Münze des Monats

Mai 2024
© Michael Grünbart

Vereint im Monogramm: Iustinos II. und Sophia

Pentanummium des Kaisers Iustinos II., geprägt in Kyzikos, 565–578

Lit.: DOC I S. 240 Nr. 137; MIB II Nr. 53; W. Hahn – M. Metlich, Money of the Incipient Byzantine Empire Continued (Justin II – Revolt of the Heraclii, 565–610) (Wien 2009) S. 28 mit Nr. 451 und 452 (Tafel 5)

Privatbesitz, Dm. 13mm, 1,91g
 

Als Kaiser Iustinianos im Jahre 565 kinderlos verstarb, ging das Kaisertum ohne größere Probleme auf seinen Neffen Iustinos, den Sohn seiner Schwester Vigilantia, über. Iustinos hatte Sophia zur Frau genommen, welche nach dem Kirchenhistoriker Johannes von Ephesos eine Nichte der Kaiserin Theodora war: Somit blieb das Kaisertum in der Familie.

Iustinos wurde bereits in jungen Jahren zum kuropalates, einer der höchsten Titel, befördert und konnte seine Beziehungen am Hof festigen, was seiner Promotion zum Kaiser dienlich war. Der einzige Makel, der dem neuen Herrscherpaar anhaftete, war, dass Iustinianos seinen Nachfolger weder mit dem Caesar-Titel ausgestattet noch gekrönt hatte.

Sophia und Iustinos gingen als sehr tatkräftiges Gespann in die Geschichte ein, berühmt sind sie zudem durch die Stiftung eines Reliquienkreuzes an die Gemeinde von Rom (Crux Vaticanca). In der Außenpolitik wirkte der Kaiser wenig erfolgreich, da er die Tributzahlungen an die Avaren einstellte, was zu Problemen an der Donaugrenze des Reiches führte; die Langobarden ließen sich in Italien unter ihrem rex Alboin nieder. Iustinos’ Versuche, gegen den sassandischen Großkönig Chosrau I. territoriale Gewinne zu machen, scheiterten.

Als sich bei Iustinos die Anzeichen einer geistigen Erkrankung vermehrten, trat Sophia logischerweise als noch selbstbewusstere Kaiserin auf, die sich auch um die Nachfolge kümmerte. So veranlasste sie die Erhebung des comes excubitorum (Anführer der Palastgarde) Tiberius Constantinus zum caesar, der damit zum Mitherrscher bestimmt wurde (574). Nach dem Tod des Iustinos (578) wollte sie mit Tiberios Ehe schließen, doch weigerte sich dieser, seine Frau Ino (dann Anastasia) zu verstoßen. Er räumte ihr aber Gemächer im Kaiserpalast ein, ließ ihr den augusta-Titel und nannte sie auch Mutter. Sophia versuchte weiterhin auf die Politik Einfluss zu nehmen und unterstützte Maurikios auf seinem Weg zum Kaiserthron (582–602), doch verschwand sie allmählich aus der historiographischen Wahrnehmung.
 

Die Münzprägung des Kaisers Iustinos folgte der von Kaiser Anastasios I. (491–518) angelegten Geldreform, welche vor allem die kleinen Nominalia mit griechischen Zahlen (1, 5, 10, 20 und 40) versehen hatte. Dies war eine Neuheit in der Denomination des römischen Geldes! So bestand ein Follis aus 40 nummi (Zahlzeichen deswegen M, die griechische Zahl für 40), gefolgt von einem Halb- (K = 20 nummi), Viertel- (I = Dekanummium = 10 nummi) und Achtelfollis (Є = Pentanummium = 5 nummi). Auf den Nomismata (aus Gold) ließ sich der Kaiser Iustinos alleine prägen, doch auf dem kupfernen Kleingeld zeigte er sich mit seiner Gemahlin Sophia. Diese Darstellung bedeutete eine noch nie dagewesene Novität, da die Kaiserin Sophia anders als ihre Vorgängerin Theodora Platz auf dem Münzfeld fand, zudem dieselben Insignien wie Iustinos trug und neben ihm auf gleicher Höhe saß. Diese Darstellung verrät einiges über den großen Einfluss Sophias, den sie auf vielen Ebenen der Innenpolitik hatte.

Eine Besonderheit sind die Pentanummi-Stücke: Dort werden die Namen der Kaiserin und des Κaisers in einem Blockmonogramm verschmolzen. Wenn man die einzelnen Buchstaben liest, dann kommt man auf IVCTINOV KAI COΦIAC (»des Iustinos und der Sophia«). Dies ist ein einzigartiger Fall symbiotischen Herrschens: Das kaiserliche Ehepaar tritt als Einheit auf und dieses Ansinnen geschieht eindeutiger als auf den Follisprägungen, wo beide nebeneinander auf ihren Thronen sitzen.

Auf der Rückseite ist das Zahlzeichen Є für 5 (nummi) und Kappa für die Münzstätte Kyzikos geprägt. Monogramme waren seit der hellenistischen Epoche übliche Münzbegleiter. Damit wurde einerseits Platz gespart und andererseits prägten sich die kompakten Buchstabengebilde (auch auf Gebäudeteilen) leicht als logoähnliche Signaturen bei den Betrachterinnen und Betrachtern ein. Sophia und Iustinos unterscheiden sich in ihrer Selbstdarstellung von Iustinianos und Theodora, da sich diese beiden weder auf Münzen gemeinsam noch zusammen in einem Monogramm vereint öffentlich zeigten.

(Michael Grünbart)

 

Weiterführende Literatur

  • A. R. Bellinger, Catalogue of the Byzantine coins in the Dumbarton Oaks Collection and in the Whittemore Collection I (1966) [= DOC]
  • A. Cameron, The Empress Sophia, Byzantion 45, 1975, S. 5–21
  • L. Garland, Byzantine Empresses. Women and Power in Byzantium, AD 527–1204 (London – New York 1999) S. 40–58
  • W. Hahn, Moneta Imperii Byzantini II (1975) [= MIB]
  • W. Hahn – M. Metlich, Money of the Incipient Byzantine Empire Continued (Justin II – Revolt of the Heraclii, 565–610) (Wien 2009) S. 28 und Tafel 5
  • E. Kislinger, Der kranke Justin II. und die ärztliche Haftung bei Operationen in Byzanz, Jahrbuch der österreichischen Byzantinistik 36, 1986, S. 39–44