Herford - Stift (B)
Obwohl sich in der näheren Umgebung von Herford Königsgut in Gestalt des 972 genannten "kaiserlichen Fronhofes" (imperiatoria curtis) nachweisen lässt, ist es sehr wahrscheinlich, dass während der insgesamt vier belegten Königsaufenthalte nicht der besagte Königshof, der mit dem später in Herforder Besitz stehenden Hof Adonhusa /Odenhausen identifiziert wird, als Herberge gedient hat, sondern die Herrscher stets im Stift Herford ihren Aufenthalt nahmen. Dies ist zu vermuten, weil die Könige bei ihren frühen Besuchen (851/852, 1040) stets auch für das Stift Herford urkundeten. Im 13. Jahrhundert befindet sich der Hof Adonhusa/Odenhausen dann bereits in Stiftsbesitz.
Nach dem Tod Ludwigs des Frommen bis in das 13. Jahrhundert hinein blieb das erste sächsische Frauenstift eines der bedeutendsten der Region. Der wirtschaftliche Aufstieg und die Sicherung von Privilegien und Herrschaft wurden durch die Verbindung mit dem regionalen Adel über die Vogtei erreicht. Nach der Gründung durch den Edlen Waltger und der Ausstattung durch die Karolinger Ludwig den Frommen und Ludwig den Deutschen waren dies im 9. Jahrhundert vor allem die Ekbertiner. Aus dieser Familie stammten auch die Äbtissinen Addila und Haduwig. Aufgrund der nahen Verwandtschaft zwischen Ekbertinern und Karolingern kann der Besuch Ludwigs des Deutschen 852 (851) als Verwandtenbesuch betrachtet werden. Durch die Erziehung Mathildes, der späteren Königin, im Stift rückte Herford auch unter den Liudolfingern in Königsnähe. Im 10. Jahrhundert waren es vor allem die Ottonen, die die Abtei großzügig förderten. Unter der Äbtissin Godesdiu (1002–1040), in deren Abbatiat auch der Besuch Heinrichs III. 1040 fiel, zeichnete sich das Stift durch eine gehobene Exklusivität aus, was sich an der Gründung des Tochterkonventes St. Marien auf dem Berge für Damen niederen Adels ablesen lässt.
Mit dem Schwinden des königlichen Interesses an Sachsen avancierten die Billunger als Herzöge von Sachsen zu Förderern des Stifts. Stets blieb Herford aber – durch königliche Urkunden bestätigt – reichsunmittelbares Stift. Die enge Verbindung zum Kloster Corvey und später zum Erzbischof von Köln bewirkte, dass Äbte und Erzbischöfe die stiftischen Interessen gegenüber dem Reich vertraten. Dadurch gelang es den Äbtissinen von Herford, ihre königlichen Rechte und Schenkungen in der Verfügungsgewalt zu behalten.
Christof Spannhoff
Literatur
Martin Kroker, Kaiser, Könige und fromme Frauen. Das Reichsstift Herford in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, in: Fromme Frauen und Ordensmänner. Klöster und Stifte im heiligen Herford, hrsg. v. Olaf Schirmeister, Bielefeld 2000 (Herforder Forschungen 10 = Religion in der Geschichte 3), S. 77–126.
Christof Spannhoff, Art. Herford, in: Die deutschen Königspfalzen. Repertorium der Pfalzen, Königshöfe und übrigen Aufenthaltsorte der Könige im deutschen Reich des Mittelalters, Bd. 7: Westfalen (in Vorbereitung)
Bernhard Suermann, Das Pusinnastift zu Herford. Ökonomische und herrschaftliche Aspekte einer mittelalterlichen Grundherrschaft, Münster 2016 (Westfalen in der Vormoderne 24).