In politischen und medialen Öffentlichkeiten tobt ein Kampf um unterschiedliche Wahrheitsansprüche, die Glaubwürdigkeit kursierender Behauptungen beziehungsweise um deren Deklaration als „Fake News“. Der Streit um konkurrierende Wahrheiten ist jedoch nicht neu oder ungewöhnlich: Institutionen wie Parlamente bildeten sich geradezu heraus, um sich mit durchaus kontroversen Ansprüchen auseinanderzusetzen. Mittelalterliche und neuzeitliche Gesellschaften adaptierten rhetorische Techniken und Strategien der Antike in unterschiedlichen Verfahren, beispielsweise vor Gericht, aber auch in der Geschichtsschreibung oder um religiöse Normen zu begründen.
Am Fachbereich Geschichte/Philosophie werden epochen- und fächerübergreifend die Produktion von Evidenz sowie die politische Instrumentalisierung von Wahrheitsbehauptungen untersucht. Ein Schwerpunkt liegt auf dem medialen Wandel der Vermittlung solcher Ansprüche. Thematisiert werden ebenso Auseinandersetzungen um Verschiebungen der Deutungshoheit in unterschiedlichen Teilöffentlichkeiten. Die Probleme von Faktizität, gerade in Krisenzeiten und Umbruchphasen, werden in diesem vergleichenden Ansatz in einen historischen Langzeitkontext gestellt.