Bittschreiben von Hilde Schmahl
Bittschreiben von Hilde Schmahl
© 2022 Archivio Apostolico Vaticano, Segr.Stato, Commissione Soccorsi 296, fasc. 120, fol. 46r. - per concessione dell’Archivio Apostolico Vaticano, ogni diritto riservato

Bittschreiben

In den Briefen an Papst Pius XII., an den Vatikan, das Staatssekretariat oder auch an verschiedene andere kirchliche Stellen bitten die Verfasserinnen und Verfasser um finanzielle Zuwendungen, Hilfe bei der Ausreise oder sonstige Unterstützung. Häufig enthalten diese Schreiben bislang unbekannte Informationen über die Situation der Bittstellerinnen und Bittsteller, ihre Biographien, Familienverhältnisse und die erlittene Verfolgung.

Um den weiteren Entscheidungsprozess der katholischen Kirche über den Verlauf des Bittgesuchs nachzuvollziehen, sind intensive Studien in den unterschiedlichsten Serien der vatikanischen Archive nötig. Das weitere Schicksal der einzelnen Personen kann nur mithilfe umfangreicher Recherchen in anderen Quellen und gedruckter Literatur rekonstruiert werden. In vielen Fällen sind die Briefe vermutlich die letzten Ego-Dokumente der Bittsteller vor ihrer Ermordung durch die Nationalsozialisten.

Das Projekt „Asking the Pope for Help“ möchte diese Menschen wieder sichtbar machen und ihnen eine Stimme geben. Im weiteren Verlauf des Projekts werden an dieser Stelle alle Dokumente in einer kritischen Online-Edition vorgelegt.

Paul Schweizer

Der jüdischstämmige Katholik Paul Schweizer schreibt am 14. Dezember 1940 aus Nizza in Frankreich an Papst Pius XII. und bittet um Hilf bei der Ausreise nach Brasilien. Der in Wien geborene promovierte Chemiker hat bereits eine Stelle bei der Firma Metallurgica Matarazzo in Sao Paulo sicher, doch bislang wartet er vergeblich auf ein durch das Komitee für katholische Flüchtlinge in Utrecht versprochenes Visum. Das Staatssekretariat leitet die Bitte an den Nuntius in Vichy, Valerio Valeri, weiter, um mehr Informationen über Schweizer – insbesondere einen Taufschein – zu erhalten. Ob diese Bestätigung eingegangen ist oder nicht, wissen wir (noch) nicht. Doch ein Visum für Brasilien aus dem Kontingent des Heiligen Stuhls hat Paul Schweizer nicht erhalten. Stattdessen reiste er am 11. November 1942 in die Schweiz. Dort verliert sich seine Spur.

Leo und Emmy Steinweg

Der Sekretär des Katholiek Comité voor Vluchtelingen (Komitee für Flüchtlinge) in Utrecht, Hendricus Jacobus Kuipers, sendet am 20. April 1940 eine Liste mit den Namen von 248 Katholikinnen und Katholiken, die im Rahmen der „Brasilien-Aktion“ dorthin auswandern wollen, an den Nuntius in Den Haag, Paolo Giobbe. Unter ihnen befinden sich Leo und Emmy Steinweg aus Münster, die 1938 vor den Nationalsozialisten nach Utrecht geflohen sind. Leo, ein berühmter Motorradrennfahrer, ist Katholik jüdischer Herkunft. Er hat sich 1935 kurz vor seiner Hochzeit mit Emmy taufen lassen. Leo und Emmy Steinweg tauchen auf einer weiteren Liste mit 978 Personen auf, die von der brasilianischen Botschaft beim Heiligen Stuhl ein Visum erhalten haben. Die Ausreise ist für den 1. Juni geplant, doch der Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Niederlande am 10. Mai macht diese Pläne zunichte. Leo kann zwar bis 1942 in Utrecht untertauchen, wird dann aber vermutlich verraten, nach Auschwitz deportiert und im Außenlager Gleiwitz als Zwangsarbeiter eingesetzt. Im Februar 1945 wird er ins KZ Flossenbürg verlegt, wo er unter ungeklärten Umständen verstirbt. Seine Frau verfasst 2000 im Alter von 96 Erinnerungen an ihr „Leben mit Leo“. Am. 13. Dezember 2023 wird an der Rothenburg 51 in Münster ein Stolperstein für Leo Steinweg verlegt.

Franz und Meta Brinnitzer

Am 27. Juli 1942 wendet sich der aus Breslau stammende Franz Brinnitzer mit seiner Lebensgeschichte und einer Bitte an den Vatikan. Franz und seine Frau Meta haben 1905 in Berlin geheiratet, sie ist Verkäuferin, er Kaufmann. Am 19. Januar 1906 wird ihr Sohn Heinz Norman geboren. Das jüdische Ehepaar hat eine lange Odyssee hinter sich und sucht nun Hilfe beim Heiligen Stuhl, unterstützt von Pater Robert Leiber, dem Privatsekretär des Papstes. Und tatsächlich legt der Substitut im Staatssekretariat, Giovanni Battista Montini, Pius XII. das Schreiben am 24. September auch vor. Aus dem „Fondo Profughi“, dem Fonds für Flüchtlinge, werden 500 Lire gewährt. Eine zweite, wiederum über Pater Leiber am 26. September an den Heiligen Stuhl herangetragene Bitte, man möge sie bei der Ausreise nach Palästina unterstützen, wird abschlägig beschieden. Die Botschaft des Vereinigten Königreichs beim Heiligen Stuhl sieht keine Möglichkeit, die Brinnitzers bei einer Ausreise zu unterstützen. Zwar können die Brinnitzers sich noch einige Monate in Rom verstecken, entgehen auch der großen Judendeportation vom Oktober 1943, werden dann aber in Florenz verhaftet und im Juni 1944 von Fossoli nach Auschwitz deportiert. Ihren Sohn haben sie nicht wiedergesehen.

Dorothea Fraenkel

Am 25. Juli 1939 bittet Dorothea Fraenkel den Papst eindringlich, sich ihrer anzunehmen. Die jüdische Polin musste zwei Jahre zuvor mit ihrem Mann Hermann aus Hamburg flüchten. In Mailand angekommen, stirbt ihr Mann. Sie selbst hat sich im Dom zu Mailand taufen lassen. Nun bittet sie Pius XII. um seinen Segen und darum, sie dabei zu unterstützen, das von den brasilianischen Behörden bereits genehmigte Visum endlich auszufertigen. In Brasilien erwarten sie ihr Sohn Bernhard Fraenkel und ihr Neffe Paul Silbergleit. Unterstützt wird sie bei ihren Bemühungen vom Päpstlichen Hoftheologen Pius’ XII. und Dominikanerpater Mariano Cordovani, der am 3. August Staatssekretär Luigi Maglione schreibt, auch ihn habe „diese Konvertitin aus Mailand“ gebeten, „unter den dreitausend Getauften zu sein, die nach Brasilien einreisen könnten.“ Er wisse nicht, wie die Dinge stehen, empfehle die Angelegenheit aber „der Nächstenliebe“. Im Staatssekretariat wird man umgehend tätig, fragt bei Kardinal Ildefons Schuster in Mailand nach, ob die Angaben von Frau Fraenkel korrekt seien und weist dann den Nuntius in Brasilien, Benedetto Aloisi Masella, am 19. August 1939 an, sich um die Erteilung des Visums zu kümmern. Masella teilt am 22. Februar 1940 seinem Vorgesetzten Maglione mit, dass die brasilianische Regierung „la licenca necessaria“, die notwendige Erlaubnis, in Brasilien einzureisen, erteilt habe. Dies wird am 1. März 1940 Mariano Cordovani mitgeteilt, der dies wiederum Dorothea Fraenkel mitgeteilt haben dürfte. Die Ausreise glückt: Dorothea Fraenkel sollte erst 1959 in Sao Paulo im Alter von 82 Jahren sterben.
 

Ludwig Baum

Am 10. August 1942 wendet sich Ludwig Baum an den französischen Nuntius Valerio Valeri. Der 1886 geborene, aus Alzey stammende jüdische Rechtsanwalt und Notar hatte nach dem Inkrafttreten des „Reichsbürgergesetzes“ von 1938 seine Kanzlei aufgeben müssen. Ludwig Baum musste das nationalsozialistische Deutschland verlassen und fand mit seiner Frau Clara (Jahrgang 1894) und ihrer Tochter Hannelore (Jahrgang 1922) bei seiner Schwester Melanie Stern, geborene Baum (Jahrgang 1893), Zuflucht in Luxemburg. Nachdem deutsche Truppen am 10. Mai 1940 in Luxemburg einmarschierten, floh die Familie weiter nach Frankreich, in der Hoffnung, von dort aus weiter in die USA zu gelangen. Über eine spezielle Einreisegenehmigung verfügten sie laut Baum. Doch dazu benötigen Sie Durchreisevisa für Spanien und Portugal – der einzige offene Hafen ist Lissabon. Nach jetzigem Stand hat Nuntius Valeri nichts unternommen, um der Familie die Visa zu beschaffen. Mit tragischem Ende: Sie alle wurden in Drancy interniert, von dort nach Auschwitz verbracht und in den Gaskammern ermordet.

Friederike Herzfeld

Der 16jährige Karl Maria Herzfeld schreibt im Juni 1941 an Luigi Maglione und bittet darum, dieser möge sich für eine Verlängerung des Einreisevisums nach Brasilien für sich und seine Mutter Friederike einsetzen. Auf der letzten Seite seines Schreibens wendet sich auch die Mutter an den Kardinalstaatssekretär. Am gleichen Tag sendet Friederike Herzfeld einen Durchschlag des Bittschreibens zusätzlich an den Schweizer Nuntius Filippo Bernardini und bittet diesen ebenfalls, das Gesuch zu unterstützen. Um ein Schiff besteigen zu können müssen sie ab Budapest durch mehrere Länder reisen und benötigen deshalb mehrere Transitvisa – das italienische, französische, spanische und portugiesische –, um das sie Bernardini in den folgenden Wochen und Monaten bitten. Während im Staatssekretariat nach einer erfolglosen Intervention bei den italienischen Polizeibehörden der Versuch zu helfen schnell aufgegeben wurde, gelingt es dem Berner Nuntius, die benötigten Unterlagen für die Familie zu beschaffen. Dies geht aus einem Dankschreiben Friederike Herzfelds aus dem Jahr 1942 hervor. Friederike Herzfeld verlässt gemeinsam mit ihrem Sohn Europa in Richtung der Vereinigten Staaten, wo ihr Schwager Karl Ferdinand an der Universität in Washington lehrt. Der Wunsch der Mutter ging in Erfüllung: Karl Maria Herzfeld studierte in Washington studieren arbeitete schließlich für das amerikanische Verteidigungsministerium, wo er bei der Entwicklung eines Vorläufers des Internets beteiligt war.

Armin Ball

Am 8. April 1941 wendet sich Armin Ball an das vatikanische Staatssekretariat und trägt zum ersten Mal seinen Fall vor – viele Schreiben werden folgen. Seine Familie musste nach Belgien flüchten und wartet dort auf ein Brasilienvisum. Der 1908 in Breslau geborene Armin Ball ist jüdischer Abstammung und hat sich 1934 taufen lassen. Seine Frau Alice stammt ebenfalls aus Breslau und ist katholisch. Auch ihre zwei Kinder hat das Ehepaar unmittelbar nach der Geburt taufen lassen. Damit kommt die Familie für die „Brasilienaktion“ infrage und steht auch auf entsprechenden vatikanischen Listen, etwa an Stelle Nr. 506 bis Nr. 509 auf der Liste von 959 Personen, die nach Brasilien eingereist sein sollen. Sie wurden am 23. April 1941 vom Konsulat Antwerpen empfohlen. Doch ob die Familie tatsächlich in Brasilien eingereist sind ist noch nicht klar. Die Namen der Familie finden sich jedenfalls erst auf der Passagierliste eines Schiffes, das von Brüssel aus am 7. Februar 1950 Richtung USA in See stach.

Enrica Caviglia

Der Fall zu Enrica Caviglia unterscheidet sich von zahlreichen anderen Fällen, denn bisher konnte lediglich einen Zettel mit Notizen von einer bisher unbekannten Hand und keine eigentliche Bittschrift gefunden werden. Es ist auch unklar, was damit geschah, beziehungsweise ob der Vatikan überhaupt etwas unternommen hat. Enrica Caviglia wurde am 30. November 1915 in Rom geboren. Sie war Jüdin. Mit ihrem Ehemann Edmondo Di Cave lebte sie in Frascati, führte ein Möbelhaus und hatte eine Tochter, Franca Di Cave. Während des Krieges hielten sich Enrica und Franca in Rom bei der Familie von Pacifico Spizzichino auf – Francas Ehemann Edmondo war der Bruder von Pacificos Ehefrau. Dort wurden Mutter und Tochter im Zuge der großen Deportation römischer Jüdinnen und Juden am 16. Oktober 1943 festgenommen und am 18. Oktober 1943 mit dem Konvoi „convogli n. 02, ROMA Collegio Militare 18/10/1943“ nach Auschwitz deportiert. Sie wurden dort bereits am Tag ihrer Ankunft, dem 23. Oktober 1943, ermordet.
 

Hans De Castro

Der jüdischstämmige Protestant Hans De Castro bittet Kardinalstaatssekretär Luigi Maglione im Mai 1941 von Mailand aus um ein Einreisevisum für ein südamerikanisches Land. Der Arzt stammt aus einer angesehenen spanischen Familie, die seit dreihundert Jahren in Hamburg wohnt. Da er keinen „Ariernachweis“ für seine Großeltern vorlegen konnte, darf er dort nicht mehr praktizieren und muss fliehen. Nach intensiven Beratungen sieht sich der Heilige Stuhl nicht in der Lage, zu helfen und begründet dies mit den strengen Einreisebestimmungen in Übersee. Nur Brasilien mache eine Ausnahme für jüdische Menschen, die vor 1935 getauft seien. Luigi Maglione bittet den Mailänder Erzbischof Ildefons Schuster, den Arzt über die Situation zu informieren. Hans De Castro wird 1944 in Mailand inhaftiert und nach Buchenwald deportiert, wo er bis zur Befreiung überlebte.
 

Eine Jüdin

Eine Jüdin – so ist dieser undatierte Brief unterzeichnet – wendet sich an Papst Pius XII. Bei der Datierung und Einordnung des Schreibens helfen die Protokollnummer und der Inhalt des Briefes. Die anonyme Verfasserin bezieht sich nämlich auf die Weihnachtsansprache von 1942, in der Pius XII. in „sechs Gelöbnissen“ die Schrecken des Krieges gegeißelt hat. Sie berichtet von der Deportation ihrer gesamten Familie, von der sie seit langer Zeit kein Lebenszeichen erhalten hat. Alle Versuche, über das Rote Kreuz oder die Nuntiatur in Ungarn Informationen über ihre Angehörigen zu erhalten, scheiterten. Nachdrücklich und in Anlehnung an die in der Weihnachtsansprache feierlich formulierten Gelöbnisse appelliert sie an den Papst, fleht um sein Erbarmen für die vielen unschuldigen Jüdinnen und Juden und bittet um Hilfe in Form von Kleidung, Nahrung, Medizin und menschlicher Behandlung. Ihr Bittschreiben wurde ohne eine Antwort oder einen Vermerk in den Akten abgelegt.

Phillipp Weininger

Im Wissen um die 3.000 Visa, die die brasilianische Regierung dem Heiligen Stuhl für „katholische Nicht-Arier“ zugesprochen hat, schreibt der Wiener Phillipp Weininger im Februar 1941 an den Vatikan, denn eine Stelle in Brasilien ist ihm bereits sicher. Der ehemalige Schauspieler und Theaterdirektor lebt als Flüchtling in Zürich, doch sein Visum läuft bald aus. Das Staatssekretariat empfiehlt Weininger der brasilianischen Botschaft beim Heiligen Stuhl und setzt auch den Nuntius in Bern, Filippo Bernardini, davon in Kenntnis. Im September 1940 wendet sich Weininger noch einmal an beide Stellen, diesmal aus Lissabon und nicht in eigener Sache. Er berichtet über Erlebnisse, die eine Familie, die ebenfalls Visa aus der „Brasilienaktion“ erhalten habe, auf dem Zwischendeck eines Dampfers nach Rio des Janeiro machen musste. Die hygienischen und moralischen Bedingungen seien so schrecklich gewesen, dass die Familie Selbstmord begehen wollte. Weininger bittet inständig darum, die Bedingungen auf den Schiffen zu verbessern. Ob und wann Weininger selbst nach Brasilien ausreiste, konnte bisher nicht ermittelt werden.

Else Lasker-Schüler

„Heiliger Vater, rettet ‚unser’ aller Menschen Europas schönes Italien! … Rettet auch meinen Indianerfreund … den Duce“ schreibt die deutsch-jüdische Dichterin Else Lasker-Schüler am 23. Juni 1942 aus ihrem Exil in Jerusalem an Papst Pius XII. nach Rom. Sie befürchtet den Sturz Mussolinis, der sie mehrfach nach Rom einlud, ohne dass es jedoch je zu einem persönlichen Treffen kam. Sie ist bei Leokardia Weidenfeld zur Untermiete untergekommen. Else Lasker-Schüler hat Kollegen und Freunden gegenüber immer wieder behauptet, sie stehe in engem Kontakt mit Papst Pius XII., der nun gefundene Brief liefert jedoch den ersten stichhaltigen Quellenbeweis für diese Behauptung. Und er ist tatsächlich bei Pius XII. angekommen und gelesen worden. Eine Antwort war bislang allerdings nicht zu finden.
 

Henry Jolles

Am 6. Juni 1941 schreibt der Apostolische Nuntius in Frankreich, Valerio Valeri, an Kardinalstaatssekretär Luigi Maglione. Er setzt sich für den deutschen Komponisten und Pianisten Henry Jolles ein, der nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 seine Position als Professor an der Musikhochschule Köln verlor und nach Paris floh. Nach der Okkupation Frankreichs 1940 muss er nun auch sein Exil in Paris aufgeben, wo er 1935 die Konzertgesellschaft „La Sonate“ gegründet hatte. Gemeinsam mit seiner Ehefrau möchte Jolles Europa verlassen, am liebsten nach Brasilien. Das Auswanderungsersuchen wird von dem niederländischen Diplomaten John Loudon an Valeri herangetragen. Bereits am 25. Juni 1941 erhält Maglione die Rückmeldung der Brasilianischen Botschaft beim Heiligen Stuhl, dass Jolles zu spät getauft wurde, um ihn bei den brasilianischen Ausnahmevisa zu berücksichtigen. Mit der Hilfe des US-Amerikaners Varian Fry gelingt dem Ehepaar dennoch die Flucht nach São Paulo.

Daisy Mihalovici

Die jüdische Schülerin Daisy Mihalovici aus Bukarest möchte die Taufe empfangen. Sie hat sich bereits einen Sommer lang im Katechismus unterrichten lassen, doch der zuständige Bischof Monsignore Joseph Schubert lehnte ihr Taufgesuch mit dem Hinweis auf eine einjährige Vorbereitungszeit ab. Ihre Lehrerin Georgette Magnoli wendet sich am 27. November 1940 an den rumänischen Nuntius Andrea Cassulo und bittet ihn, die Taufe von Daisy Mihalovici zu ermöglichen. In den Akten findet sich auch ein undatiertes Schreiben von Daisy selbst, die ihrer Angst Ausdruck verleiht, von Ihrem Vater verstoßen zu werden. Ihre Eltern wollen das Land verlassen und wissen nicht, dass die Schülerin Katholikin werden will. Der Nuntius wendet sich daraufhin an den Heiligen Stuhl, um die Notwendigkeit der einjährigen Vorbereitungszeit ganz offiziell zu erfragen. Vom Heiligen Offizium erhält er die Antwort: „Die Jugendliche kann zur Taufe zugelassen werden, wenn sie Anzeichen von Entschlossenheit und Standhaftigkeit zeigt.“ Ob Daisy daraufhin noch vor der Emigration ihrer Familie getauft wurde oder was aus ihr wurde, wissen wir noch nicht.
 

Pietro Bonaventura

Pietro Bonaventura aus Ligurien richtet bereits am 26. Januar 1939 ein italienisches Bittschreiben an den Patriarchen von Venedig, Adeodato Piazza. Der frühere Chemielehrer bittet um eine Möglichkeit, ihn von den italienischen Rassegesetzten auszunehmen, die ihm unter anderem die Ausübung seines Berufes verbieten. Piazza reicht die Anfrage an das Staatssekretariat weiter, das wiederum den Beichtvater Benito Mussolinis, Pietro Tacchi Venturi, einschaltet. Nach einer Korrespondenz mit dem italienischen Innenministerium antwortet Tacchi Venturi schließlich, dass eine Rückkehr Bonaventuras in den Schuldienst aufgrund seines Jüdischseins ausgeschlossen sei. Bonaventura wird, der Aussage eines früheren Schülers zufolge, von der Organisation Todt, einer paramilitärischen Bautruppe, zur Zwangsarbeit eingezogen und stirbt dabei.

Betti David

Die deutsche Jüdin Betti David war bereits im Juni 1937 mit ihrem Mann Theodor und ihrer Tochter Lucie nach Mailand emigriert. Dort ereilt sie jedoch, wie sie selbst schreibt, „das Schicksal […] nach Italien eingewanderte[r] Juden“: Der Familie wird nur für begrenzte Zeit eine Aufenthaltserlaubnis erteilt. Aus diesem Grund bittet Betti David am 5. März 1939, drei Tage nach seiner Wahl, Pius XII., ihr und ihrer Familie einen kurzen Aufenthalt in der Vatikanstadt zu gewähren, bis die Familie in einem anderen Land aufgenommen werden kann. Auf dem lateinischen Formblatt des Staatssekretariats ist wiederum mit Bleistift vermerkt: N.d.f.“ – „Niente da fare“, nichts ist zu unternehmen. Der Familie gelingt dennoch am 11. Dezember 1939 die Ausreise nach Argentinien.

Richard Tauber

Der jüdischstämmige Zahnarzt Richard Tauber muss aus Italien vor der Gestapo fliehen und findet Asyl in der Schweiz. Er wendet sich am 2. Oktober 1944 an den Nuntius in Bern, Filippo Bernardini, und bittet um Informationen über den Verbleib seiner Angehörigen. Ob der Nuntius die entsprechenden Formulare an das eigens für solche Anfragen eingerichtete „Ufficio Informazioni“, das Informationsamt, im Vatikan weitergeleitet hat, ist noch ungewiss. In den bislang im Archiv eingesehen Inventaren zu den Beständen dieses Amts fand sich bislang kein entsprechender Eintrag.
 

Giacomo Cohen

Giacomo Cohen unterzeichnet sein im Original auf Italienisch verfasstes Schreiben vom 26. August 1942 lediglich mit einem X. Er ist Analphabet. Offenbar hat eine andere Person dieses Schreiben für ihn zu Papier gebracht. Der bereits 1933 zum katholischen Glauben konvertierte Giacomo Cohen wurde 1889 in Konstantinopel in eine jüdische Familie hineingeboren und floh 1910 aus Albanien nach Italien. Seit März 1941 ist er in einem Lager in Rocca die Mezzo interniert. Er bittet um Freilassung, um seiner katholischen Ehefrau Martina und seinen elf Kindern beizustehen. Nach der Überprüfung der Richtigkeit von Cohens Angaben wendet sich das Staatssekretariat am 11. Oktober 1942 an den Beichtvater Mussolinis, Pietro Tacchi Venturi. Erst im April 1944 gelingt es Giacomo Cohen jedoch, zu seiner Familie zurückzukehren. Im Jahr 1949 stellen sie Anträge auf Emigration in die USA, wo Verwandte leben.
 

Ester Di Consiglio

Ester Di Consiglio bittet in einem italienischen Brief am 26. Mai 1944 um die Freilassung ihres Vaters aus dem Gefängnis Regina Coeli. Der 77-Jährige gläubige Jude ist krank und muss dringend in eine Klinik. Stattdessen wird er am 26. Juni 1944 in den Konvoi 13 gepfercht, der am 30. Juni 1944 in Auschwitz eintrifft. Noch am selben Tag wird Tranquillo Di Consiglio ermordet. Ob der Heilige Stuhl interveniert und sich für seine Freilassung einsetzt, steht noch nicht fest. Da aber der Sekretär der Päpstlichen Universität Gregoriana, der Jesuit Ferdinand Becker, in den Fall involviert ist, können wir annehmen, dass zumindest er erfahren hat, ob der Vatikan sich für den alten Mann eingesetzt hat.
 

Benzion Lustman

Neben diesem ausführlichen Schreiben an den Papst vom 25. Mai 1942 verfasst der 1870 in Polen geborene Rabbiner Benzion Lustman noch viele weitere Briefe, die sich in verschiedenen vatikanischen Beständen finden. Sein Sohn befindet sich seit zwanzig Monaten in einem Internierungslager in Campagna, doch der alte, kranke Rabbiner ist auf seine Hilfe angewiesen. Er bittet um Hilfe bei der Freilassung seines Sohnes, damit dieser zumindest zeitweilig zu seinem Vater zurückkehren kann. Der Heilige Stuhl versucht zu helfen und es scheint sich auch etwas getan zu haben. Auf jeden Fall bedankt sich Lustman am 3. März 1946 bei Pius XII. für seinen Einsatz zugunsten der verfolgten Juden während des Zweiten Weltkriegs. Wie und wo Rabbi Lustman und sein Sohn die Kriegsjahre überstanden haben, ist bislang nicht klar. Sicher ist, dass am 16. März 1948 ein Schiff den Hafen von Genua verlässt und New York am 29. März 1948 erreicht – mit Rabbi Lustman an Bord.
 

Margareta Macri

Margareta Macri, eine Katholikin aus Rumänien, wendet sich am 29. September 1942 an den Apostolischen Nuntius in Bukarest, Andrea Cassulo. Seit 35 Jahren arbeitet sie als Gouvernante in einer jüdischen Familie, hat zu ihr eine enge Bindung aufgebaut und viele Familienmitglieder zur Taufe motiviert. Aufgrund der antisemitischen Gesetze muss sie die Familie verlassen. Die hochbetagte und kranke Frau befürchtet, in ihrem hohen Alter keine neue Anstellung zu erhalten. Nuntius Cassulo schreibt in ihrer Angelegenheit an das rumänische Außenministerium und hat Erfolg: Am 13. November 1942 trifft in der rumänischen Nuntiatur eine Verbalnote des rumänischen Außenministeriums ein und Margareta Macri darf ihre Stelle in der jüdischen Familie behalten. Um welche Familie es sich handelt, ist noch zu klären.

Giuseppe und Natale Privitera

Die Brüder Natale und Giuseppe Privitera aus Genua erhalten kein Visum für Brasilien. Sie betonen, dass sie aus freiem Willen am 10. Juni 1939 die Heilige Taufe empfangen haben. Ihr italienisches Bittschreiben vom 24. Mai 1940 an den Papst wurde diesem weder vorgelegt, noch erhielten die Brüder eine direkte Antwort. Kardinalstaatssekretär Luigi Maglione teilte dem Erzbischof von Genua, Pietro Boetto, bereits am 5. Juni 1940 mit, dass man die Brüder leider nicht unterstützen könne. Die brasilianische Botschaft beim Heiligen Stuhl erteile jenen Israeliten, die „dopo l’anno 1937“, also nach dem Jahr 1937, getauft worden seien, kein Visum. Giuseppe Privitera ist während des Zweiten Weltkrieges in Buchenwald interniert, überlebt aber. Auch seine jüdische Mutter überlebt. Ob Natale Privitera es ebenfalls schafft, ist ungewiss.

Wilhelm Feith

Der Rechtsanwalt und Ingenieur Dr. Wilhelm Feith erhält Ende 1940 eines der sogenannten Brasilien-Visa des Heiligen Stuhls. Die brasilianische Regierung hatte im Sommer 1939 3.000 solcher Visa für getaufte Juden zugesagt, diese jedoch an die Bedingung geknüpft, dass die Taufe vor dem 1. Januar 1938 erfolgt sein müsse. In seinem italienischen Brief schreibt Wilhelm Feith, dass er bereits im Besitz eines Visums für Chile gewesen sei, er aber seine Frau nicht zurücklassen wollte. Während er auf ein Visum für sein Frau wartet, die nicht aus Böhmen auswandern kann, setzt die chilenische Regierung alle Visa außer Kraft. Feith korrespondiert unter anderem deshalb mehrfach mit dem Staatssekretariat und reist schließlich mithilfe des Raphaelsvereins von Italien durch Frankreich und Spanien nach Lissabon, wo er am 28. Januar 1941 ein Schiff nach Rio de Janeiro besteigt – ohne seine Frau.
 

Meta Sommerfeld

Am 20. Oktober 1940 wendet sich der Berliner Bischof Konrad von Preysing in einem französischen Schreiben an Kardinalstaatssekretär Luigi Maglione und betont, bereits am 13. September „in dieser Sache“ geschrieben zu haben. Preysing bittet für Meta Sommerfeld, eine getaufte Jüdin, um die Reisekosten für die Überfahrt nach Argentinien. Am 7. November 1941 wird sich Preysing beim Reichssicherheitshauptamt, Adolf Eichmann persönlich, für Meta Sommerfeld einsetzen. Der Einsatz von Preysing hat keinen Erfolg: Meta Sommerfelds Ausreise gelingt nicht, sie wird 1943 nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht.

Emilie Karp

Emilie Karp wendet sich am 26. März 1940 an „Seine Heiligkeit Papst Pius XII.“. Ihr Mann ist Jude; sie erzählt von Ihrer Flucht aus Wien nach Italien. Beide warten auf die Möglichkeit zur Ausreise in die USA. Nun hat sie kein Geld mehr für die Vermieterin. Der Heilige Stuhl hilft ihr: Die Karps erhalten Visa für die Einreise in die USA und reisen am 15. April 1941 von Lissabon aus an Bord der S.S. Nyssa nach New York aus.

Heinrich Reiter

Der Österreicher Heinrich Reiter wendet sich mehrfach an den Vatikan. Als katholischer Nichtarier wurde der Witwer mit seinen Kindern aus Österreich ausgewiesen und findet im Sommer 1939 Zuflucht in Italien. Nachdem seine eigenen Reserven aufgebraucht sind, bittet er in einem Brief am 1. November 1939 um eine Arbeitsmöglichkeit oder Unterstützung. Giovanni Battista Montini, ranghoher Mitarbeiter im Staatssekretariat und der spätere Papst Paul VI., lässt ihm 200 Lire zukommen. Reiter kann sich schließlich nach Rom durchschlagen. Am 6. März 1940 bittet er den Papst persönlich um eine Möglichkeit der Ausreise. Auf das Schreiben Reiters notiert Pius XII. handschriftlich: „A Mons. Dell’Acqua“ – „An Monsignore Dell’Acqua“. Heinrich Reiter und seinem Sohn Johann gelang mithilfe des Heiligen Stuhls am 28. September 1940 die Ausreise nach Rio de Janeiro.

Anna Krinsky

Wenige Tag nach der Wahl Eugenio Pacellis zum Papst erreichte den Vatikan ein französischer Brief an „Seine Heiligkeit Pius XII.“. Absenderin war die junge Jüdin Anna Krinsky, die das Schreiben am 18. März 1939 verfasst hatte. Darin bat sie um Hilfe für ihre „armen Glaubensbrüder, die in anderen Ländern so ungerecht behandelt werden, verfolgt und schmählich aus ihren Wohnungen verjagt“. Außerdem bat die 1902 in Russland geborene und schon vor Kriegsbeginn nach Frankreich emigrierte Frau um Beistand für Israel, das niemals „einen nobleren und mächtigeren Verteidiger haben“ werde als Pius XII. Ihrem Brief legte Anna Krinsky ein sechsstrophiges Gedicht bei. Darauf ist handschriftlich mit Bleistift vermerkt: „N. d. f. Archivio 28 – III – 39“ – Niente da fare, nichts ist zu unternehmen, was zur Ablage des Schreibens führte. Anna Krinsky entkam der Schoah nicht: Sie wurde am 27. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert.
 

Karl Nathan

Karl Nathan schreibt am 16. April an die „Ehrwürdige Heiligkeit“, den Papst. Der ehemalige Mitarbeiter des Berliner Verlags Ullstein bittet um finanzielle Unterstützung. Dabei bezeichnet Nathan sich selbst als „aus der jüdischen Religionsgemeinschaft ausgeschieden“. Nathan wird sich am 15. Juli 1940 erneut an den Vatikan wenden, dann allerdings in italienischer Sprache. Sein Bittgesuch wird unterstützt vom Raphaelsverein.

Betty Lange

In völliger Verzweiflung bittet die Jüdin Betty Lange am 6. April 1942 das Staatssekretariat darum, einen Weg zu finden, dass ihre Schwester aus Amerika ihr weiter Geld überweisen kann, oder sie direkt zu unterstützen. Der Sachbearbeiter (Minutant) im Staatssekretariat, Bruno Wüstenberg, bestätigt am 25. April 1942 den Eingang des Briefes, gewährt aber keine Hilfe.

Mario Funaro

Mario Funaro bittet am 2. August 1940 Kardinal Luigi Maglione um Hilfe. Der jüdische Musiker kann aufgrund der Rassegesetze in Italien seinen Beruf nicht mehr ausüben. In seinem auf italienisch verfassten Brief schreibt Funaro, er wisse nicht, an wen er sich sonst wenden solle. Der Heilige Stuhl bewilligt eine Unterstützung von 500 Lire, die über den Erzbischof von Mailand, Ildefons Schuster, ausbezahlt wird.

Regina Toch

Regina Toch und ihr Mann Julius, beide jüdisch, sind aus Wien nach Rom geflohen. Herr Toch hatte einen Schlaganfall und befindet sich im Krankenhaus, wie seine Frau Papst Pius XII. am 27. Februar 1940 berichtet. Das Paar ist mittellos und erhält vom Jüdischen Hilfskomitee zwei Lire pro Tag. Mit Carl Heinemann von der deutschen Gemeinde in Rom Santa Maria dell’Anima stehen sie wegen eines möglichen Übertritts zum katholischen Glauben in Kontakt.

Otto Lucas

Der in London lebende Otto Lucas schreibt am 12. Juli 1943 an Papst Pius XII. Er versucht etwas über den Verbleib seiner jüdischen Eltern zu erfahren, die zuletzt in Amsterdam gelebt haben. Ob der Heilige Stuhl seine Vertreter in Deutschland und Holland beauftragen könne, entsprechende Nachforschungen anzustellen und für ihre Ausreise zu sorgen? Entsprechende Schreiben werden vom Staatssekretariat verschickt. In der entsprechenden Aktennotiz heißt es: „ma senza speranza“ – „aber ohne Hoffnung“.

Margarethe Deutsch

Die Wienerin Margarethe Deutsch hat sich vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Italien gerettet. Dort droht ihr als Jüdin durch die italienischen Behörden die Ausweisung zurück ins Deutsche Reich. Sie schreibt deshalb am 2. Januar 1940 einen ersten italienischen Brief an den Staatssekretär im Vatikan, Luigi Maglione, um Hilfe bei der Flucht nach England zu erhalten. Wie üblich, wendet sich dessen Mitarbeiter Dell’Acqua an den Erzbischof von Mailand, der – da Margarethe Deutsch eine Mailänder Adresse angegeben hat – aus Perspektive des Staatssekretariats für sie zuständig ist. Dieser winkt jedoch ab. Am 26. Januar 1940 wendet sich Margarethe Deutsch erneut an den Staatssekretär und bittet den Heiligen Stuhl wieder um Unterstützung, die ihr jedoch nicht gewährt wird.

Anton Utz

Anton Utz schreibt am 5. April 1940 an die Kanzlei der päpstlichen Nuntiatur in Bern und bittet um Hilfe für die Ausreise seines Freundes Rudolf Schlesinger aus der Schweiz nach Brasilien. Dieser musste aufgrund seines jüdischen Glaubens von Wien in die Schweiz fliehen und dabei seine katholische Frau sowie seinen 11-jährigen Sohn zurücklassen.
 

Fanny Bluschanoff

Fanny Bluschanoff hatte am 26. Februar 1941 eine Audienz bei Papst Pius XII. persönlich und bat ihn dort, ihm ihre Lage darlegen zu dürfen. In einem Bittschreiben vom 1. März schildert die russische Jüdin wie sie von ihrem Mann in ihrer Heimat Danzig verlassen wurde und nun seit einem Jahr in Rom lebt. Da die herzkranke Fanny Bluschanoff kein englisches Visum erhält, um zu ihrem Sohn zu ziehen, der von Danzig nach England auswandern musste, bittet sie Papst Pius XII. um finanzielle Unterstützung. 

Joseph Szafran

Joseph Szafran schreibt am 11. Januar 1943 aus Istanbul an Papst Pius XII. In dem auf Französisch verfassten Schreiben erklärt er, dass sein Bruder sich bereits vor drei Jahren an den Heiligen Stuhl wandte, um die Ausreise ihrer Mutter sowie zweier Geschwister aus Polen nach Palästina zu ermöglichen – aufgrund fehlender Unterlagen allerdings vergebens. Nachdem Joseph Szafran von den britischen Behörden eine Einwanderungserlaubnis nach Palästina erhalten hat, bittet er den Papst erneut um Hilfe bei der Ausreise seiner Verwandten.
 

Hildegard Jacobi

Hildegard Jacobi schreibt am 9. April 1940 aus Rom an Papst Pius XII. Die jüdischstämmige Katholikin bittet den Papst um finanzielle Unterstützung für ihren Sohn, ihren 70-jährigen Vater und sich selbst. Auf dem Schreiben befindet sich eine maschinenschriftliche Notiz, die darauf hinweist, dass das Schreiben zur Weiterleitung an Monsignore Angelo Dell'Acqua im Staatssekretariat bestimmt war.

Siegbert Steinfeld

Siegbert Steinfeld schreibt am 17. Januar 1944 an Papst Pius XII. Der jüdischstämmige Sänger wird von den Nationalsozialisten gesucht und muss sich wochenlang in einer Grotte in Italien verstecken. In seinem fünfseitigen Schreiben bittet er um Asyl, um seinen Verfolgern nicht in die Hände zu fallen.

Elisabeth Einstein

Elisabeth Einstein schreibt am 27. Mai 1940 an das Päpstliche Staatssekretariat. Ihr Mann und auch ihre drei Kinder sind Juden, sie selbst hat sich 1936 in Stuttgart taufen lassen. Sie bittet um finanzielle Hilfe für die Ausreise in die USA.

Hilde Schmahl

Hilde Schmahl schreibt am 11. November 1940 an Papst Pius XII. Sie und ihr Mann sind beide jüdisch. Gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter entschlossen sie sich im Oktober 1939 dazu, nach Triest auszuwandern und dort auf die Ausreisegenehmigung in die USA zu warten. Sie bittet um Hilfe bei der Ausstellung eines US-amerikanischen Visums sowie Unterstützung bei der Ausreise.

Martin Wachskerz

Martin Wachskerz schreibt am 20. Dezember 1942 an Papst Pius XII. Als Student der jüdischen Theologie will er Rabbiner werden und bittet um Hilfe für seine Eltern, seinen Bruder und sich.