Exile-Letters

Friedeman-Waldeck 1939–1942

Korrespondenzen jüdischer Familien aus Münster, die vor dem Hintergrund nationalsozialistischer Verfolgung durch Flucht und Emigration getrennt wurden, werden als digitale Edition auf Basis der Auszeichnungssprache TEI (Text Encoding Initiative) au ereitet und mithilfe des TEI-Publishers veröffentlicht. Die Transkriptionen der Briefe werden mit Faksimileansicht und einer inhaltlichen Kommentierung präsentiert. Die neue Website bietet sowohl über den Dokumenten-Browser als auch über Suchfunktion und Register individuelle Zugänge.

www.exileletters.de

Projektvorstellung

Die digitale Edition wird am Mittwoch, 11. Dezember 2024 um 17.00 Uhr im Zeitungslesesaal der Stadtbücherei Münster (Alter Steinweg 11, 48143 Münster) vorgestellt.

Zusammen mit Ruth Federman Stein, Tochter des 1939 über England bzw. die Niederlande in die USA geflohenen Ehepaars Gerda und Simon Friedeman und Enkelin von Gerdas in Münster verbliebenen und 1944 ermordeten Eltern Henny und Carl Waldeck, präsentieren die Projektbeteiligten Rita Schlautmann-Overmeyer und Simon Dreher die neue Webseite und den Nachlass „Friedeman-Waldeck“. Schülerinnen und Schüler des Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasiums präsentieren ausgewählte Briefe in einer dialogischen Lesung.

Das Projekt „Exile-Letters Friedeman-Waldeck“ erschließt, kommentiert und ediert Ego-Dokumente jüdisch-deutscher Geschichte und nationalsozialistischer Verfolgung in ihrer regionalen Ausprägung. Im Mittelpunkt steht der Briefwechsel von Simon (gest. 2001) und Gerda Friedeman (gest. 2015), geb. Waldeck, die einzeln aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Großbritannien und in die USA fliehen konnten. Aus der Zeit der Trennung (1939–1942) haben sich etwa 130 Briefe – vorwiegend des Ehemanns – erhalten, in denen er verschiedene Lebensbereiche thematisiert: Neben alltäglichen Erlebnissen als „Refugee“ werden Erinnerungen an die Inhaftierung im Konzentrationslager ebenso geschildert wie der Umgang mit Angst und Bedrohung. Kommentiert wird auch die Situation der Zurückgebliebenen in der Heimat und das aktuelle Kriegsgeschehen. Ein immer wiederkehrendes Thema war sein Verhältnis zur eigenen Religion. Aus einem religiösen Elternhaus stammend, trieb ihn die Frage um, ob er sich zum Rabbiner orthodoxer oder liberaler Richtung ausbilden lassen solle.

Die Korrespondenz des Ehepaares Friedeman wird ergänzt durch Briefe und Postkarten der Eltern Gerda Friedemans, Henny und Carl Waldeck (1944 in Theresienstadt bzw. Auschwitz umgekommen), an ihre emigrierten Kinder. Sie verdeutlichen auf exemplarische Weise die nationalsozialistische Verdrängungspolitik vor Ort.

Die digitale Edition führt das Material, das auch in englischer Übersetzung vorliegt, zusammen und sichert es. Sie liefert darüber hinaus Ansatzpunkte, um – ausgehend von der konkreten Familie Friedeman-Waldeck – Erinnerung zu erschließen, nachvollziehbar und für ganz unterschiedliche Fragestellungen nutzbar zu machen. Die Edition des Briefkorpus leistt somit einen Beitrag zur Erzeugung von Empathie und ermöglicht zukünftigen Generationen ein Erinnern nach dem „Ende der Zeitzeugenschaft“. Die digitale Edition der Briefe erfolgtnach der als Standard etablierten TEI-basierten Briefauszeichnung (Text Encoding Initiative, TEI P5) und bietet kontextualisierende Informationen von Personen, Orten und Ereignissen mit Verknüpfung von Normdaten (GND). Nutzer können darüber ihre individuellen Zugänge zum Material wählen. Ferner sollen die erzeugten Daten in das Brief-Metadatenverzeichnis „correspSearch“ eingebunden werden, um sie so für vergleichende Forschungen anschlussfähig zu machen. Damit wird das Projekt dazu beitragen, die bisher noch kaum systematisch erschlossene Quellengruppe der Briefe von Jüdinnen und Juden aus dem Exil der Forschung zugänglich zu machen.

Die Erfahrungen mit der Online-Publikation werden in einer „best practice“-Handreichung zusammengefasst. Diese soll einen niedrigschwelligen Einstieg in digitale Editionen gemäß TEI XML bieten, sodass auch bereits bestehende analoge Briefeditionen in digitale Varianten überführt werden können.

Projektleitung: Dr. Angelika Lampen

Wissenschaftliche Bearbeiterin: Rita Schlautmann-Overmeyer M.A.

Verantwortlich für die digitale Edition: Simon Dreher M.A.

Mitarbeitende: Anna-Lena Schumacher B.A., Markus Breyer B.A., Laura Abramczyk

Kooperationen: SCDH Münster, Villa ten Hompel, Münster

Service Center for Digital Humanities (SCDH)
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