Am Montag, den 27. Januar 2025, 19:30–21:00 Uhr (Hörsaal 102, Philosophikum, Domplatz 23) spricht Prof. Dr. Johannes Grave (Jena) im Rahmen seiner Fellow-Lecture zum Thema „Zugangsdynamiken romantischer Kunst: Zwei Schlaglichter auf französische Malerei“:
Es liegt auf der Hand, dass der Zugang zu kulturellen Gütern erheblichen Einfluss auf deren Produktion und Rezeption hat. In besonderem Maße gilt das für bildende Kunst, die darauf angelegt ist, betrachtet zu werden, und damit auf eine Praxis zielt, die Zugang zur Voraussetzung hat. Was, so allgemein formuliert, trivial klingt, kann sich im konkreten Fall mit bemerkenswerten Dynamiken verbinden. An der französischen Malerei der Romantik sollen zwei derartige Dynamiken nachvollzogen werden, die sowohl die Rezeption als auch die Produktion von Kunst betreffen. Zum einen ist zu zeigen, dass das Musée Napoléon im Louvre mit einer außergewöhnlichen Vielzahl und Vielfalt hochrangiger nicht-klassischer Kunstwerke, die im Zuge von Konfiszierungen nach Paris gelangten, wichtige Voraussetzungen für die Entstehung der romantischen Malerei bot. Zum anderen soll am Beispiel von Eugène Delacroix’ Gemälde „Die Freiheit führt das Volk“ skizziert werden, wie zwischenzeitliche Phasen der Nichtzugänglichkeit entscheidend für unseren heutigen Blick auf ein romantisches Bild werden konnten.
Prof. Dr. Johannes Grave ist Professor für Neuere Kunstgeschichte (mit Schwerpunkt Europäische Romantik) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und im Wintersemester 2024/25 Senior-Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen bildtheoretische Fragen und historische Bildkonzepte; Temporalität des Bildes und der Bildrezeption; Praktiken des Vergleichens; Kunst, Kunsttheorie und Kunstgeschichte um 1800; italienische Malerei der Frührenaissance, sowie französische Malerei des 17. bis 19. Jahrhunderts.