Wiedenbrück - Bischofsgut (B)
Die Verkehrslage lässt eine Nutzung von Wiedenbrück als Station des Hofes zwar möglich erscheinen, vor und nach dem Aufenhalt Ottos III. von 965 sind allerdings keine weiteren königlichen Aufenthalte belegt. Hinweise auf einen bischöflichen Hof oder eine Pfalz, die zur Beherbergung gedient haben könnte, liegen nicht vor. Wie weit die auf einen massiven und großen, grob in das 10. bis 12. Jahrhundert zu datierenden Bau verweisenden Befunde in der Langen Straße westlich von St. Aegidius zu einem bischöflichen Gebäudekomplex gehört haben könnten, ist zur Zeit nicht zu bestimmen.
Der Herrscheraufenthalt in Wiedenbrück ist möglicherweise mit einer Reiseroute zu erklären, die die Forschung (Franz Flaskamp) – allerdings ohne nähere Belege – von Nimwegen über Emmerich, Münster und Warendorf nach Wiedenbrück und von dort über Erwitte und Paderborn weiter in Richtung Bamberg rekonstruiert hat. Dass Otto III. in Wiedenbrück zugunsten des bei Erwitte gelegenen Stifts Meschede urkundet, könnte diesen Verlauf bestätigen, wenn man annimmt, dass Verteter des Mescheder Stifts dem König zwecks Privilegienbestätigung entgegen gekommen sind und ihn evtl. anschließend bis Erwitte begleitet haben könnten.
Christof Spannhoff
Literatur
Karsten Igel, Art. Wiedenbrück, in: Die deutschen Königspfalzen. Repertorium der Pfalzen, Königshöfe und übrigen Aufenthaltsorte der Könige im deutschen Reich des Mittelalters, Bd. 7: Westfalen (in Vorbereitung)
Christian Hoffmann, Markt, Münze und Zoll zu Wiedenbrück. Die Urkunde König Ottos I. für den Osnabrücker Bischof Drogo vom 7. Juni 952, in: Osnabrücker Mitteilungen 108 (2003), S. 11–31.