Tagung
Religion und Ästhetik
Zur filmisch-seriellen Narration des Bösen
22.–23. November 2019
Johannisstraße 4, Raum JO 101
Münster
Eintritt frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Ansprechpartnerin
Frau Bilgehan Asena Ayvaz
Zu einem der wichtigen und gemeinsamen Momente der Religionen und der filmisch-seriellen Narration gehört die Wirklichkeit des Bösen. Dabei ist das Böse nicht einfach gegeben, sondern stets höchst komplex dargestellt, ästhetisiert. Wie lässt sich also das Böse bestimmen? Es zeigt sich immer wieder, ob im Judentum, im Christentum oder im Islam, ob in Breaking Bad, Game of Thrones oder The Affair, dass zur Nomenklatur des Bösen vor allem ein Wesen gehört, das wir selbst sind. Insofern ist die Frage nach dem Bösen zugleich auch eine Frage nach uns selbst. Oder ist das Böse immer der Andere, der Leugner, der Ungläubige, der Unreine, der Unwissende? Es sind gerade die Religionen selbst, die das Böse zuweilen figurativ und personell bestimmen. So wie auch das Böse filmisch-seriell aufgenommen wird, indem es einen Namen, eine Biographie, eine Tragödie hat; es hat eine Stimme und eine Gestalt. Es sind moderne Protagonisten der Qualitätsserien, die einfach nur reizvoll böse sind, ob es sich dabei um Tony Soprano, Frank Underwood, Walter White, Dexter Morgan, Lucifer oder viele andere handelt. Und vielleicht deshalb ziehen sie uns an, weil wir ein Stück von uns selbst darin erkennen, beobachten, kosten und aneignen. Auf der anderen Seite sind Luzifer, Satan, Teufel, Iblīs nicht nur bloße Namen. Das Böse hat womöglich einen Anspruch, einen Standpunkt. Gerade im Islam hat der Teufel als Iblīs eine differenzierte Sonderstellung, wenn der bedeutende muslimische Theologe al-Ġazālī (gest. 1111) sagt: „Wer sich im Monotheismus üben will, der soll den Teufel als Vorbild haben.“ Ist das Böse vor diesem Hintergrund der eigentliche Protagonist im Leben Gottes, an dem wir teilhaben dürfen?
Letztlich sind es die Religionen, die versprechen, dass es eine Hölle gibt, einen (vor-)letzten Ort, eine würdige Bestimmung für das Böse, für alles Böse, aber wessen Hölle ist sie?
Ziel der interreligiösen und -disziplinären Tagung ist es, dem komplexen Feld des Bösen im Spannungsfeld der religiösen und filmisch-seriellen Narration Rechnung zu tragen. Allen voran soll das komplexe Thema des Bösen aus ästhetischer Sicht nähergebracht werden, sodass die unterschiedlichen Perspektivierungen den Weg öffnen, um zum einen die intrareligiösen Standpunkte zur Wirklichkeit des Bösen thematisieren zu können und zum anderen im Spiegel und in Verwobenheit mit der filmisch-seriellen Inszenierung des Bösen die Frage nach derselben erneut aufzugreifen.