In Vers 40 des ›Armen Heinrich‹ tritt ein metrisches Phänomen auf, das nicht besonders auffällig ist, aber dennoch erwähnt werden soll.
40 ouch was sîn tugent vil breit.
Das Setzen der Hebungen sollte keine Schwierigkeiten bereiten, zur Unterstützung hören sie hier einen geschulten Sprecher:
o o o o
40 ouch was sîn tugent vil breit.
Bei den Wörtern ‚vil' und ‚breit' kommt es zu einem Hebungsprall, da keine Senkung zwischen den beiden Hebungen vorhanden ist. Es liegt daher nahe, hier eine beschwerte Hebung anzunehmen, die bislang nur bei mehrsilbigen Wörtern vorgekommen ist. Tatsächlich können auch einsilbige Wörter, wenn sie phonetisch schwer sind, beschwerte Hebungen tragen. Selbstverständlich trägt dann das folgende Wort einen Haupt- und keinen Nebenton. In metrischer Notation sieht das wie folgt aus:
o o o o 40 ouch was sîn tugent vil breit. r ° t r °t r °i° t ^ °
Das Wort ‚vil' kann als phonetisch schwer °i° gelten, da es auf einen Konsonanten endet und das nachfolgende Wort mit einem Konsonanten beginnt (Doppelkonsonanz).