Citizen Science
Citizen Science in Deutschland ist die aktive Beteiligung der Öffentlichkeit an wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Interessierte Laien und (Fach-)Wissenschaftler*innen schaffen gemeinsam neues Wissen. Die Beteiligung der Öffentlichkeit geht dabei über die Sammlung und Bereitstellung von Daten hinaus, umfasst auch die Mitgestaltung von Forschungsfragen und Methoden sowie die Aufbereitung und Kommunikation von Ergebnissen, sowohl innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft als auch gegenüber der breiten Öffentlichkeit. Bürger*innen sollen dabei als gleichberechtigte Partner*innen wahrgenommen werden, die ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Perspektiven und Anliegen einbringen können. Ziel ist eine demokratische und transparente Wissenschaft, die gemeinschaftlich getragen wird.
Es werden verschiedene Arten der Partizipation in Citizen-Science-Projekten nach Art und Umfang von Teilnahme und Teilhabe unterschieden:
- Contributory Citizen Science: Hier nehmen Bürger*innen aktiv an Datenerhebung und -sammlung teil, indem sie Beobachtungen machen, Proben nehmen oder Informationen sammeln. (Schwerpunkt: Datenerhebung)
- Collaborative Citizen Science: Bei dieser Art der Partizipation arbeiten Bürger*innen eng mit Wissenschaftler*innen zusammen, um Forschungsfragen zu entwickeln, Methoden zu planen und Daten zu analysieren. (Schwerpunkt: Datenanalyse)
- Co-created Citizen Science: Diese Form geht über die bloße Zusammenarbeit hinaus. Bürger*innen werden in den Prozess der Forschungsplanung einbezogen, indem sie Forschungsfragen vorschlagen, Methoden diskutieren und Entscheidungen über das Design des Projekts treffen. Es beinhaltet auch die Interpretation von Ergebnissen zwischen Bürger*innen und Wissenschaftler*innen. (Schwerpunkt: Forschungsdesign)
- Community-led Citizen Science: Hierbei initiieren und führen Gemeinschaften oder Gruppen von Bürger*innen eigenständig Forschungsprojekte durch, die für ihre lokalen Bedürfnisse und Interessen relevant sind und werden durch (Fach-)Wissenschaftler*innen unterstützt.
Jede dieser Partizipationsformen trägt auf unterschiedliche Weise dazu bei, Bürger*innen in den wissenschaftlichen Prozess einzubeziehen und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu stärken.
Netzwerk
Die Universität Münster ist schon lange im Bereich des partizipativen Wissenschaftstransfers, in Kommunikation und Austausch mit der Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft sowie in Citizen-Science-Projekten aktiv und durch innovative, partizipative Transferformate und verschiedene Projekte zum Mitforschen bekannt. Sie hat ein großes und aktives Netzwerk von Mitstreiter*innen in diesem Bereich, das von der lokalen und regionalen Ebene (Expedition Münsterland) über nationale und europäische Verbünde bis zu internationalen Plattformen und Organisationen reicht. So ist die Universität Münster aktives Mitglied der deutschlandweiten Plattform mit:forschen! (ehemals Bürgerschaffenwissen) und Gründungsmitglied der DACH-AG und der Plattform European Citizen Science Association (ECSA).
Sowohl bei der Erstellung des Grünbuches (Citizen-Science-Strategie 2020 für Deutschland) als auch des Weißbuches (Citizen-Science-Strategie 2030 für Deutschland) hat sich die Universität engagiert sowie Voraussetzungen und Ziele für Partizipation in der Wissensgesellschaft geschärft. Durch die enge Vernetzung und den intensiven Austausch können strukturelle, politische und finanzielle Rahmenbedingungen mitgestaltet, gemeinsame Initiativen vorangebracht und das Potential von Citizen Science für die Zukunft der Gesellschaft gestärkt werden.
Citizen Science als Teil des Transfers an der Universität Münster
Transfer und Teilhabe an und in der Wissensgesellschaft sind zentrale Bereiche, für die die Universität Münster Verantwortung übernimmt, indem sie Forschung und Lehre zugänglich macht. Die Universität versteht sich als Motor des gesellschaftlichen Fortschritts und möchte zivilgesellschaftliche Prozesse initiieren und moderieren. Nach Überzeugung des Rektorats gehört Citizen Science zum Kern jeder wissenschaftlichen Strategieentwicklung, um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. Das beinhaltet, all jene in die Wissenschaft einzubeziehen, für die sie gemacht ist: die Bürgerinnen und Bürger. Die Universität Münster verfügt über langjährige Erfahrung mit vielfältigen partizipativen Wissenstransferformaten und Citizen-Science-Projekten und unterstützt die Bestrebungen, diese Ansätze weiter zu stärken, für das Citizen-Science-Potenzial in Forschungsprojekten sensibilisieren und neue Projekte anregen.
„Es ist uns ein Herzensanliegen, Citizen-Science-Ansätze an der Universität Münster zu fördern. Sie haben das Potenzial, die Wissenschaft nachhaltig zu stärken und in der Gesellschaft zu verankern. So kann sie wichtige Impulse für neue Forschungsfragen oder Lösungsansätze für Politik und Wirtschaft liefern.“
Prof. Dr. Michael Quante, Prorektor für Internationales, Transfer und Nachhaltigkeit an der Universität Münster