Inozemcy – Migrierte in urbanen Räumen des Moskauer Staates (1613-1682)
Das Projekt "Inozemcy – Migrierte in urbanen Räumen des Moskauer Staates (1613-1682)" verortet freiwillig und unfreiwillig in den Moskauer Staat des 17. Jahrhunderts migrierte Personen in ausgewählten Städten des vormodernen Russlands. Anhand von sogenannten "Perepisnye knigi" (Zählbüchern), in denen in unregelmäßigen Abständen Teile der Bewohnerschaft von Häusern und Wohnhöfen durch moskowitische Schreiber erfasst wurden, werden die dort enthaltenen – meist auf Selbstauskünften der Hauseigentümer zurückgehenden – Informationen zu MigrantInnen in einer Datenbank erfasst und für stadt- und sozialgeschichtliche Fragestellungen aufbereitet.
Die Datengrundlage bildet eine Auswahl von größtenteils in edierter Form vorliegenden Häuser- und Bewohnerlisten der Städte Moskau, Archangel'sk, Cholmogory, Vologda, Nižnij Novgorod, Simbirsk und Tobol'sk zwischen 1616 und 1685. Aus diesen Listen wurden jene Haushalte in die Datenbank aufgenommen, in denen mindestens ein Bewohner mit einer auf ausländische Herkunft verweisenden Attributierung gefunden werden konnte. Solche Attributierungen treten unter anderem in Form von allgemeinen Begriffen wie "inozemec" (FremdländerIn), konkreten Herkunftsbezeichnungen oder von der russisch-orthodoxen Mehrheitsbevölkerung abweichenden Glaubensbekenntnissen auf. Derzeit verzeichnet die Datenbank über 2700 Haushalte.
Für einen Teil des Datenbestandes, bei dem konkrete Straßennamen oder Ortsbeschreibungen vorliegen, die sich mit historischen Stadtplänen abdecken lassen, ist die Erstellung von interaktiven Karten vorgesehen.
Das Projekt begleitet das von Simon Dreher verfolgte Promotionsvorhaben zu Interaktionsformen von freiwillig und unfreiwillig MigrantInnen im Moskauer Staat im 17. Jahrhunderts, betreut durch Prof. Dr. Ricarda Vulpius (Osteuropäische Geschichte Münster) und Univ.-Prof. Wolfgang Mueller (Universität Wien).