Bittschreiben von Regina Toch

Rom 27./II.1940

An

Seiner Heiligkeit!

Endesgefertigte bittet mit Kniefall den heiligen Vater um Vergebung, dass ich mir erlaube, die Hilfe des heiligen Vaters anzuflehen. Jedoch in meiner grossen Not und unglücklichen Situation in der ich mich befinde, bin ich Rat, Macht und Hilflos. Wir sind Wiener Emigranten, noch Juden. Wir mussten das Los vieler tausender Juden teilen und unsere Heimat Wien auf Immer verlassen. Befinden uns seid Juni 1939 in Italien. Durch die vielen Aufregungen und Entbehrungen [3v] haben meinen armen Mann die Nerven verlassen, sodass derselbe am I. August 1939 hier in Rom, auf offener Strasse einen Schlaganfall erlitt und seid dieser Zeit an einer Linksseitigen Lehmung sich im Hospital Skt. Giacomo in Pflege befindet. Um mich selbst erhalten zu können, sowie meinem armen Mann eine kleine Zubesserung leisten zu können, bin ich gezwungen, die Mithilfe der Menschen, durch Almosen in Anspruch zu nehmen, da ich von Seite des Jüdischen Hilfskomitees 2 Lire pro Tag erhalte. Gestützt auf dieser tief traurigen Tatsache, flehe ich den heiligen Vater an, mir finanziell in meiner grossen Not zu helfen. Ich erlaube mir zu bemerken, dass sen. [4r] Hochwürden Monsignore Dr. Heineman, vom Collegio S. Maria dell’Anima, via della Pace 20, mit welchem wir in Verbindung sind wegen unseres Übertrittes zur röm. katholischen Kirche, über unsere Lage genau informiert ist und auch gerne Auskunft erteilen wird. Indem ich hoffe, dass mein ganz ergebenes Bittschreiben von Seite des heiligen Vaters Wohlwollend und gnädig aufgenommen wird zeichne ich ganz ergebens mit Kniefall u. Handkuss

Regina Toch

Rom via dell Leone N. 13

Archivio Apostolico Vaticano, Segreteria di Stato, Commissione Soccorsi 294, fasc. 71, fol. 3r-4r