Newsletter-Cover Oktober 2023
Newsletter im PDF-Format
© Lu An, Uni Münster

Gruß an die Studierenden

Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen!

Ein wildes Jahr liegt hinter uns: Den Betrieb begleiteten Bauarbeiten in Büros, Bibliothek und Übungsräumen; die Elektrik, die Beleuchtung, die Böden wurden erneuert, ein Wasserschaden behoben, über mehrere Monate war kein Buch mehr zugänglich, teils das ganze Institut geschlossen – einiges haben wir über uns ergehen lassen müssen und es auf sinologisch-geübtem Sitzfleisch hingenommen, immer auf den guten Ausgang hoffend. Und nun, pünktlich zum Beginn des neuen Semesters, erstrahlt unser Haus in neuem Glanz! Kommen Sie und schauen Sie, wie schön es geworden ist! Und bei der Gelegenheit, kommen Sie in die Veranstaltungen und hören Sie, diskutieren Sie, lernen Sie. Aber vor allem: Kommen Sie in die Bibliothek und lesen Sie! Längst ist Präsenz wieder möglich, bringen Sie mit uns rühriges Leben zurück in unsere vier Wände, denn Gedanken verfertigen sich bekanntlich allmählich erst beim Reden und nichts ist schöner als gemeinsamer wissenschaftlicher Diskurs. Umso mehr noch, als das Institut in diesen Monaten prominenten Besuch hat: Wir freuen uns über die Harvard-Professorin für Chinesische Literatur Tian Xiaofei, für die wir den renommierten Humboldt-Forschungspreis einwerben konnten und die noch bis zum Juli des nächsten Jahres bei uns sein wird. Scheuen Sie sich nicht, Kontakt aufzunehmen, zu ihr nicht, zu uns nicht, Bildung ist ein großes Privileg, saugen Sie so viel davon auf, wie Sie nur können. Ich wünsche Ihnen und uns allen ein lernintensives und ertragreiches Wintersemester 2023/2024.

Ihre Kerstin Storm (13.10.2023)

Unsere Bibliothek soll schöner werden…

Die Renovierung der Institutsbibliothek im Sommer 2023

Zum Beginn des Wintersemesters 2023/24 können sich Studierende und Institutsangehörige über eine renovierte Institutsbibliothek freuen. Nicht nur der Boden wurde gegen einen pflegeleichten und optisch freundlicheren Vinylboden in Holzoptik getauscht. Die ganze Bibliothek erhielt einen neuen Anstrich und – was sicher für die meisten mit am wichtigsten ist – mehr Steckdosen. So sind nun auch die beliebten Arbeitsplätze zwischen den Regalen (die sogenannten Nischen) mit Steckdosen ausgestattet. Auch die Beleuchtung wurde ausgetauscht, die bisherigen Röhren wurden durch energiesparende LED-Lampen ersetzt. Sensoren sollen die Beleuchtung darüber hinaus zukünftig je nach Helligkeit und Nutzung steuern. Wir sind gespannt!

Da Bilder mehr sagen als Worte, folgt eine kleine Zusammenfassung der Renovierungsarbeiten*. Mit den Nachher-Bildern warten wir noch ein bisschen, bis auch die allerletzten Arbeiten abgeschlossen sind 😉 Machen Sie sich gern ein eigenes Bild von der "neuen" Institutsbibliothek und fühlen Sie sich herzlich willkommen!

*Die Fotos sind im gedruckten Newsletter und in der PDF-Version zu finden.

Anne Sapich

Neues aus China? - Wissensquellen, Wissensaneignung und Wissenstransfer von Missionaren in China im 19./20. Jahrhundert

Die Doktorandin Lisa Kerl berichtet von ihrem Dissertations-Thema, welches sie im Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Universität Münster 2023 beginnen durfte.

Seit April 2023 freue ich mich, an meiner Dissertation unter der Betreuung von Prof. Dr. Storm im Rahmen des Exzellenzclusters "Religion und Politik" arbeiten zu dürfen. In meinem Projekt befasse ich mich, wie der Titel bereits verrät, mit den christlichen Chinamissionen des 19. und 20. Jahrhunderts, oder genauer gesagt mit der Frage: Woher bezogen Missionare ihr Wissen über China und an wen bzw. durch welche Kanäle gaben sie es eigentlich weiter. Dabei ist dieses Thema, wie ich finde, auch heute noch wirklich relevant, da unsere eigene sinologische Fachkultur stark von den "Sinologenmissionaren" wie Richard Wilhelm oder James Legge geprägt worden ist!

Seit den frühesten christlichen Missionsversuchen in China entstand ein umfangreiches Korpus europäischer Publikationen über das Reich der Mitte aus der Hand von Missionaren verschiedener Konfessionen, die über ihr Missionsfeld ausgiebig berichteten: Reiseberichte, Übersetzungen klassischer chinesischer Literatur, Wörterbücher, botanische Abhandlungen, Historiographien und vieles mehr fanden auf den verschiedensten Wegen Eingang in "den Westen" und formten für Jahrhunderte das europäische Chinabild. Der sog. alten Mission, also den großen römisch-katholischen Orden der Jesuiten, Franziskaner, Dominikaner und Augustiner, wurde in der Missionsforschung wie auch in der Sinologie viel Aufmerksamkeit gewidmet, während die im Zentrum meiner Doktorarbeit stehenden Missionsgesellschaften des "langen 19. Jahrhunderts" dagegen weitaus weniger systematisch aufgearbeitet worden sind. Mein Dissertationsprojekt unter der Betreuung von Prof. Dr. Storm bezieht sich daher auf die Chinamission im 19./20. Jahrhundert und widmet sich dabei dem Phänomen des Wissenstransfers unter der zentralen Fragestellung, zu welchem Zweck und in welchem Kontext christliche Chinamissionare sog. "Chinawissen" gewannen, welche Quellen ihnen dafür zur Verfügung standen und wie dieses Wissen an Einzelne, Gruppen oder Institutionen transnational transferiert wurde.

Am Beispiel zweier Missionsgesellschaften – der Schweizer pietistischen Evangelischen Missionsgesellschaft zu Basel und der römisch-katholischen Steyler Missionsgesellschaft des göttlichen Wortes – soll exemplarisch nachvollzogen werden, welchen Beitrag Missionsgesellschaften zum zeitgenössischen Chinawissen in Europa leisteten, wie dieses erarbeitet wurde bzw. auf welchen Grundlagen es überhaupt beruhte und in welcher Form es weitergegeben wurde. Durch den Vergleich beider Gesellschaften lassen sich außerdem wertvolle Einblicke in das wechselseitige Verhältnis von Wissenstransfer und konfessionellen Unterschieden gewinnen, die sich in Arbeitsweise, unterschiedlichen Rekrutierungsmethoden und vor allem dem divergierenden Bildungshintergrund des Missionspersonals zeigen. Als Referenzmaterial dienen mir dabei Archivdokumente, die ich dieses Jahr im Falle der Basler Mission in der Schweiz gesichtet und aufgearbeitet habe. Als nächstes ist dann die katholische Steyler Mission an der Reihe, wo auch schon ein weiterer Archivbesuch ansteht. Auch ein Besuch in dem ein oder anderen Archiv in China lässt sich nicht ausschließen.

Lisa Kerl

Ein Rückblick auf meine wissenschaftliche Karriere

Lu An schaut nach seiner abgeschlossenen Promotion im Sommer 2023 auf seine Zeit in Münster und am Institut zurück.

Bis zu meinem letzten Bachelorsemester dachte ich nicht, dass ich eines Tages im Ausland studieren würde, weil mich nur das alte China interessiert. Die staatliche Prüfung zum Masterstudium bestand ich dann jedoch nicht. Anstatt die langweiligen Lehrbücher weiter für ein Jahr auswendig zu lernen, entschied ich mich, mir lieber eine Fremdsprache anzueignen. So führte mich mein Weg nach Deutschland.

Im letzten Winter meines Masterstudiums in Münster sehnte ich mich dann jedoch plötzlich nach dem warmen Wetter und nach dem endlosen Meer, also schrieb ich an einen Professor in Singapur, zwei Male sogar, jedoch bekam ich eine recht kalte Antwort. Mir wurde klar, der Winter in Münster ist zwar kalt, die Menschen sind jedoch warm.

Während meiner Promotion gewöhnte ich mich allmählich an das Leben in Münster und genoss jede Sekunde im Institut für Sinologie und Ostasienkunde. Ich freute mich aber auch, bald in meine Heimat zurückkehren zu dürfen, denn dort muss ich mir keine Sorgen darum machen, dass die anderen Leute nicht verstehen können, was ich gesprochen und geschrieben habe. Im vorletzten Jahr reichte ich meinen CV an einigen Universitäten in China ein. Die Konkurrenz war scharf, noch schärfer war aber der Lockdown im Frühling in meiner Heimat. Daher entschied ich mich, auf die Bewerbungen zu verzichten. Zu dem Zeitpunkt wusste ich, ich will zurückkommen, aber noch nicht jetzt.

Die Hoffnung kam dann im anschließenden Sommer: Ich kann als Post-Doktorand weiter in Münster bleiben, wenn das bezügliche Projekt von der DFG genehmigt wird. Fast alle waren optimistisch und es war so wie wenn man auf die Geburtsfeier wartet, aber nur nicht wagt, davor Glückwünsche zu sagen. Schließlich kam dann leider keine gute Nachricht, die wie ein Geburtstag war, der ja immer wie erwartet kommt.

In diesem August habe ich die mündliche Prüfung meiner Promotion bestanden; das ist ein bisschen passend, denn gerade im August vor zehn Jahren kam ich in Münster an.

Abschließend kann man auf jeden Fall sagen: Für meine wissenschaftliche Karriere ist Münster so etwas wie die Arche Noah.

Lu An 陸岸

Meine ersten Tage in Taiwan

Die BA-Studentin Ann-Kathrin Böhm berichtet von ihrem Auslandaufenthalt in Taiwan.

In Taiwan anzukommen war für mich in vielerlei Hinsicht wie gegen eine Wand zu laufen. Nach monatelangem Stress und Vorbereitungen, ganz zu schweigen von dem 14-stündigen Flug von Frankfurt nach Taipeh, bin ich endlich in Taiwan. Direkt aus dem Flugzeug, durch die Immigration raus aus dem Flughafen; kaum draußen schlug mir die stickige 33 Grad heiße Luft ins Gesicht. Doch trotz der 6 Stunden Zeitverschiebung und den mageren 20 Minuten Schlaf, die ich bekommen hatte, stapfte ich voller Tatendrang zur Metrostation, wo ich zunächst direkt in den falschen Zug einstieg und nun mit der Bimmelbahn statt mit dem Schnellzug in Taipeh ankam.

Von dort aus ging mein erstes chinesisches Gespräch mit meinem Taxifahrer erwartungsgemäß völlig in die Hose. Die Tatsache, dass ich die Adresse des Studentenwohnheims der National Taiwan Normal University nur auf Englisch herausgesucht hatte, sorgte auf beiden Seiten für Verwirrung und Google Maps erwies sich als völlig nutzlos, so dass ich den armen Mann gleich dreimal in die falsche Richtung lotste. Ich wünschte, ich hätte die Lektion über Wegbeschreibungen wiederholt. Im Wohnheim angekommen, traf ich eine meiner drei Mitbewohnerinnen, eine Japanerin. Glücklicherweise wurden wir beide von anderen Austauschschülern adoptiert, die uns halfen, die wichtigsten Dinge wie Toilettenpapier, Matratze und Decke zu kaufen. Da außer mir alle aus Japan kamen und nur wenig Englisch sprachen, waren wir gezwungen, uns auf Chinesisch zu unterhalten, und am Ende des Tages, als wir zusammen in einem kleinen Restaurant in der Nähe des Nachtmarktes von Gongguan saßen, hatte ich schon einen ganzen Tag nur Chinesisch gesprochen, was ein befriedigendes Gefühl war.

Jetzt, nachdem der erste Monat meines Austauschsemesters vorbei ist, fühle ich mich viel weniger überfordert, vor allem in Situationen, in denen ich nur auf mein Chinesisch angewiesen bin. Natürlich gibt es immer noch einige Dinge, an die ich mich nach einem Monat noch nicht gewöhnt habe, wie zum Beispiel die Abwesenheit einer Küche, aber ich freue mich auf den Rest meiner Zeit in Taiwan und bin zuversichtlich, dass sich nicht nur mein Chinesisch und mein kulturelles Verständnis verbessern werden, sondern auch die Freundschaften, die ich in Taiwan geschlossen habe und noch schließen werde, und die Erinnerungen, die ich noch machen werde, eine unvergessliche Erfahrung sein werden.

Ann-Kathrin Böhm

5. Oktober 2023. Endlich in China angekommen!

Die Studierenden Caroline Sun und Leander Rottmann berichten von ihren ersten Erlebnissen in Hangzhou, China.

Es ist Herbst in Hangzhou. Unsere Lehrerin meinte zu uns, es sei die schönste Jahreszeit hier. Pünktlich zum Zhongqiujie vor drei Tagen sind die Guihua-Bäume aufgeblüht, und ihre gelben und orangefarbenen Blüten verströmen einen süßlich betörenden Duft. Als ich sie letzte Woche zum ersten Mal roch, stiegen direkt Erinnerungen in mir hoch. Da meine bisherigen Chinabesuche fast alle in den Herbstferien lagen, ist es einer der Gerüche, die ich mit China verbinde.

Vor zwei Wochen haben unsere Sprachkurse begonnen und ich bin bisher sehr zufrieden. Wir haben vier verschiedene Kurse: Lesen, Schreiben, Grammatik, Sprechen, täglich jeweils drei Stunden. Auf Fragen der Studierenden wird gut eingegangen, ich finde das Unterrichtstempo flott, aber angemessen. Beim Einstufungstest lag ich zwischen zwei Levels. Ich habe mich für das höhere entschieden und bin jetzt sehr froh über diese Entscheidung, denn ich fühle mich nun angemessen gefordert.

Angenehm ist, dass wir gerade anlässlich der Nationalfeiertage schon Ferien haben, überall hängen die Nationalflaggen an den Laternen. Kurz durchatmen nach der Ankunft und das Leben außerhalb der Uni kennenlernen!

Es ist gerade sehr viel los in der Stadt, denn es finden auch noch die Asienspiele in Hangzhou und der Umgebung statt. Wir befinden uns also gerade in der Vorzeigestadt Chinas, in der es sich von seiner besten Seite zeigen will. Es sind sehr viele Ordnungskräfte unterwegs, die den Trubel und den Verkehr ordnen.

Ich nehme den Umgang der Leute in der Öffentlichkeit als offener und auch hemmungsloser wahr, als ich es von Deutschland kenne. Eine gute Möglichkeit, sein Chinesisch zu verbessern, ist es, Leute ohne Scheu zu fragen, wenn man ein Problem hat, zum Beispiel den Weg sucht.

Mit Apps kommt man hier in allerlei Hinsicht sehr weit, man kann aber auch den analogen Weg nehmen, wie ich es von meiner chinesischen Großmutter abgeschaut habe.

Wenn ich Essen gehe oder kaufe werde ich oft gefragt, woher ich komme. All diese Gelegenheiten zum Smalltalk kann man nutzen, um seine Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Insgesamt habe ich mich schneller in den Alltag eingelebt als erwartet. Wenn man vor Ort an der Uni ist, regeln sich die Dinge schneller als gedacht und man erhält von vielen Seiten Unterstützung.

Caroline Sun

Ich habe in China in kürzester Zeit sehr viele Eindrücke gesammelt. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sauber und pünktlich, das Essen ist ausgesprochen gut, man kann alles mit dem Handy machen und es ist sehr günstig. Das Leben in Hangzhou gefällt mir ausgezeichnet. In der Stadt ist es sauber, unvorstellbar grün und dafür, dass die Stadt so riesig ist, fühlt man sich überhaupt nicht eingeengt.

Die interessanteste Erfahrung war für mich bisher, wie man als Ausländer gesehen wird. Ich habe nicht damit gerechnet, dass man als Ausländer hier für viele Leute eine solche Sensation ist. In Hangzhou begegnen einem viele Menschen mit Neugierde und Interesse. Generell freuen sich die Leute, Ausländer zu sehen, und freuen sich noch mehr, wenn man mit ihnen Chinesisch spricht. Man wird oft angeguckt, Leute wollen Fotos mit einem machen und beim Essen gehen bekommt man gelegentlich ein Getränk geschenkt. Ich finde diese Begeisterung in der Regel ansteckend. Besonders in meinem täglichen Umfeld, also der Universität und beim Essen gehen, sind die Erlebnisse zumeist sehr positiv. Allerdings kann es auch manchmal passieren, dass Leute aufdringlich und unangenehm werden.

Wenn man in die weniger zentralen Gebiete der Stadt kommt, kann es passieren, dass man angestarrt statt angeguckt wird, regelmäßig fotografiert wird und die Leute einen direkter und forscher ansprechen.

Obwohl viele Chinesen sehr an Ausländern interessiert sind, scheinen viele Austauschstudierende Probleme damit zu haben, chinesische Kontakte zu knüpfen.

Das liegt wahrscheinlich daran, dass man im Alltag (im Sprachkurs und im Wohnheim) immer unter Austauschstudenten ist. Wenn man also chinesische Freunde finden und Chinesisch sprechen möchte, muss das aus eigener Initiative heraus passieren. Für mich ist das beispielweise über Volleyballspielen entstanden. Ich bin abends zu den Sportplätzen gegangen und habe dort einfach mitgespielt. Nachdem ich einmal diesen ersten Schritt gemacht habe, ist der Rest eigentlich von alleine passiert. Ich wurde warmherzig willkommen geheißen, in diverse WeChat-Gruppen eingeladen, werde nun mehrmals die Woche zum Volleyball mitgenommen und habe nun Freunde, mit denen ich regelmäßig Chinesisch sprechen kann.

Leander Rottmann

Praktikumsbericht: Radio Taiwan International

BA-Student Julian Thamm über sein Praktikum bei Radio Taiwan International.

Zwischen dem 01. Januar 2023 und dem 28. Februar 2023 habe ich ein Praktikum beim Auslandsrundfunk in Taiwan absolviert. Radio Taiwan International (RTI) ist ein öffentlich-rechtlicher Radiosender, der versucht, Taiwan der Welt näherzubringen. Der Sender befindet sich im Norden der Hauptstadt Taipeh. Während meines Praktikums habe ich einen Einblick in den Auslandsjournalismus bekommen, Taiwan neu kennengelernt und mein Chinesisch verbessert – und dabei unglaublich spannende Menschen kennengelernt.

Da ich zuvor ein Auslandssemester an der National Taiwan University (NTU) in Taipeh absolviert hatte, bot es sich an, auch ein Praktikum vor Ort zu machen. Schon vor meinem Soziologiestudium in Münster wusste ich, dass ich Journalist werden möchte. Also war es mir wichtig, ein journalistisches Praktikum in Taiwan zu finden. Noch im Sommer 2022 hatte ich mich über verschiedene Praktikumsmöglichkeiten informiert. Nach einer kurzen Recherche bin ich auf Klaus Bardenhagen, den "Taiwan-Reporter", aufmerksam geworden. Ich habe ihn kontaktiert. Als erfahrener Taiwan-Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Medien konnte er mir wichtige Hinweise und Tipps für mein Vorhaben geben. Er erzählte mir auch von RTI. Also bewarb ich mich. Für mein Praktikum bei RTI hatte ich mir zum Ziel gesetzt, so viel wie möglich über Taiwan zu erfahren. Ich wollte die Gesellschaft kennenlernen, sie verstehen.

中央廣播電臺Central Broadcasting System (CBS). So heißt der öffentlich-rechtliche Sender, der hinter RTI steht. RTI ist der Auslandsdienst von CBS und wird in vielen Teilen der Welt ausgestrahlt. Er wurde 1928 von den Nationalisten der Kuomintang als internationaler Radiosender unter dem Namen "Voice of Free China" gegründet und hat im Laufe der Jahre verschiedene Namen und Strukturen durchlaufen. Seit 1998 trägt der Sender den Namen "Radio Taiwan International". Der Zweck des Senders besteht darin, Informationen, Nachrichten und Kultur aus Taiwan im Ausland zu übertragen und somit den internationalen Dialog und das Verständnis zwischen Taiwan und der Welt zu fördern. Als Antwort auf die wachsende ausländische Bevölkerung aus Südostasien (insbesondere Indonesien) strahlt RTI zudem vermehrt auch im Inland aus.

Viele andere Länder unterhalten solche Auslandsrundfunkanstalten, wie zum Beispiel die Deutsche Welle (Deutschland), BBC World Service (Vereinigtes Königreich), Voice of America (USA) und Radio France Internationale (Frankreich). RTI steht in derselben Tradition und hat sich die "Stimme Taiwans" auf die Fahne geschrieben. Konkret bedeutet das: Taiwan der Welt näherbringen, ob in Wort oder Bild. Das ist insofern relevant, da meine Tätigkeiten als Praktikant nicht nur auf Radiomachen im traditionellen Sinne beschränkt waren. Dazu später mehr.

RTI sendet derzeit auf 18 verschiedenen Sprachen, darunter Mandarin, Englisch, Japanisch, Spanisch und Deutsch. Als öffentlich-rechtliche Anstalt wird der Sender von Steuergeldern finanziert. Das Programm umfasst Nachrichten, kulturelle Beiträge, Musik und Unterhaltung sowie Sendungen über die taiwanische Gesellschaft und Politik. Der Sender hat auch eine Online-Plattform (www.rti.org.tw), auf der seine Programme live gestreamt werden können und verschiedene Podcasts und andere digitale Inhalte, etwa Videobeiträge, verfügbar sind. Eine der Hauptaufgaben der verschiedenen Redaktionen ist es, ihr jeweiliges Programm vorzubereiten, zu produzieren und crossmedial zu verbreiten. Die deutsche Redaktion produziert jeden Tag ein 30-minütiges Programm und zählt damit eher zu den kleineren Redaktionen im Haus. Etwa die Hälfte der rund zehn Redakteurinnen und Redakteure in der deutschen Redaktion sind zweisprachig aufgewachsen und sprechen fließend Chinesisch. Alle haben ihre eigene Sendung bzw. Sendungen, welche im Programm platziert sind. Verantwortlich für die Inhalte ist Redaktionsleiterin Bihui Chiu, welche während des Praktikums auch meine Ansprechpartnerin war.

Die erste Aufgabe am Tag war es, einen Blick auf die Webseite zu werfen. Dadurch war man auf dem neusten Stand und konnte nebenbei etwaige Tippfehler anmerken. Danach hat die eigentliche Arbeit begonnen. Das heißt konkret: Unterstützung der täglichen Redaktionsarbeit. Dazu zählten etwa Recherche, Interviewvorbereitung oder die crossmediale Aufarbeitung der einzelnen Sendungen – etwa für Instagram oder Facebook. Zwischenzeitlich habe ich O-Töne eingesprochen. Hinzu kommt eine Besonderheit in der Fremdsprachenredaktion: Übersetzen. Beiträge, Nachrichten, Interviews – all das musste vom Chinesischen ins Deutsche übersetzt werden. Das war teilweise eine Herausforderung, bei Schwierigkeiten konnte ich mich allerdings immer an meine Kolleginnen und Kollegen wenden. Feierabend war dann, sobald das Programm vorproduziert wurde. Je nach technischer und thematischer Komplexität der Sendung hat das auch mal länger gedauert. Als Praktikant wurden von mir jedoch keine Überstunden verlangt.

Neben der redaktionellen Arbeit musste ich für Recherchen und Interviews aber auch selbst mit Mikrophon und Kamera losziehen. Wie das konkret aussah, war je nach Projekt unterschiedlich. Häufig musste ich für Interviews oder Fotos in die Stadt. Manchmal habe ich auch an Wochenenden gearbeitet, um über spezielle Veranstaltungen zu berichten. So war ich etwa an einem Wochenende für ein bekanntes Laternenfest in der Kleinstadt Pingxi, südöstlich von Taipeh, unterwegs. Die dortige Tradition zieht jährlich tausende Touristen an. Das bringt Geld in die Kleinstadt, verschmutzt aber gleichzeitig die umliegende Natur. An jenem Wochenende habe ich einen Mann begleitet, der Aufräumaktionen in Pingxi organisiert, um der Umweltverschmutzung entgegenzuwirken. Für solche "Geschichten", wie sie im Journalismus oft genannt werden, muss man natürlich vor Ort sein. Das war besonders spannend, wenn ich eigene Projekte umsetzen konnte. So habe ich mich etwa mit einigen Halbtaiwanerinnen getroffen und mit ihnen über Identität, Selbstfindung und Diskriminierung gesprochen, oder habe Straßeninterviews über die Militärreform vom letzten Jahr geführt.

An dieser Stelle muss ich allerdings ein paar Kritikpunkte äußern: Zunächst war das Praktikum unentgeltlich. Das ist schade, aber überrascht nicht. Auch in Deutschland sind die wenigsten journalistischen Praktika (angemessen) entlohnt. Ohne die finanzielle Unterstützung durch PROMOS wäre ich nicht in der Lage gewesen, das Praktikum anzutreten. Außerdem schien mir der Sender nicht immer nach den journalistischen Standards zu arbeiten, die ich aus Deutschland gewohnt war. Ich hatte das Glück, dass ich vor dem Praktikum bei RTI bereits einige journalistische Stationen hinter mir hatte. Das Handwerk musste ich nicht von Grund auf lernen. Dafür wäre RTI vermutlich auch nicht der richtige Ort. Sollte das der Anspruch sein, kann ich das Praktikum nur bedingt empfehlen.

Insgesamt lässt sich aber sagen: Ich hatte eine gute Zeit bei RTI. Das Praktikum war äußerst spannend und abwechslungsreich. Auch das Arbeitsklima war stets harmonisch und es herrschte ein freundlicher Umgang zwischen den Kolleginnen und Kollegen. RTI hat ganzjährig Praktikantinnen und Praktikanten im Haus, selbst die kleineren Redaktionen. Es lohnt sich allerdings, journalistische Vorkenntnisse mitzubringen.

Mit genug Eigeninitiative lassen sich dann auch eigene Projekte umsetzen und man bekommt viele Freiheiten. RTI hat mir einen völlig neuen Zugang zu Land und Leuten ermöglicht, wofür ich sehr dankbar bin. Ich wollte während meines Praktikums so viel wie möglich über Taiwan erfahren und die Gesellschaft kennenlernen und verstehen. Das ist, wie ich denke, mehr als gelungen.

Julian Thamm

Mit dem CSC-Stipendium an der Yunnan Universität

MA-Student Jan Kubandt erzählt von seinem Auslandsjahr in Kunming und stellt nützliche Apps vor.

Seit dem Sommersemester 2023 belege ich dank eines Stipendiums für ein Studienjahr Sprachkurse an der Yunnan Universität in Kunming. An dessen Anfang steht eine Bewerbung auf das Jahresstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) im Herbst 2021. Die damalige Covid-Situation mag auch in dem Fall als Grund dafür hergehalten haben, weshalb die Antwort erst im Januar des nächsten Jahres erfolgte. Sie enthielt eine Absage, jedoch mit Empfehlung für das Vollstipendium des China Scholarship Councils (CSC). Der CSC (国家留学基金管理委员会 guojia liuxue jijin guanli weiyuanhui) untersteht als Institution der chinesischen Regierung und schöpft also aus öffentlichen Mitteln. Anders als bei anderen Stipendiengebern bewirbt man sich dabei allerdings nicht beim Stipendiengeber selbst. Vielmehr unterhält der CSC Verbindungen zu Mittelsorganisationen, denen ein Kontingent an Stipendien zugesprochen wird.

Der DAAD fungiert als eine solche Mittelsorganisation.  Möchte man sich nicht erst auf ein DAAD-Stipendium bewerben, gibt es für Studierende in Nordrhein-Westfalen zusätzlich folgende Optionen: Bewerbung über andere institutionelle Kooperationen wie die China-NRW University Alliance (betreut durch die Universität zu Köln), Bewerbung über staatliche und überstaatliche Kooperationen (d. h. über die chinesischen Botschaften zu Berlin und Brüssel) oder durch direkte Empfehlung von ProfessorInnen an chinesischen Universitäten (der Königsweg) [1].

[1] Für mehr Informationen: campuschina.org/content/details3_74776.html. Über die Hauptseite sind auch provinziell geförderte Stipendien einzusehen.

Erhält man vom DAAD eine Empfehlung für das CSC-Kontingent, kommt das nicht dem Erlass eines erneuten Bewerbungsverfahrens gleich. Die Empfehlung muss angenommen, eine zweite Bewerbung vorbereitet werden. Wie auch beim DAAD wird einem im CSC-Verfahren die Angabe dreier Wunschuniversitäten freigestellt. Nach Annahme durch eine der Universitäten verläuft der Kontakt mit dem Stipendiengeber nicht mehr über die primäre Mittelsorganisation, sondern über die Gastuniversität. Direkten Kontakt mit dem CSC hatte ich nie und ich wüsste auch nicht, wie dieser herzustellen wäre. Eine Besonderheit, die die Beantragung von AuslandsBAföG erschwert, denn dort besteht man auf eine Bestätigung des Stipendiengebers. Die Universität unterschreibt solch eine Bestätigung ungern. Der Hauptgrund liegt schlicht darin, dass sie für das Stipendium nicht bürgen kann. Ein anderer Grund mag darin liegen, dass die Gastuniversität nun als Mittelsorganisation fungiert. Die Universität verfügt also indirekt über das Stipendium, wodurch ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis besteht. In einigen Fällen (universitätsübergreifend) soll das zumindest als verbales Druckmittel eingesetzt worden sein, wenn aufgrund von Lernleistung oder außerschulischen Vorhaben der Studienfokus in Frage gestellt wird.

Das Stipendium deckt Studiengebühren, Kosten einer Inlandsversicherung, Unterkunft (auf dem Campus: vollständig, außerhalb: festgelegter Mietzuschuss) und beinhaltet zudem einen monatlichen Lebenshaltungszuschuss. Die Höhe von Miet- und Lebenshaltungszuschuss variiert nach Status der geförderten Person. Der Lebenshaltungszuschuss beträgt für StipendiatInnen ohne Abschluss 2500 RMB, mit Bachelorabschluss 3000 RMB und als Doktorand 3500 RMB pro Monat. Der Mietzuschuss soll bei monatlich 700 bis 1000 RMB liegen, doch ich finde unterschiedliche Zahlen.

Ganzjährige Auslandsaufenthalte über den CSC beginnen regulär im Wintersemester. Mir hat die Gastuniversität damals den Aufschub um ein Semester gewährt, was jedoch im Einzelfall von der Kulanz der jeweiligen Gastinstitution abhängig ist.

Endlich angekommen, variieren die Gegebenheiten je nach Gastinstitution. An der Yunnan Universität in Kunming lebe ich im Wohnheim auf dem alten, zentral am Jadegrünen See (翠湖 Cuihu) gelegenen Campus. Wohnheime sind nach Geschlechtern getrennt, in den jeweiligen Gebäuden leben sowohl ausländische als auch chinesische Studierende. Wenn es um die Zimmerverteilung geht, werden die beiden Gruppen separiert gehalten. So teile ich mir mein Zimmer mit zwei Thais und einem Bangalen. WCs und Duschen sind im Herrenwohnheim gemeinschaftlich in jedem Flur, im Damenwohnheim auf den jeweiligen Zimmern eingerichtet. Der Strom ist von 0.00 Uhr bis 6.30 Uhr abgeschaltet. Anders als an manchen Universitäten, an denen den Gaststudierenden separate Wohnheime errichtet worden sind, erfährt man hier also eher den chinesischen Standard. Ein Kommilitone, den es zum Wintersemester an die Universität in Dalian gezogen hat, lebt nun hingegen mit einem Mitbewohner in einem großräumigen Appartement im dortigen Wohnheim für ausländische Studierende. Dieser Unterschied an Standards zwischen zwei Gruppen von Studierenden ist fragwürdig, doch hat unsereiner bei der Wahl der Gastinstitution somit durchaus die Möglichkeit, Rosinen zu picken.

Ich komme mit den Kommilitonen im Wohnheim wunderbar zurecht und genieße die internationale Atmosphäre. Die geographische Lage Yunnans als Tor nach Südostasien ist im Rahmen der Belt and Road Initiative auf vielen Ebenen genutzt worden, und so zieht es vor allem Studierende aus dieser Region an meine Gastuniversität. Das hat für Sprachstudierende den Vorteil, dass auch in der Freizeit zwischen KommilitonInnen Chinesisch als Lingua franca fungiert.

Die Lehrkräfte erlebe ich als sehr kompetent und überaus engagiert. Das Vorurteil des chinesischen Frontalunterrichts trifft auf meine Sprachkurse zumindest nicht zu. Die Stunden sind eher intensiv, interaktiv, abwechslungsreich und von Humor gespickt. Auch die weiteren Angehörigen der Universität sind offen und hilfsbereit.

Ein Punkt, der uns Studierende hier allerdings tatsächlich sehr einschränkt, ist die Anwesenheitspflicht im Wohnheim zwischen 23.00 und 06.30 Uhr. Abwesenheit muss vorher beantragt werden. Wie unkompliziert der damit einhergehende Prozess verläuft, hängt von der Dauer der beantragten Abwesenheit wie von der Antragsbegründung ab. Solch Anwesenheitspflichten sind jedoch abhängig von der Universität. An der Yunnan Normal University etwa soll solch eine Bestimmung nicht gelten. Wer über das Wochenende verreisen möchte, mag sich aber gegebenenfalls lieber eine Wohnung außerhalb des Campus suchen. Diese Wahl sollte bestenfalls im Vornherein getroffen werden: einmal im Wohnheim, ist der Auszug mit bürokratischem Aufwand verbunden.

Über bürokratische Prozesse gesprochen: Der Informationsfluss zwischen Universität und Studierenden ist größtenteils in Ordnung, für Studierende mit Chinesischkenntnissen zumindest. Gelegentlich nimmt dieser Fluss jedoch aufgrund mangelnder Absprache zwischen universitären Ebenen oder Ungenauigkeiten unnötig komplizierte Wendungen. Zudem wird man teils für bürokratische Bagatellen wie eine Unterschrift an den weit außerhalb der Stadt gelegenen Hauptcampus beordert. Dabei ist Kurzfristigkeit die Norm: nicht selten wird uns am Vorabend mitgeteilt, dass wir verpflichtend am Folgetag, um die und die Uhrzeit an einem bestimmten Ort zu sein haben. Solchen Mitteilungen sind zudem oftmals Formulare angehängt, die bis dahin vollständig ausgefüllt und ausgedruckt sein müssen.

Die Universitätsangehörigen sind aber selbst nur Teil der Prozesse: wer auf zwischenmenschlicher Ebene Rücksicht zeigt, erhält Rücksicht zurück. Durchhaltevermögen ist eine weitere Tugend, meist sind beide gut vereinbar.

Außerhalb bürokratischer Unannehmlichkeiten genieße ich die gute Atmosphäre am Campus und in der entspannten, schön gelegenen Stadt Kunming. Mit etwas Chinesischkenntnissen und Aufgeschlossenheit erlebe ich die Menschen hier als zugänglich, interessiert, informiert und hilfsbereit. Als "Frühlingsstadt" bekannt, wartet Kunming mit einem eher trockenen, das Jahr über angenehm ausgeglichenen Klima auf. Die Provinz Yunnan als Ganzes reicht jedoch vom tibetischen Hochplateau im Nordwesten bis hin zu tropischen Klimazonen im Süden. Als Heimat von 25 der insgesamt 55 ethnischen Minderheiten Chinas ist auch ethnisch-kulturelle Vielfalt geboten. Was Yunnan für mich von Beginn an als Ziel ausgemacht hat, waren eben jene Internationalität und Diversität in einem historisch gewachsenen, regionalen Kontext.

Must-have Apps für den China-Aufenthalt:

VPN: Das von der Uni Münster gestellte Cisco AnyConnect funktioniert in meinem Fall einwandfrei. Das sollte aber vor Ankunft in China installiert und mit dem Google One-Time-Password (OTP)-Generator synchronisiert werden. Von anderer Seite empfohlene Anbieter sind Shadowrocket (für Apple-Geräte), Astrill, Let’s VPN und AOX VPN.

Über VPN gesprochen: Über VPN spricht man nicht – nicht auf WeChat zumindest.

WeChat 微信: Eine Selbstverständlichkeit und für den Kontakt mit der Uni schon unentbehrlich. Auch Naturparks und Kultureinrichtungen stellen Informationen und Ticket-Vorverkäufe fast ausschließlich über ihren WeChat-Kanal zur Verfügung. WeChat Pay (微信支付 weixin zhifu) ist gerade in ländlichen Regionen oft die einzige Zahloption und vereinfacht Überweisungen zwischen WeChat-Kontakten. Was aber die Kommunikation über WeChat angeht, sollten zumindest ein paar offensichtliche Themen vermieden werden (siehe VPN), auch in Rücksicht auf andere.

Alipay 支付宝: Lohnt sich, auch komplementär zu WeChat Pay. Es lässt sich leicht mit anderen Apps verbinden, wodurch der Zahlvorgang sowohl beim Online-Shopping als auch bei Zugticket-Käufen reibungslos verläuft. Auch öffentliche Verkehrsmittel sind meist über den Scan eines QR-Codes im 出行 chuxing-Reiter zu nutzen.

Ctrip 携程旅行: Alles von Bus-, Zug- und Flugtickets bis Hotels und AirBnBs. Die Funktion für Busticket-Käufe ist für NutzerInnen ohne chinesische ID jedoch eingeschränkt. So muss man oft doch vor Ort zum Ticketschalter.

Meituan 美团: Ursprünglich vor allem ein Lieferdienst, bietet mittlerweile aber auch Hotelbuchungen und mehr. In Kunming sind damit, neben Alipay, auch öffentliche Räder und Elektroräder zu leihen, ebenso Powerbanks (sehr wichtig!).

Gaode Ditu 高德地图 oder Baidu Maps 百度地图 für die Orientierung. Über Gaode Ditu lassen sich auch direkt Taxen zum Zielort rufen. Das funktioniert alternativ auch über die Apps Alipay und WeChat.

TaoBao 淘宝: Der Klassiker unter den Shopping-Apps.

PinDuoDuo 拼多多: Eine weitere Shopping-App: oftmals noch etwas günstiger als Taobao, nicht zuletzt wegen der Möglichkeit von Gemeinschaftskäufen.

Wenn verfügbar, solltet ihr alle nötigen Apps (vor allem VPN) vor Ankunft auf dem Festland installieren. Ohne VPN ist auch der App-Store eures Handys nicht verfügbar – zumindest bei Android-Exemplaren. Den chinesischen App-Store YingYongBao 应用宝 könnt ihr über euren Browser downloaden und einrichten. Viele notwendige Apps findet ihr nur hier.

Ein bisschen Bargeld in der Tasche zu haben, falls das Internet mal versagt, ist immer gut. Teils haben die Dienstleister aber gar nicht das passende Wechselgeld parat. Sowohl Alipay als auch WeChat Pay sollen ebenso mit internationalen Kreditkarten verknüpfbar sein. Als CSC-Stipendiaten werdet ihr euch aber ohnehin ein chinesisches Konto einrichten müssen, um den Zuschuss für die Lebenshaltungskosten zu empfangen.

Jan Kubandt

Jugend trifft China

Der Doktorand Thomas Grosser und die diesjährige Sprachassistentin Lee Hui-Yu 李蕙妤 freuen sich, Schülerinnen und Schülern an zwei weiterführenden Schulen ein paar China-Kompetenzen zu vermitteln.

"Deutschland braucht mehr China-Kompetenz!" fordert das Bundesministerium für Bildung und Forschung schon seit längerem. Damit ist nicht nur die Uni gemeint: In der breiten Bevölkerung sei mehr Wissen über China von Nöten, angefangen mit den Schulen. In diesem Zusammenhang startet das Institut für Sinologie und Ostasienkunde nun das Projekt "Jugend trifft China". Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern der Mittelstufe (7. bis 10. Klasse) die chinesische Sprache und Kultur näherzubringen.

Dafür werden an Schulen in China-AGs, die von Thomas Grosser und Sprachassistentin Lee Hui-Yu 李蕙妤 durchgeführt werden, in möglichst zwangloser Atmosphäre grundlegende Sprachinhalte und kulturelles Hintergrundwissen vermittelt. Auch kulturelle Veranstaltungen und Exkursionen stehen auf dem Programm, beispielsweise werden die Schülerinnen und Schüler am Institut für Sinologie Kalligraphie-Workshops besuchen, auch eine Exkursion zum NRW-Chinafest ist geplant. Das Projekt wird ab Oktober zunächst an zwei Schulen umgesetzt, dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium Münster und dem Gymnasium Dionysianum in Rheine. Erstere ist auch die Schule, an der unser Dozent Dr. Martin Kittlaus schon lange Jahre als Chinesischlehrer in der Oberstufe tätig ist. Mit der neuen AG können Schülerinnen und Schüler nun schon in der Mittelstufe für China begeistert werden und dann in der Oberstufe Chinesisch als Klausurfach wählen.

Gefördert wird das neue Projekt vom Bildungsnetzwerk China. Das vom Goethe-Institut und der Stiftung Mercator gegründete Bildungsnetzwerk möchte China-Kompetenz unter deutschen Schülerinnen und Schülern auf- und ausbauen und somit langfristig zu einer informierten und differenzierten Auseinandersetzung mit China beitragen. Im Schuljahr 2023/24 werden erstmals sechs Universitäten und Hochschulen in Deutschland gefördert, darunter auch die Universität Münster. Das Institut für Sinologie und Ostasienkunde identifiziert sich mit den Zielen des Bildungsnetzwerks und hofft, mit dem neuen Projekt auch über die Grenzen der Universität hinaus zu einem differenzierten Diskurs über China beizutragen und bei jungen Menschen Begeisterung für die chinesische Sprache und Kultur zu wecken.

Weitere Informationen / Links:

Projekt "Jugend trifft China"

Bildungsnetzwerk China – Campus trifft Schule 相约校园

Thomas Grosser

In eigener Sache

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Des Weiteren möchten wir betonen, dass weder das Institut für Sinologie und Ostasienkunde noch die einzelnen Autor*innen ein wirtschaftliches Interesse an den in den Artikeln beschriebenen Inhalten verfolgen.