Körper. Kult. Religion. Perspektiven von der Antike bis zur Gegenwart
Ausstellung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ zum Körper in den Weltreligionen – 2024/2025 im Archäologischen Museum und im Bibelmuseum der Universität Münster
Zum Start des Themenjahres „Körper und Religion“ eröffnet der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ am 25. Oktober 2024 die interdisziplinäre Ausstellung „Körper. Kult. Religion. Perspektiven von der Antike bis zur Gegenwart“. Sie ist bis 26. Februar 2025 im Archäologischen Museum und Bibelmuseum der Universität Münster zu sehen. „Die Ausstellung betrachtet den menschlichen Körper als Gegenstand und Ausdruck religiöser Vorstellungen“, erläutert die Ägyptologin und Themenjahrkoordinatorin Prof. Dr. Angelika Lohwasser, die die Ausstellung mit den Leitern der Museen, dem Archäologen Prof. Dr. Achim Lichtenberger und dem Theologen Prof. Dr. Holger Strutwolf vom Exzellenzcluster, organisiert. „Ob Heilungs- und Reinigungsrituale, Askese und Fasten, Kopfbedeckungen und Tätowierungen oder Praktiken am toten Körper: Religiöse Vorstellungen von Menschen, Göttern und jenseitigen Welten spiegeln sich im Umgang mit dem menschlichen Körper quer durch die Epochen und Kulturen wider.“
Die Ausstellung zeigt herausragende Exponate etwa aus dem Louvre in Paris, den Staatlichen Museen zu Berlin, dem Kunsthistorischen Museum Wien, der Fundação Pierre Verger in Salvador und Museen der Region, wie der Archäologe Prof. Dr. Achim Lichtenberger darlegt. Die Objekte reichen von der antiken Statuette des römischen Gottes Hermaphroditos über Ritualobjekte wie einen Nagelfetisch aus dem Kongo bis zu Nachbildungen berühmter Stücke wie der Totenmaske der Unbekannten aus der Seine und Animations- und Interviewfilmen über religiöse Bekleidung.
Die Ausstellung fußt auf Ergebnissen der epochen-, religions- und fächerübergreifenden Forschungen des Exzellenzclusters zum Verhältnis von Religion und Körper. Beteiligt sind viele Fächer wie die Altertumsforschung (Altorientalistik, Vorderasiatische Archäologie, Ägyptologie, Klassische und Christliche Archäologie), die Judaistik, Arabistik, die christlichen und islamischen Theologien, Religions- und Sozialwissenschaft, Sinologie und Ethnologie sowie das Brasilien-Zentrum der Uni Münster.
Ausstellungseröffnung und Begleitprogramm
Die Ausstellung und das Themenjahr werden am 25. Oktober um 18.00 Uhr im Fürstenberghaus, Raum F2 (Domplatz 20–22, 48143 Münster) feierlich eröffnet. Grußworte sprechen Prof. Dr. Michael Quante, Prorektor für Internationales, Transfer und Nachhaltigkeit der Universität Münster, die Bürgermeisterin der Stadt Münster, Angela Stähler, und der Sprecher des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, Prof. Dr. Michael Seewald, sowie die Ausstellungsmacherinnen und -macher.
„Die Ausstellung untersucht, wie religiöse Praktiken und Traditionen den menschlichen Körper formen und beeinflussen“, führt der Archäologe Achim Lichtenberger aus. „Während der Geist, der Glauben und die Gedanken eines Menschen unsichtbar sind, kann der materielle Körper zu ihrer sichtbaren Manifestation werden.“ Begleitet wird die Schau von einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm, mit dem wir Bürgerinnen und Bürgern im Themenjahr weitere Einblicke in die Beziehungen zwischen dem Körper und seinen Konzeptionen in vergangenen und gegenwärtigen Religionsvorstellungen bieten. Ausstellungsführungen mit den Kuratorinnen und Kuratoren, dialogische Spaziergänge und Gespräche sowie Podiumsdiskussionen, Vorträge und Filme laden zum Mitdenken und Diskutieren über Themenfelder der Ausstellung und ihre museale Präsentation ein, sowie über aktuelle Fragen von Körper und Spiritualität sowie religiöser Kleidung im öffentlichen Raum.
Themenfelder der Ausstellung
Die Ausstellung gliedert sich in sieben Themenfelder, wie der Theologe Holger Strutwolf erläutert. Das Archäologische Museum zeigt die Themenbereiche „Göttliche Gestalten“, „Geschlechterrollen?“, „Religion und Heilung“ und „Nach dem Tod“, die sich mit der körperlichen Darstellung des Göttlichen, dem Umgang mit Geschlechterrollen, religiösen Heilungsritualen und dem Umgang mit dem toten Körper in vergangenen und gegenwärtigen Religionen auseinandersetzen. Im Bibelmuseum werden die Themenfelder „Rituale des Lebens“, „Reinheit für Geist und Körper“ und „Entkörperlichung“ behandelt, die sich mit Initiationsritualen, Reinigungsriten und dem Verhältnis von Geist und Körper in den Religionen der Welt beschäftigen.
Themenjahr „Körper und Religion“
Das Themenjahr „Körper und Religion“ stellt mit der Ausstellung und einem umfangreichen Programm aus Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Filmen, Führungen, Lesungen und Gesprächen aktuelle Forschungen des Exzellenzclusters vor und gibt Raum für den Austausch zwischen Forschenden und Bürgerinnen und Bürgern.
Die zweite Hälfte des Themenjahres widmet sich dem Körper aus einer neuen Perspektive: In Vorträgen und Lesungen befassen sich Forschende des Exzellenzclusters im Sommersemester 2025 mit den ästhetischen Konzeptionen des Körpers in Literatur und bildender Kunst. „Vorstellungen vom menschlichen Körper sind nicht naturhaft gegeben, sie sind vielmehr historische, soziale und kulturelle Konstrukte,“ erläutert die Kunsthistorikerin Eva Krems. „Religiöse Rituale und Vorstellungen, juristisch-politische Vorschriften, medizinische Regeln und hygienische Anwendungen formen den Körper durch Sprache, Bild und Macht. In Literatur und bildender Kunst manifestiert sich am exponierten Körper das oft konfliktbehaftete oder durch Gewalt geprägte Zusammenspiel von Individuum und Gesellschaft – sei es in Form von gemarterten und sakralisierten, im deformierten oder auch von schönen, makellosen Körpern.“ Auch die Hans-Blumenberg-Professur des Exzellenzclusters geht dem Verhältnis von Körper und Religion nach: Die Ethnologin und Professorin für Performance Studies, Deborah Kapchan, von der New York University Tisch School of the Arts ist im Sommersemester 2025 in Münster zu Gast und spricht über Forschungen zu Besessenheitsritualen in Marokko.
Förderung
Finanziert ist die Ausstellung aus Mitteln des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ und des Rektorats der Uni Münster sowie aus Fördergeldern der Kulturstiftung der Länder.