Reparieren und Upcyclen – Mehr zum Themenfeld Nachhaltigkeit
Eine der großen gegenwärtigen Herausforderungen ist der Umgang des Menschen mit seiner Umwelt. Die Welt befindet sich im Anthropozän, einem Zeitalter, in dem der Mensch in bislang nicht gekannter Weise Einfluss auf die Umwelt nimmt. Häufig hat dieser Einfluss negative Konsequenzen. Ein wichtiger Lösungsansatz, um diese zu bewältigen, ist ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen. Die meisten vormodernen Gesellschaften beruhten auf einer Kreislaufwirtschaft, auch wenn diese Wirtschaftsweisen häufig fragil waren, überstrapaziert wurden und kollabierten. Die historisch ausgerichteten „Kleinen Fächer“ beschäftigen sich mit dem gesellschaftlichen und ökonomischen Überleben solcher Gesellschaften und bieten historische Laboratorien zum besseren Verständnis gegenwärtiger Herausforderungen des nachhaltigen Wirtschaftens.
Der Grundsatz, dass nicht mehr verbraucht werden darf, als künftig wieder bereitgestellt werden kann, also nachwachsen bzw. sich regenerieren kann, ist uralt. Schriftlich formuliert wurde das Prinzip zum ersten Mal im 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Aufforstung von Wäldern in Europa. Mit dem entstehenden Bewusstsein für die Umwelt und der rasant wachsenden Weltbevölkerung wurde es in den 1980er Jahren ein wichtiges Thema und ist bis heute aktuell. In der Ausstellung wird Nachhaltigkeit aus zwei Blickwinkeln gesehen: Die Nachhaltigkeit aus Mangel, also die erzwungene Wiederverwendung von Dingen, und die Nachhaltigkeit als bewusste Gestaltung von Zukunft durch Ressourcenschonung bzw. Ressourcenaufbau.
Die Nachhaltigkeit aus Verknappung an neuem Rohmaterial zeigt sich bei beschädigten Dingen, die man flicken, reparieren, umarbeiten oder anderweitig wiederverwenden kann. Eine andere Möglichkeit ist die komplette Neuverwertung, wie durch Einschmelzung von Metall bei ausgedienten Gegenständen. Aber ebenso mag der materielle oder ideelle Wert eine Rolle spielen, der verbietet, einen Gegenstand wegzuwerfen. Heute hat sich in Hinblick auf Nachhaltigkeit teilweise daraus eine Mode entwickelt: Upcycling. Wiederum anders ist die neue Nutzbarmachung eines intakten Gegenstands: Dokumente bekommen ein zweites Leben, wenn man sie kopiert. Früher per Hand, später fotografiert, fotokopiert und auf Mikrofiche gesichert, werden sie heute digitalisiert und können so im Internet weltweit eingesehen werden und sind langfristig gesichert.
Beitrag aus dem Katalog zur Ausstellung "Kleine Fächer - Große Potenziale"