Lesen Sie sich wie gewohnt den folgenden Vers laut vor:
21 vil michel ungebære.
Zur Unterstützung hören sie hier eine geschulte Sprecherin:
Die Akzente sind alternierend zu verteilen:
o o p
21 vil michel ungebære.
Hier tritt als Variante im dritten Takt eine Nebenhebung auf:
o o p 21 vil michel ungebære. r° t r °t r°z r °
Der Grund dafür liegt in der Natur der germanischen Sprachen. Anders als ihre romanischen Verwandten haben die germanischen Wörter nur einen Hauptakzent (z.B. ‚das Gebáren'; vgl. Kohler: S. 191-196.). Die Haupthebung des Wortes 'ungebære' liegt hier aufgrund des alternierenden Rhythmus auf der Silbe ‚ún-'. Der dritten Silbe des Wortes 'ungebære' (‚-bær-’), einer Hebung, die am Beginn eines neuen Taktes steht, muss somit der Status einer Nebenhebung zugewiesen werden, die durch Accent grave (`) angezeigt wird.
Auch mit einer Nebenhebung gilt die Kadenz dieses Verses als eine weibliche Kadenz.