Seit 1949: Öfftl. Bibliothek. – 1960: 5591 Bde. – 2016: 22852 Bde.
2011: Kulturzentrum vorh.
18 Das Pressewesen
b Zeitungen und Zeitschriften
Wochenblatt für die Stadt F. und Umgegend (1871–ca. 1885 nachgewiesen). – F.er Tageblatt. Nebenausg. von: Neudammer Tageblatt (ab 1905 nachgewiesen; Auflage 1912: 230).
19 Literatur zur Stadtgeschichte
a Bibliografien
Schreckenbach 3, S. 312. – Rister, S. 227.
b Quelleneditionen
Die Urk. zur Geschichte von F. sind verstreut im CDB gedruckt.
c Gesamtdarstellungen
J. Boehmer, F. und Wittstock, 1912. – KDM Brandenburg VII 1, S. 390-392. – DSB 1, S. 543f. – Słownik historyczny Nowej Marchii w średniowieczu 2, S. 15-18.
20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen
Pfarrarchiv, seit 1945 verschollen. – Akten des 19. Jh. im BLHA.