Citizen-Science-Wettbewerb

der Universitätsstiftung Münster
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Forschung und Lehre sind für die Universität Münster kein Selbstzweck. Sie versteht sich als Motor des gesellschaftlichen Fortschritts. Das beinhaltet, all jene in die Wissenschaft einzubeziehen, für die sie gemacht ist: die Bürgerinnen und Bürger. Daher arbeitet die Universität Münster daran, den Stellenwert des Citizen-Science-Forschungsansatzes innerhalb der Universität stärken, für das bürgerwissenschaftliche Potenzial in Forschungsprojekten sensibilisieren und neue Projekte anregen. Ein zentrales Instrument hierfür ist der Citizen-Science-Wettbewerb der Universitätsstiftung Münster. Seit 2020 bildet Citizen Science einen Förderschwerpunkt der Universitätsstiftung Münster, indem sie mit dem jährlichen Wettbewerb Forschungsprojekte auszeichnet, die die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Wissenschaft und Forschung in vorbildlicher Weise umsetzen.

Der Citizen-Science-Wettbewerb ist mit einem Preisgeld von 15.000 Euro dotiert. Gefördert wurden in den vergangenen Jahren zumeist zwei Projekte mit einer Summe von je 7.500 Euro und einer frei wählbaren Laufzeit von bis zu zwei Jahren. Projekte müssen den Citizen-Science-Kriterien, die die CS-AG für die Universität Münster entwickelt hat, entsprechen.
Es können sowohl neue als auch bereits bestehende Projekte gefördert werden. Grundvoraussetzung ist, dass die Projekte von Forschungskooperationen von (Fach-)Wissenschaftler*innen der Universität Münster gemeinsam mit Bürger*innen (Privatpersonen, Schüler*innen, Vereine, Institutionen etc.) zu einem konkreten Thema umgesetzt werden.

Die Ausschreibungsrunden starten jährlich im Frühsommer. Die Bewerbungsfrist ist der 31. Oktober des jeweiligen Jahres. Die Auswahlsitzung der Jury erfolgt Ende des Jahres und die Bewerber*innen zu Beginn des neuen Jahres informiert. Zum Start des folgenden Sommersemesters werden die Siegerprojekte im Rahmen einer Veranstaltung ausgezeichnet.

Aktueller Citizen-Science-Wettbewerb der Universitätsstiftung Münster
Aktueller Citizen-Science-Wettbewerb der Universitätsstiftung Münster

Ausschreibung 2024

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Bewerbung
Antragsberechtigt sind ausschließlich Kooperationen von (Fach-)Wissenschaftler*innen und externen, bürgerwissenschaftlichen Kooperationspartnern.
Als (Fach-)Wissenschaftler*innen gelten auch Studierende der Universität Münster, sofern eine wissenschaftliche Betreuung besteht.
Externe Kooperationspartner*innen können sowohl Institutionen und Gruppen (wie z.B. Vereine, Verbände, Bildungseinrichtungen, Schulen) als auch Privatpersonen (mit und ohne akademischen Hintergrund) sein.

Das Antragsformular umfasst:
•    Beteiligte im Projektteam,
•    wissenschaftliche Fragestellung des Projektes, ihre Umsetzung und Erläuterung der Methoden,
•    Ausprägung des Citizen-Science-Ansatzes und Form der Kooperation mit Bürger*innen,
•    Erläuterung des Mehrwertes für das Projekt durch den Citizen-Science-Ansatz,
•    Kommunikations- und Transferstrategie in die Gesellschaft, inklusive der angestrebten Publikationen und Verwertung der Ergebnisse,
•    angestrebte Laufzeit,
•    einen Finanzplan, der auch ggf. weitere Förderungen offenlegt.

Auswahlkriterien (siehe auch Qualitätskriterien für CS-Projekte)
•    erwarteter wissenschaftlicher Output,
•    Mehrwert der Bürgerbeteiligung für das konkrete Projekt,
•    Grad der Bürgerbeteiligung,
•    Relevanz für die beteiligten Bürger*innen und die Gesellschaft,
•    Konzept zur Publikation, Kommunikation und Verwertung der Ergebnisse.  
 

Jury (2022 – 2025)

Natur- und Lebenswissenschaften
•    PD Dr. Patricia Göbel,
Angewandte Geographie   
•    Stellvertreterin: Prof. Dr. Iris Dzudzek,
Kritische Stadtgeographie    
Sozial- und Geisteswissenschaften
•    Prof. Dr. Carola Grunschel,
Pädagogische Psychologie
•    Stellvertreterin: Prof. Dr. Ricarda Schubotz,
Biologische Psychologie
Studierendenschaft der Universität
•    AStA Vorsitz
•    Stellvertreter*in: ein Mitglied des AStA-
Vorstandes
Kunst und Kultur
•    Dr. Philipp Erdmann, Stadtarchiv Münster
•    Stellvertreter: Thomas Köhler, Geschichtsort
Villa Tenhompel
Stadt Münster
•    Dr. Erik Tolen, Wissenschaftsbüro der
Stadt Münster
•    Dr. Matthias Schmidt, Wissenschaftsbüro
der Stadt Münster
Beratende Mitglieder der Jury
•    Prof. Dr. h.c. mult. Michael Quante, Prorektor
für Internationales, Transfer und Nachhaltigkeit
•    Hans-Bernd Wolberg, Kuratoriumsvorsitzender
der Universitätsstiftung Münster

Frist
Die vollständigen Bewerbungsunterlagen sind bis zum 31.Oktober 2024 als PDF-Dokument an nina.nolte@uni-muenster.de zu richten.
Abschlussbericht
Nach Projektabschluss wird ein Bericht erwartet (2-3 Seiten). Bei einer Laufzeit über zwei Jahre erbitten wir einen kurzen Zwischenbericht nach einem Jahr.

Kontakt
Bei allen Fragen rund um Citizen Science wenden Sie sich gerne an Nina Nolte (nina.nolte@uni-muenster.de, T. 0251-83 32224) zur Verfügung.
Sie können Ihren Antrag oder Antragsentwurf gerne vorab schicken, um eine Rückmeldung dazu zu bekommen. Bitte planen Sie dafür – vor allem gegen Ende der Frist – ein wenig Bearbeitungszeit ein.

Rückblick vergangene Wettbewerbe
Rückblick vergangene Wettbewerbe
  • © Uni Münster | Peter Leßmann

    2023

    Auszeichnung für zwei bürgerwissenschaftliche Projekte

    Universitätsstiftung prämiert Blick in die Sterne und genaues Hinschauen bei pflegerischen Herausforderungen mit dem Citizen-Science Preis

    In einer feierlichen Preisverleihung zeichnete die Universitätsstiftung Münster am Mittwochabend hervorragende bürgerwissenschaftliche Forschungsvorhaben mit dem Citizien-Science-Preis aus. Der gemeinsam mit der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) geplante, öffentliche Abend unter dem Titel "mitdenken - mitmachen - mitforschen" lockte viele Besucherinnen und Besucher in die Studiobühne.

    Zum ausführlichen Bericht über den Abend und den beiden Preisträgervideos gelangen Sie hier.


     

    © Nina Nolte

    Elektronisch Assistierte Astronomie (EAA): Vom Schulhof ins Universum

    Der Sternenhimmel fasziniert schon immer die Menschen. Doch die hohen Kosten herkömmlicher Astronomieausrüstung und die Lichtverschmutzung in den Städten erschweren uns zunehmend den optischen Zugang zum Weltall. Elektronisch Assistierte Astronomie (EAA) eröffnet jedoch neue Möglichkeiten das Universum von urbanen Gebieten aus zu erkunden und Astronomie, wie wir sie kennen, zu revolutionieren. Unterstützt von der Bildungsinitiative „Astronomy and internet in Münster“ (AiM) und dem Institut für Planetologie (IfP) können Schüler*innen der Mathilde Anneke Gesamtschule in Münster als Citizen Scientists eigenständig vom Schulhof aus das Universum erforschen. Kostengünstige EAA-Systeme werden u.a. von Aktivisten der Sternfreunde Münster e.V. in öffentlichen Workshops untersucht. Dabei sollen benutzerfreundliche Beobachtungsmethoden entwickelt werden, die direkt auf den Bedürfnissen und Ideen der städtischen Bevölkerung basieren. Begleitende Lehrveranstaltungen zu Themen wie „Unser Sonnensystem“ und eine öffentliche, digitale Plattform zur Präsentation der Ergebnisse der Citizen Scientists sind Teil des Projekts und werden den Wissenstransfer und die Zusammenarbeit zwischen Fachwissenschaftler*innen, Expert*innen und interessierten Bürger*innen intensivieren. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert eine lebhafte Forschungsgemeinschaft, in der sich experimenteller Eifer, praktische Erfahrung und wissenschaftliche Expertise gegenseitig ergänzen. Die Erkenntnisse werden für alle zugänglich gemacht, auch über das Projekt hinaus. 


     

    © Nina Nolte

    VORAUS.MS - Palliativpflegeplanung für wohnungslose Menschen

    Wohnungslosigkeit ist kein Randgruppenphänomen. Allein in Münster geht man von über 1000 Personen ohne eigenen Wohnraum aus, Tendenz steigend.
    Schon seit längerer Zeit ist bekannt, dass Menschen ohne festen Wohnsitz reguläre Gesundheitsleistungen seltener in Anspruch nehmen. Gleichzeitig erhöhen Vorerkrankungen das Risiko für Wohnungslosigkeit, und Wohnungslosigkeit erhöht das Risiko zu erkranken. Wenig überraschend ist die durchschnittliche Lebenserwartung wohnungsloser Personen daher erheblich reduziert.
    Palliativmedizin ist eine Fachdisziplin, die sich auf Menschen mit fortgeschrittenen, unheilbaren Erkrankungen fokussiert. Das Ziel ist hierbei nicht die Heilung einer Erkrankung, sondern die Symptomkontrolle und Aufrechterhaltung der Lebensqualität. Auch wenn der Forschungsstand noch begrenzt ist, so ist aus dem angloamerikanischen Raum bekannt, dass palliative Bedürfnisse unter wohnungslosen Menschen zwar häufig vorkommen, wohnungslose Menschen derzeit aber nur selten Angebote der Palliativversorgung erreichen.
    Genau diesem Problem wird sich ein interdisziplinäres Konsortium der Zentralen Einrichtung Palliativmedizin des Universitätsklinikums Münster, des Mobilen Dienstes im Haus der Wohnungslosenhilfe, des Palliativnetzes Münster und der Ansprechstelle im Land Nordrhein-Westfalen zur Palliativversorgung, Hospizarbeit und Angehörigenbegleitung (ALPHA NRW) im Rahmen des Citizen Science-Projekts „VORAUS.MS" widmen.
    Neben einer Verknüpfung von relevanten Institutionen und Personen sowie einer Erhebung der Bedürfnisse von wohnungslosen Menschen, ist ein zentrales Element von VORAUS.MS eine sogenannte „Theory of Change“.

  • © Andreas Wessendorf, AFO

    2022

    Auszeichnung für bürgerwissenschaftliche Projekte zu Gesundheit, Lebensqualität und Nachhaltigkeit

    Verleihung des Citizen-Science-Preises 2022 der Stiftung WWU

    Bürgerschaftliches Engagement in Wissenschaft und Forschung stand im Mittelpunkt eines Abends, zu dem die Stiftung WWU Münster und die Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster in die Studiobühne eingeladen hatten. Zwei Projekte erhielten bei der Veranstaltung mit dem Titel „Mitdenken – Mitmachen – Mitforschen“ den Citizen-Science-Preis der Stiftung WWU. Urbanes Gärtnern auf dem Dorf und Gesundheitsförderung im Stadtteil – damit befassen sich die Siegerprojekte des Citizen-Science-Wettbewerbs 2022 der Stiftung WWU. Die Gewinner dürfen sich über eine Förderung von je 7.500 Euro freuen. Damit werden sie Teil der großen und forschungsstarken Vielfalt an bürgerwissenschaftlich konzipierten Projekten an der WWU, die inhaltlich von der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) beraten, weiterentwickelt und gefördert werden.

    Zum umfassenden Bericht im Newsportal und den Preisträgervideos gelangen Sie hier.


     

    © Simon Jöcker

    Community Forscher*in
    für Berg Fidel

    Im Projekt „Community Forscher/Forscherin für Berg Fidel“ ermitteln Prof. Dr. Iris Dzudzek und Lisa Kamphaus vom Institut für Geographie (AG Kritische Stadtgeographie) gemeinsam mit der Community-Forscherin Natividad Abaga Ayecaba, die in dem Stadtteil aufgewachsen und verwurzelt ist, Bedarfe der Gesundheitsförderung für Berg Fidel. Dieser ist von gesundheitlicher Chancenungleichheit geprägt: Kinder und Jugendliche von hier schneiden beispielsweise in den Schuleingangsuntersuchungen deutlich schlechter ab als Kinder aus weniger stigmatisierten Stadtteilen. Das Projekt widmet sich den damit verbundenen Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung. Ein Workshop mit allen Beteiligten, interessierten Bürgerinnen und Bürgern sowie mit Akteuren aus Berg Fidel spiegelt die erhobenen Daten in die Community zurück und bietet so Raum für Diskussionen, Vernetzung und für die Entwicklung von gesundheitsrelevanten Strategien. 


     

    © Simon Jöcker

    Transformationen im Münsterland gemeinsam anstoßen

    Das Künstlerdorf Schöppingen als Akteur sozial-ökologischer Nachhaltigkeit in der Region

    Das Projekt 'Transformationen im Münsterland gemeinsam anstoßen' hat das Ziel, partizipativ zu erkunden, wie nachhaltige und gerechte Veränderungsprozesse gestaltet und begleitet werden können. Dieses wird interdisziplinär von Forscher*innen der Angewandten Landschaftsökologie, der Soziologie und der Künste betrachtet. Der Ausgangspunkt der Untersuchung ist die aktuell stattfindende institutionelle sozial-ökologische Erneuerung eines Residenzprogrammes für Künstler*innen, das „Künstlerdorf Schöppingen“. Dort werden im Zeitraum von drei Jahren drei unterschiedliche soziale Räume angeboten, in denen zusammen mit Bürger*innen experimentiert und den Fragen der Gemeinsamkeit und gerechten Nachhaltigkeit nachgegangen wird. Diese angebotenen sozialen Räume sind verschiedene Künstlerwerkstätten, ein Gemeinschaftsgarten und die Prinzipien der Permakultur, sowie die Bibliothek des Künstlerdorfs als Begegnungs-, Lern- und Wissensort, als „Living Library“. Die Interaktion mit den Bürger*innen besteht aus der Beteiligung von Akteuren des Künstlerdorfes selbst und den Bürger*innen der Region, welche auf Augenhöhe ins Gespräch kommen und in verschiedenen Veranstaltungsreihen eigene Ideen beitragen und reflexiv mitwirken. Zudem wird das Citizen-Science-Projekt im Rahmen einer transdisziplinären Lehrveranstaltung des Instituts für Landschaftsökologie und des Instituts für Soziologie zusammen mit Stipendiat*innen des Künstlerdorfes im Sommersemester 2023 vertieft, wodurch angehenden Wissenschaftler*innen der Austausch zwischen Wissenschaft, Kunst und Praxis vermittelt wird.

  • © Uni Münster – Thomas Mohn

    2021

    Sieger im Citizen Science Wettbewerb 2021 der Stiftung WWU Münster geehrt

    Zwei Forschungsprojekte mit aktiver Bürgerbeteiligung sind mit dem Citizen-Science-Preis 2021 der Stiftung WWU ausgezeichnet worden: "Wie divers ist mein Garten? Automatisiertes Biodiversitätsmonitoring an heimischen Vogelfutterstationen" und "Gemeinwohlbarometer für das Quartier". Die Forschungsprojekte überzeugten die Jury mit ihrer Einbindung der Bürger*innen und ihrer gesellschaftlichen Relevanz. Prof. Dr. Pienie Zwitserlood vom Kuratorium der Stiftung WWU Münster sowie die Jurymitglieder und Laudatoren Prof. Dr. Tillmann Buttschardt und Jessica Oertel gaben die beiden Preisträgerprojekte bekannt. In einer Feierstunde im April 2022 im Schloss nahmen die Sieger die mit jeweils 7.500 Euro dotierte Auszeichnung entgegen. Die Gäste der Festveranstaltung erhielten Einblicke in den Forschungsalltag von Bürgerwissenschaftlern; unter anderem stellten die Vertreter der Preisträgerprojekte ihre Arbeit in kurzen Videobeiträgen vor.

    Zum Bericht im Newsportal der Universität und den Preisträgervideos gelangen Sie hier.


     

    © Simon Jöcker

    Wie divers ist mein Garten?

    Im Projekt “Wie divers ist mein Garten? - Automatisiertes Biodiversitätsmonitoring an heimischen Vogelfutterstationen” stellen Bürger*innen in ihren Privatgärten smarte Futterstationen auf, die mit verschiedenen Sensoren wie einer Kamera, Waage und Mikrofon, aber auch Umweltsensoren (z.B. Thermometer) ausgestattet sind. Mit Hilfe der Sensoren nehmen die Stationen Daten auf sobald sie von einem Vogel besucht werden und bestimmen dessen Art. Die entsprechenden Daten werden auf einer Website transparent für jede interessierte Person dargestellt und ermöglichen somit die Beantwortung einer Vielzahl von Forschungsfragen. 

    In einem ersten Workshop bauen Bürger*innen gemeinsam mit den Projektinitiatoren Stationen zusammen, die anschließend in den eigenen Gärten aufgebaut werden, um dort das Artenvorkommen und Umweltfaktoren zu beobachten. Die gesammelten Daten werden später in einem zweiten Workshop gemeinsam von Bürger*innen und Expert*innen ausgewertet, um selbst gewählte Fragestellungen zu beantworten und die Station im co-kreativen Format weiterzuentwickeln. Gewonnene Erkenntnisse können dann unter anderem zur vogelfreundlichen und biodiversitätsfördernden Gartengestaltung genutzt werden. Das automatisierte Monitoring der Diversität im eigenen Garten kann somit einen Beitrag leisten, um gegen das Artensterben vorzugehen.


     

    © Simon Jöcker

    Ein Kompass für das Quartier

    Das Gemeinwohlbarometer im Hansaviertel

    Vor dem Hintergrund vielfältiger Krisen des menschlichen Zusammenlebens (Gesundheit, Klima, Soziales) fällt dem gesellschaftlichen Gemeinwohl heute wieder stärkere Bedeutung zu. Auch im Bereich der Stadtentwicklung und -planung wird (wieder) vermehrt Bezug auf das Gemeinwohl genommen (vgl. Neue Leipzig Charta 2020). Gemeinsam mit dem Hansaforum, einem Zusammenschluss von aktiven Bürger*innen, die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung im Hafen- und Hansaviertel vorantreiben, erarbeiteten Mitarbeiter*innen der AG Raumplanung & Nachhaltigkeit am Institut für Geographie der WWU die Idee für das Citizen-Science-Projekt. Ziel ist es, über ein „Gemeinwohlbarometer“ den Zustand des Gemeinwohls erstmals auf Quartiersebene der Stadt Münster sichtbar zu machen. Aufbauend auf dem vom Hansaforum partizipativ erarbeiteten Quartier-Gemeinwohl-Index soll der noch immer abstrakte Begriff des Gemeinwohls für Bürger*innen verständlich, greifbar und anwendbar gemacht werden. Sie sollen in die Lage versetzt werden, eigene Einschätzungen über das aktuelle Befinden des Gemeinwohls im Quartier treffen zu können und damit das Gemeinwohl im Quartier sichtbar zu machen. In dieser Form kann das Barometer der Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik helfen, dass bei zukünftigen (planerischen) Vorhaben der Beitrag zum Gemeinwohl im Vordergrund steht. Es ist der Anspruch des Vorhabens, das Gemeinwohlbarometer auch für andere Quartiere und zivilgesellschaftliche Initiativen nutzbar zu machen.

    Wissenschaftliche Arbeiten zum Gemeinwohl reichen lange zurück. Problematisch war in der Vergangenheit, dass sich die Inhalte des Gemeinwohls einer rein akademisch-wissenschaftlichen Betrachtung entzogen haben, weil sie individuell und kollektiv sowie räumlich und zeitlich stark variieren. Nur die enge Verzahnung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft kann hier gemeinsam substanzielles (lokales) Wissen generieren, indem über die Citizens ein Zugang im und zum Quartier eröffnet wird. Das Gemeinwohlbarometer soll noch in diesem Jahr im Hansaviertel entwickelt werden.

     

  • © Uni MS Designservice; Pixabay, Julia Binder, Westfälische Salzwelten

    2020

    Sieger im "WWU-Citizen-Science-Wettbewerb" stehen fest

    Universität Münster baut Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft

    Zum zweiten Mal zeichnet die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) Forschungsprojekte im Bereich Bürgerwissenschaft – auch Citizen Science genannt – aus. Die Stiftung WWU Münster fördert die drei Projekte. Dabei handelt es sich um Projekte, bei denen Hobby-Forscherinnen und -Forscher in die Vorhaben eingebunden werden. Aus 16 Projekten, die beim „WWU-Citizen-Science-Wettbewerb“ eingegangen sind, hat die Jury, bestehend aus Mitgliedern der Universität Münster, der Stadt Münster, des LWL-Museums für Naturkunde und des Stadtarchivs Dülmen, jetzt zwei Sieger gekürt: „Monitoring moderner Agroforst-Ökosysteme“ und „Kinderkuren in Westfalen“. Beide Projekte zeichnen sich der Jury zufolge durch eine starke Bürger-Einbindung, hohe gesellschaftliche Relevanz und ein innovatives Forschungsdesign aus - beide Projekte werden mit jeweils 7.500 Euro unterstützt. Zusätzlich wurde ein mit 1.000 Euro dotierter Publikumspreis für das Projekt „Peer-to-Peer-Videos im bilingualen Unterricht“ vergeben.

    Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Preisverleihung im Sommer 2021 im Rahmen eines digitalen Citizen-Science-Tages statt.


     

    © © Uni MS Designservice; Julia Binder

    Monitoring moderner Agroforst-Ökosysteme

    Das Projekt von Studierenden aus dem Institut für Landschaftsökologie der WWU hat zum Ziel, ein Kooperationsnetzwerk zwischen Wissenschaft und lokalen Interessensgemeinschaften in mehreren Landkreisen in Deutschland aufzubauen, in denen Landwirte Teile ihrer Flächen zu sogenannten Agroforstsystemen umgewandelt haben. Dabei handelt es sich um einen Anbau von Gehölzen, der Synergien zwischen der ackerbaulichen Nutzung und der integrierten Gehölzbepflanzung herstellt und gleichzeitig Naturschutz-Belange berücksichtigt. Die Studierenden Julia Binder und Thomas Middelanis sind verantwortlich für das Projekt. Auf einer Forschungsreise im Sommer 2021 möchten sie einen Methodenkatalog zum ökologischen Monitoring vorstellen und diesen gemeinsam mit interessierten Akteuren weiterentwickeln, etwa mit Landwirten, Schulklassen oder Naturschutzverbänden. Das Kooperationsnetzwerk ist ein langfristig angelegtes Vorhaben, das anhand partizipativ erarbeiteter Kriterien Veränderungen in den Agroforstsystemen beobachtet und zusammenträgt.


     

    © Uni MS Designservice; Westfälische Salzwelten

    Kinderkuren in Westfalen

    Ob auf Norderney, in Bad Tölz oder im westfälischen Bad Sassendorf: Wer zwischen 1940 und 1980 Kind war, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit wenigstens einmal eine mehrwöchige Kinderkur absolviert. Finanziert durch öffentliche Träger, Unternehmen und karitative Verbände wurden allein in Bad Sassendorf jedes Jahr mehrere tausend Kinder untergebracht. Die Kinder sollten an Gewicht zunehmen und „aufgepäppelt“ werden. Für viele Kurkinder war der Aufenthalt mit Heimweh und Gewalterfahrungen verbunden, die bis heute nachwirken können. Im Projekt „Kinderkuren in Westfalen“ geht die Abteilung für westfälische Landesgeschichte am Historischen Seminar der WWU mit dem Museum „Westfälische Salzwelten“ der Frage nach, welche sozialen und kulturellen Praktiken den Alltag prägten und das institutionelle Leben in den Kinderkureinrichtungen in Bad Sassendorf bestimmten. Studierende und Museums-Mitarbeiter führten dazu bereits Interviews mit Betroffenen und erschlossen unterschiedliche Archivquellen. In Kooperation mit Bürgern und Betroffenen wollen sie einen digitalen Ortsrundgang erarbeiten. Mithilfe einer App soll der Kuralltag für Besucher durch die Methode des „Storytellings“ multiperspektivisch erlebbar gemacht werden, um auf den Spuren der Kurkinder Bad Sassendorf zu entdecken.


     

    © © Uni MS Designservice; Pixabay

    Publikumspreis: Peer-to-Peer-Videos im bilingualen Unterricht

    Das Projekt „Peer-to-Peer-Videos im bilingualen Unterricht“ basiert auf einer Kooperation zwischen dem Englischen Seminar der WWU und dem Arbeitskreis Bilingual des St.-Antonius Gymnasiums in Lüdinghausen. Bei den Peer-to-Peer-Videos handelt es sich um Filme, die in den zweisprachig unterrichteten Fächern Biologie und Geschichte der Mittelstufe von und für Schülerinnen und Schüler entwickelt wurden. Die Forschungsfrage des Projekts lautet: Inwieweit bieten diese Videos vielfältige fremdsprachliche, inhaltliche sowie digitale Lerngelegenheiten? Die Schüler recherchieren und strukturieren die Inhalte, um sie in Form eines Videos aufzubereiten. Die Videos werden mit den schuleigenen iPads angefertigt und auf der schulinternen Lernplattform gespeichert. Von dort können die Schüler sie im Rahmen unterschiedlicher Lerngelegenheiten nutzen. Ziel ist es, das Potenzial sowie die Erfolgsbedingungen von Peer-to-Peer-Videos für den bilingualen Sachfachunterricht herauszuarbeiten.

  • 2019

    Sieger im "WWU-Citizen-Science-Wettbewerb" stehen fest

    Universität Münster stärkt das Engagement von Bürgern in der Wissenschaft / 10.000 Euro Preisgeld

    Das bürgerliche Engagement in Forschungsprojekten der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) stärken - das war das Ziel des ersten „WWU-Citizen-Science-Wettbewerbs“, mit dem die Bürgerwissenschaften gefördert werden sollen. In dem von der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) und der Citizen-Science-AG der WWU initiierten und vom Rektorat mit 10.000 Euro geförderten Wettbewerb standen elf Projekte. Eine Jury, bestehend aus Mitgliedern der WWU, der Stadt Münster und des LWL-Museums für Naturkunde, hat jetzt zwei Sieger gekürt: das Projekt „Verhaltensbeobachtungen beim Hund“ vom Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie sowie das Projekt „Rekonstruktion des Großsteingrabs Düwelsteene“ vom Historischen Seminar. „Es freut uns besonders, dass wir Projekte aus den Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften fördern dürfen – das zeigt die Vielseitigkeit und das Potenzial, das in Citizen-Science-Projekten steckt“, betonte Prof. Dr. Michael Quante, Prorektor für Internationales und Transfer der WWU. Die offizielle Preisverleihung findet im Rahmen des „Forums Citizen Science“ am 26. und 27. September in Münster statt.


    Rekonstruktion des Großsteingrabs Düwelsteene

    Zu den prominentesten und meistbesuchten Großsteingräbern in Westfalen gehören die „Düwelsteene“ bei Heiden. Restaurierungsmaßnahmen der 5.000 Jahre alten Grabanlage in den 1930er-Jahren haben das ursprüngliche Erscheinungsbild stark verändert. Das Forscherteam um Dr. Kerstin Schierhold und Leo Klinke vom Historischen Seminar der WWU erstellt mithilfe alter Fotografien von Bürgern aus Heiden und dem sogenannten Image-Based-Modeling-Verfahren eine virtuelle Rekonstruktion der Düwelsteene. Das ermöglicht den Wissenschaftlern die verlässliche Erfassung von Detailaspekten der Bauweise und lässt Rückschlüsse auf Arbeits- und Transportaufwände zu. Diese liefern im Vergleich mit anderen Großsteingräbern Erkenntnisse zur Organisation von Arbeitsabläufen und zu gesellschaftlichen Strukturen der jungsteinzeitlichen Bevölkerung. Geplant ist eine von Wissen- und Bürgerschaft konzipierte Wanderausstellung, um die Forschungsergebnisse zu illustrieren und das Kulturerbe möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Damit sind die Heidener Bürger nicht nur am Entstehungsprozess des Forschungsvorhabens unmittelbar beteiligt, sondern auch an der Vermittlung der Ergebnisse.


    Verhaltensbeobachtungen beim Hund

    In diesem Projekt steht die objektive Erfassung von Emotionen beim Hund im Vordergrund. Das Team der Abteilung für Verhaltensbiologie des Instituts für Neuro- und Verhaltensbiologie der WWU untersucht mit Hundehaltern aus der Bevölkerung die Zusammenhänge zwischen Emotionen, lateralisiertem Verhalten (dabei handelt es sich um unterschiedliche Funktionsweisen der rechten und linken Hirnhälfte) und der Persönlichkeit des Hundes. Dazu dokumentieren die Hundehalter mithilfe einer Smartphone-Anwendung das Hundeverhalten während eines Spaziergangs oder zu Hause. Beantwortet werden dabei unter anderem folgende Fragen: Welches Bein hebt der Hund beim Gassi gehen? Wie sind der emotionale Zustand und der Grad der Erregung des Tieres? Was trivial klingt, ist für die Wissenschaftler und Citizen-Scientists sehr relevant, um das Tierverhalten in einem nicht-wissenschaftlichen Kontext besser zu verstehen. Es ermöglicht ihnen, Aussagen zum Wohlergehen der Tiere zu treffen und tierschutzrelevante Fragen zu beantworten sowie davon ableitend gesetzliche Rahmenbedingungen zu definieren.