Historische Orts- und Architekturansichten bieten für die Stadtgeschichte, die Bau- und Kunstgeschichte sowie benachbarte Fächer wertvolles Quellenmaterial mit vielschichtigem Aussagewert. Desiderate sind nach wie vor überregionale, auf möglichst hohe Vollständigkeit zielende Dokumentationen der Bildbelege.
Daher initiierte das Institut für vergleichende Städtegeschichte zusammen mit dem LWL-Museum für Kunst und Kulturgeschichte das zehnbändige Werk "Westfalia picta". Es setzte sich zum Ziel, flächendeckend für Westfalen möglichst alle erreichbaren Bildzeugnisse zur Topographie zu dokumentieren, die vor Verbreitung der Fotografie in künstlerischen Techniken entstanden sind.
Die Recherchen ergaben rund 7500 Zeichnungen, Gemälde, Druckgraphiken, Porzellanmalerei etc., aufbewahrt in 340 Sammlungen und Beständen. Versehen mit kunsthistorischen wie historisch-topographischen Kommentaren wurde das umfangreiche Bildmaterial alphabetisch nach Ortsnamen sortiert und in zehn Regionalbänden publiziert. Ab Band VI erschien die Reihe in alleiniger Herausgeberschaft des Instituts für vergleichende Städtegeschichte beim Ardey-Verlag in Münster. Damit einhergehend kam es zu einer Konzeptionsänderung, die sich in neuem Layout und in der an Museumskatalogen orientierten Gestaltung der Objektbeschreibungen zeigt. Inhaltlich wurde nun stärker als zuvor auf Qualität der Arbeiten, Stellenwert des Objektes in der Gesamtüberlieferung und auf chronologische wie editorische Zusammenhänge der druckgrafischen Werke eingegangen. Im Jahr 2007 erschien mit "Lippe" der zehnte und letzte Band der Reihe. Da jedoch nicht alle Kunstwerke in der Druckversion veröffentlicht werden konnten, ist die Digitalisierung des Gesamtbestandes in Planung, die eine flexiblere Nutzung des Quellenfundus ermöglicht und diesen somit einem weit größeren Publikum zur Verfügung stellen kann.
Einzelbände
- Bd. I: Hochsauerlandkreis, Kreis Olpe bearbeitet von Jochen Luckhardt unter Mitarbeit von Kristin Püttmann, Bielefeld: Westfalen 1987, 252 S. [vergriffen]
- Bd. II: Ennepe-Ruhr-Kreis, Märkischer Kreis, Stadt Hagen bearbeitet von Jochen Luckhardt unter Mitarbeit von Kristin Püttmann, Bielefeld: Westfalen 1987, 268 S. [vergriffen]
- Bd. III: Kreis Siegen-Wittgenstein bearbeitet von Jochen Luckhardt und Michael Schmitt, Bielefeld: Westfalen 1988, 128 S. [vergriffen]
- Bd. IV: Kreis Soest, Kreis Unna, Stadt Hamm bearbeitet von Jochen Luckhardt unter Mitarbeit von Kristin Püttmann, Ulrich Reinke und Michael Schmitt, Bielefeld: Westfalen 1989, 324 S. [vergriffen]
- Bd. V: Kreis Höxter, Kreis Paderborn bearbeitet von Jochen Luckhardt unter Mitarbeit von Michael Schmitt und Birgit Schulte, Bielefeld: Westfalen 1995, 600 S., 600 Abb.
- Bd. VI: Münsterland. Kreis Borken, Kreis Coesfeld, Kreis Steinfurt, Kreis Warendorf, bearbeitet von Michael Schmitt, Münster: Ardey 2002, 395 S., 251 s/w- u. 16 farb. Abb.
Der Band "Münsterland" enthält über 600 Objekte aus Grafik und Malerei der Zeit vor 1900. Das künstlerische Interesse bezog sich insbesondere auf die Herrenhäuser und Schlösser der Region. Neben professionellen Arbeiten konnte hier ein überdurchschnittliches Engagement von Laienkünstlern festgestellt werden, großenteils aus dem verwandtschaftlichen Umkreis der Annette von Droste-Hülshoff, dem eine Vielzahl bislang unbekannter Bildzeugnisse zu danken ist.
- Bd. VII: Minden-Ravensberg. Stadt Bielefeld, Kreis Gütersloh, Kreis Herford, Kreis Minden-Lübbecke, bearbeitet von Michael Schmitt, Münster: Ardey 2002, 462 S., 325 s/w- u. 16 farb. Abb., 1 Kt.
Die Bildüberlieferung des Minden-Ravensberger Landes konzentriert sich auf neue, hier vielfältig vorgeführte Bildinhalte: von der malerisch empfundenen Flusslandschaft an der Porta Westfalica über die mittelalterlichen Baudenkmäler Mindens und die Architektur des industriellen Fortschritts in Bielefeld bis zu den kunstvoll auf Badegläsern dargestellten Bauten des Kurbetriebs in Oeynhausen.
Beispielabbildung mit Kommentar zu Oeynhausen, Kurhaus Badeglas, um 1860 (Nr. 364)
- Bd. VIII: Münster, bearbeitet von Michael Schmitt, Münster: Ardey 2003, 612 S., 323 s/w- u. 48 farb. Abb.
Zu keiner westfälischen Stadt gibt es eine reichere Bildüberlieferung als zu Münster. Außergewöhnlich ist auch die Zahl ausgebildeter Maler - von ter Borch bis Cornelis Springer -, die sich mit Münster beschäftigt haben. Dies liegt nicht allein an der großen Auswahl an Motiven, die hier als attraktive künstlerische Vorlagen vorhanden sind, sondern gleichfalls an der historischen Entwicklung, die Münster zu einer Zeit der größten Verbreitung nicht-fotografischer Darstellungen zur bedeutendsten Stadt Westfalens werden ließ.
In diesem Band sind fast 600 Darstellungen von Münster zusammengetragen und kommentiert. Mehr als 300 davon sind im Bild wiedergegeben. Begleitend zum Buch liegt eine CD vor (s. Westfalia picta. CD-ROM), die bei einer Auswahl von 100 Ansichten die Möglichkeit bietet, Bilder im Detail zu betrachten.
- Bd. IX: Westfälisches Ruhrgebiet. Stadt Bochum, Stadt Bottrop, Stadt Dortmund, Stadt Gelsenkirchen, Stadt Herne, Kreis Recklinghausen, bearbeitet von Michael Schmitt unter Mitarbeit von Patrick Schuchert, Münster: Ardey 2005, 352 S., 191 s/w- u. 16 farb. Abb., 1 Kt.
Mit der historischen Bildüberlieferung zu den Städten Bochum, Bottrop, Dortmund, Gelsenkirchen, Herne und dem Kreis Recklinghausen behandelt der Band das Zentrum des westfälischen Ruhrgebiets. Rund 350 dokumentierte und kommentierte Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphiken veranschaulichen den Wandel der Region und der künstlerischen Rezeption: von konventionellen Bildinhalten des 16. bis 18. Jahrhunderts mit dem Schwerpunkt auf der ehemaligen Reichsstadt Dortmund hin zu Motiven, die Aufstieg und Hochkonjunktur der Schwerindustrie thematisieren. Gut 200 Objekte sind abgebildet, darunter 16 in Farbe.
- Bd. X: Lippe, bearbeitet von Michael Schmitt und Patrick Schuchert, Münster: Ardey 2007, 1000 S., 414 s/w- u. 32 farb. Abb., 2 Karten.
Der Band "Lippe" bildet den Abschluss der Reihe "Westfalia picta" und weist auf 1000 Seiten mit mehr als 1500 Objektnummern eine umfangreiche Kunstproduktion in der Region nach, die vor allem an drei Zeichner des 19. Jh. geknüpft ist. Von den Zeichenlehrern Ludwig Menke und Carl Dewitz sowie dem Pfarrer und Autodidakten Emil Zeiß stammen etwa zwei Drittel aller aufgeführten Bildbelege. Ihrem lokalen Interesse ist es zu verdanken, dass nicht nur Zielobjekte des aufkommenden Tourismus wie das 1875 eingeweihte Hermannsdenkmal bei Detmold-Hiddesen oder die Externsteine bei Horn-Holzhausen bildlich festgehalten wurden, sondern auch Bauobjekte und Orte im Lippischen, die abseits des Interesses von nicht ortsansässigen Künstlern lagen.
Westfalia picta - CD-Rom
Münster: Ansichten einer Stadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert.
hg. v. Institut für vergleichende Städtegeschichte, Münster: Ardey 2003; 50 s/w- und 50 farb. Abb. in unterschiedlichen Auflösungen; wissenschaftliche Bild-Kommentare; einführende Texte; interaktiver Stadtplan; Register der Orte, Künstler und Bilder.
Redaktion: Thomas Kaling (Kartographie), Peter Kramer (Technischer Support), Angelika Lampen (Konzeption und Projektmanagement), Michael Schmitt (Autor), Patrick Schuchert (Konzeption und Redaktion).
Technische Realisierung: browserpulver wort & web, Münster (Program-mierung und Design). Bildbearbeitung: Rhema - Tim Doherty, Münster.
Die CD-ROM vereinigt 100 repräsentativ ausgewählte Meisterwerke unterschiedlichster Gattungen aus vier Jahrhunderten. Die Abbildungen dokumentieren das Aussehen und die Entwicklung des Stadtbildes der Stadt Münster vom Mittelalter bis zur Zeit um 1900. Von den formelhaften Holzschnitten um 1500 bis zur dichten druckgraphischen Überlieferung aus der Zeit des Westfälischen Friedens; vom außergewöhnlich detailreichen Alerdinck-Plan bis zu den qualitätvollen Gemälden und Zeichnungen von Akademiemalern des 19. Jahrhunderts illustrieren die Werke das künstlerische Schaffen in der westfälischen Metropole.
Die teilweise extrem hohe Auflösung der Kunstwerke, die nicht immer öffentlich zugänglich sind, ermöglicht die Betrachtung selbst kleinster Details und Feinheiten der künstlerischen Technik. Ein interaktiver Stadtplan erlaubt die Identifizierung der mittlerweile zerstörten Gebäude und ausführliche Orts- und Künstlerregister gestatten die Erstellung virtueller Galerien.
Einführende Texte zur Gattung Ortsansichten und zur Bildtradition sowie die wissenschaftlichen Kommentare, die Inhalte, Abhängigkeiten und künstlerische Bedeutung aller Bilder behandeln, runden das Werk ab und machen die CD-ROM zu einem grundlegenden Nachschlagewerk für Laien wie für Wissenschaftler.
Kooperation
Das Projekt entstand in Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).