Bittschreiben von Hildegard Jacobi

                         a Mons. DELL'ACQUA

Roma, 9. April 1940

Hildegard Jacobi
Via Ugo Bassi 8
Monteverde
presso Stocco

Eure Heiligkeit!

              Unterzeichnete gestattet sich an Eure Heiligkeit die herzliche Bitte um Gewährung einer Unterstützung zu bitten.

Ich bin vor fast zwei Jahren mit meinen Eltern nach Rom gekommen, da wir als Nichtarier gezwungen waren Deutschland zu verlassen. Ich selbst bin im August 1938 zum katholischen Glauben übergetreten.

Von Beruf Schneiderin, muss ich für meinen 9 Monate alten Jungen sowie für meine Eltern den Lebensunterhalt allein bestreiten. Mein Sohn ist ebenfalls Katholik. Mit dem Vater meines Kindes – ein deutscher Ingenieur und Katholik – war ich 4 ½ Jahre verlobt. Mein früherer Verlobter hatte mir, da eine Heirat in Deutschland unmöglich war, hier die Ehe versprochen, ist aber in Rom an uns zum Verbrecher geworden, da er uns um unsere letzten Wertsachen gebracht und uns dann im fremden Land, der Sprache nicht mächtig unserem Schicksal überlassen hat.

Es ist mir unmöglich geworden alles allein zu bestreiten. Mein in wenigen Jahren 70 Jahre alter Vater ist kaum arbeitsfähig, er hat schwere Operationen hinter sich, auch kann und darf er hier als Ausländer und [4r] Nichtarier keinen Beruf ausüben.

Wir sind mit je 10 RM. wie mir erlaubt nach Italien gekommen, und wissen oftmals nicht, woher wir die Mittel zum Weiterkommen nehmen sollen.

Ich wiederhole deshalb meine eingangserwähnte herzliche Bitte um Hilfe.

In tiefster Ehrfurcht
Hildegard Jacobi

Archivio Apostolico Vaticano, Segreteria di Stato, Commissione Soccorsi 292, fasc. 14, fol. 3r-4r