Bibelmuseum
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Entkörperlichung – Zum Verhältnis von Geist und Körper in den Weltreligionen

Themenfeld der Ausstellung „Körper. Kult. Religion.“

Plakat zur Ausstellung „Körper. Kult. Religion.“
© exc/nur design/Stefan Matlik

Körper und Seele bzw. Geist werden als Einheit verstanden, können jedoch auch getrennt werden. Die Seele bzw. der Geist kann den Körper verlassen, spätestens beim Tod. Doch auch zu Lebzeiten kann sich der Mensch durch religiöse Praktiken entkörperlichen und zu einem anderen Bewusstsein kommen. Eine Form der Entkörperlichung erlebt jeder Mensch: Das Träumen. Er erlebt also eine Differenz zwischen seiner körperlichen Existenz und seinem phänomenalen Bewusstsein.

Praktiken wie Askese (Nahrungsverzicht), Meditation, Ekstase oder auch die Nutzung von Rauschmitteln können nicht nur dazu beitragen, die Bedürfnisse des Körpers auf ein Minimum zu reduzieren, um sich voll und ganz auf den Geist zu konzentrieren, sondern führen häufig auch zu einem tranceähnlichen Zustand. Dieser Zustand wird häufig genutzt, um mit Gottheiten oder übermenschlichen Wesen in Kontakt zu treten. Der menschliche Körper wird in vielen Fällen als Hindernis und Einschränkung für die Seele angesehen. Daher können die Rituale auch in Extremformen bis zum Tod führen (z.B. bei komplettem Nahrungsverzicht im indischen Jainismus).

Der Tod wird häufig als Befreiung der Seele angesehen. In vielen Kulturen und Religionen ist der Glaube an ein Weiterleben der Seele außerhalb des menschlichen Körpers stark, weshalb Grabbeigaben häufig dazu dienen, der Seele nach dem Tod ein möglichst komfortables (Übergangs-)Leben zu ermöglichen. Nach dem Tode führte man im traditionellen China die sog. Zeremonie des Zurückrufens der Seele durch, erst danach begannen die eigentlichen Bestattungszeremonien. Während ein Teil der Seele beim Körper und damit im Grab verblieb, stellte man sich vor, dass ein anderer Teil die Reise in eine jenseitige Welt antrete.

Exemplarisches Ausstellungsstück aus dem Themenfeld „Entkörperlichung“
Exemplarisches Ausstellungsstück aus dem Themenfeld „Entkörperlichung“

Kat.-Nr. 175: Bemalte Holzfigur eines altägyptischen Ba-Vogels mit Menschenkopf

© Gustav-Lübcke-Museum

Der ägyptische Ba-Vogel ist die Visualisierung eines eigentlich unsichtbaren und körperlosen Konzepts – der sogenannten Ba-Seele. In der Vorstellung der Alten Ägypter war diese ein Teil des Körpers und der Persönlichkeit eines jeden Menschen. Auch nach dem Tod konnte sich die Ba-Seele frei bewegen und sogar in den toten Körper zurückkehren.