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Zwischen Philologie und Theologie:
Symposium anlässlich der Übertragung von Angelika Neuwirths Korankommentar an das
Zentrum für Islamische Theologie der
Universität Münster

19. Juni 2024│18:00 Uhr│Erbdrostenhof, Salzstraße 38, Münster

Um Anmeldung wird gebeten.

Das Symposium würdigt den historisch-kritischen (literaturwissenschaftlichen) Kommentar zum Koran, der bislang unter der Leitung von Prof.in Dr. Dr. h. c. mult. Angelika Neuwirth im Rahmen des Akademienvorhabens „Corpus Coranicum – Textdokumentation und historisch-kritischer Kommentar zum Koran“ (2007–2024) an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften bearbeitet wurde. Die offizielle Übertragung an das ZIT steht bevor. Ab Januar 2025 stellt das ZIT eine tragfähige Infrastruktur bereit, die die Weiterführung des Korankommentars unter der Leitung von Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, koordiniert und bearbeitet durch Dirk Hartwig mit dem Kooperationspartner Prof. Dr. Felix Körner, garantieren wird.

Der Korankommentar legt Wert auf eine hermeneutisch konsistente, historisch und literaturwissenschaftlich ausgerichtete Diskussion des Korantextes mit dem Ziel, den Text des Koran – als Niederschrift der vom Propheten Muhammad zwischen ca. 610 und 632 in Mekka und Medina verkündeten Botschaften verstanden – „dynamisch“, d. h. der Chronologie der Entstehung folgend, in seinem Wachstum und der Entwicklung seiner Diskurse verständlich zu machen. So wird erstmalig die Entwicklung der islamischen Urgemeinde als Interaktion zwischen dem Propheten und den ersten Adressaten in Mekka und Medina rekonstruiert. Der Kommentar beachtet den besonderen literarischen Charakter des Koran als eine aus einem „Auslegungsprozess“ entstandene Schrift. Damit wird der Koran als „Protokoll“ einer Gemeindebildung erkennbar gemacht. Der Kommentar widmet der in der Verkündigung reflektierten Interaktion von Sprecher und Hörern, Verkünder und Gemeinde besondere Aufmerksamkeit, da diese vor allem die graduelle Konsensbildung innerhalb der Gemeinde widerspiegelt.

In der Kommentararbeit wird auch erstmals systematisch den Echos älterer Traditionen im Koran nachgegangen, indem theologische, poetische und epigrafische Zeugnisse der Umweltkultur zugänglich gemacht werden. Die enge Beziehung des Koran zu zahlreichen Umwelttexten und noch mehr der koranische Einsatz von aus diesen Texten ersichtlichen Argumentationsstrategien führt uns vor Augen, dass der Koran – in seinem Entstehungskontext betrachtet – nur als ein „Text der Spätantike“ gedacht werden kann. Vorrangig soll der Kommentar liefern, was bisher weder in der islamischen Exegese noch in westlichen Kommentaren jemals im Zentrum stand: die interpretierende Deutung von Gesamtsuren als zum öffentlichen Vortrag bestimmte Texte.

Mit der geplanten Übertragung des Korankommentars werden nicht nur die in der westlichen Wissenschaft entwickelten Methoden an die Islamtheologie herangetragen, sondern es werden gleichzeitig sich wandelnde Diskurse in der Verkündigung offengelegt und einer theologischen Reflexion zugeführt. Damit werden neue Sinnschichten des wichtigsten Teils des islamischen Kanons sichtbar gemacht.

 


Programm

18:00 Uhr bis 20:00 Uhr

  • Koranrezitation: aus der Sure Maryam (19)
    Omar Hisham Al Arabi
  • Einführung in das Symposium
    Prof. Dr. Mouhanad Khorchide (ZIT, Universität Münster)
    Dirk Hartwig („Corpus Coranicum“, BBAW)
  • Grußworte
  • Impulsvortrag
    Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Angelika Neuwirth
    („Corpus Coranicum“, BBAW)
  • „Die Übertragung des Korankommentars des ‚Corpus Coranicum‘ in die Islamische Theologie“
    Prof. Dr. Mouhanad Khorchide (ZIT, Universität Münster)
    Prof. Dr. Felix Körner (Institut für Katholische Theologie, Nikolaus-Cusanus-Lehrstuhl für Theologie der Religionen, Humboldt-Universität zu Berlin)
  • Impulsvortrag: „Methodische Voraussetzungen für eine historisch-literaturwissenschaftliche Kommentierung des Koran“
    Dirk Hartwig („Corpus Coranicum“, BBAW)
  • Vorstellung der neuen Forschungsstelle am Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster:
    „Vertikale und Horizontale Kommunikation: Interdisziplinäre Zugänge zum Koran“
  • Ausklang
    Koranrezitation: aus der Sure Taha (20)
    Ahmad Khadr 

 

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