Der Begriff „Upcycling“ ist neu – die Idee, die sich dahinter verbirgt, gibt es jedoch schon seit Langem. Die Kulturanthropologie/ Europäische Anthropologie zeigt in der Ausstellung „Kleine Fächer – Große Potenziale“, wie alten Gegenständen mit wenigen Handgriffen neues Leben eingehaucht wird.
Reparieren, Flicken, Stopfen, Ansetzen, Weiternutzen, Umändern, Umnutzen, aus Altem Neues machen… Alles, was man heute in einem Upcycling-Workshop basteln oder in einem Repair-Cafe voneinander lernen kann, sind Fertigkeiten, die Menschen und Dinge schon lange verbinden. Der Mangel an Materialien und gebrauchsfertigen Dingen sorgte lange Zeit für ein ständiges Recycling des Vorhandenen. Unsere Museen und ihre erstaunlichen Depots sind ein Speicher für den Umgang der Menschen mit ihren knappen Ressourcen. Aber meistens führte die Umnutzung zu einer absteigenden Wertigkeit, wo am Ende zum Beispiel aus einem Hemd erst ein Kinderkleid und dann noch Putzlappen und Lumpen für die Papierherstellung und damit wieder Rohstoff für die nächste Materialgewinnung wurden. Solange wie möglich wurde der erste Zweck eines Gegenstands erhalten: Die Kanne bekommt eine neue Tülle, wenn die alte abgebrochen ist, das Loch in den Strümpfen wird gestopft, der Topf geflickt. Und wenn der erste Zweck erschöpft ist, wird ein neuer Zweck mit ein paar Stichen, Schnitten, Biegungen und Nägeln hergestellt: aus einer Dose für Säuglingsnahrung und einem Blechfragment von einem Spritzmittelkanister wird in materialarmen Gegenden so eine neue Kanne. Von Upcycling spricht man noch nicht lange und meint, dass Gebrauchtes zu hochwertigeren Dingen verarbeitet wird. Ganz neu ist auch das nicht, auch früher wurden abgelegte Dinge veredelt, wenn zum Beispiel aus fürstlichen Kleidungsstücken liturgische Textilien wurden. Heute upcycelt man aus alten Planen schicke Taschen: Aus dem Werbebanner einer abgelaufenen Ausstellung wird so ein geräumiger Shopper.