HiSMaComp – Historische Vermessungskarten und das vergleichende Studium der Funktionalität und Morphologie urbanen Raumes. Standardisierung – digitale Verarbeitung – Forschung
Der vom IStG gemeinsam mit Prof. Dr. Roman Czaja von der Uniwersytet Mikołaja Kopernika in Toruń gestellte Antrag im Förderprogramm BEETHOVEN 4, mit dem DFG und NCN polnisch-deutsche Kooperationen finanzieren, ist im Oktober 2021 angenommen worden. Das auf drei Jahre bewilligte Verbundprojekt HiSMaComp ist im Sommer 2022 gestartet .
Um Stadtentwicklung vergleichend in den Fokus zu nehmen, stützt sich das Projekt vor allem auf Vermessungskarten des 19. Jahrhunderts. Inhaltlich werden die Entwicklung und Raumstrukturen von sechs polnischen und deutschen Städten rekonstruiert und anhand typologischer Kriterien verglichen. Die sechs Fallbeispiele lassen sich als Manifestationen der Stadttypen Stiftsstadt (Olsztyn/Allenstein – Ochsenfurt), Bad- bzw. Kurstadt (Inowrocław/Hohensalza – Bad Pyrmont) sowie Metropole (Warschau – Magdeburg) beschreiben. Der Einfluss dieser jeweiligen Funktionen auf die Gestalt der einzelnen Städte und die für die Stadttypen prägenden Entwicklungspfade bilden das erste Erkenntnisziel des Projektes.
Neben den inhaltlichen Ergebnissen werden methodische Erträge im Fokus des Projektes stehen. Die Forschungen fußen neben den historischen Karten auf Schriftquellen. Die beides integrierende Datenverarbeitung erfolgt mittels eines Geoinformationssystems. Die Schaffung kompatibler Geodaten für den Stadtvergleich stellt dabei ein bislang nicht eingelöstes Forschungsdesiderat und eine besondere Herausforderung dar. Auch die Implementierung des UrbanOnto-Systems des Warschauer Projektes „Historical Ontology of Urban Spaces“ soll praktisch erprobt und nutzbar gemacht werden, um neue Erkenntnisse zum Wandel städtischer Räume zu erlangen.
Die so gewonnenen Erfahrungen und neu erarbeiteten Datenstandards bilden einen wichtigen Beitrag für die zukünftige Nachnutzung der Forschungsdaten aus den europäischen Städteatlasprojekten.
Der Blog des Projekts findet sich unter folgendem Link: https://hismacomp.hypotheses.org/
Ergänzungsprojekt - Verbreitung der Stadttypen in Polen, Deutschland und der Ukraine
Das von der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) geförderte Ergänzungsprojekt startete im Oktober 2023. Wie der vollständige Titel Die Identifizierung und Verbreitung funktionaler Stadttypen in Deutschland, Polen und der Ukraine. Die HiSMaComp-Stadttypen: Metropole – Stiftstadt – Kurstadt zeigt, nimmt das Projekt eine Makroperspektive ein mit dem Ziel, alle Städte zu identifizieren, die zu den im HiSMaComp-Projekt untersuchten Stadttypen gehören. Ihre räumliche Verbreitung wird anschlissend in thematischen Karten visualisiert. Neben den ursprünglich untersuchten Ländern - Polen und Deutschland - wird die Ukraine als drittes Untersuchungsgebiet hinzugefügt, was einen quantitativen Sprung zum Hauptprojekt bedeutet und den Forschungsrahmen sowie den geografischen Umfang der Untersuchung erweitert.
Auf Grundlage der HiSMaComp-Fallstudien werden im Rahmen des Ergänzungsprojekts Kriterien für jeden der drei im Hauptprojekt festgelegten Stadttypen erarbeitet und auf andere europäische Regionen anwendbar gemacht. Durch neue Erkenntnisse des Ergänzungsprojekt wird die HiSMaComp-Ontologie erweitert, sodass die Nachnutzungsmöglichkeiten noch universeller sind.
Darüber hinaus wird das Vorkommen der funktionalen topografischen Objekte untersucht und eine Taxonomie von Städten mit mehr oder weniger typischen Funktionen entwickelt, die den „Realtyp“ von „Metropole“, „Kirchenstadt“ und „Kurort“ erkennen lässt.
Eine solche Analyse kann die vergleichenden Studien vertiefen, und soll regionale und/oder überregionale Gemeinsamkeiten und Unterschiede zeigen, die von der Forschungsgemeinschaft bislang unbemerkt geblieben sind.
Mit Hilfe eines breiteren Kontexts wird auch eine Neubewertung und ein besseres Verständnis typischer und individueller Merkmale der ursprünglichen Fallstudien – Waszawa/Warschau, Magdeburg, Olsztyn/Allenstein, Ochsenfurt, Inowrocław/Hohensalza und Bad Pyrmont – möglich.
Projektmitarbeiter
Dr. Olga Kozubska
Dr. Angelika Lampen
Dr. Anna Paulina Orłowska
Tobias Runkel, M.A.
Anna-Lena Schumacher
Dr. Daniel Stracke
Förderer und Kooperationspartner