MInden - Bischofssitz (B)
Als königlicher Aufenthaltsort tritt der Bischofssitz Minden in karolingischer Zeit mit zwei und im 11. Jahrhundert mit neun Königsbesuchen zwischen 1003 und 1062 in Erscheinung. Der Aufenthalt Karls des Großen 798 in Minden steht im Zusammenhang mit der militärischen Eingliederung des sächsischen Gebietes in das Frankenreich. Minden als Ort einer Heeres- und Reichsversammlung scheint dabei in dieser Zeit eine besonders verkehrsgünstig-strategische Bedeutung gehabt zu haben.
Diese Station, der Aufenthalt mit Gerichtsversammlung Ludwigs des Deutschen 852 und die Besuche in der Salierzeit gaben immer wieder Anlass, darüber zu spekulieren, ob es in Minden oder Umgebung einen Königshof oder gar eine Pfalz gegeben habe, deren Vorhandensein erst einen Gerichtstag ermöglicht hätte. Allerdings konnte eine solche Einrichtung nicht nachgewiesen werden. Auch die archäologischen Untersuchungen konnten eine Pfalz oder einen Reichshof nicht verifizieren, wenn auch möglicherweise Anzeichen dafür vorhanden sein könnten. Der überlieferte Flurname Borch allein dürfte dazu keinesfalls ausreichend sein. Es ist also anzunehmen, dass der jeweilige Herrscher in der Mindener Bischofspfalz untergebracht wurde.
Unter den Saliern wurde der Bischofssitz ein wichtiger Stützpunkt der Königsherrschaft in Sachsen, speziell in Engern. Somit zeichnet sich hier eine besondere persönliche Beziehung zwischen Herrschern und Mindener Bischöfen ab. Doch auch die Region Engern scheint für das salische Königtum von Bedeutung gewesen zu sein. Im Vergleich zur damaligen Region Westfalen lassen sich für Engern insgesamt doppelt so viele Königsbesuche nachweisen. Der Besuch Konrads II. 1024 in Minden mit Feier des Weihnachtsfests und Huldigung darf aber trotzdem als ein besonderes Ereignis für Westsachsen gewertet werden. Denn zuvor war Heinrich II. nur ein einziges Mal 1003 in Minden gewesen, und auch dieser Besuch war der erste dort seit 150 Jahren. Dass allerdings nach 1024 Konrad II. nur noch einmal, 1033, in Minden das Weihnachtsfest beging, könnte mit der Konkurrenz Paderborns in Zusammenhang stehen.
Die Aufenthalte Heinrichs III. in Minden sind auffallend dicht (jeweils Juni/Juli 1048, 1049, 1051 und 1053). Sie stehen wohl in Zusammenhang mit den Sommeraufenthalten in der Pfalz Goslar, von wo aus der Herrscher Besuche in Sachsen abstattete. Hier scheint für die Wahl des Standortes vor allem die persönliche Beziehung zum Mindener Bischof Bruno ausschlaggebend gewesen zu sein.
Mit den zunehmenden Spannungen zwischen dem salischen Königtum und den sächsischen Großen kam es bereits gegen Ende der Regierung Heinrichs III. zu Auseinandersetzungen um die Mindener Hochvogtei. Dabei gelang es den Billungern, die Stiftsvogtei an sich zu ziehen, wodurch die Stellung der Salier an der Mittelweser erheblich geschwächt wurde. Die Besuche des königlichen Kindes Heinrich IV. scheinen dann lediglich aus den guten persönlichen Beziehungen Bischof Eilberts von Minden und Erzbischof Annos von Köln zu resultieren. Der Abbruch der Königsbesuche in Minden und ganz Westfalen nach 1068 steht offensichtlich in Zusammenhang mit dem sächsischen Aufstand (1073) und den Parteiungen im sogenannten Investiturstreit.
Christof Spannhoff
Literatur
Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Bd. 50: Stadt Minden, bearb. v. Fred Kaspar u.a., 5 Teile, Essen 1998–2007.
Manfred Balzer, Ergebnisse und Probleme der Pfalzenforschung in Westfalen, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 120 (1984), S. 105–134.
Minden, bearb. v. Fred Kasper u. Monika M. Schulte, Altenbeken 1999 (Westfälischer Städteatlas VI,3).
Christof Spannhoff, Art. Minden, in: Die deutschen Königspfalzen. Repertorium der Pfalzen, Königshöfe und übrigen Aufenthaltsorte der Könige im deutschen Reich des Mittelalters, Bd. 7: Westfalen (in Vorbereitung).