Ausgehend von Impulsen britischer Literaten, entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Faszination, die das Rheintal auf seine Rezipienten ausübte, rasch zu einem kulturgeschichtlichen Phänomen. Die Folge war eine Fülle vielfältiger Rheinliteratur, darunter zahlreiche, teils aufwändig illustrierte Beschreibungen und Ansichtenfolgen. Die enthaltenen Aquatinten, Lithographien und Stiche übertreffen quantitativ wie qualitativ die druckgraphische Bildüberlieferung anderer Regionen Deutschlands bei weitem.
Ziel des Vorhabens war, die inzwischen selten gewordenen illustrierten Rhein-Beschreibungen möglichst vollständig zu recherchieren, in ihren wesentlichen Merkmalen originalgetreu aufzunehmen und die enthaltenen Ansichten mit allen Beschriftungen aufzulisten, um Einzelblätter identifizierbar werden zu lassen. Insgesamt konnten 283 Werke - darunter ein Drittel fremdsprachige - ermittelt und verzeichnet werden. Von den nahezu 10000 enthaltenen Illustrationen ist etwa die Hälfte in diesem Werk dokumentiert, d.h. der Bestand, der nicht mehrmals völlig identisch zum Abdruck kam. Kurze Kommentare erläutern entwicklungsgeschichtliche Zuordnung, editorische Zusammenhänge und Bildabhängigkeiten des jeweiligen Ansichtenbestandes.
Mit der vorliegenden Dokumentation dürfte für den genannten Zeitraum die druckgraphische Bildüberlieferung vieler am Mittelrhein gelegener Städte, Orte und Einzelbauwerke gänzlich oder zumindest in den vorbildgebenden Blättern erfasst sein. Die Überlieferung selbst bestimmte die Konzentration auf den Mittelrhein. Bereits die beginnende Romantik nahm den Abschnitt zwischen Mainz und Köln synonym für den gesamten Fluss. Hier sind die meisten Sagen und Legenden angesiedelt, hier ist Geschichte als Denkmallandschaft überliefert, und hier fanden Rhein-Romantik und -Faszination ihre landschaftlichen Höhepunkte.