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«Schattenkrampf – Mutterkorn, Antoniusfeuer und die Droge einer Generation»

Wissenschaft trifft Kunst

Samstag, der 13. Juli 2019 | 13.00 – 17.30 Uhr Uhr | Hof Paul Verenkotte | Überwasser 43 | 48346 Ostbevern


Das Bionarrativ «Mutterkorn» wird interdisziplinär aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: Bei einer Exkursion ins Roggenfeld erläutert Dr. Dennise Bauer vom Botanischen Garten den biologischen Hintergrund des Mutterkornpilzes Claviceps purpurea und die landwirtschaftliche Bedeutung der Eigentümer Paul Verenkotte. Im Anschluss geben Dr. Wilhelm Bauhus und Lena Wobido von der Arbeitsstelle Forschungstransfer einen Überblick über die Geschichte des Mutterkorns von Gemälden, die durch Vergiftungserscheinungen inspiriert wurden, bis hin zur Entwicklung von LSD durch Albert Hofmann. Der Arzt Dr. med. Jörn Meißner skizziert die Bedeutung der Mutterkornalkaloide in der Medizin und erklärt die physiologischen Abläufe bei einer Mutterkornvergiftung. Den Höhepunkt bildet der experimentell-kreative Teil des Workshops: Die Teilnehmer*innen stellen in Gruppenarbeit unter Anleitung der Künstlerin Martina Lückener Verrenkungen und Verkrampfungen nach, um so Schattensilhouetten anzufertigen.
Daher bitte bequeme Kleidung anziehen! Die Veranstaltung wird filmisch und fotografisch dokumentiert.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung per E-Mail: bioinspiration@uni-muenster.de

Von Mutterkornepidemien im Mittelalter zu bioinspirierter Kunst in Ostbevern

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Eigentlich infiziert der Mutterkornpilz Getreide und Gräser, aber auch im übertragenden Sinne ist das Thema hoch infektiös: Referentinnen und Referenten der unterschiedlichsten Fachrichtungen haben sich mit dem Thema beschäftigt und Ihre Expertise am Samstag, dem 13. Juli 2019 nach Ostbevern gebracht. Der Hintergrund der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war mindestens genauso vielfältig – die perfekten Voraussetzungen also für einen inspirierenden Workshop!

Bioinspiration funktioniert am besten an besonderen Orten und so bot an diesem Nachmittag der Hof Paul Verenkotte die perfekten Räumlichkeiten. Den biologischen Hintergrund des Mutterkornpilzes erläuterte Dr. Dennise Bauer vom Botanischen Garten der WWU. Im Anschluss fand eine Exkursion ins nahe gelegene Roggenfeld statt, um den Pilz in situ zu entdecken. Am Feldrand wurde die Gruppe fündig: Einige Ähren trugen die dunklen braun-violetten Sklerotien. Herr Verenkotte konnte hier viele Fragen zur Bedeutung für die Landwirtschaft heutzutage beantworten.

Zurück in der Scheune warfen Dr. Wilhelm Bauhus und Lena Wobido von AFO einen Blick in die Vergangenheit und stellten anhand ausgewählter Beispiele Stationen der Geschichte des Mutterkorns vom Mittelalter bis zur Spätmoderne dar: Massenvergiftungen im Mittelalter führten zur Gründung des Antoniterordens und die über Jahrhunderte andauernde Erforschung des Pilzes mündete schließlich in der Entdeckung des LSD, einem Halluzinogen, das in den Mutterkornalkaloiden zu finden ist. Auf allen Stationen wurde auch stets die Kunst inspiriert: Hieronymus Bosch zeichnete die Symptomatik von Mutterkornerkrankten und die psychedelische Kunst der 1960er Jahre ist durch die Modedroge LSD geprägt worden.

Den Abschluss des wissenschaftlichen Inputs bildete der Vortrag über die Bedeutung der Mutterkornalkaloide in der Medizin durch den Orthopäden Dr. Meißner. Hier war vor allem der Blick in die Zukunft interessant: Die Forschung zur pharmazeutischen Bedeutung ist noch lange nicht abgeschlossen.

Wo rein wissenschaftliche Workshops oft aufhören, folgte ein ko-kreatives Experiment: Die vielen neuen Eindrücke und Informationen wurden unter Anleitung von Martina Lückener künstlerisch verarbeitet. Frau Lückener hat ihre Erfahrungen mit «Schattenschnitten» geteilt und so haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Krankheitsbild der Verkrampfungen vor Lichtquellen nachgestellt und an den Scheunenwänden ihre Schatten auf Papier nachgezeichnet. Über die körperliche Reflexion des Themas entstanden viele neue Perspektiven und Verknüpfungen.

Die Ergebnisse des Workshops werden in einem Katalog dokumentiert. Die Schattenschnitte werden an der Abschlussveranstaltung von «Ostbevern bioinspirativ» am 3. Oktober 2020 ausgestellt

Impressionen

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