Für die Alte Geschichte stellt die Numismatik ebenso wie die Papyrologie und die Epigraphik zunächst eine Hilfswissenschaft dar, welche den unmittelbaren Zugang zu antiken Quellen in ihrer ursprünglichen Materialität erschließt und damit Zugänge zu einer Vielzahl von althistorisch bedeutsamen Themenfeldern eröffnet. Aus Prägerecht und Prägehoheit vermag sie auf politische Machtverhältnisse und gesellschaftliche Strukturen zu schließen. Die Interpretation von Münzbildern und -legenden vermittelt Erkenntnisse zur Verfassungs-, Religions- und Kulturgeschichte. Geschichtsbilder und kollektive Identitäten werden auf Münzen ausgeprägt, Traditionen bewahrt und neu geschaffen oder Zeitumständen angepasst. Münzfunde bieten unschätzbare Datierungshinweise für die Chronologie von Zerstörungshorizonten, die Okkupationsdauer von Siedlungen, lassen Rückschlüsse auf Kriegsverläufe, innere Wirren, Usurpationen und Expansion zu. Für die antike Wirtschaftsgeschichte ist die Entstehung und Ausbreitung des Münzwesens sowie die Entwicklung des Währungsumlaufes ein entscheidender Faktor, die überregionale Durchsetzung von Währungen der Indikator für die Ausbildung von Wirtschaftsräumen und eine wichtige Bedingung für die Etablierung dauerhafter mediterraner und globaler Handelsbeziehungen und hierüber zugleich ein Motor intensivierten kulturellen Austausches.
Antike Numismatik ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem antiken Münzgeld. Sie umfasst die Wirtschafts- und Geldgeschichte, die politische Geschichte, die Religionsgeschichte, die Epigraphik sowie die Ikonographie antiker Münzen. Aufgrund dieser vielfältigen Facetten erfordert die Beschäftigung mit antiken Münzen einen interdisziplinären Ansatz. Das Fach Klassische Archäologie mit seinen ikonographischen Methoden, Fragestellungen und Kompetenzen liefert dazu einen entscheidenden Beitrag. Gerade in Münster wird der ikonographische Zugang zu antiken Münzen besonders betont und die Münze als Bildträger in den Fokus genommen. Dabei darf allerdings niemals die Primärfunktion antiker Münzen als Zahlungsmittel vergessen werden und die Münze zum reinen Bildträger reduziert werden. Ein weiteres innovatives Forschungsfeld der numismatischen Klassischen Archäologie ist die Betrachtung der Materialität von Münzen, womit die Gegenständlichkeit betont wird und die Münze nicht auf einen zweidimensionalen Bild- und Schriftträger beschränkt wird.
In der Byzantinistik werden sowohl die Kultur und die Geschichte als auch die schriftlichen und materiellen Zeugnisse des oströmischen / byzantinischen Reiches von ca. 300 n.Chr. bis ins 15. Jahrhundert untersucht. Dazu treten eine facettenreiche Literatur sowie Theologie und Philosophie. Geographisch umfasst das Forschungsgebiet den östlichen Mittelmeerraum sowie das Schwarzmeergebiet. Zu den Teildisziplinen des Faches gehört die Numismatik, welche durch die systematische Aufbereitung und Veröffentlichung von Sammlungsmaterial auf einer soliden Basis steht. Das byzantinische Geld war bis ins Hochmittelalter die „europäische“ Leitwährung, beeinflusste die Genese sowie Gestaltung einiger Zahlungssysteme und stellte einen wichtigen Faktor der vormodernen Wirtschaftssysteme dar. Aufgrund der langen Dauer des Reiches können sich nicht nur metallurgische Veränderungen, sondern auch ideologische Entwicklungen ablesen lassen.
Materialität, Medialität und Symbolizität mittelalterlicher Münzen rücken sie in den Fokus unterschiedlicher Teildisziplinen der mediävistischen Forschung. So zählt die Beschäftigung mit dem Sachobjekt 'Münze' in den traditionellen Kanon der Historischen Grund- bzw. Hilfswissenschaften. Als Zahlungsmittel ist sie zugleich Bezugsgegenstand wirtschafts- und währungshistorischer Forschung, der Betrieb der Münzstätten vereint rechts-, herrschafts- und technikgeschichtliche Aspekte. Die graphische Gestaltung des Gepräges schließlich macht die Münzen zur ertragreichen Quelle politischer Ikonographie. Doch nicht allein die Vielfalt disziplinärer Zugriffsweisen und Methoden kennzeichnet den "numismatischen Wald des Mittelalters" (B. Kluge). Artenreichtum offenbart auch der Blick auf die Münztypologie der Epoche. Ob karolingische Silberdenare, einseitig geprägte Hohlpfennige des Hochmittelalters oder die rivalisierenden Gold- und Silberwährungen des 14. und 15. Jahrhunderts: Die zunehmende Diversität der Münzprägung spiegelt Monetarisierung und ökonomische Differenzierung, mithin also maßgebliche Entwicklungsprozesse der mittelalterlichen Gesellschaft.
Die Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit ist ein Zweig der Wirtschaftsgeschichte und allgemeinen Kultur- und Landesgeschichte. Das Arbeitsfeld reicht von der Identifikation und Deutung von Münzen, Medaillen, Marken, Geldscheinen und weiteren numismatischen Objekten über die Auswertung von Quellen zur Münz- und Geldgeschichte – etwa von Münzfunden – bis zu geldgeschichtlichen Fragestellungen etwa zur Währungsgeschichte.
Münzen und Banknoten als staatlich autorisierte oder anerkannte Geldzeichen sind eine wichtige Quelle sowohl für das Herrschaftsverständnis der Herausgeber wie für Währungsgebiete und Wirtschaftsräume. Als Indikatoren von Geldkrisen z.B. bei Münzverschlechterungen können sie auch politische Krisen belegen. Ersatzgeld in jeglicher Form wie z.B. Marken gibt über kleinere Wirtschaftskreisläufe Aufschluss. Medaillen sind ein Medium, das in der Frühen Neuzeit nach dem Vorbild antiker Münzen der Erinnerung vor allem an Personen und Ereignisse diente und damit der Nachwelt Deutungen überliefern wollte. Es konnte zugleich ein ästhetisch anspruchsvolles Geschenk, Auszeichnung, religiöses Andenken oder Schmuck sein.
Die Islamwissenschaft beschäftigt sich mit Kultur, Geschichte, Politik und Religion islamisch geprägter Kulturen vom 7. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Da sich Islamwissenschaftler mit einem Zeitraum von über 1300 Jahren und einem geographischen Raum von Westafrika bis Indonesien beschäftigen, sind Spezialisierungen unvermeidlich. In Münster steht der arabisch-, persisch- und türkischsprachige Raum von Mauretanien bis Afghanistan im Zentrum von Forschung und Lehre. Vielfältig wie Kultur und Geschichte des Raums ist auch die Geschichte seiner Münzen und die Bedeutung, die Münzen für die Erforschung einer bestimmten Region zu einer bestimmten Zeit haben. Von wirtschaftsgeschichtlichem Interesse sind sie immer. Sie helfen, Zeiten des Wohlstands und Krisenzeiten zu verstehen und Handelsbeziehungen (vom Indischen Ozean einerseits bis nach Russland und Skandinavien andererseits) nachzuzeichnen. Da islamische Münzen zwar selten Bilder, aber stattdessen viel Text aufweisen und fast immer Ort und Jahr ihrer Prägung angegeben wird, sind sie auch historische Originalquellen, die die erst im Rückblick auf die Ereignisse verfassten Chroniken ergänzen, korrigieren bzw. bestätigen können. Durch ihre oft kunstreiche und raffinierte Kaligraphie sind sie auch von kunstgeschichtlichem Interesse. Vielfach sind islamische Münzen von Nachbarkulturen nachgeahmt worden und verraten damit viel über interkulturelle Beziehungen.
Die Monetäre Ökonomie setzt sich mit Themen aus dem Gebiet der Geldtheorie und -politik auseinander. Während im Bereich der Geldpolitik das Verhalten von Zentralbanken und die ökonomischen Auswirkungen zentralbankpolitischer Maßnahmen im Mittelpunkt stehen, ist die Numismatik ein Teilgebiet der Geldtheorie. Die Numismatik trägt zum besseren Verständnis der Charakteristika heutiger Geldsysteme bei und hilft, den fortschreitenden Prozess finanzieller Innovationen von Zahlungssystemen zu verstehen. Im Gegenzug erlaubt die Geldtheorie, die Existenz von Geld ökonomisch zu begründen. Dadurch lässt sich die seit Jahrhunderten in verschiedenen Ländern und Kulturen bestehende Verwendung von Münzen und Noten erklären. Dieses interdisziplinäre Zusammenspiel macht den Reiz der Verbindung zwischen Monetärer Ökonomie und Numismatik aus.
Die Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie befasst sich mit den Zeitabschnitten der menschlichen Kulturentwicklung, aus welchen keine oder nur wenige Schriftzeugnisse vorliegen. Die wichtigsten Quellen sind Überreste materieller Kultur, die in der Regel als Bodenfunde überliefert sind. Zu diesen Quellen gehören Überreste von Siedlungen oder Bestattungen und Alltagsgegenstände wie z.B. Werkzeuge, aber auch Waffen oder Schmuck.
Ab dem 3. Jh. v. Chr. kommen Münzen als Fundgruppe hinzu. In dieser Zeit wurden nördlich der Alpen zum ersten Mal Münzen nach mediterranen Vorbildern geprägt. Bald entstanden eigene Münztypen und regional unterschiedliche Münzsysteme, die sich im Laufe der jüngeren Eisenzeit im Kontext der präurbanen sog. Oppidakultur entwickelten.
Die meisten eisenzeitlichen Münzen sind anepigraph, ihre Münzbilder kaum zu deuten. Die verantwortlichen Prägeautoritäten bleiben weitgehend unbekannt, Datierungen sind meist nur über die Analyse der Fundkontexte möglich. Dennoch bilden die Münzen eine wichtige Quelle zur Erforschung der wirtschaftlichen und soziokulturellen Verhältnisse der jüngeren Eisenzeit, wobei neben archäologischen und numismatischen auch naturwissenschaftliche Methoden zum Einsatz kommen.
In jüngeren Epochen bieten Importmünzen, später auch Eigenprägungen über die Verknüpfung mit historischen Daten Anhaltspunkte für die absolutchronologische Datierung archäologischer Fundkontexte.
Münzgeschichte und Landesgeschichte sind seit ihrer Formierung als wissenschaftliche Disziplinen eng miteinander verzahnt: Nach den Humanisten des 15./16. Jahrhunderts, die sich zuerst aus einem kunsthistorisch geleiteten Interesse an der Antike mit deren numismatischen Hinterlassenschaften beschäftigten, wurden Münzen und Medaillen im 17./18. Jahrhundert als wertvolle Quellen für dynastie- und territorialgeschichtliche Abhandlungen erkannt und genutzt. Zu den daraus entstehenden umfangreichen Arbeiten gehörten beispielsweise Wilhelm Ernst Tentzels (1659-1707) mehrbändige Saxonia Numismatica Lineae Ernestinae et Lineae Albertinae (1705-1714) oder Carl Friedrich Evers’ (1729-1803) Mecklenburgische Münz-Verfassung (1798-1799). Aufgrund ihrer wechselvollen Geschichte und herrschaftspolitischen Ausdifferenzierung ist die westfälische Münz- und Geldgeschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit besonders spannend. Fast alles, was die Zeitgenossen bewegte, hat seinen Eingang in die Bild- und Schriftinformationen der Münzen, Medaillen und Geldscheine gefunden. Dieser Umstand macht sie auch heute noch zu hervorragenden Untersuchungsgegenständen für rechts- und verfassungsgeschichtliche, wirtschafts- und sozialgeschichtliche oder kunst- und kirchenhistorische Fragestellungen der Landesgeschichte. Ob als Exponat in einem Kabinett, Objekt in einem Schatzfund oder Abbildung in einem Mandat – Münzen machen (Landes-)Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes "begreifbar".