Erwitte - Königsgut (A)

Obwohl Erwitte nicht als Pfalzort im engeren Sinn angesprochen werden kann, sind für den dortigen Königshof immerhin sechs Herrscheraufenthalte zu verzeichnen. Diese Zahl ist vor allem durch die Lage des Königshofes am Hellweg, dem Hauptverkehrsweg durch Westfalen, zu erklären. Die Stationen der mittelalterlichen Herrscher beschränken sich allerdings auf das 10. und frühe 11. Jahrhundert. 1027 wurde der Königshof Erwitte der Paderborner Kirche geschenkt und damit aus der Verwaltung des Reiches entlassen. 15 Jahre zurvor hatte zuletzt Heinrich II. das Reichsgut aufgesucht.    

Da zu dieser Zeit (seit 1068) auch das ebenfalls am Hellweg gelegene Dortmund seltener als Aufenthalts- und Stationsort und genannt wird, ist anzunehmen, dass Paderborn, das wohl seit 1013 über eine neue Pfalz verfügte, eine neue Führungsrolle bei der Beherbergung des Königs übernahm und somit Erwitte stark an Bedeutung als königliche Raststation verlor.

Die Übertragung des Königshofes in Erwitte an die Paderborner Kirche ist allerdings auch vor dem Hintergrund einer geänderten Herrschaftspolitik zu sehen: Mit der Schenkung von Königsgut an kirchliche Institutionen ging der erste Salierkaiser Konrad II. erheblich weiter als sein ottonischer Vorgänger, indem er sich auch von alten Reichsgutresten trennte. In diesem Vorgehen zeichnet sich eine Veränderung der königlichen Gastungspolitik durch die Salier ab. Diese konzentrierten sich zunehmend auf die Bischofssitze als Aufenthaltsorte. Die Übertragung von Krongut an die Reichskirche ist daher als neue Form der Reichsgutverwaltung und deren Beanspruchung durch das reisende Königtum anzusehen. Damit bestätigt die Betrachtung des Königshofes Erwitte allgemeine Tendenzen des königlichen Itinerars. Der häufige Besuch Erwittes durch die ottonischen Herrscher deutet auf eine intensive Nutzung der günstigen Raststation am Hellweg für ihre regelmäßigen Reisen vom Rhein nach Ostsachsen und umgekehrt. Zwei größere Zusammenkünfte, die sich bei der Durchreise ergaben, lassen vermuten, dass der auf karolingischen Grundlagen entstandene Königshof in Erwitte in begrenztem Rahmen für die Bedürfnisse der reisenden Herrschaftsausübung ausgebaut worden war, sodass er Zwecken königlicher Politik dienen konnte.

Christof Spannhoff/Birgit Studt

 

Literatur

Roland Pieper, Erwitte: Kirchhof, Königshof und Burganlagen, in: Der Kreis Soest, hrsg. v. Vera Brieske, Stuttgart 2001 (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 39), S. 173–177.

Birgit Studt, Art. Erwitte, in: Die deutschen Königspfalzen. Repertorium der Pfalzen, Königshöfe und übrigen Aufenthaltsorte der Könige im deutschen Reich des Mittelalters, Bd. 7: Westfalen (in Vorbereitung).

Erwitte TK25