Grußwort
Liebe Studierende!
ein Rückblick lässt einen viele Dinge in einem größeren Zusammenhang sehen! Daher ist es am Ende des Jahres bzw. zu Beginn des neuen Jahres zu einer Tradition geworden, die wichtigsten Ereignisse an unserem Institut Revue passieren zu lassen. In der Tat haben wir 2019 recht viel erlebt, besonders mit Blick auf die internationale Zusammenarbeit. Zunächst ist der Taiwan-Aufenthalt von Professor Emmerich bei unserer Partneruniversität, der National Taiwan Normal University, zu erwähnen. Von diesen guten Beziehungen zu unseren Partneruniversitäten profitieren alle sehr. Das gilt sowohl für gemeinsame Forschungsvorhaben wie auch für Studienaufenthalte. Unter diesem Aspekt sehe ich auch Frau Dr. Kiesers längeren China-Aufenthalt im Rahmen ihres DFG-Projekts „Untersuchungen zu Gräbern der Sechs Dynastien (220-589) am Yangzi-Mittellauf“ sowie meinen Trier-Aufenthalt im Sommersemester beim DFG-Fachkolleg „Transition in Lyrik“. Umso mehr ist allen vor Ort in Münster gebliebenen Mitarbeitern und Studierenden zu danken, denn sie haben neben den laufenden Lehr- und Bürotätigkeiten auch noch die Juli-Konferenz mit 26 Wissenschaftlern aus Beijing, Taibei, Kyoto, Seoul und Münster bestens organisiert. Die Teilnehmer haben zwei Tage ihre Forschungen vorgestellt und eine intensive Diskussion zum Thema „Law and Society in Premodern East Asia“ geführt. Insbesondere das Institute for Chinese Ancient Legal Documents der China University of Political Science and Law war mit zehn Gelehrten stark vertreten, einschließlich des jetzigen Gastprofessors und Humboldt-Stipendiaten Zhao Jing. Zur Freude aller Gäste haben wir bei dieser Gelegenheit den 65. Geburtstag unseres Professors Emmerich mit einer wunderbaren Feier, bei der auch viele Studierende tatkräftig mitwirkten, im Institut begangen. Ein weiteres internationales Projekt zog sich durch das gesamte Wintersemester 2019/20. Es handelte sich um das Ringseminar „Asian Community and the World“, bei dem 14 angesehene Gäste aus Ostasien und Deutschland unter verschiedenen Perspektiven über China bzw. Asien referierten. All dies machen wir mit der Überzeugung, dass eine solche fachübergreifende Kooperation unseren Horizont erweitert. Indem wir Meinungen austauschen und Erfahrungen miteinander teilen, vermögen wir uns selber besser zu erkennen. Oder, wie man so schön auf Chinesisch sagt: „Betrachtet man die Menschen als Spiegel, so kann man um Gewinn und Verlust wissen.“ Ich wünsche Ihnen allen ein frohes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2020!
Ihr Yu Hong.
Ankündigungen
Ergänzung, 15.05.2020: Der Vortrag entfällt. Neuer Termin ist der 09.06.2021. Weitere Informationen folgen.
Am 09.06.2020 um 18:00 Uhr c.t. hält Clemens Fuest, Professor für VWL an der Ludwigs-Maximilians-Universität München und Präsident des ifo Instituts, einen Vortrag. Als spezifische Arbeitsschwerpunkte seinerseits sind unter anderem Internationale Besteuerung, Europäische Integration und Wirtschafts- und Finanzpolitik nennenswert. Der Vortrag behandelt vor allem die wirtschaftlichen Aspekte Chinas und die Expansion chinesischer Unternehmen.
(Der vorgesehene Raum wird noch bekanntgegeben, bitte beachtet die Aushänge.)
Promotion am Institut – Ein Rückblick
Zum Abschluss seiner Doktorarbeit, für zukünftige Doktorandinnen und Doktoranden und um seinen studentischen Werdegang Revue passieren zu lassen – ein Interview mit Paul Fahr (im folgenden PF) und Nadja Stichweh (im folgenden NS).
NS: Du hast deine Doktorarbeit abgeschlossen. Hast du Pläne, was du nun als Erstes machen möchtest?
PF: Tatsächlich hat sich in den drei Promotionsjahren einiges angesammelt, was ich jetzt endlich nachholen kann: ein paar Wochen China zum Beispiel oder die freiwillige Steuererklärung (lacht).
NS: Ist dir der neue Lebensabschnitt nach der abgeschlossenen Dissertation unheimlich?
PF: „Unheimlich“ ist vielleicht nicht das richtige Wort. Direkt nach dem Abschluss eines Projektes, das einen mehrere Jahre lang Tag für Tag beschäftigt hat, ist es nicht ganz einfach, sich auf neue Ziele einzustellen: Plötzlich gibt es nicht mehr eine große Aufgabe, sondern eher viele mittelgroße. Damit ändert sich ein Stück weit die Struktur des Alltags, und daran muss man sich erst einmal gewöhnen, finde ich.
NS: Du hast in deiner Zeit als Student viele Ämter bekleidet, welche waren das und was hat dir am besten gefallen?
PF: „Ämter“ ist vielleicht zu viel gesagt (lächelt). Als studentische Hilfskraft habe ich für einige Jahre das Tutorium für Modernes Chinesisch geleitet, nachmittags im Sekretariat gesessen, Bücher eingescannt und Daten in die sogenannte Unger-Diathek eingepflegt. Wirklich vermissen tue ich das Tutorium (lacht).
NS: Welche Ereignisse deiner Studentenzeit sind dir am stärksten in Erinnerung geblieben?
PF: In den Seminaren, vor allem aber auch in gemeinsamen Gesprächen während der Promotionszeit, gab es immer mal wieder Momente, wo plötzlich eine Idee im Raum stand, die niemand mitgebracht hatte, ein spontaner Einfall, der plötzlich einfach da war. In der modernen Antragsprosa nennt man so etwas „Synergieeffekt“, glaube ich. Klingt nicht schön, gibt es aber wirklich (lächelt). Und wenn mehrere Personen dabei sind, dann hat das den schönen Nebeneffekt, dass man sich nachher genau daran erinnern kann, wann und wo man plötzlich etwas verstanden hat. An solchen Momenten würden mir schon ein paar einfallen.
NS: Denkst du, du hast dich während deines studentischen Werdeganges sehr verändert?
PF: Als Person bestimmt ein bisschen, aber nicht so sehr, was die Art zu studieren anbelangt. Wenn ich heute an meine ersten Seminare vor zehn Jahren in Hamburg zurückdenke, dann ist das alles in allem ziemlich gleichgeblieben, glaube ich.
NS: Vor welcher Art von Problemen standst du während deiner Doktorarbeit?
PF: Die Arbeit an der Dissertation selbst ist glücklicherweise ziemlich reibungslos verlaufen. Diese mit den Erwartungen zu vereinbaren, die ein großes Projekt wie der Bonner Sonderforschungsbereich 1167 mit sich bringt, war allerdings manchmal etwas nervenaufreibend. Vor allem im letzten Jahr habe ich teilweise tagsüber promoviert und nachts an Aufsätzen, Korrekturfahnen, Glossaren und solchen Dingen gearbeitet. Das ging am Ende schon ein bisschen an die Substanz. Dasselbe gilt aber sicherlich auch für andere Promotionsformate.
NS: Was war das Schwierigste an der Dissertation?
PF: Am schwierigsten ist es natürlich, die Arbeit am Ende abzugeben. Das ist wahrscheinlich ein bisschen so, wie wenn die eigenen Kinder ausziehen (lacht). Zum Glück gab es da eine externe Frist und einen sehr engagierten Betreuer.
NS: Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, was würdest du anders machen oder was würdest du gerne noch einmal machen?
PF: Ich glaube, dass mir diese drei Jahre insgesamt als eine ziemlich gute Zeit im Gedächtnis bleiben werden. Und die biographische Erinnerung ist in der Behandlung solcher aufregenden, anstrengenden Phasen ja auch verhältnismäßig wohlwollend, finde ich. Damit meine ich, dass ich viel aus dieser Zeit mitnehme, obwohl es schon sehr anstrengend war, und ich mich gerne daran zurückerinnern werde. So etwas insgesamt in irgendeiner Form zu wiederholen, wäre dann natürlich großartig (lächelt).
NS: Hast du Tipps für zukünftige Doktoranden?
PF: Zum einen denke ich, dass es gut ist, möglichst früh fertige Seiten zu produzieren, auch wenn man noch nicht so genau weiß, wo die Reise am Ende eigentlich hingeht, und einiges von dem, was man schreibt, im Nachhinein revisionsbedürftig sein wird. Das erhöht die Chance, gut zu schlafen, konstruktives Feedback zu erhalten und am Ende tatsächlich fertig zu werden. Zum anderen ist es aus meiner Sicht wichtig, Fehler zu riskieren, Kritik in Kauf zu nehmen und die eigene Arbeitsweise zumindest überdenken zu lernen. Angenehm ist das meistens erst einmal nicht, aber wahrscheinlich der kürzeste Weg zum Ziel.
NS: Hast du Pläne für die Zukunft oder stellst du dir bereits etwas für deine Zukunft vor?
PF: Das nächste Ziel ist im Moment die Bewerbung unseres Sonderforschungsbereiches um eine zweite Förderphase von 2020 bis 2024. Die Begehung ist Ende Januar in Bonn, danach muss ich weitersehen.
Paul Fahr & Nadja Stichweh
„Schwarz auf Weiß - Die Kunst der chinesischen Kalligraphie, die Schrift Chinas und das Qianziwen“, das ist der Titel der Ausstellung, in der bis zum 31.01.2020 Werke von Kolja Quakernack in der Galerie in der Alten Vogtei (Bielefeld) zu sehen sind.
Nach der Eröffnung durch den Bezirksbürgermeister Holm Sternbacher brachte Kolja Quakernack den zahlreichen Gästen, die am Abend des 21.11.2019 zur Vernissage gekommen waren, in anschaulicher Weise seine langjährige Leidenschaft für die chinesische Kalligraphie nahe. Noch vor seinem Sinologiestudium am Institut für Sinologie und Ostasienkunde der WWU, so verriet er, habe er bereits damit begonnen und über viele Jahre als Schüler von seinen Lehrer*innen und Meister*innen gelernt. Inzwischen ist Kolja Quakernack selbst als Lehrer tätig und führt im Rahmen der Allgemeinen Studien der WWU und an der Dothanschule in Bethel (Bielefeld) in die chinesische Kalligraphie ein. Den Gästen der Vernissage bot er dann auch gleich eine kleine Präsentation seiner Kunst, indem er die verschiedenen chinesischen Schreibstile auf einer Art „magischen Schreibrolle“ verdeutlichte. Wie von Zauberhand Pinselstrich für Pinselstrich geschrieben, traten auf der speziellen Unterlage die Zeichen hervor und verschwanden dann auch langsam wieder. Wer daraufhin Lust verspürte, sich selbst in dieser Kunst auszuprobieren, konnte im Anschluss der Reden gleich zur Tat schreiten.
Zuvor aber führte Kolja Quakernack noch in den Tausend-Schriftzeichen-Essay alias Qianziwen 千字文 ein, dessen Text ihm für die meisten Werke der Ausstellung als Vorlage gedient hatte. Der exakt aus 1.000 unterschiedlichen Zeichen bestehende sich reimende Text, soll nach einer Überlieferung im Jahre 510 von Zhou Xingsi 周興嗣 auf Wunsch des Kaisers Wu der Liang-Dynastie 梁武帝 aus 1.000 Zeichen der Kalligraphie des wohl berühmtesten chinesischen Kalligraphen Wang Xizhi 王羲之 (307-365) geschaffen worden sein und diente fortan der traditionellen Grundbildung im Schreiben und Lesen.
Seinen Gästen erklärte Kolja Quakernack, wie er 14 aus den 250 Versen des Qianziwen für seine Arbeiten ausgewählt hat und sich dabei verschiedener Schreibstile bediente. Anhand seines Werkes „Emotio vor Ratio“, dessen Kalligraphie in einem Moment der Freude in Kursivschrift in einem Fluss entstand und welches er dann mit roter Tusche in Regelschrift überarbeitete, gab Kolja Quakernack zudem Einblicke in den Prozess der Entstehung. Als anschaulicher Ausdruck innerer Verfasstheit mag auch der mit dem japanischen Zen verbundene Ensō-Kreis dienen, wie Kolja Quakernack die einzige Malerei unter den Kalligraphien erklärte.
Auch drei Studierende der Fachschaft nahmen an der Eröffnungsfeier teil. Da wir leider die Anfangsrede verpassten, konnten wir zunächst einmal eigene Eindrücke gewinnen, bevor Kolja uns einen tieferen Einblick in die verschiedenen Stücke gab. Sehr positiv fiel uns die Diversität der ausgehängten Exemplare auf – so findet man hier verschiedene Entwicklungsstufen, klassische Zitate und auch abstrakte Werke. Obwohl einige von uns bereits erste Kalligraphie-Erfahrungen gesammelt hatten, so waren wir doch von der Vielfalt überrascht und konnten noch einiges dazu entdecken. Zudem durften auch wir uns auf dem Übungspapier versuchen – mit mehr oder weniger Erfolg.
Wir hoffen, dass viele es geschafft haben, die Ausstellung zu sehen. Allen anderen sei empfohlen, sich im Internet die Seite www.lilaowai.com anzuschauen, wo es weitere Informationen sowohl zur Ausstellung als auch zum Künstler selbst gibt.
Monique Nagel-Angermann & Anna Sporbeck
Beijing Normal University Philosophy Summer School
Von den sogenannten „Summer Schools“, die von verschiedensten (privaten) Anbietern in China für angehende SinologInnen oder auch sogar nur für Chinainteressierte angeboten werden, hat sicher jede bereits einmal gehört. Aber lohnen sich solche Aufenthalte, kann man als Sinologe hier etwas mitnehmen? Eine Kommilitonin erzählt von ihren Erfahrungen.
Als ich am 1. Juli in Peking landete und mich erst einmal mit fehlendem Gepäck herumschlagen musste, schien die Summer School keinen besonders guten Anfang zu nehmen.
An der Beijing Normal University wurden wir jedoch sehr herzlich in Empfang genommen, auch wenn sehr viel Zeit für Formalitäten, wie beispielsweise das Einschreiben an der Uni und die Anmeldung im Wohnheim, verloren ging. Daher gab es vorerst leider nicht wirklich die Gelegenheit, sich den Campus genauer anzusehen oder gar die Stadt zu erkunden.
Großzügigerweise war in meinem Stipendium eine Karte für die Campus-internen Mensen und Supermärkte enthalten, so dass für alle Mahlzeiten vorgesorgt war. Außerdem wurden uns – was mir persönlich sehr gelegen kam, weil mein Gepäck scheinbar nicht im gleichen Flieger gereist ist – zwei T-Shirts geschenkt.
Da auch die Flugkosten und ein Kurztrip nach Qufu – die Heimatstadt Konfuzius' – im Stipendium enthalten waren, ist die Summer School schon allein wegen dieser Großzügigkeit zu empfehlen.
Aber nun zum wichtigen Teil: den Vorträgen. Die Dozenten waren dabei mindestens genauso international wie die Studierenden. Vertreten waren Akademiker aus China, Singapur, Kanada, Frankreich und auch ein Deutscher war mit von der Partie. Dabei hatten einige Namen durchaus Wiedererkennungswert, wie beispielsweise der Kanadier Roger T. Ames oder eben der Deutsche Wolfgang Kubin.
Inhaltlich war die Abwechslung leider nicht ganz so groß: die meisten Vorträge behandelten entweder Konfuzianismus oder Daoismus und das auf einem Level, bei dem sich die meisten Sinologen unterfordert fühlen würden. Das ist aber auch nicht unbedingt verwunderlich, da von den anwesenden Studierenden genau zwei aus der Sinologie kamen, ich und ein weiterer Deutscher. Vorwissen war somit bei den meisten anderen wenig bis gar nicht vorhanden und die Vorträge waren genau darauf angepasst. Da die meisten anderen Studierenden jedoch aus dem Fachbereich der Philosophie stammten, entwickelten sich oftmals Diskussionen, die westliche und chinesische Philosophien miteinander verglichen. Dies war wiederum schwer verständlich für jene, die wenig bis kein Vorwissen zu den Philosophien des Westens mitbrachten.
Insgesamt würde ich also festhalten, dass ein wenig mehr Vorwissen beider Seiten das Niveau der Diskussionen noch deutlich gesteigert, und viele der sehr gründlichen Erklärungen zu Konfuzianismus oder Daoismus verkürzt hätten. Trotzdem ergaben sich immer wieder spannende Vergleiche und die Atmosphäre im Unterrichtsraum war grundsätzlich sehr positiv. Das Interesse, das jeder einzelne für seinen Fachbereich aufbrachte, trug maßgeblich zur Lebhaftigkeit der Diskussionen bei.
Die Summer School ist somit durchaus zu empfehlen für jene, die ein bisschen Zeit in China verbringen und einen Einblick in chinesische Philosophie bekommen möchten. Allzu viel Tiefgang darf man von den Vorträgen allerdings nicht erwarten. Was jedoch durchaus einen großen Pluspunkt darstellt, ist das Stipendium. Es werden nicht nur Unterkunft und Mahlzeiten komplett bezahlt, sondern auch der Flug ist inklusive. Das macht die Summer School zu einer sehr guten Gelegenheit, kostengünstig nach China zu reisen.
Kim Huber
Vertretung als Lektorin im Sommersemester 2019
Im Sommersemester 2019 wurde mir von der Abteilung für Sinologie der Universität Münster die Möglichkeit angeboten, im Rahmen einer Vertretung die Seminare Chinesisch für Anfänger und Chinesisch für Fortgeschrittene zu leiten.
Hier kam mir zu Gute, dass ich mit den Tätigkeitsinhalten als Sprachdozentin bereits sehr vertraut bin und über umfangreiche Arbeitserfahrungen verfüge. An der Universität Bonn war ich als SHK (Studentische Hilfskraft) als Tutorin für ein Sprachmodul tätig. Danach war ich dauerhaft mit der Tätigkeit als Chinesisch-Lehrerin für die Nachhilfe Bonn und die Volkshochschule Ahrweiler beschäftigt sowie als Lehrbeauftragte der Hochschule Ruhr West. Da mir die Arbeit sehr viel Freude bereitet, habe ich die Möglichkeit sehr gerne wahrgenommen.
Neben den Sprachkursen im Sommersemester 2019 habe ich ebenfalls ein Seminar zur chinesischen Kunstgeschichte geführt. Dies war eine neue Erfahrung für mich, da ich zuvor ausschließlich Sprachkurse geleitet hatte. Da ich das Thema für das Seminar selbst aussuchen konnte, habe ich ein Thema in Bezug auf die Song-Zeitliche Keramik gewählt. Das Thema weist z.T. enge Bezüge zu meiner Dissertation auf, daher kenne ich mich sehr gut in diesem Bereich aus und war in der Lage, für das Seminar ausreichend Lehrinhalte vorzubereiten.
Das Hauptthema gliederte ich in fünf Nebentitel, um einen strukturierten Einstieg in die chinesische Kunstgeschichte für die Studierenden zu ermöglichen.
Indem ich mit den Teilnehmern zusammen die Quellen und Sekundärliteraturen übersetzt und erklärt habe, haben sie einen zugänglichen Überblick über die Gesellschaft, Politik und die Hauptstadt der Nördlichen Song-Dynastie erhalten. Neben den theoretischen Inhalten hat ein passendes Online-Video den Studenten eine Idee über den Verlauf der Keramikherstellung in der Praxis vermittelt. Die letzte Stunde des Seminars mit dem Thema „Die Song-zeitliche Keramik“ habe ich mit der Zustimmung der Studierenden um eine halbe Stunde verlängert. Die Studierenden haben nicht nur viel über die Song-Keramik gelernt, sondern die Teilnahme am Seminar hat ihnen hoffentlich auch sehr viel Spaß bereitet. Da ich ein positives Feedback von den Studierenden erhalten habe, bin ich sehr froh.
Ich bedanke mich sehr für das mir entgegengebrachte Vertrauen von Herrn Professor Emmerich und Frau Dr. Kerstin Storm. Der Sprachunterricht und das Seminar im Sommersemester 2019 haben mir große Freude bereitet und mich um weitere Unterrichtserfahrungen bereichert. Auch bedanke ich mich sehr bei den fleißigen Studierenden der chinesischen Sprache. In meinem Chinesisch-Unterricht versuche ich außer der Grammatik und Vokabeln im Lehrbuch, den Studierenden China in mehreren Dimensionen darzustellen. Es gibt ein China in den westlichen Medien, es gibt ein China in den chinesischen Medien, es gibt ein China in den historischen Quellen und es gibt ein China der jungen Generation von Chinesen. Ich möchte den Studierenden zeigen, was im Moment gängig in China ist, was dort vor sich geht, was die jungen Leute gerne mögen, was für ein Lied sie gerne singen etc. Ich möchte das Interesse der Studierenden an China erwecken, so dass sie damit nach dem Unterricht mit den Sprachkenntnissen und den anderen Geschichtsseminaren der Sinologie besser „das Reich der Mitte“ verstehen und später tiefsinnig erforschen können. Mein Ziel ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, die Studierenden zu befähigen, sich ein eigenes Bild von China zu machen. Der Fleiß und die Neugierde der Studierenden haben mich sehr beeindruckt.
Zum Schluss wünsche ich unserem Institut der Sinologie weiterhin alles Gute und allen Studenten eine herrliche Zukunft.
Min Li-Mönkediek
Steckbrief der Sprachassistentin 2019/20: Liang Li-Xuan
Liang Li-Xuan führt die Kette der hilfsbereiten, freundlichen und fleißigen Sprachassistentinnen aus Taiwan im Semester 2019/20 weiter. Wir stellten ihr in einem Interview ein paar bunte Fragen, in der Hoffnung das sie sie erheiternd fand.
- Hobbies: „Reisen und lesen.“
- Fun Fact: „Ich war in 27 Ländern, das interessanteste war Albanien.“
- Wie würden dich deine Freunde beschreiben?: „Verrückt, aber sehr freundlich, und extrovertiert und hilfsbereit!“
- Warum lernst du Deutsch?: „Als ich 19 Jahre alt war, war ich 10 Monate in Australien und Europa reisen. Dann habe ich viele deutsche Freunde kennengelernt und wir hatten eine gute Zeit und haben uns über viele interessante Themen unterhalten. In der Schule habe ich Englisch gelernt, aber jetzt kann ich in Deutschland gut von Deutschen selbst die Sprache lernen.“
- Lieblingsessen: „Pasta und Suppe! In Taiwan koche ich immer Suppe, weil es einfach ist.“
- Leckerstes und ekligstes Essen in Deutschland: „Ekeligstes Essen ist Schimmelkäse, genauso wie 臭豆腐! Leckerstes ist Kürbiskuchen und wenn man mit Freunden zusammen ist, schmeckt alles gut! Dann ist es immer lecker.“
- Wenn ich nur zwei Dinge nach Deutschland mitnehmen könnte: „Tee, 高山茶 und meine Brille ist wichtig. Ach ja und Pflaumen!“
- Besonders schöne Orte in Münster: „Der Aasee und mein Lieblingsgeschäft ist der Hit-Supermarkt.“
- Das beste Getränk auf dem Weihnachtsmarkt: „Schokolade mit Schuss!“
- Tee oder Kaffee?: „Kann ich beides sagen? Kaffee am Morgen, Tee am Nachmittag. Wenn Tee dann schwarzer Tee, grüner Tee oder Chai. In der Nacht ist Kräutertee gut zum Schlafen.“
- Was darf in deiner Küche nie fehlen?: „Tee, Obst und Gemüse.“
- Was vermisst du von Taiwan?: „Sonne.“
- Komische Dinge die Deutsche tun?: „In Deutschland, Lehrer und Dozenten rauchen zusammen mit den Studenten.“
- Das Beste an deinem Job in Münster: „Alles! Es gibt mehr Platz, ich kann machen, was ich möchte, unterrichten wie ich will. Es gibt mehr Freiheiten.“
- Lustige Situationen, die dir schon in Münster passiert sind: „Als ich nachts mit meinem Fahrrad gefahren bin, kannte ich kein Fahrradlicht, nur eine kleine Lampe, aber nicht hinten. Das Polizeiauto hat „Halt bitte“ gerufen. Ich habe nur „bitte“ verstanden und dachte: Die Polizei in Deutschland ist aber sehr sympathisch! Als ich Zuhause meiner Mitbewohnerin gesagt habe, dass die Polizei so nett ist, hat sie mich gefragt, was denn passiert ist. Dann hat sie mir erklärt, dass es bei „Halt bitte“ nicht reicht, einfach nur kurz zu stoppen und ihnen zu zuwinken!“
- Absoluter Traumjob: „Lehrerin, in Deutschland Chinesisch unterrichten oder einfach nur Urlaub haben!“
- Welches Tier hättest du gerne als Haustier, wenn es so groß wie eine Katze wäre?: „Kinder haha! Oder Bären sind auch süß.“
- Das beste Buch, das du je gelesen hast: „Harry Potter.“
- Meer oder Berge?: „Meer!“
- Über welches Thema könntest du ohne Vorbereitung eine Präsentation halten?: „Kultur. Zum Beispiel über die Taiwanische Kultur und Geschichte und über die Kulturen in Europa.“
- Was brauchst man zum glücklich sein?: „Gesundheit, vor allem mentale Gesundheit.“
Franca Balster & Liang Li-Xuan
Die Tee-Küche
Die Küche – In sämtlichen Kulturräumen seit jeher ein Ort, an dem alle zusammenkommen, wo gekocht und gegessen wird. In gewissem Sinne ist auch die Tee-Küche ein solcher Dreh- und Angelpunkt unseres Sino-Instituts.
Eine heiße Tasse Tee, ein kleiner Snack zwischen den Unterrichtsstunden und ein angeregtes Gespräch mit Kommilitonen und Lehrenden: Sie erhöht die studentische Lebensqualität, trägt zur freundlichen Atmosphäre im Institut bei und ist wahrlich ein Alleinstellungsmerkmal. Denn anders als in anderen Instituten ist die Teeküche offen für alle: Studierende, Lehrende, Tandempartner, Gäste oder wer auch immer sonst gerade das Institut besucht. Über die Jahre hat unsere Teeküche viel an Geschehen und Geschichten miterlebt.
Jedoch wie es sich mit allen Dingen verhält, die alltäglich intensiver Nutzung ausgesetzt sind, ist die Küche etwas in die Jahre gekommen: Mal funktioniert der Wasserkocher nicht richtig, was zu dem Verlust so mancher Teebeutel führte, ein anderes Mal machte der Boiler für das Spülwasser Probleme und die oft zugestellte Arbeitsfläche auch ist nicht mehr so ansehnlich wie früher.
Deshalb war es für alle umso erfreulicher zu erfahren, dass das Institut eine neue Küche bekommen würde: Ab Ende Februar 2020 solle sie in neuem Glanz erstrahlen!
Die gänzlich erneuerte Küchenzeile soll nicht nur die alte, leicht mitgenommene ersetzen, sondern auch etwas mehr Platz bieten. Hinzu kommen natürlich auch neue Schränke, die zumindest für den Anfang dem vorherigen Chaos Einhalt gebieten werden, weil vor dem Umbau allerlei im Schrank vergessene Teebeutel und Kaffeepads, die teils wohl noch ehemaligen Studierenden gehören, ausgeräumt werden – ein „Neustart“, den die Schränke nötig haben.
Das Highlight des Umbaus jedoch, zumindest was die Vorfreude betrifft, ist definitiv die neue Spülmaschine, welche hoffentlich das Stapeln benutzter Tassen auf der Spüle beenden und großen Komfort spenden wird.
Es ist zu wünschen, dass jeder Einzelne die neue Küche gut pflegt und seinen Teil dazu beiträgt, dass sie ein angenehmer Ort bleibt und mindestens genauso lange wie die Alte erhalten bleibt.
Nicole Gieser
China, Tianjin - Mein erster Eindruck von China
Ich muss gestehen, ich habe mir China etwas anders vorgestellt. Mir kam es so vor, als würden sich die Chinesen untereinander nur anmeckern und als wären sie verärgert, wenn ich sie nicht verstehe, denn sie sprechen dann schneller und lauter. Mittlerweile glaube ich, dass das einfach nur ein bisschen Pech und ein schlechter Start war. Es ist einfach der normale Umgangston und ich habe mir von einer chinesischen Bekannten sagen lassen, dass es eher die Umgangsart im Norden, spezifisch Tianjin, und völlig normal sei. Mittlerweile habe ich schon mehr Chinesen kennen gelernt und muss zugeben, dass man das so keinesfalls pauschalisieren kann. Es gibt höfliche, hilfsbereite und aufgeschlossene Chinesen, sowie es rüpelige oder schüchterne Chinesen in Tianjin gibt.
Ich bin seit September 2019 an der Nankai Universität 南开大学 in Tianjin 天津市. Die ersten Wochen in China habe ich in einem Wohnheim auf dem Campus gewohnt, für chinesische Standards ein vielleicht etwas schlechteres Wohnheim, verglichen mit deutschen Standards wohl eher unzumutbar. Schimmel, gesplitterte Türen, vergilbte Bettwäsche, graue Wände, Krater im Parkettboden. Das Wohnheim der Studenten mit chinesischem Stipendium sah ein bisschen besser aus. Ich bin jedoch nach zwei Wochen mit meiner Mitbewohnerin in ein Wohnheim etwas mehr außerhalb gezogen, welches schöner und sogar günstiger ist. Der einzige Nachteil ist, dass man morgens etwas länger zur Uni braucht. Wenn man eine WG sucht, findet man die am besten über Freunde, Bekannte oder andere Kontakte. Eine Plattform wie „WG gesucht“ habe ich bisher nicht gefunden.
Zur Uni fahre ich jeden Tag mit dem Fahrrad. Das war am Anfang etwas stressig, aber auch an den verrückten Verkehr kann man sich gewöhnen. Man muss sich in China nicht wundern, wenn man von rechts überholt oder von allen Seiten angehupt wird, das ist normal.
Der Chinesisch-Unterricht in der Uni ist in zwei Fächer aufgeteilt. Viermal die Woche habe ich jeweils 90 Minuten Grammatik und 90 Minuten Hörverstehen im Unterricht. Die Lehrer im Unterricht für Hörverstehen wechseln täglich. Jede Woche wird ein kleiner Test geschrieben, alle drei Wochen wird ein großer Test geschrieben. Dazu kann man jede Woche ein Arbeitsblatt, das man zu Hause bearbeitet, abgeben. Im Hörverstehen-Unterricht gibt es alle drei Wochen eine kleine mündliche Prüfung, die man aber vorbereiten und ablesen kann, wenn man das möchte. Die Endnote setzt sich zum größten Teil aus den Tests zusammen, die Arbeitsblätter können einem aber aus der Patsche helfen, wenn man die Tests regelmäßig verhaut. Die Lehrer sprechen ausschließlich Chinesisch mit uns, das ist eine Herausforderung, funktioniert aber.
Ich fühle mich wohl in China, aber zwei Dinge werde ich mich wohl nie gewöhnen, nämlich das ständige Spucken, das die Chinesen wie einen Nationalsport betreiben, und den Smog in der Luft. Es ist zwar nicht jeder Tag ein Smog-Tag, aber wenn es einer ist, dann brennt es in den Augen und im Hals.
Zwei kleine Anekdoten:
~ 16.10.19 Mittwochnachmittag 14 Uhr
Ich komme nach der Uni nach Hause und gehe in die Küche. Ich setze mich mit meinem Essen in das kleine Esszimmer nebenan. Die Putzfrau sitzt auch im Esszimmer, einen Fuß auf den Stuhl gelegt, der ihr gegenübersteht. Sie schaut Videos mit lauter Musik auf ihrem Handy. Völlig empört über die Rücksichtslosigkeit suche ich auf Spotify einen deutschen Podcast und drehe diesen so laut auf, wie es geht. Die Putzfrau stellt ihr Musikvideo ebenfalls lauter und guckt wenig beeindruckt weiter auf ihr Handy. Ich merke, dass es sie überhaupt nicht stört, was ich höre oder gucke oder mache. Sie sitzt einfach da und chillt. Ich mache meinen Podcast aus. ~
~ 13.09.19 Mittwochabend 20:35
Ich betätige die Klospülung, dann seufze ich. Aus dem Toilettenkasten tropft es. Ich gucke mir das Desaster näher an, tatsächlich, der Spülkasten hat einen Riss, aus dem es tropft. Meine Mitbewohnerin und ich gehen gemeinsam zum Hausmeister und versuchen, das Problem zu erklären. Er versteht nicht ganz, also kommt er mit, um es sich anzusehen. Er bittet uns kurz zu warten. Er lässt nicht lange auf sich warten. Als er unser Zimmer zum zweiten Mal betritt, hat er eine große Tube dabei. Sieht aus wie eine XXL-Klebertube und war auch eine XXL-Klebertube. Damit drückt er eine zentimeterdicke Kleberstraße auf den Riss im Spülkasten. Er stellt das Wasser ab, schließt uns dafür aber das Nachbarzimmer auf. Ich war skeptisch, dass der Kleber den Riss reparieren würde. Nach 24 Stunden war der Kleber getrocknet und der Hausmeister kam wieder. Er stellte das Wasser an und fest, dass der Spülkasten immer noch undicht ist. Er drückte erneut eine Kleberstraße auf den Riss und bat uns, noch einen Tag zu warten. Als er nach weiteren 24 Stunden zurückkam, tropfte es immer noch aus dem Spülkasten. Innerhalb von 10 Minuten standen 3 Hausmeister in unserem Badezimmer und haben den Spülkasten ausgetauscht. ~
Isabella von Schlichtegroll
Das Ringseminar
Unter dem Oberthema „Asian Community and the World“ fand im vergangenen Wintersemester 2019/2020 ein Ringseminar an unserem Institut statt.
Schon ein Blick auf die Liste der Vorträge lässt erkennen, dass die behandelten Themen weit über China, das im Institut meist im Fokus der Beschäftigung steht, hinausgingen:
Stattdessen wurde ganz Asien betrachtet, wobei Ostasien zweifelsohne im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. Während einige Vorträge, so zum Beispiel „Chinesische Auslandsstudierende gestern und heute“ von Frau Dr. Storm, eine umfangreiche und tiefgründige historische Betrachtung beinhalteten, war die Mehrzahl der Vorträge auf die Gegenwart oder junge Vergangenheit bezogen.
Die übergeordneten Themen der Vorträge, sei es religiöse Vielfalt bei Prof. Dr. Schmidt-Leukel oder demographischer Wandel bei Prof. Dr. Scharping, waren äußerst aktuell und oft sogar politisch hoch brisant.
So stellte der bereits im Titel provokative Vortrag „Chinas Gegenentwurf zur marktwirtschaftlichen Demokratie: Systemwettbewerb im digitalen Zeitalter“ von Prof. Dr. Heilmann Vor- und Nachteile der von China aus die Welt erobernden Digitalisierung dar und führte den Zuhörern die Unumgänglichkeit der Beschäftigung mit diesem Thema vor Augen, was zu einer lebhaften Diskussion anregte. Ein weiteres Beispiel für ein politisch brisantes Thema bot der Vortrag „Taiwan: Politisches und akademisches Leben unter Bedrohung“ von Prof. Dr. Soffel, in dem dieser sich der unter Sinologen stets heiß diskutierten China-Taiwan-Frage mit Feingefühl näherte und vieles an persönlicher Erfahrung beitragen konnte. Persönliche Erfahrung war es auch, die Dr. Petra Kolonkos Vortrag über ihre Tätigkeit als Auslandskorrespondentin aus Peking und Tokio sehr eindrucksvoll und lehrreich machte. Derartige Ostasien betreffende, im Zwischenstaatlichen verwurzelte und weltweit relevante Themen ließen das Oberthema „Asian Community and the World“ durchaus passend erscheinen, wenn auch Ostasien, nicht der gesamte asiatische Kontinent, unumstritten im Fokus der Veranstaltung stand.
Ausschlaggebend für das Thema „Asian Community and the World“ war sicherlich die One Asia Foundation, welche das Ringseminar durch ihre finanzielle Unterstützung möglich gemacht hat. Bei dieser in Tokio ansässigen Stiftung handelt es sich um eine Nonprofit-Organisation, die sich für Zusammenarbeit auf kultureller, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene innerhalb Asiens einsetzt.
Einige hochrangige Mitglieder der Organisation, so etwa Prof. Chung Joon-kon und Sato Yoji, Gründer der Stiftung, beehrten das Ringseminar als Vortragende. Ihre Vorträge, auf Japanisch/Chinesisch/Koreanisch gehalten und live übersetzt, verliehen dem Seminar ein gewisses internationales Flair.
Andererseits bemängelten einige Teilnehmer bei manchen Vorträgen der Mitglieder der One Asia Foundation, dass diese zu wenig wissenschaftlichen Inhalt geboten und stattdessen auf eher oberflächlicher und teils ideologischer Ebene geblieben seien.
Insgesamt jedoch war die Rezeption der Ringseminarveranstaltungen positiv. Das Seminar war gut besucht, wobei sich die Teilnehmer bunt gemischt aus am Institut Studierenden, an anderen Instituten Studierenden und einigen Teilnehmern des „Studium im Alter“-Programmes zusammensetzten.
Es war bemerkenswert und erfreulich, jede Woche einen dieser meist fachlich sehr kompetenten und renommierten Redner zu Gast zu haben. Für die Studenten stellte dies eine einzigartige Gelegenheit dar, am eigenen Institut persönlich Fragen an einen Redner zu stellen, dessen Namen man vielleicht schon oft gehört hatte. Zu bemängeln bleibt mir einzig, dass die als „Seminar“ angesetzten Veranstaltungen de facto eher Vorträge mit anschließenden Fragen waren als „Seminare“. Das war schade, da sonst vielfach auch unter den Studierenden eine Diskussion hätte Fuß fassen können, während so die Interaktion meist auf die zwischen Studenten und Redner beschränkt blieb. Nichts desto trotz war das Ringseminar ein Highlight des Semesters.
Thomas Grosser
Ein tiefer Einblick in die Strukturen der Klassischen Sprache
Nach jahrelanger Arbeit konnte die bisher nur einem engen Kreis bekannte Grammatik des Klassischen Chinesisch von Prof. Ulrich Unger endlich publiziert werden.
Herausgegeben von unserem Institutsdirektor Prof. Reinhard Emmerich ist die Grammatik mittlerweile unter https://crossasia-books.ub.uni-heidelberg.de/xasia/catalog/book/506 frei zugänglich. Dies stellt für die Sinologie eine enorme Bereicherung dar und ist für Spezialisten und Lernende gleichermaßen von großem Interesse.
Die Grammatik teilt sich in die vier großen Oberkapitel „Das Wort“, „Das Syntagma“, „Der Satz“ und „Satzperiode“ – freilich nimmt das unter „Der Satz“ Aufgeführte mehr Raum ein als die übrigen Kapitel zusammengenommen – sowie zahlreiche Unterkapitel auf sage und schreibe neun Gliederungsebenen.
Auf den im nun publizierten Format nahezu 1.500 Seiten erwarten den Leser ausführliche Erläuterungen „der regelmäßig verwendeten Strukturen und Morpheme“ der Klassischen Sprache – von Unger klar definiert als das Chinesische des 5. bis 3. Jahrhunderts v. Chr. –, belegt und vorgeführt anhand von insgesamt weit über 10.000 Beispielen samt Übersetzung.
Die Grammatik lädt zum Stöbern ein. Hat man die beiden gleichermaßen lesenswerten Einleitungstexte von Herausgeber und Autor gelesen, dann empfiehlt es sich, im Inhaltsverzeichnis einfach mal eine interessant anmutende Überschrift auszuwählen und anzuklicken.
Stößt man dabei gelegentlich auf von Unger gerne seinen Übersetzungen nachgestellte Bemerkungen wie „gegen Legge“ oder „gegen Wilhelm“, dann sollte das meiner Meinung nach dazu anregen, ebenso Ungers Ausdeutungen, die ohne Zweifel von exzeptioneller Güte sind, nicht als unumstößliche Wahrheiten anzusehen, sondern unter Wahrung des gebührenden Respekts auch andere Möglichkeiten der Deutung in Betracht zu ziehen.
Unger kennenzulernen war mir nicht vergönnt, doch mir scheint, dies hätte seinen Geschmack getroffen.
Abschließend noch ein Wort des Dankes: Ohne die freundliche Erlaubnis von Frau Dr. Reingart Unger hätte die Grammatik ihres Ehegatten der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden können. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich.
Alexander Brosch
Meine Zeit in Taiwan und an der NTNU
Ein Auslandsjahr, Greifarmmaschinen und Ausflüge nach Wulai – erste Erfahrungen an der NTNU und im Alltagsleben in Taiwan. Ein Erfahrungsbericht von unserer Kommilitonin Marie.
Taiwan ist der schönste Ort der Welt - eine Aussage, für die mich mein Ich von vor drei Monaten wahrscheinlich wortlos in den Bus gesetzt und dann irgendwo bei Yilan ins Meer geworfen hätte, auf dass mich so schnell niemand wiederfinde.
Tatsächlich war mein Start hier alles andere als unbeschwert. Das hat jedoch auch den Vorteil, dass ich jetzt, wenn ich wiederkomme, einige schöne Geschichten auf dramatische Art und Weise zur allgemeinen Erheiterung inszenieren kann.
Ich hatte es natürlich bei meinem Glück geschafft, mir zwei Tage vor meiner Abreise noch eine richtig schöne Erkältung zuzuziehen, sodass ich während meines Flugs die Nacht damit zubrachte, mir eine Ibuprofen nach der anderen einzuwerfen, um mit meiner Halsentzündung noch irgendetwas essen zu können und mir weiterhin so leise wie möglich die Lunge aus dem Hals zu husten, um nicht etwa meine Sitznachbarin zu wecken.
Diese stellte sich zu meinem Glück als sehr freundlich heraus und half mir zusammen mit einer anderen, in Deutschland studierenden Taiwanerin, meine Koffer zu finden, Geld abzuheben und den Bus vom Flughafen bis in die Stadt zu nehmen, was mir einiges an Geld sparte.
Da sich nach 14 Stunden Flug ohne Schlaf meine Chinesischkenntnisse auch in Grenzen hielten und meine Ibuprofen aufgebraucht waren, war ich dafür mehr als dankbar (man gab mir sogar japanische Hustenmedizin).
Endlich in meiner Unterkunft angekommen musste ich feststellen, dass ich diese erst ab 15 Uhr beziehen durfte - also in etwa sieben Stunden, welche ich überhitzt auf dem Dach des Hostels ohne Essen und übermüdet verbringen sollte.
Gott sei Dank kam Frau Peng zu meiner Rettung (na, wer kennt sie noch? :D), die zu meiner Unterkunft eilte und mich in ein „Mos Burgers“ brachte, wo ich dann endlich etwas zu Essen bekam und während es draußen in Strömen regnete, zwei Stunden mit dem Kopf auf dem Tisch vor mich hin schlief. Ein holpriger Start, absolut. Aber irgendwo auch total witzig, wenn ich jetzt nach vier Monaten auf meine zahlreichen kleinen Existenzkrisen zurückblicke.
Man kann eben alles mitnehmen, das Gute und das (eher) Schlechte. Wenn man Taiwan über die ersten holprigen Wochen hinaus eine Chance gibt, stellt man allerdings fest: Das Land ist schon der Hammer.
Dinge, die man alleine in der Umgebung von Taipeh erleben kann, sind beispielsweise fast unbegrenzt.
Ob man nun in Ximen eine schlimme Greifarmmaschinensucht entwickelt, stundenlang beim Karaoke mit All you can eat-Buffet vor sich hinsingt, einen Trip nach Wulai zum Wandern macht, das Museum zu den Eingeborenenstämmen dort besucht, die heißen Quellen direkt am Fluss genießt und anschließend mit einem fremden Studenten auf dem Motorrad durch die Berge zurück nach Taipeh fährt (vielleicht nicht die sicherste Entscheidung, aber irgendwo spannend).
Taiwan ist ein Ort, an dem man sich überall willkommen und aufgehoben fühlen kann, wenn man sich erst mal daran gewöhnt und die richtigen Leute gefunden hat.
Zur NTNU ist gerade für das Department Chinese as a Second Language viel Positives zu sagen. Die Lehrer dort sind überwiegend sehr freundlich, geduldig und hilfsbereit auch bei Themen, die eigentlich nichts mit ihrem Unterricht zu tun haben. Der Unterricht dort ist sehr praxisorientiert und die verschiedenen Kurse ergänzen sich untereinander.
Beispielsweise gibt es neben einem allgemeinen Chinesischkurs auch Kurse zu Lese- und Schreibverständnis, Hörverständnis sowie Hanzi-Schreibunterricht und einige Kurse zur Kultur Taiwans. Der Unterricht dort ist zudem auch sehr zu empfehlen, weil es sich bei den dortigen Klassenkameraden überwiegend um Vollzeitstudenten handelt, die wenig Englisch sprechen, aber immer gern bereit sind, auch die Austauschstudenten in ihren Alltag zu integrieren und beim Chinesisch lernen helfen. Rund um die NTNU gibt es viele Essensmöglichkeiten (die preiswerten muss man allerdings oft etwas länger suchen) und insgesamt ist mein Eindruck von der Universität ein sehr positiver.
Eine Sache, die jedoch als Warnung unbedingt zu erwähnen ist: Ab dem Wintersemester 09/2019 ist es für Austauschstudenten dank einer neu eingeführten Regelung der NTNU nicht mehr möglich, sich auf einen Platz im Studentenwohnheim zu bewerben.
Wer dem Link in der E-Mail zur bestätigten Einschreibung zu den Unterkünften folgt, wird auf die Website des NTNU Campus Inn weitergeleitet und sollte sich dort AUF KEINEN FALL BEWERBEN.
Für ein recht unhygienisches Zimmer mit insgesamt drei Personen und einer Toilette, in welcher man das Klopapier nicht spülen kann, unfreundliche Rezeptionsmitarbeiter und einem dreckigen Aufenthaltsraum mit einer einsamen Mikrowelle und einigen anderen Gebrauchsgegenständen zahlt man dort knapp 10.000 NTD im Monat, welche zu Beginn des Semesters auf einen Schlag per Kartenzahlung überwiesen werden müssen. Ich habe dieses nach einem Monat fluchtartig verlassen und würde gerne andere vor diesem Fehler bewahren. Sucht euch am besten eine Wohnung oder ein Zimmer in Taibei - mit taiwanischen Mitbewohnern lässt es sich eh am besten lernen (nicht, dass ich welche hätte).
Ich könnte noch viel mehr erzählen, aber vielleicht hebe ich mir die schönsten Sachen auf, bis ich wieder da bin. Ein guter Abschluss fällt mir bisher nämlich leider auch nicht ein, also… bis denne!
Marie Klemme