Eine Woche forschen und vermitteln, lernen und leben (mitten) im Museum: Vom 21. bis 26. Juli 2025 veranstaltet das Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie gemeinsam mit dem LWL-Freilichtmuseum Detmold (Westfälisches Landesmuseum für Alltagskultur) einen einwöchigen Praxiskurs zu aktuellen Themen und Aufgaben von Museen. Die Teilnehmer:innen erhalten vertiefende Einblicke in das Museum als Praxisfeld, als Forschungsort, als Sammlungs- und Vermittlungsinstitution und vieles mehr. Die Leitung hat Prof. Dr. Lioba Keller-Drescher, In-House Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe. Gastkuratorin ist Dr. Birgit Johler, Senior Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe.
Am Montag, den 7. Juli 2025, hält Dr. Susanne Thurow (Sydney) ihre Fellow-Lecture zum Thema „Reimagining Access: Immersive Media for Transforming Cultural Engagement“ (auf Englisch). Der Vortrag untersucht den Einfluss der Digitalisierung auf die Rahmenbedingungen für Engagement, Repräsentation und Erkenntnistheorie innerhalb kultureller Institutionen am Beispiel der experimentellen Installation Victorian Reality. Diese kombinierte interaktive 3D-Visualisierung und raumbezogene Klänge mit der physischen Darstellung historischer Objekte und war Kernstück eines Forschungsprojekts des Powerhouse Museum in Sydney und des iCinema Centre der UNSW zu neuen, multisensorische Formen des Geschichtenerzählens in Kultureinrichtungen.
Am Montag, den 30. Juni 2025, hält Prof. Dr. Ludger Jansen (Brixen) seine Fellow-Lecture zum Thema „Zugang FAIR gestalten: Was sind und was können Referenzontologien?“. Ausgehend von der Feststellung, dass die Arbeit mit digitalen Daten aufgrund unterschiedlicher Dateiformate und unterschiedlich kodierter Beschreibungen oft in eine babylonische Sprachverwirrung führt, beleuchtet der Vortrag Referenzontologien als Möglichkeit, Daten eine Semantik zu geben und den Zugriff auf Daten verlässlich FAIR – also Findable, Accessible, Interoperable, Re-Usable – zu gestalten.
Was bedeutet es, wenn ein Stück Geschichte fehlt, kulturelle Identität geraubt wurde? Dem Ringen um kulturelle Selbstbestimmung, dem Umgang mit fortbestehenden kolonialen Machtverhältnissen und der Frage, was Rückgabe heute bedeutet und bedeuten kann, widmet sich die Filmreihe „Zugang und Rückgabe: Restitution im Film“ mit den Schwerpunkten „Restitution als Akt der Anerkennung“ (17. Juni 2025), „Gegenstimmen und Rhythmen des Widerstands“ (24. Juni 2025) und „Reparative Praktiken des Erinnerns“ (01. Juli 2025) jeweils ab 19.00 Uhr. Sie lädt ein, dorthin zu schauen, wo Objekte abwesend sind – und Restitution dadurch nicht nur als Geste der Wiedergutmachung, sondern als gesellschaftliche Herausforderung zu verstehen. (Veranstaltungsort: Auditorium des LWL-Museums für Kunst und Kultur, Domplatz 10, 48143 Münster; Eintritt: 5 Euro pro Abend.)
Am Montag, den 16. Juni 2025, hält Prof. Dr. Henry Keazor (Heidelberg) seine Fellow-Lecture zum Thema „Ein bislang vernachlässigtes Kulturgut? Gästebücher digital“: Gästebücher sind eine bislang so gut wie unbearbeitete Gattung. Was anhand ihrer Erschließung gewonnen werden kann, vermag am Beispiel eines geplanten Projekts deutlich zu werden, das sich mit den Gästebüchern der Brüder Nicola (1886–1967) und Franz Moufang (1893–1984) befassen möchte. In die Gästebücher trug sich über die Jahrzehnte hinweg eine große Zahl an äußerst prominenten Vertreter:innen von Kunst, Kultur und Politik ein, wobei sie häufig auch bislang unbekannte Kunstwerke hinterließen. Das Projekt versteht insbesondere die digitale Erschließung als integralen Bestandteil des Editionsprozesses, über die eine umfassende Analyse und Exploration der Gästebücher erst ermöglicht wird.
Am Montag, den 2. Juni 2025, hält Dr. Isabel Hufschmidt (Wien) ihre Fellow-Lecture zum Thema „Ur & Alexandria: Counter-narrating museum history to access diverse heritage“ (auf Englisch): „Ur & Alexandria“ ist ein Projekt über das Verlernen der Museumsgeschichte, die seit dem 19. Jahrhundert vom Globalen Norden als Meta-Erzählung etabliert wurde. Museumsgeschichte ist eine wesentliche Handlungsmacht in Verdrängung und Verlust von Diversität sowohl von Kulturerbe als auch Kulturerbepraktiken. Das Projekt bietet eine Gegenerzählung für den Prozess des Verlernens an, insbesondere zur Dekonstruktion des Gender Bias und des abendländischen Monopols in der Museumsgeschichte.
Am Montag, den 26. Mai 2025, spricht Prof. Dr. Ludwig D. Morenz (Bonn) zum Thema Gastvortrag: „Kopieren als Adaptieren“. Er wird von verschiedenen Spielarten des epigraphischen Kopierens von antiken Felsinschriften aus dem pharaonenzeitlichen Ägypten berichten, etwa Handkopien, Foliendurchzeichnungen sowie Digitale Aufnahmen und Bearbeitungen. Es wird zudem um das Kuriosum gehen, dass die Bilder und alef-betischen Inschriften aus dem Südwest-Sinai als Imitationen ägyptischer Vor-Bilder verstanden werden können. In diesem Sinne wird es um mehrfache Brückenschläge, Verfremdungen und Vereignungen gehen.
Am 19. Mai 2025 hielt Prof. Dr. Eric Steinhauer (Hagen) einen Vortrag zum Thema „Strukturprobleme des digitalen kulturellen Gedächtnisses – am Beispiel des neuen niedersächsischen Pflichtexemplargesetzes“. Im Vortrag ging es um die Frage, wie digitale Publikationen, vor allem aber Netzpublikationen dauerhaft archiviert und zugänglich gemacht werden können. Anhand des jüngst verabschiedeten Gesetzes aus Niedersachsen wurden die Herausforderungen an die digitale Sammlungspflicht von Bibliotheken aufgezeigt; im weiteren Sinne ging es im Vortrag um die Spannungen zwischen kultureller Überlieferungspflicht, rechtlicher Kontrolle und digitaler Vergänglichkeit.
Am 13. Mai 2025 fand die Führung „Art on the Campus“ für KFG-Mitglieder statt. Dr. Eckhard Kluth, Leiter Zentrale Kustodie & Kulturbüro der Universität Münster, gab einen Einblick in die Kunstwerke auf dem Altstadt-Campus. Im Universitätsalltag treffen wir immer wieder auf Kunstwerke. Mit z. B. Kunst-am-Bau oder den Skulptur Projekte-Ausstellungen ist eine heterogene Sammlung von Kunstwerken entstanden, die als „Kunst auf dem Campus“ vom Alltag permanent herausgefordert wird. Bei der Begegnung mit den verschiedenen Arbeiten werden daher auch Fragen von Zugang, Teilhabe und Gebrauch in der analogen Welt zum Thema.
Am 18. April 2025 fand im Goethe-Institut Kyoto (Japan) der Vortrag „Gibt es einen gerechten Krieg?“ von Prof. Dr. Reinold Schmücker mit anschließender Podiumsdiskussion statt. Bei der Veranstaltung wurde der Frage nachgegangen, ob es einen gerechten Krieg überhaupt geben kann. Wie würde er aussehen? Und wie kann man einen Krieg, selbst wenn er vollkommen gerecht wäre, wieder beenden? Auf dem Podium waren die Professoren Satoshi Kodama (Universität Kyoto), Takuya Nakamura (Universität Doshisha) und Johannes Waßmer (Universität Osaka) zu Gast.
Am 15. April 2025 fand der Workshop „Cultural Participation in the Future Society“ an der Osaka University (Japan) statt. Prof. Dr. Reinold Schmücker, Sprecher der Kolleg-Forschungsgruppe, hielt dort den Keynote-Vortrag zum Thema „Access to Cultural Goods in Digital Change“. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Osaka University.
In welchem Sinn kann heute noch von Autonomie der Kunst die Rede sein? Und passt der Begriff der Autonomie auch noch im Zeitalter von Kunst, die mit Hilfe Künstlicher Intelligenz erzeugt wird? Darüber diskutierten Masterstudierende und Promovenden am 11. April 2025 an der Tōdai University in Tokyo (Japan) mit KFG-Sprecher Reinold Schmücker, der in seinem Vortrag für eine neue Auffassung von Kunst-Autonomie geworben hatte.
Vom 2. bis 4. April 2025 fand die Masterclass „Zugang zu sensiblen Sammlungen – Digital und analog“ der Kolleg-Forschungsgruppe Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel statt. Eingeladen waren Master- und Promotionsstudierende, Postdocs und wissenschaftliche Volontär:innen an einem Museum oder einer Kunstinstitution, die sich mit Sammlungen mit kolonialem Hintergrund oder Kunstwerken und Artefakten mit sensiblen Inhalten auseinandersetzen. Die Masterclass bot ihnen Gelegenheit, gemeinsam mit Kolleg:innen aus Museen und Kunstinstitutionen in einem interdisziplinären Umfeld zu erörtern, welche neuen Perspektiven oder Herausforderungen sich durch digitale Zugänge zu sensiblen Sammlungsbeständen ergeben.
Am 27. Januar 2025 hielt Prof. Dr. Johannes Grave (Jena) seine Fellow-Lecture zum Thema „Zugangsdynamiken romantischer Kunst: Zwei Schlaglichter auf französische Malerei“. Ausgehend von der Einsicht, dass der Zugang zu kulturellen Gütern insbesondere im Bereich der bildenden Kunst einen erheblichen Einfluss auf deren Produktion und Rezeption hat, untersuchte der Vortrag die konkreten Dynamiken des Zugangs anhand zweier Beispiele aus der französischen Malerei der Romantik.
Am 20. Januar 2025 hielt Dr. Regine Ehleiter (Berlin) ihre Fellow-Lecture zum Thema „‚Page Not Found‘: Zur (Un-)Zugänglichkeit künstlerischer Publikations- und Ausstellungsprojekte im digitalen Zeitalter – eine Bestandsaufnahme“. In ihrem Vortrag rekonstruierte sie prägnante Beispiele des digitalen künstlerischen Publizierens aus den 2000er-Jahren und warf die Frage auf, inwieweit sich das im Konzeptualismus aufkommende Ideal einer „Dematerialisierung“ der Kunst im digitalen Zeitalter bis hin zu deren Unauffindbarkeit verwirklicht hat. Der Vortrag regte an, im Rekurs auf Erkenntnisse benachbarter Disziplinen bei der Dokumentation und Konservierung digitaler Praktiken des Öffentlichwerdens von Kunst neue Wege zu beschreiten.
Am 9. Dezember 2024 sprach Prof. Dr. Sophia Prinz (Zürich) zum Thema „Die Ausstellung als Interface. Analoge und digitale Displays“. Am Beispiel der Ausstellung „Mobile Welten“ zeigte sie auf, inwiefern digitale Ausstellungsformen Chancen bieten, die weit über die übliche, einseitige Digitalisierung des Analogen hinausgehen und somit auch die Möglichkeit bieten, die museologische Wissens- und Praxisordnung mitsamt der ihr immanenten Machtverhältnisse infrage zu stellen. Im Zentrum der Überlegungen steht das Display, das nicht mehr analog, sondern digital und damit interaktiv zu denken sei. Gelinge dies, könne es als zentraler Schritt hin zu einem post-digitalen „pluriversalen Museum“ verstanden werden.
Am 26. November 2024sprach Prof. Dr. Lioba Keller-Drescher (Münster) im Rahmen der Ringvorlesung „Making of: Geschichtsorte neu denken“ der Villa ten Hompel zum Thema „Fülle und Leere. Kuratieren als Ermöglichen“.Der Vortrag setzte sich an historischen und aktuellen Beispielen mit den sich verändernden Aufgabenfeldern und Praktiken des Kuratierens auseinander. Einerseits ist Kuratieren in den letzten Jahren zu einer Art Modewort des kulturellen Handelns geworden, andererseits zu einem anspruchsvollen Programmbegriff der erweiterten Ausstellungspraxis in Kulturinstitutionen. Übersetzt man „kuratieren“ als „Zugang ermöglichen“ zu Kulturerbe, Erinnerungskultur und kulturellen Artefakten, dann wird ein breites Feld an Möglichkeiten und Ansprüchen an die Tätigkeit des Kuratierens und an die hier tätigen Personen und Institutionen sichtbar.
Am 25. November 2024 hielt Prof. Dr. Hubert Locher (Marburg) seine Fellow-Lecture zum Thema „Kunst für alle? Kunstgeschichte, Kunstbegriff, Kanon – Zugänglichkeit und Wertungsfragen im digitalen Wandel“. Der Vortrag zeigte auf, wie die „Digitalisierung“ die Praxis des Fachs Kunstgeschichte bereits verändert hat, um dann eine Annäherung an die Auswirkungen der Ubiquität des Digitalen auf den heute wirksamen Kunstbegriff zu versuchen. Insbesondere soll die Frage der „Zugänglichkeit“ in Bezug auf „Kunstwerke“ und generell im Blick auf kulturelle Güter im Zusammenhang mit Fragen der Selektion und Wertung fokussiert und aus wissenschafts- und medienhistorischer Perspektive problematisiert werden.
Am 20. November 2024 hielt Prof. Dr. Ossi Naukkarinen (Helsinki) seinen Gastvortrag zum Thema „Slow humanities and computerized sciolism“ (Vortrag in englischer Sprache). Der Vortrag befasste sich mit der Frage, wie die unvermeidliche und positive Langsamkeit der Geisteswissenschaften im Zeitalter der digitalen Technologien bewahrt und sogar gestärkt werden kann und wie es gelingen kann, schnelle Werkzeuge langsam einzusetzen. Sowohl die akademische geisteswissenschaftliche Bildung und Forschung als auch Gedächtnisinstitutionen wie Museen und Archive spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Am 18. November 2024 hielt Dr. Johanna Laakkonen (Helsinki) einen Gastvortrag zum Thema „Does digitalization force us to forget? Performing arts as an example“. In ihrem Vortrag untersuchte Johanna Laakkonen Fragen der Dokumentation und Bewahrung des kulturellen Erbes der darstellenden Künste aus der Perspektive der praktischen Museumsarbeit. Sie fragte, welche Anforderungen an Gedächtnisorganisationen, die immaterielles Kulturerbe aufbewahren, im digitalen Zeitalter gestellt werden und ob der material turn die Praktiken und Wege der Dokumentation verändern wird.
Vom 11. bis 12. November 2024 fand die Tagung „Zugänge zum Textilen. Wissenschaftliche, kuratorische und digitale Perspektiven. Tagung der Kommission für Materielle Kultur und Museum in der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaften e. V. (DGEKW)“ im Erbdrostenhof in Münster statt. Sie befasste sich unter anderem mit den Fragen, wie ein Zugang zu Textilsammlungen wieder oder neu gefunden werden kann, welche Rolle die Digitalisierung bei der wissenschaftlichen und kuratorischen Neubeachtung spielt und wie sich durch Digitalität der Zugang zum Textilen verändert. Organisiert wurde die Tagung durch Prof. Dr. Lioba Keller-Drescher (Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, Inhouse-Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“) und Dr. Kirsten Bernhardt (LWL-Museumsamt für Westfalen, Münster).
Eine Woche forschen und vermitteln, lernen und leben (mitten) im Museum: Vom 22. bis 27. Juli 2024 veranstaltete das Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie gemeinsam mit dem LWL-Freilichtmuseum Detmold (Westfälisches Landesmuseum für Alltagskultur) einen einwöchigen Praxiskurs zu aktuellen Themen und Aufgaben von Museen. Die Teilnehmer:innen erhielten vertiefende Einblicke in das Museum als Praxisfeld, als Forschungsort, als Sammlungs- und Vermittlungsinstitution und vieles mehr. Die Leitung hatte Prof. Dr. Lioba Keller-Drescher, Inhouse-Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe. Gastkuratorin war Dr. Birgit Johler, Senior-Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe.
Am 15. Juli 2024 gaben die Senior-Fellows Dr. Prathiba Mahanamahewa (Univ. of Colombo), Prof. Dr. Nishantha Sampath Punchihewa (Univ. of Colombo) und Prof. Dr. W. K. M. Mervin Kumara Weerasinghe (Univ. of Kelaniya) in ihrem Vortrag einen Einblick in das Thema „Digital Access to Library Content – Legal Frameworks in Germany and Sri Lanka“.
Am 8. Juli 2024 hielt Prof. Dr. Thomas Gutmann seine Fellow-Lecture unter dem Titel „‚Cultural Appropriation‘. Questions about a concept“. In seinem Vortrag erörterte er, inwiefern der Begriff der kulturellen Aneignung überhaupt als Instrument der Kritik geeignet ist, inwieweit andere Begriffe davon differenziert werden sollten und was eine Gruppe überhaupt zu einer möglichen juristischen Person in Bezug auf kulturelles Eigentum und kulturelles Erbe macht. An den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion mit positiven Kommentaren und kritischen Fragen an.
Am 17. Juni 2024 präsentierte Dr. Fatmeh Masdari in ihrem Vortrag „Embodied Aesthetics – Exploring the Creation and Perception of Artistic Works in the Realms of Human Cognition and Artificial Intelligence“ einige Thesen aus dem Projekt ihrer zweiten Dissertation, das sich der Untersuchung KI-basierter Kunst widmet. Neben der Frage, welche gesellschaftlichen Auswirkungen KI-generierte Werke auf die Zugänglichkeit von Kunst überhaupt haben, erörterte Masdari auch die Frage, wie KI-Kunst unseren Blick auf die Erforschung menschlicher ästhetischer Erfahrung verändern könnte.
In Ihrem Vortrag „The Sculptural in the (Post-)Digital Age“ am 13. Mai 2024 diskutierte Prof. Dr. Ursula Ströbele, welche Bestimmungen dem Begriff der Skulptur in Zeiten digitaler (und von der Logik des Digitalen durchdrungener) Kunst noch gegeben werden können. Sie prüfte hierfür traditionelle Dikta aus der Kunstreflexion hinsichtlich ihrer Geltung in Bezug auf Kunstwerke, die auf Augmented-, Virtual- oder Mixed-Reality-Technologien basieren.
Am 6. Mai 2024 stellte Dr. Jiang Jun in seinem Vortrag „Physical Loss and Digital Reclamation – The Curatorial Concept of the China Pavilion at the Venice Biennale“ das kuratorische Konzept des China-Pavillons auf der 60. Biennale in Venedig vor. Der chinesischen Pavillon eröffnet digitale Zugänge zu antiken chinesischen Gemälden, die ansonsten für die Öffentlichkeit verloren wären. Dr. Jiang Jun ist Kurator, Kunstkritiker und Postdoctoral Fellow an der School of Architecture and Urban Planning, Tongji-Universität, Shanghai, und Ko-Kurator des chinesischen Pavillons der 60. Biennale di Venezia.
Vom 4. bis 6. April 2024 war die Kolleg-Forschungsgruppe Gastgeberin des Workshops “Protecting and accessing cultural goods in wartime – Case Studies and Lessons from Armenia and Ukraine”. Krieg bedroht nicht nur das Leben und die körperliche Unversehrtheit von Menschen, auch Kulturgüter sind im Krieg von Beschädigung und Totalverlust bedroht. Sie im Kriegsfall zu schützen, ist eine wichtige Aufgabe für jedes Gemeinwesen. Die Digitalisierung ermöglicht neue Formen und Arten der Bewahrung von Kulturgütern oder deren Bauplänen und Entwürfen, die den Menschen in Kriegszeiten und erst recht danach den Zugang zu ihnen ermöglichen. Anhand von Beispielen und Erfahrungen aus Armenien und der Ukraine wurden im Workshop praktische Fragen und ethische Aspekte des Schutzes von Kulturgütern in Kriegszeiten diskutiert.
Im Wintersemester 2023/24 präsentierte das Studienprojekt „Kunststoffalltage“ des Instituts für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie seine Ergebnisse mit einer Ausstellung. Kunststoffartefakte wurden als „Mitbewohner:innen“ studentischen Alltags präsentiert: Anhand von Objekten wie Fernbedienung und Zahnputzbecher wurden Alltagsdimensionen des Kunststoffgebrauchs gedeutet. Die Projektleitung hatte Prof. Dr. Lioba Keller-Drescher, Professorin für Europäische Ethnologie und In-House-Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe. Einen Einblick in die Ausstellung gibt dieses Video.
Wie in Museen Zugänge zur Kunst geschaffen werden, erfuhren Studierende der Universität Münster beim Studierendentag an der Bremer Kunsthalle am 23. Januar 2024. In Rundgängen, in Vorträgen und in Gesprächen mit Kurator:innen erhielten sie Einblicke in die Museumsarbeit und konnten sich darüber informieren, wie eine Ausstellung entsteht – von der ersten Idee bis zum Aufbau der Bilder kurz vor der Eröffnung. Jule Welling, Adelina Meyer und Felix Bomkamp, die am Institut für Kunstgeschichte der Universität Münster studieren, berichten im Fernsehbeitrag auf SAT.1 von ihren Erfahrungen beim Studierendentag.
Am 15. Januar 2024 war Prof. Dr. Mariya Rohozha, Professorin für Philosophie an der Taras-Schewtschenko-Universität Kiew, in der Kolleg-Forschungsgruppe zu Gast. Ihr Vortrag „Memes in Transformation of the Ukrainian Media Landscape in the Context of War“ fand statt im Rahmen des Teilprojekts „Zugang zu kulturellen Gütern im Krieg und in Nachkriegszeiten – eine ethische Analyse. Zugleich ein Beitrag zur Grundlegung einer Ethik des Zugangs zu kulturellen Gütern in internationaler Perspektive“.
Am 4. Dezember 2023 fand die Fellow-Lecture „Die Öffnung des Museums und das Geheimnis der Sammlungen“ von Prof. Dr. Erhard Schüttpelz statt. In seinem Vortrag stellte Erhard Schüttpelz den bekanntesten Gründungsmythos des modernen Museums auf den Prüfstand, der besagt, dass der bilderstürmerische Vandalismus der Französischen Revolution in die öffentliche Zurschaustellung nationalen Kulturguts umgeschlagen sei. Diese Verkürzung auf eine einzige europäische Geschichte und deren Verallgemeinerung trat der Vortrag durch die Perspektive einer Langen Dauer entgegen, u. a. durch Christopher Baylys Charakterisierung einer archaischen Globalisierung und durch Mary W. Helms’ Theorie eines grundlegenden Exotismus aller Kulturen und der Verankerung seiner Sammelleidenschaft in ihrem jeweiligen religiösen und politischen Machtzentrum.
Mit der Digitalisierung geht für die etablierten Kulturerbe-Einrichtungen der Verlust von Kontrolle und Deutungshoheit einher, gleichzeitig bieten sich aber auch neue Möglichkeiten der Partizipation. Wie lässt sich diese Chance nutzen und gleichwohl der Verbreitung von „wirkungsmächtigen Lügen“ entgegentreten? Der Vortrag „Zugang und Kontrollverlust – Die neuen Abhängigkeiten im Zeitalter von KI“ des Kulturwissenschaftlers Dr. Michael Seemann im Rahmen der Tagung „Zugang gestalten!“ ist hier als Video verfügbar.
Vom 4. bis 30. Oktober 2023 war Oliver Larics Skulptur „Reclining Pan“ im Archäologischen Museum der Universität Münster zu sehen. Die Ausstellung war eine Kooperation der Kolleg-Forschungsgruppe mit dem Museum anlässlich der Tagung „Zugang gestalten! Hindernisse überwinden“. Ausgehend von der Idee des Scannens und der Digitalisierung misst Oliver Laric archäologische Funde wie Skulpturen und Reliefs aus und überführt die 3D-Daten in ein digitales Archiv, wodurch die Möglichkeit gegeben wird, sich an der Herstellung, Verbreitung und Interpretation seiner Werke zu beteiligen.
Vom 4. bis 6. Oktober 2023 war die Kolleg-Forschungsgruppe Gastgeberin der Tagung „Zugang gestalten! Mehr Verantwortung für das kulturelle Erbe“. Die 13. Ausgabe der Konferenzreihe widmete sich dem Thema „Hindernisse überwinden“: Was steht der Digitalisierung des kulturellen Erbes, was steht der Zugänglichkeit im Weg? Über 50 Referentinnen und Referenten brachten ihre Expertise in Vorträgen und Arbeitsgruppen ein. Leiter der Konferenzreihe ist Prof. Dr. Paul Klimpel, der derzeit Fellow an der Kolleg-Forschungsgruppe ist.
Die Afrikanistin Dr. Katrin Pfeiffer (Hamburg) berichtete am 14. September 2023 in ihrem Vortrag „Kulturelles Gedächtnis und Dekolonisierung: Die Digitalisierung des Nationalarchivs in Gambia“ über das Projekt „National Digital Archive of The Gambia – Digitalarchiv Bakari Kebba Sidibe“ des National Centre for Arts and Culture (NCAC), Gambia, und der Universität Hamburg. Das Archiv mit 5.000 Tonband- und Kassettenaufnahmen sowie 1.200 Transkriptionen ist ein wahrer Kulturschatz für Gambia und einzigartig in Afrika. Die Veranstaltung war eine Kooperation der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“ und des Vereins „Afrikanische Perspektiven e. V.“
Mit einem Vortrag des Leibniz-Preisträgers Prof. Dr. Johannes Grave (Universität Jena) feierte die Kolleg-Forschungsgruppe am 25. April 2023 ihre Eröffnung. Prof. Dr. Reinold Schmücker (Sprecher) und Prof. Dr. Ursula Frohne (Ko-Sprecherin) stellten das Kolleg vor. Dr. Niklas Hebing, Referent der Deutschen Forschungsgemeinschaft, und Prof. Dr. Johannes Wessels, Rektor der Universität Münster, hielten Grußworte. Die Formation „KySe DrüB feat. Anna Lytton“ gestaltete den Rahmen mit elektronischer Musik, Saxophon und Live-Visuals. Im Anschluss hatten die Gäste beim Empfang im Schlossfoyer die Gelegenheit zu Gesprächen und zum Austausch.