© Nele Heise

Auf Ohrenhöhe: Podcasting für Selbstständige

Wie funktioniert der menschliche Körper? Was denken Männer, wenn sie sich in eine Frau verlieben? Und wo kommen auf einmal die Kryptowährungen her? Auf all diese Fragen – und noch viele weitere – finden Podcasts eine Antwort. Informieren, weiterbilden oder sich einfach unterhalten lassen, geht so ganz entspannt nebenbei beim Sport, im Bus oder wo auch immer man möchte. Und zwar nur zu Themen, die einen auch wirklich interessieren. Kein Wunder also, dass nicht nur Prominente oder Medienhäuser das Podcasting für sich entdeckt haben: Es ist ein regelrechter „Podcast-Boom“ entstanden, von dem auch Selbstständige und Unternehmen profitieren! Nie war es so einfach, neue Kunden zu gewinnen oder Themennischen zu besetzen. Und das sind nur einige der Vorteile, die das Podcasting von anderen Kommunikationskanälen abhebt. Wie auch ihr euch in der Podcastszene etablieren und die Angebote und Formate für eure Zielgruppe nutzen könnt, weiß Medienforscherin Nele Heise. Seit fünf Jahren erforscht sie das Podcasting in Deutschland, Österreich und der Schweiz und teilt ihr Wissen im Rahmen der ARD/ZDF Medienakademie. Bei ihrem Impulsvortrag am Freitag, 26. Oktober von 10-12 Uhr c.t (SRZ 203), habt auch ihr die Chance, das Erfolgspotenzial des neuen Trendmediums kennenzulernen!

Hier zu weiteren Infos rund um die Veranstaltung: Sybille-Hahne Gründerschule

 

Nachbericht: Auf Ohrenhöhe

„Ich fände es schön, wenn mehr Leute Podcasting betreiben würden. Das hilft die Themenvielfalt zu vergrößern, sodass jeder Hörer ein passendes Angebot für sich finden kann.“Das ist die Meinung von Medienforscherin Nele Heise zu ihrem Forschungsgebiet – dem Podcasting. Seit fünf Jahren beschäftigt sie sich mit der Podcastszene – nicht nur als Forscherin, sondern auch als Podcast-Patin und als Jurymitglied beim „Call for Podcast“. In der Zeit hat sie einiges über das Medium herausgefunden. Ihr Wissen gab sie am Freitag, 26. Oktober, bei ihrem Vortrag „Senden auf Ohrenhöhe - Potenziale von Podcasting für Selbstständige“ weiter.

Doch was ist Podcasting überhaupt? Zunächst einmal ein schwieriger Begriff – findet auch Nele Heise. Offiziell eine Mischung aus den Wörtern iPod, da Apple maßgeblich Verantwortung an dem Durchbruch des Podcastings trägt, und Broadcasting, was Übertragung oder Rundfunk bedeutet. Nele Heise übernimmt jedoch gerne die Definition „Bringfunk“. Schließlich stelle der Podcaster den Hörern Content zur Verfügung, der dann angehört werden kann – egal wo. Erinnert stark an den normalen Hörfunk und seine Mediatheken. Doch es gibt zentrale Unterschiede. User können ihre Lieblingspodcasts auf speziellen Podcastapps oder Musik-Streamingdiensten, wie Spotify oder Deezer, streamen, herunterladen und abonnieren. So sehen sie direkt, wenn neue Episoden hochgeladen werden. Anders als im Radio ist beim Podcasting außerdem kein Sprechtraining oder eine Ausbildung nötig: „Podcasting ist ein sehr barrierefreies Medium“, erklärt Nele Heise. Mit einer guten Idee könne jeder Erfolg haben.

Dies führe zu einer hohen Heterogenität auf dem Podcastmarkt. Akteure, Formate und Modell, aber auch Ziele und Zielgruppen unterscheiden sich zum Teil deutlich voneinander. Also viele Möglichkeiten, um mit dem Podcasting selbstständig und erfolgreich zu sein. Oder? Ist an dem Podcast-Boom der letzten Jahre wirklich etwas dran? Fakt ist, dass laut der diesjährigen ARD/ZDF Online Studie nur 11 Prozent der Befragten Podcasts hören. Weniger als im vergangenen Jahr (13 Prozent). Von denen sind die meisten sogenannte „light user“, die das Medium selten, das heißt weniger als wöchentlich, nutzen. Der Trend scheint also zurückzugehen. Trotzdem bietet das Podcasting viele Vorteile gegenüber anderen Kommunikationskanälen. Anders als bei linearen Medien hat der User eine hohe Souveränität und kann selbst entscheiden, was er wann, wo und von wem hört. Außerdem würden Podcasts, laut Nele Heise, authentischer wirken, da sie oftmals ungefiltert Meinungen wiedergeben. „Es fühlt sich an, als hört man Freunden zu. Die Hörer fühlen sich einbezogen“, erklärt Nele Heise. Dadurch baue sich eine große Bindung auf. Die wird zusätzlich durch die vielen Interaktionsmöglichkeiten, wie Feedback über Kommentare, Themenwünsche oder auch Hörertreffen verstärkt.

Um mit dem Podcasting erfolgreich zu sein, hat Nele Heise einige zentrale Tipps: „Macht euch als erstes einen guten Plan, wie ihr vorgehen wollt und überlegt wichtige Rahmenbedingungen, wie Zielgruppe oder Alleinstellungsmerkmal. Dieses Konzept ist der Grundbaustein für euren Podcast.“ Außerdem sollte auch Social Media zu Werbezwecken nicht unterschätzt werden. Aussagekräftige Cover und Titel würden dem Podcast so auf den Plattformen zu mehr Bekanntheit verhelfen. Da der Markt für Podcasting noch ziemlich neu ist, sollten zukünftige Podcaster außerdem immer up-to-date bleiben bezüglich neuer Richtlinien oder Gesetze. Dies sei besonders bei Productplacement und integrierter Werbung wichtig, da sonst schnell die Grenze zur strafbaren Schleichwerbung überschritten wird. Ihren Vortrag beendete die Medienforscherin mit einem wichtigen Ratschlag an die Studierenden: „Hört Podcasts. Und nicht nur die, die euch interessieren. Nur so findet ihr heraus, was ihr umsetzen und was ihr vermeiden wollt.“

Nele Heise hat bei ihren Zuhörern ein Umdenken bewirkt. „Ich möchte in Richtung Health Communication gehen und hab bei der Verbreitung vorher nie an Podcasting gedacht. Das hat sich jetzt geändert. Mir gefällt vor allem, dass jeder Zugang zu Podcasts hat.“, so Gesundheitsstudent Max Rohrbacher.

 

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