Geschlechterrollen? – Zum Umgang mit Geschlechterrollen in den Weltreligionen
Themenfeld der Ausstellung „Körper. Kult. Religion.“
Männlich und weiblich sind zentrale, aber nicht absolute Kategorien von Körperlichkeit, welche auch religiös legitimiert und definiert werden, woraus Rollenzuschreibungen – sozial, reproduktiv und sexuell – entstehen. In der Wissenschaft wird häufig unterschieden zwischen dem „biologischen“ Geschlecht einerseits, d. h. dem Geschlecht, das einer Person aufgrund physiologischer Attribute zugesprochen wird, und dem sozialen Geschlecht andererseits, womit die Verhaltenserwartungen gemeint sind, die – in den Gesellschaften durchaus verschieden – mit dem biologischen Geschlecht assoziiert werden. Da die deutsche Sprache keine begriffliche Unterscheidung zwischen sozialem und biologischem Geschlecht zulässt, wurden seit den 1970er-Jahren in der Forschung die englischen Lehnwörter „sex“ und „gender“ genutzt, um auf diesen Unterschied hinzuweisen.
In allen alten Gemeinschaften der Antike, im Judentum, Christentum und Islam, aber auch in Hinduismus, Buddhismus oder Konfuzianismus, herrschte grundsätzlich eine Unterordnung der Frau unter den Mann. So sieht z.B. schon der zweite Schöpfungsbericht in der Bibel, dass Eva aus der Seite Adams geschaffen ist und macht klar, die Frau ist dem Mann untergeordnet.
In den sog. tantrischen Formen hinduistisch und buddhistisch geprägter Religiosität, die sich von Indien aus nach Zentral- und Ostasien hin ausbreiteten, erlangt die Geschlechterpolarität eine herausgehobene symbolische Bedeutung, wobei das Weibliche häufig für die transzendente Weisheit und das Männliche für deren mitleidvolle und geschickte praktische Umsetzung steht – eine Sichtweise, die den europäischen Kulturen weniger vertraut ist.