Reinheit des Körpers

Reinigungsrituale in den Religionen

Plakat zur Ausstellung „Körper. Kult. Religion.“
© exc/nur design/Stefan Matlik

Reinheit und Unreinheit sind wichtige Kategorien vieler Religionen. Insbesondere Wasser und Rauch dienen religiösen Reinigungsriten, die auf den Körper fokussieren. Es lassen sich zwei Arten von Reinheitsvorschriften unterscheiden: prophylaktische und katharische Vorschriften. Die ersten Bestimmungen sind präventiv und sollen den Menschen vor Unreinheiten schützen, die zweiten zeigen auf, wie man Verunreinigungen rückgängig machen kann. Was als Unreinheit gilt, das wird von Religion zu Religion unterschiedlich gesehen. Zumeist gelten jedoch Körperflüssigkeiten, das menschliche Sexualleben, Krankheiten, Leichname, geächtete Sozialkontakte und spirituelle Übel („Sünde“, „Befleckungen“) als verunreinigend.

Reinheit ist so wichtig, da in dem Glauben vieler Religionen der Mensch, der mit Gottheiten oder anderen übernatürlichen Wesen in Verbindung tritt, diesen natürlich und rein gegenübertreten soll. Um Reinheit zu erlangen, üben daher Menschen beispielsweise Askese (Fasten, Enthaltung von bestimmten Speisen, etc.) aus oder leben in temporärer oder dauerhafter sexueller Enthaltsamkeit. Auch körperliche Veränderungen wie das Rasieren der Haare oder die Beschneidung sind beliebte Formen, um körperliche Reinheit herzustellen. Oft dienen sie auch der sozialen Abgrenzung: Das Rasieren der Haare z.B. bei Mönchen und Nonnen ist ein klares Zeichen.

Die rituelle Waschung vor dem Gebet im Islam, die Benetzung mit Weihwasser in der Kirche und die Handwaschung vor dem Essen im Judentum dienen allesamt der Reinigung des Körpers, aber auch des Geistes, und sollen Unreinheiten aus dem Körper verbannen. In China dienen Urinale oder auch Spucknäpfe als Grabbeigabe, damit die Hygiene auch nach dem Tod gesichert ist.

© Jüdisches Museum, Dorsten

Kat.-Nr. 137: Silberne Levitenkanne mit Schale, Ende 19./ Anfang 20. Jahrhundert 

Die Kanne wurde für jüdische Reinigungsrituale verwendet, bei der die sogenannten Leviten, die für den Tempeldienst zuständig waren, den Priestern die Hände wuschen, bevor diese der Gemeinde im Gottesdienst den Priestersegen erteilten.  Durchgeführt wird dieses Ritual bis heute.