Lehrveranstaltungen der Abteilung für Osteuropäische Geschichte

Informationen zur Anmeldung

Die Anmeldephasen des Historischen Seminars zu den Pro-, Haupt- und Masterseminaren sowie den Übungen finden  elektronisch statt. Die Teilnahme wird durch ein auf Wahlgängen beruhendes Verteilverfahren geregelt. Es gibt nur einen Wahlgang am Ende des vorangegangen Semesters. Der genaue Anmeldezeitraum ist auf der Seite des Historischen Seminars angegeben.

Hochschulwechsler melden sich bitte bei Dr. Eva Baumkamp oder Dr. Thomas Tippach für die Seminarplatzvergabe bzgl. Hauptseminaren/Masterseminaren.

Weitere Hinweise zum Anmeldeverfahren oder den Lehrveranstaltungen entnehmen Sie bitte der Seite des Historischen Seminars oder dem Vorlesungsverzeichnis im HIS-LSF.

Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2024/25

Hauptseminar: Die Zarin Katharina II. in Selbst- und Fremdzeugnissen (HIS-LSF)

Prof. Dr. Ricarda Vulpius

Mo. 16-18 Uhr

Wenig Herrscher Russlands haben sich solche Mühe mit der positiven Außendarstellung ihrer Politik gegeben wie Zarin Katharina II (1729-1796, reg. ab 1762). Und selten klafften ideeller Anspruch und Wirklichkeit so auseinander: aufgeklärte Monarchin, die ihr Land zur freien Entfaltung führen und das allgemeine Wohl der Bevölkerung mehren wollte, auf der einen Seite, und die Kriege führende und imperiale Expansion vorantreibende Kaiserin, die vor allem die Leibeigenschaft in großem Ausmaß verschärfte, auf der anderen Seite. Wie passte das zusammen? Wie sah sich die Zarin und ihre Politik selbst? Wie wollte sie sich verstanden wissen? Welche Rolle spielte für sie ihr Geschlecht? Und wie wurde sie von ihren Zeitgenossen wahrgenommen?

Im Hauptseminar werden wir mit der Methode des Forschenden Lernens Selbst- und Fremdzeugnisse analysieren, zeitgenössische Maßstäbe zur Beurteilung der 34 Jahre herrschenden Zarin kennenlernen und uns auf diese Weise einen Eindruck von der Vielschichtigkeit einer der bedeutendsten Herrscherinnen des Zarenreiches verschaffen. Russischsprachkenntnisse sind keine Voraussetzung, zugleich aber hocherwünscht.

Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), wöchentliche Lektüre, eigenständiges Forschen, Präsentation (ggf. digital hochgeladen), schriftliches peer-Feedback. Prüfungsleistung: Hausarbeit

Literatur: Jan Kusber: Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion. Stuttgart 2022.


Masterseminar: Transimperiale Biographien in den Ostseeprovinzen des 18. Jahrhunderts (HIS-LSF)

Prof. Dr. Ricarda Vulpius

Mi. 10-12 Uhr

Der Sieg Zar Peters I. im Nordischen Krieg (1701-1721) über Schweden, den damals mächtigsten Staat Nordeuropas, und die Annexion der Ostseeprovinzen bedeuteten eine dramatische Verschiebung des europäischen Kräfteverhältnisses zu Gunsten des Zarenreiches. Wie verhielt sich dazu die vorrangig deutschsprachige Elite Livlands, Estlands und Kurlands? Wem galten ihre Loyalitäten?

Das Masterseminar wird sich mit den vielfältigen transimperialen Biographien wichtiger Akteure der Zeit befassen und mit Hilfe des Forschenden Lernens Lebensentwürfe zwischen Schweden, dem Alten Reich, Polen, Sachsen, Kurland und dem Zarenreich nachzeichnen, Handlungsspielräume ausloten und Anpassungsstrategien herausarbeiten. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf der Frage liegen, inwiefern die Zeit noch von der Möglichkeit multipler Loyalitäten geprägt war.

Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), umfangreiche wöchentliche Lektüre, selbständige Recherche im Sinne des Forschenden Lernens; Präsentation und Gestaltung einer Seminarsitzung; Prüfungsleistung: Master of Arts Hausarbeit (20-25 S.), Master of Education (15-20 S.).

Literatur: Klaus Meyer (Hg.): Deutsche, Deutschbalten und Russen. Studien zu ihren gegenseitigen Bildern und Beziehungen. Lüneburg 1997; Regina Stuber: Multiple Loyalitäten und Transterritorialität. Aufstieg und Fall des Diplomaten Johann Christoph von Urbich (1653-1715). Göttingen 2024.


Übung: Russisch-ukrainische Beziehungen 17.-21. Jahrhundert (HIS-LSF)

Prof. Dr. Ricarda Vulpius

Di. 14-16 Uhr

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine begräbt auf lange Zeit die seit 1991 erstmalig aufgekommene Hoffnung auf eine friedliche Koexistenz beider Nationen. Die Übung wird der engen Verflechtung der Geschichte beider Länder ebenso nachgehen wie die bis heute bedeutendsten „Erinnerungsorte“ russisch-ukrainischer Beziehungen im kollektiven Gedächtnis von Russen und Ukrainern seit dem 17. Jahrhundert herausarbeiten. Anhand des russisch-ukrainischen Verhältnisses lässt sich zeigen, wie stark Beziehungsgeschichte zwischen Integration und Akzeptanz auf der einen und gegenseitiger Abgrenzung und Feindseligkeit auf der anderen Seite hin- und herwechseln kann. Welche Faktoren führten auf beiden Seiten zur Dominanz der jeweils einen, welche zur der der anderen Haltung? Nicht zuletzt geht es um die Vermittlung von Kompetenzen, um den aktuellen Krieg und die in ihm dominierenden Geschichtsbilder verstehen und analysieren zu können.

Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), wöchentliche Lektüre, Kurzreferate, wöchentliches schriftliches peer-feedback; Prüfungsleistung: In Abhängigkeit von der Studienordnung (ggf. Essay).

Literatur:Andreas Kappeler: Ungleiche Brüder. Russen und Ukrainer vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München 2023 (erweiterte Neuausgabe); Andreas Kappeler: Russland und die Ukraine: Verflochtene Biographien und Geschichten. Wien 2012.


Übung (Theorie & Methode): Nations- und Nationalismustheorien (HIS-LSF)

Prof. Dr. Ricarda Vulpius

Di. 16-18 Uhr

Nationen und Nationalismus gehören nicht nur nach wie vor zu den prägendsten politischen Triebkräften. Sie scheinen in einigen Ländern der Welt fast wieder so stark die Köpfe der Menschen zu beherrschen wie vor einem Jahrhundert. Diese Übung verfolgt drei Ziele: Zum einen wird ein Überblick über die wichtigsten Nationalismus-Forscher und ihre Theorien vermittelt. Zum zweiten werden die bedeutendsten methodischen Ansätze und Fragestellungen der jüngeren und jüngsten Forschung zur Nations- und Nationalismusforschung erarbeitet. Und zum dritten ist es ein übergreifendes Anliegen der Übung, für die historische und gesellschaftspolitische Standpunktgebundenheit des Nationsbegriffes zu sensibilisieren.

Literatur: Sukumar Periwal (Hg.): Notions of Nationalism. Budapest 2022.


Forschungskolloquium zur Osteuropäischen Geschichte (HIS-LSF)

Prof. Dr. Ricarda Vulpius

Mo. 18-20 Uhr, Raum F3

Das Kolloquium richtet sich primär an fortgeschrittene Studierende, Doktoranden und Postdocs der Osteuropäischen Geschichte, ist aber auch Interessierten aus der allgemeinen Geschichte zugänglich und natürlich auch Studierenden, die bereits in frühen Semestern ein großes Interesse an Osteuropa verspüren. Es dient zum einen der vertieften Auseinandersetzung mit Masterarbeiten und Dissertationen, die in der Abteilung für Osteuropäische Geschichte entstehen. Zum anderen eröffnet das Kolloquium die Möglichkeit, sich mit Forschungsprojekten von Osteuropahistorikern anderer Universitäten vertraut zu machen und sich an aktuellen Forschungsdebatten zu beteiligen.


Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Deutsch-sowjetische Erinnerungsgeschichte: Diktatur, Krieg, Transformation (HIS-LSF)

Dr. Vitalij Fastovskij

Mo. 10-14 Uhr

Die europäische Erinnerung ist hart umkämpft. Die Demontage sowjetischer Kriegsdenkmäler, die Einmischung der polnischen Justiz in die Arbeit professioneller Historiker oder die russländische Gesetzgebung im Bereich der Geschichtspolitik polarisieren bis heute. Und auch der Überfall auf die Ukraine kann als eine Eskalation der memory wars gedeutet werden, nutzt doch das Putin-Regime Geschichte und Erinnerung als Waffe im Kampf gegen die Ukraine und den Westen.

Das Proseminar gibt einen Überblick über wichtige Stationen der gemeinsamen Geschichte im 20. Jahrhundert, von der Oktoberrevolution bis zum Abzug sowjetischer Truppen aus dem wiedervereinten Deutschland, und zeigt, dass die deutsch-sowjetische Beziehungsgeschichte eine gesamteuropäische ist.

Literatur zur Einführung: Nora, Pierre: Zwischen Geschichte und Gedächtnis. Berlin 1990.


Übung: Die Geschichte Westpreußens in 10 Objekten – Praxisübung „Forschendes Lernen“ (HIS-LSF)

Martin Koschny

Blockseminar: 7.10. (10-12 Uhr), 14.10 (10-12 Uhr), weitere Termine werden in der Eröffnungssitzung abgestimmt

In der Sammlung des Westpreußischen Landesmuseums (WLM) befinden sich zahlreiche alltägliche Gebrauchsgegenstände, die als Ausdruck privater und kollektiver Erinnerungskulturen Geschichten erzählen. Der Forschungsansatz der „Objektbiografien” untersucht u.a. den Transformationsprozess, den alltägliche Gebrauchsgegenstände bei ihrer „Musealisierung” durchlaufen. So tragen beispielsweise die mit den Themen der Zwangsmigration verbundenen musealen Objekte eine Vielzahl privater Erinnerungsmuster in sich, in denen sich individuelle Überzeugungen und mitunter auch konfliktbehaftete politische Haltungen widerspiegeln. Um die Objekte in angemessener Weise im musealen Rahmen präsentieren zu können, ist die Erstellung wissenschaftlicher Objektbiografien zur Darstellung dieser privaten Erinnerungsmuster Aufgabe sammlungsbezogener Forschung.

Das Seminar vermittelt praktische und theoretische Grundlagen materieller Erinnerungskultur am Beispiel musealer Sammlungsgegenstände. Die Studierenden erstellen eigene Objektgrafien, welche den geschichtspolitischen Kontext der Objekte mit den individuellen Motivationen und biografischen Hintergründen der erinnernden diversen Akteursgruppe verbindet. Die Konzipierung und Realisierung einer kleinen Sonderausstellung der im Seminar bearbeiteten Objekte soll am Ende des Semesters verwirklicht werden und im Landesmuseum der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Die ersten beiden Sitzungen (7.10. & 14.10., 10-12 Uhr) werden in den Räumlichkeiten des Historischen Seminars stattfinden, alle weiteren Sitzungen im Seminarraum des Westpreußischen Landesmuseums (als Blocktermine, Koordinierung in der Eröffnungssitzung).


Übung: Russisch für Historiker: Literatur und Macht im Russland des 19. Jahrhundert (HIS-LSF)

Thomas Busch

Mo. 18-20 Uhr

Die Übung beschäftigt sich mit der Rolle von Schriftstellern und Publizisten im 19. Jahrhundert, soweit sie sich mit den politischen und sozialen Verhältnissen auseinandergesetzt haben, sei es durch offene Stellungnahmen, etwa in dem berühmten Briefwechsel Gogol/Belinskij, oder durch mehr oder weniger verdeckte Anspielungen in literarischen Werken, wie etwa in den „Aufzeichnungen eines Jägers“ von Iwan Turgenjew, den Ausführungen Fjodor Dostojewskis in seinem „Tagebuch eines Schriftstellers“ oder in dem Roman „Die Dämonen“, Nikolaj Tschernyschewski in dem Roman „Was tun?“, etc. Angesichts der Tatsache, dass es im Russland des 19. Jahrhunderts keine freie Presse gab, die Möglichkeit politischer Partizipation nur einer kleinen Elite erlaubt war, blieb es den wenigen unabhängigen Intellektuellen überlassen, wie weit sie sich in die politische Arena wagten und dafür mit entsprechende Konsequenzen zu rechnen hatten. Ein Zustand, der in Russland, von kurzen Intermezzi abgesehen, mehr oder weniger bis heute andauert.

In der Übung werden russische Quellen und Darstellungen auszugsweise gelesen und übersetzt, soweit Teilnehmer über Russischkenntnisse verfügen. Soweit diese Teilnehmer in der Übung funktionale Sprachkenntnisse gem. Stu­dienord­nung nachweisen wollen, sind Grundkenntnisse des Russischen (nicht nur des Alphabets) erforderlich. Allen anderen Teilnehmern ohne entsprechende Sprachkenntnisse steht unabhängig davon die Möglichkeit eines allgemeinen Leistungsnachweises offen. Es wird von allen Teilnehmern eine gewisse Bereitschaft erwartet, sich mit den literarischen Texten - wenigstens in längeren Passagen - lesend bekannt zu machen.

Literatur: Hildermeier, M.: Geschichte Russlands. Vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution, München 2013, dort der fünfte und sechste Teil; Lauer, R.: Geschichte der Russischen Literatur. Von 1700 bis zur Gegenwart, München 2009, dort bes. das dritte Kapitel; Schramm, G.: Von Puschkin bis Gorki. Dichterische Wahrnehmungen einer Gesellschaft im Wandel, Freiburg/Br. 2008; Winkler, M.: Vom Nutzen und Nachteil literarischer Quellen für Historiker, in: Digitales Handbuch zur Geschichte und Kultur Russlands und Osteuropas Nr. 21 (2009) (http://epub.ub.uni-muenchen.de/11117/3/Winkler_Literarische_Quellen.pdf).

Lehrveranstaltungen vergangener Semester

  • Sommersemester 2024

    Masterseminar: Geschlechtergeschichte im Zarenreich im 18. Jahrhundert

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Mo. 10-12 Uhr, Raum: ULB 201

    Wer sich für den Wandel von Geschlechterbeziehungen in der Vormoderne interessiert, kann an dem russländischen 18. Jahrhundert nicht vorbeikommen. In der Zeit von Zar Peter I. bis zur Zarin Katharina II. vollzieht sich innerhalb der russländischen Elite ein dramatischer Wandel: Nicht nur ist das Jahrhundert dominiert von Frauen auf dem Thron, und es wandelt sich das Verständnis von Maskulinität. Vor allem leiten die Reformen unter Peter I. einen tiefgreifenden kulturellen und rechtlichen Wandel für adlige Frauen ein, der sie in mehrerer Hinsicht im Vergleich zu adligen Frauen in Westeuropa weitaus besserstellte und dazu führte, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts adlige Frauen ein Drittel der in privater Hand gehaltenen Ländereien des Zarenreiches bewirtschafteten und Leibeigene beaufsichtigten. Zugleich allerdings vertieften sich mit der petrinischen „Revolution von oben“ die sozialen und kulturellen Unterschiede zwischen adligen und bäuerlichen Frauen.

    Das Masterseminar wird zum einen den Wandel der Geschlechterrollen zur vorpetrinischen Zeit (Stichwort domostroj) herausarbeiten und zum anderen das für das russländische 18. Jahrhundert charakteristische Spannungsverhältnis zwischen einerseits der starken Stellung von Frauen in Eigentumsverhältnissen und andererseits ihrer überaus schwachen Position gegenüber ihren Ehemännern im Familienrecht beleuchten.

    Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), umfangreiche wöchentliche Lektüre, digital hochzuladende Präsentationen; Gestaltung einer Seminarsitzung; Prüfungsleistung: Master of Arts Hausarbeit (20-25 S.), Master of Education (15-20 S.)

    Literatur: Barbara Alpern Engel: Women in Russia, 1700-2000. Cambridge/ New York 2004; Michelle Lamarche Marrese: Gender and the legal order in Imperial Russia. In: The Cambridge History of Russia. Bd. 2: Imperial Russia, 1689-1917. Hg. von Dominik Lieven, Cambridge 2006, S. 326-343.


    Hauptseminar: Vilnius transnational. Eine Stadt zwischen den Kulturen

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Di. 14-16 Uhr, Raum: F3

    Nur wenige Städte in Ostmitteleuropa spiegeln die für diese Region so typische Vielfalt an Konfessionen und Kulturen, von denen sie über tausend Jahre hinweg geprägt wurde, derart ausdrucksstark wider wie Vilnius. Seit über 30 Jahren ist Vilnius die Hauptstadt des eigenständigen Nationalstaates Litauen, und die Wiedererlangung der staatlichen Souveränität, die Erinnerung an die Singende Revolution von 1990, der Erneuerungsbewegung Sajudis und die Trennung der einstigen Sowjetrepublik von der Macht des Kremls sind nach wie vor beherrschende Themen von identitätspolitischer Bedeutung. Neben dieser Perspektive wurde die Stadt auch von den Ruthenen geprägt, aus denen später die Nation der Belarusen entstand: Ruthenisch und nicht Litauisch war die Kanzleisprache des Großfürstentums. Weit geschichtsmächtiger aber noch ist die Verflechtung der litauischen mit der polnischen Geschichte. Nach Jahrhunderten engster Interaktion traten Polen und Litauer im 19. Jahrhundert in Form moderner Nationalbewegungen in Vilnius/Wilno in Konkurrenz und bildeten fortan eine städtische Konfliktgemeinschaft. Seit der Frühneuzeit spielte Vilnius auch für die Juden eine überaus bedeutsame Rolle, entwickelten sich doch hier bedeutende theologische Lehranstalten zu einem wichtigen geistigen Zentrum, zum „Jerusalem des Nordens“. Zur multikulturellen Stadtgeschichte gehörte im 19. und frühen 20. Jahrhundert auch die Herrschaft des Zarenreichs mit ihren lokalen Beamten und Militärs und dem Versuch, die Russisch-Orthodoxe Kirche in der Region zu verankern. Schließlich hinterließen die beiden Diktaturen, die Litauen im 20. Jahrhundert beherrscht haben, ihre Spuren: die kurze sowjetische Okkupation 1940/41, die deutsche Besatzung 1941 bis 1944 und die Zeit der sowjetischen Herrschaft von 1944 bis 1990/91.

    Das Hauptseminar wird sich auf einer ersten Ebene mit einer Rekonstruktion der wichtigsten Etappen der Stadtgeschichte beschäftigen, auf einer zweiten Ebene mit den vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert konkurrierenden diskursiven Ansprüchen auf die Stadt und auf einer dritten Ebene die geschichtskulturellen und erinnerungspolitischen Debatten von Litauern, Juden, Polen, Belarusen und Russen seit den 1990er Jahren beleuchten. Grundlegend für die dritte Ebene wird das von Pierre Nora entwickelte Konzept der Erinnerungsorte (lieux de mémoire) sein, aber auch die materiellen Orte der Erinnerung (lieux de mémoires) und damit die Erschließung von Vilnius als historischem Erinnerungsraum werden eine große Rolle spielen und der Vorbereitung der Exkursion dienen.

    Hinweis: Eine Teilnahme am Hauptseminar ist unabhängig von einer Teilnahme an der Exkursion möglich. Umgekehrt aber ist eine Teilnahme an der Exkursion zwingend an die Teilnahme am Hauptseminar gebunden.

    Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), wöchentliche Lektüre, wöchentliche schriftliche Hausaufgaben, digital hochgeladene Präsentationen; Prüfungsleistung: Hausarbeit.


    Exkursion: Vilnius transnational. Eine Stadt zwischen den Kulturen

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Vgl. die obigen Angaben zum Hauptseminar. Die Exkursion wird zusätzlich zum Hauptseminar belegt und entspricht dem Umfang einer Übung mit 2 LP.  Eine Teilnahme an der Exkursion ist zwingend an die Teilnahme am Hauptseminar möglich.


    Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Politische Wissenschaftsgeschichte: Archäologische Forschung in imperialen und kolonialen Kontexten

    Dr. Vitalij Fastovskij

    Mo. 10-14 Uhr, Raum F042

    Im Zeitalter des Imperialismus verließen sich die europäischen Großmächte nicht nur auf militärische Stärke. Die Beherrschung des „Orients“ verlangte auch nach wissenschaftlicher Expertise. Bis heute sind die gesellschaftlichen Auswirkungen der engen Verflechtung von imperialer Politik und Wissenschaft zu spüren: Es laufen hitzige Debatten über die Rückgabe von Kulturgütern; von Anthropologen entwendete und auf anderen Wegen in deutsche Sammlungen gelangte menschliche Gebeine sorgen für internationale Spannungen; die Erkenntnisse der Provenienzforschung stimulieren Debatten über eine postkoloniale Erinnerungskultur in Europa. Im Seminar werden aktuelle Ansätze der Imperienforschung und Wissensgeschichte diskutiert. Neben Großbritannien, Frankreich und Deutschland wird das Zarenreich, ein in der Forschung bislang zu wenig beachteter Akteur, behandelt.

    Literatur zur Einführung: Said, Edward: Orientalismus. Frankfurt am Main 2009; Díaz-Andreu García, Margarita: A World History of Nineteenth-Century Archaeology. Nationalism, Colonialism and the Past. Oxford/New York 2007.


    Übung: Colonial Approaches to Property

    Dr. Jelena Radovanović

    Do. 14-16 Uhr, ULB 201

    The nineteenth century is considered the “century of property.” In this century, the rise of capitalism, colonial and imperial expansion, and normalization of the idea(l) of private property overlapped to produce new forms of owning and holding, particularly so in the colonized areas. This reading-intensive seminar will examine in comparative context imperial and colonial racialized reconfigurations of property in four regions: French North Africa, British India, Russian Turkestan, and (post-)Ottoman European provinces. In each of these regions, empires and states encountered forms of property ownership shaped by custom, Islamic law, centuries of local legal regulation, and local relationships to nature and landscape. We will ask what new technologies of property management and what legal and scholarly means the new states employed to regulate property forms they encountered. How did these changes affect the local lifeworlds? How did the formations of racial knowledge go hand-in-hand with the production of economic inequality through the transformation of property regimes?


    Russisch für Historiker: Von Iwan dem Schrecklichen zu Peter dem Großen. Vom Moskauer Reich zu imperialer Machtentfaltung

    Thomas Busch

    Mo. 18-20 Uhr, F 030

    Die Übung beschäftigt sich mit der Geschichte Russlands im Spätmittelalter und Früher Neuzeit, dem Ende der Rjurikiden-Dynastie, der Zeit der Wirren und dem Beginn der Romanow-Dynastie. In der Übung werden russische Quellen und Darstellungen auszugsweise gelesen und übersetzt, soweit Teilnehmer über Russischkenntnisse verfügen. Soweit diese Teilnehmer in der Übung funktionale Sprachkenntnisse gem. Stu­dienord­nung nachweisen wollen, sind Grundkenntnisse des Russischen (nicht nur des Alphabets) erforderlich. Allen anderen Teilnehmern ohne entsprechende Sprachkenntnisse steht unabhängig davon die Möglichkeit eines allgemeinen Leistungsnachweises offen.


    Forschungskolloquium zur Osteuropäischen Geschichte

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Mo. 18-20 Uhr, Raum: F3

    Das Kolloquium richtet sich primär an fortgeschrittene Studierende, Doktoranden und Postdocs der Osteuropäischen Geschichte und Slavistik, ist aber auch Interessierten aus der allgemeinen Geschichte zugänglich. Es dient zum einen der vertieften Auseinandersetzung mit Masterarbeiten und Dissertationen, die in der Abteilung für Osteuropäische Geschichte entstehen. Zum anderen eröffnet das Kolloquium die Möglichkeit, sich mit Forschungsprojekten von Osteuropahistorikern anderer Universitäten vertraut zu machen und sich an aktuellen Forschungsdebatten zu beteiligen. An das Forschungskolloquium schließt sich fakultativ immer noch ein geselliger Teil mit dem Kolloquiumsgast und allen Interessierten in einem nahe gelegenen Lokal an.

  • Wintersemester 2023/24

    Übung: Der Holodomor

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Mi. 10 – 12 Uhr (F 153) 

    Es gibt wohl kaum ein Ereignis in der ukrainischen Geschichte, das zu einem wichtigeren Erinnerungsort avanciert ist und neben dem russischen Angriffskrieg die gesamte Nation so zusammenschweißt wie die Erinnerung an die Große Hungersnot von 1932/33, den Holodomor. In dieser Übung werden wir uns mit allen Schattierungen des Themas befassen: zum einen mit den Ursachen und dem Verlauf der von Stalin herbeigeführten Hungerkatastrophe; zum zweiten mit den Vertuschungsbemühungen in der Sowjetunion und im kollektiven „Westen“ in den 1930er Jahren; zum dritten mit der Aufarbeitung in den 1980er Jahren, die einem Krimi gleicht; zum vierten mit der geschichtspolitischen Instrumentalisierung des Themas für das ukrainische nation-building seit der Unabhängigkeit der Ukraine; und zum fünften mit der Debatte in Deutschland, die sich rund um die Resolution vom November 2022 entzündete, als der Deutsche Bundestag den Holodomor als Genozid anerkannte. Auch die zeitgleich zum Holodomor einsetzenden Hungersnöte in Kasachstan, im Kuban- und im Wolgagebiet werden in vergleichender Perspektive miteinbezogen. 

    Literatur: Applebaum, Anne: Roter Hunger. Stalins Krieg gegen die Ukraine. München 2017; Dietsch, Johan: Making Sense of Suffering. Holocaust and Holodomor in Ukrainian Historical Culture. Lund 2006; Hryn, Halyna (Hg.): Hunger by Design. The Great Ukrainian Famine and its Soviet Context. Cambridge MA 2008; Gamache, Ray: Gareth Jones: Eyewitness to the Holodomor. Cardiff 2018; Graziosi, A./ Hajda, L.A./ Hryn, Halyna (Hg.): After the Holodomor. The Enduring Impact of the Great Famine on Ukraine. Cambridge MA 2008; Graziosi, Andrea: Stalinism, Collectivization and the Great Famine. Cambridge MA 2009; Kudela-Swiatek, Wiktoria: Eternal Memory: Monuments and Memorials of the Holodomor., Edmonton, Toronto, Krakau 2021; Middell, Matthias/Wemheuer, Felix (Hg.): Hunger, Ernährung und Rationierungssysteme und dem Staatssozialismus (1917-2006). Frankfurt a.M. 2011. 


    Übung: Russland und der Westen 

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Mo. 16 – 18 Uhr (F 33) 

    Gehört Russland seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine noch zu Europa? Gehörte es zuvor zu Europa oder zählt es zu Asien? Wohl kaum eine Frage hat russische Intellektuelle über Jahrhunderte hinweg mehr beschäftigt und die Politik des Zarenreiches und auch der heutigen Russländischen Föderation beeinflusst. Zugleich hat auch „der Westen“ zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Antworten auf die Frage gefunden. In dieser Übung beschäftigen wir uns mit mentalen Landkarten in Ost und West, mit den Anfängen des westlichen Russlandbildes im 16. und 18. Jahrhundert sowie intensiv mit der russischen Debatte über den eigenen historischen Entwicklungsweg im 19., 20. und 21. Jahrhundert (Westler, Slavophile, Eurasier), bevor wir uns am Schluss den zeitgenössischen Diskursen eines Russlands widmen, das sich seit dem 24. Februar 2022 vor einer Welt in Trümmern sieht. 

    Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), wöchentliche Lektüre, wöchentliche schriftliche Hausaufgaben, Kurzreferate; Prüfungsleistung: In Abhängigkeit von der Studienordnung (ggf. Essay) 

    Literatur: Dieter Groh: Russland im Blick Europas. 300 Jahre historische Perspektiven. Frankfurt 1988; Andreas Kappeler: Russland und Europa – Russland in Europa. In: Thomas Erlt u.a. (Hg.): Europa als Weltregion. Zentrum, Modell oder Provinz? Wien 2014, 96-110; Ekkehard Klug: Das „asiatische“ Russland. Über die Entstehung eines europäischen Vorurteils. In: Historische Zeitschrift 245 (1987), 265-289; Armin Nassehi: Wo liegt der Westen? In: Kursbuch 121 (2022), 97-120. 


    Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Imperiale und koloniale Herrschaft im Russländischen Reich des 18. Jahrhunderts

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius / Nikolas Ender

    Di. 14 – 18 Uhr (F 042) 

    Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine (und zuvor gegen Tschetschenien und Georgien) haben die imperialen Bestrebungen des russischen Präsidenten Vladimir Putins und seiner Entourage überaus deutlich gemacht. Die Frage nach dem Beginn und der Ausformung des Zarenreichs als Imperium ist hingegen sehr viel schwieriger und fällt bei einem Kontinentalreich, bei dem das Kernland und die neu eroberten Gebiete nicht durch „natürliche“ Grenzen getrennt sind, besonders schwer. Im Proseminar wird das 18. Jahrhundert als die entscheidende Epoche für die Entfaltung des Imperiums und die Genese Russlands als Kolonialreich beleuchtet. Neben einer Einführung in die wichtigsten Debatten zur Imperiumsgeschichte arbeiten wir die zentralen imperialen Praktiken des Reiches unter den Zaren Peter I., Anna, Elisabeth und Katharina II. heraus. Besonders widmen wir uns der Frage, welche Zivilisierungsstrategien russländische imperiale Eliten entwickelten und werden dabei den Vergleich zu Diskursen und politischen Praktiken anderer zeitgenössischer Imperien suchen. Ein besonderer Reiz wird darin bestehen, die Mitwirkung indigener Gruppen an der Aufrechterhaltung der imperialen Ordnung in den Blick zu nehmen, Unterschiede im Umgang mit verschiedenen religiösen Gemeinschaften nachzuvollziehen und so ein breiteres Verständnis von der Funktionsweise frühneuzeitlicher Imperien zu gewinnen. 

    Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), wöchentliche Lektüre, wöchentliche schriftliche Hausaufgaben, Kurzreferate; Prüfungsleistung: In Abhängigkeit von der Studienordnung entweder eine mündliche Prüfung oder eine Hausarbeit 

    George Gilbert: Reading Russian Sources: A Student’s Guide to Text and Visual Sources from Russian History. London 2020; Andreas Kappeler: Rußland als Vielvölkerreich. Entstehung, Geschichte, Zerfall. München 1992; Michael Khodarkovsky: Russia’s Steppe Frontier: The Making of a Colonial Empire, 1500-1800. Bloomington, Ind. 2002; Yuri Slezkine: Arctic Mirrors. Russia and the Small Peoples of the North. Ithaca 1994; Willard Sunderland: Taming the Wild Field: Colonization and Empire on the Russian Steppe. Ithaca/New York 2004. Georgij Vernadskij: A Source-Book for Russian History from Early Times to 1917/ 2: Peter the Great to Nicholas I. New Haven 1972; Ricarda Vulpius: Die Geburt des Russländischen Imperiums. Herrschaftskonzepte und -praktiken im 18. Jahrhundert. Wien/Köln/Weimar 2020. 


    Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Wie werden Flüchtlinge gemacht? Migration im Kalten Krieg 

    Dr. Vitalij Fastovkij

    Mi. 10 – 14 Uhr 

    Da der Kalte Krieg auch um die Herzen der Menschen geführt wurde und die Flucht in den Westen als Ausdruck der kapitalistischen Systemüberlegenheit interpretiert wurden („Foot voting“), investierten westliche Staaten, allen voran die Vereinigen Staaten, enorme Summen in die humanitäre Hilfe. Aber auch Geheimdienste in Ost und West griffen auf unterschiedliche Weise auf die Erfahrungen, Netzwerke und Kenntnisse (zwangs-)migrierter Menschen zurück. Die heute existierenden Migrationsregime, mit ihren Praktiken, ihrem Begriffsapparat und der nicht immer konfliktfreien Kooperation zwischen staatlichen Stellen und NGOs wären ohne diese Entwicklung nicht möglich gewesen. Im Proseminar werden Einblicke in die Migrationsgeschichte des Kalten Krieges geworfen und Fragen nach dem Nexus von Migration und Politik aufgeworfen. Englischkenntnisse und intellektuelle Neugier sind erforderlich.

    Zur Einführung: Gatrell, Peter: The Making of the Modern Refugee. Oxford 2013; Orchard, Phil: A Right to Flee: Refugees, States, and the Construction of International Cooperation. Cambridge 2014; Mazurkiewicz, Anna (Hrsg.): East Central European Migrations During the Cold War: A Handbook. Berlin/Boston 2019.


    Lektüreübung: Russisch für Historiker: Von Vladimir dem Heiligen zu Iwan dem Schrecklichen. Mythen und Stereotype zum russischen Mittelalter  

    Thomas Busch

    Mo. 18 – 20 Uhr (F 073) 

    Die Übung beschäftigt sich mit der Geschichte Russlands im Mittelalter, darunter auch mit gängigen Mythen und Stereotypen, seien sie in den Beinamen der Herrscher enthalten oder mit der langjährigen Herrschaft der Mongolen über die ostslawischen Gebiete verbunden. Hinzu kommt das Problem des doppelten Rückbezugs auf das Kiewer Reich als (Vor-) Geschichte Russlands und der Ukraine. In der Übung werden russische Quellen und Darstellungen auszugsweise gelesen und übersetzt, soweit Teilnehmer über Russischkenntnisse verfügen. Soweit diese Teilnehmer in der Übung funktionale Sprachkenntnisse gem. Studienordnung nachweisen wollen, sind Grundkenntnisse des Russischen (nicht nur des Alphabets) erforderlich. Allen anderen Teilnehmern ohne entsprechende Sprachkenntnisse steht unabhängig davon die Möglichkeit eines allgemeinen Leistungsnachweises offen. 

    Literatur: Hildermeier, M.: Geschichte Russlands. Vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution, München 2013 (dort die ersten beiden Teile). 


    Forschungskolloquium zur Osteuropäischen Geschichte

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Mo. 18 – 20 Uhr (F 153) 

    Das Kolloquium richtet sich primär an fortgeschrittene Studierende, Doktoranden und Postdocs der Osteuropäischen Geschichte und Slavistik, ist aber auch Interessierten aus der allgemeinen Geschichte zugänglich. Es dient zum einen der vertieften Auseinandersetzung mit Masterarbeiten und Dissertationen, die in der Abteilung für Osteuropäische Geschichte entstehen. Zum anderen eröffnet das Kolloquium die Möglichkeit, sich mit Forschungsprojekten von Osteuropahistorikern anderer Universitäten vertraut zu machen und sich an aktuellen Forschungsdebatten zu beteiligen. In diesem Semester werden ein Teil der Kolloquiumstermine zusammen mit dem Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der Universität Bremen (Prof. Dr. Susanne Schattenberg) per Zoom durchgeführt. 

  • Sommersemester 2023

    Hauptseminar: Russländische, russische und ukrainische Spuren in Münster, 19.-20. Jahrhundert 

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Mo. 16-18 Uhr (F 33) 

    Münster scheint auf den ersten Blick weit weg von Osteuropa zu sein. Wie stark tatsächlich aber die westfälische Metropole mit osteuropäischer Geschichte verflochten ist, zeigen die Verbindungen aus den Gründungsjahren der Universität im ausgehenden 18. Jahrhundert, aus den napoleonischen Kriegen, als zarische Truppen durch Münster zogen, aus der Zeit des 1. Weltkriegs, als russländische Soldaten in Münster gefangen gehalten und viele auf dem sog. „Russenfriedhof“ (Haus Spital) begraben wurden, sowie nicht zuletzt aus der Zeit des 2. Weltkrieges, infolge dessen sowjetische Kriegsgefangene am Zwinger hingerichtet wurden, in Lagern hausen und „Ostarbeiter“ im Münsterland Zwangsarbeit verrichten mussten. 

    Das Hauptseminar folgt den Maximen des Forschenden Lernens. Damit wird bei einer Teilnahme die Bereitschaft sowohl zu engagiertem Selbststudium als auch zu intensiver Gruppenarbeit vorausgesetzt. Das Seminar wird zum Teil an ausgesuchten Erinnerungsorten stattfinden und mit den für die Erinnerungsgeschichte maßgeblichen Einrichtungen Münsters zusammenarbeiten (Stadtarchiv Münster, Villa ten Hompel, Haus Spital, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, LWL-Institut für westf. Regionalgeschichte, ULB Münster). Das Seminar startet am 3.4.23. 

    Einführende Literatur:  Gottfried Kratz: Rossica in Münster. Russische Spuren in Münster vom 18. bis 20. Jahrhundert. Geschichte der russlandbezogenen Bestände und des Fachreferats Slavistik in der ULB Münster. In: ABDOS-Mitteilungen 27 (2007), H. 1, 1-13. 


    Übung: Einführung in die Osteuropäische Geschichte, Teil 2 

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Di. 14-16 Uhr

    In Debatten der „allgemeinen“ Geschichte wird Osteuropa als Geschichtsregion oft außen vor gelassen. Zu Unrecht! Während sich der erste Teil der Übung im vergangenen Wintersemester durch das Prisma Osteuropas Zugänge zu den wichtigsten Entwicklungen der modernen Historiographie verschafft hatte, wird es im Sommersemester um die Strukturmerkmale des ostslawischen Raums mit Schwerpunkt auf dem Russländischen Reich gehen. 

    Der Lektürekurs wird einerseits die enge Verflechtung Ost- und Westeuropas deutlich machen, andererseits aufzeigen, wo wesentliche Unterschiede zur Entwicklung Westeuropas zu finden sind (Herrschaftsbildung, Stände, Adel, Absolutismus, Bürgertum, Agrarverfassung, Aufklärung, Gesellschaft, Religionen, Industrialisierung u.a.). Die Teilnahme am zweiten Teil der Übung ist auch ohne eine Belegung des ersten Teils möglich. 

    Einführende Literatur: Andreas Kappeler: Russische Geschichte. München 2022 (Beck’sche Reihe). 


    Übung: Der Zerfall der Sowjetunion 

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Mi. 10-12 Uhr

    Aus Sicht von Vladimir Putin ist der Zerfall der Sowjetunion die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts gewesen, die maßgeblich seinen Weg in den Krieg gegen die Ukraine prägte. Warum aber brach die Sowjetunion zusammen? Üblicherweise kollabierten Imperien des letzten Jahrhunderts infolge von großen Kriegen (Habsburger Reich, Osmanisches Reich, Zarenreich, „Drittes Reich“); die Sowjetunion befand sich 1991 aber nicht in einem Krieg. 

    Die Übung rekonstruiert zunächst den Zusammenbruch des Großreiches, bevor es im nächsten Schritt verschiedenen Erklärungsmustern nachgeht: der Totalitarismus-Theorie, der wirtschaftsbezogenen Deutung, der imperialen Deutung, der zivilgesellschaftlich-ökologischen und der personenfokussierten Deutung. Am Schluss werden von Willy Brandt über Helmut Kohl und Ronald Reagan bis zu Michail Gorbatschow die Deutungen der Zeitzeugen einbezogen. 

    Einführende Literatur: Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion. München 1998, Kap. XI: Übergang, Perestrojka und Zusammenbruch (1983-1991), S. 1014-1060, 1079-1092. 


    Forschungskolloquium zur Osteuropäischen Geschichte 

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Mo. 18-20 Uhr (F 3) 

    Das Kolloquium richtet sich primär an fortgeschrittene Studierende, Doktoranden und Postdocs der Osteuropäischen Geschichte und Slavistik, ist aber auch Interessierten aus der allgemeinen Geschichte zugänglich. Es dient zum einen der vertieften Auseinandersetzung mit Masterarbeiten und Dissertationen, die in der Abteilung für Osteuropäische Geschichte entstehen. Zum anderen eröffnet das Kolloquium die Möglichkeit, sich mit Forschungsprojekten von Osteuropahistorikern anderer Universitäten vertraut zu machen und sich an aktuellen Forschungsdebatten zu beteiligen. 


    Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Von Frauenbewegung zur Emanzipation: Frauengeschichte im Zarenreich und in der Sowjetunion (Mitte 19. Jh. – Ende des Zweiten Weltkrieg) 

    Dr. Kateryna Kobchenko

    Mo. 14-18 Uhr (F 153) 

    Im Proseminar werden die Prozesse der Frauengeschichte in Zarenreich und in der frühen Sowjetzeit in ihren Entwicklungen während fast hundert Jahren – vom Beginn der Frauenbewegung bis in die sowjetische Politik der Frauenemanzipation – im jeweils entsprechenden sozialen und politischen Kontext analysiert. Dabei stehen die Zentralragen wie Frauenbildung und -arbeitstätigkeit, politische und soziale Aktivitäten der Frauen sowie ihr Militärdienst in der Roten Armee als ein Höhepunkt sowjetischer Emanzipationspolitik im Mittelpunkt. Nicht weniger wichtig sind die Perspektiven der Macht und der Gesellschaft in ihrer Haltung zur Frauenbewegung sowie ein Vergleich mit entsprechenden Prozessen in den anderen Ländern wichtig. Die Analyse basiert auf den Schlüsseltexten der Sekundärliteratur sowie auf den ausgewählten inkl. visuellen Quellen.   

    Einführende Literatur: Barbara Alpern Engel, Women in Russia, 1700-2000, Cambridge Univ. Press, 2004; Bianka Pietrow-Ennker, Rußlands "neue Menschen": die Entwicklung der Frauenbewegung von den Anfängen bis zur Oktoberrevolution. Frankfurt [u.a.] : Campus-Verl. 1999; Rochelle Goldberg Ruthchild. Equality and Revolution: Women’s Rights in the Russian Empire, 1905–1917, Pittsburgh 2010; Wendy Z. Goldman, Women at the Gates: Gender and Industry in Stalin’s Russia, Cambridge [u.a.] 2002; Anna Krylova, Soviet women in combat, Cambridge 2010. 


    Entangled Reflections: History of Modern Southeast Europe Through the Photographic Lens (19th and 20th centuries)

    Dr. Jelena Radovanović

    Do. 10-12 Uhr (F 041) 

    Today photography is so ubiquitous that we often take it for granted as we scroll through our social media feeds. Yet recent scholarship on history of photography emphasizes that its origins are inextricably tied to the emergence of nationalism, modern imperialism, and colonialism. With this in mind, this interdisciplinary seminar examines the junction between the medium of photography and the main themes in modern Southeast European history, divided into two eras: (1) photography and the empire, and (2) photography and the post-1918 nation-states. We will use the exceedingly digitized, yet under-researched photographic sources to critically examine imperialism, nationalism, and resistance through the photographic lens. We will explore how empires, states, elites, rebels, and subaltern groups and individuals all resorted to photography to fashion visual narratives and forge political messages. Lastly, we will discuss the contentious relationship between photography and the (politics of) memory, as well as the role photography can play in calling to action. 


    Übung: Deutsch-polnische Beziehungen nach 1945 im Spiegel von Karikaturen

    Anne Kluger

    Blockveranstaltung:  

    Fr. 14.04.2023 10-12 Uhr,  

    Fr. 12.05.2023 10-18 Uhr,  

    Sa. 13.05.2023 10-18 Uhr,  

    Fr. 16.06.2023 10-12 Uhr 

    In der Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen stellt der Zweite Weltkrieg eine Zäsur dar, die das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen über 1945 hinaus überschattet. Die Übung nimmt den Zeitraum vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zu den Umbrüchen 1989/90 in den Blick und rückt damit das Verhältnis zwischen der Volksrepublik Polen und den beiden deutschen Staaten in den Mittelpunkt. Zwar waren die DDR und Polen als staatssozialistische Regime und Bündnispartner gewissermaßen zur Freundschaft verpflichtet. Dennoch gestaltete sich ihr Verhältnis nicht konfliktfrei. Zwischen der BRD und der Volksrepublik dominierten nach 1945 zunächst unbewältigte Spannungen und ungeklärte Fragen wie die polnische Westgrenze, bis die Neue Ostpolitik Willy Brandts einen Aufbruch für einen fortschreitenden, allerdings keinesfalls reibungslosen politischen Verständigungsprozess markierte. Im Zuge der Systemumbrüche 1989/90 war die deutsch-polnische Vergangenheit wiederum Thema und beeinflusste das politische Handeln und die gesellschaftliche Haltung in Deutschland und Polen beispielsweise in Bezug auf die deutsche Wiedervereinigung. Die Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen nach 1945 wird in der Übung anhand von Karikaturen untersucht. Neben der Einordnung in den politischen und gesellschaftlichen Kontext steht v. a. die ‚Entschlüsselung‘ und Interpretation der Karikaturen selbst im Vordergrund. So wird auch die Anwendung der geschichtswissenschaftlichen Quellenkritik auf visuelle Quellen eingeübt und hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Grenzen reflektiert. 

    Einführende Literatur: Borodziej, Wlodzimierz/Ziemer, Klaus (Hgg.): Deutsch-polnische Beziehungen. 1939 – 1945 – 1949. Eine Einführung, Osnabrück 2000 (= Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau 5); Eberwein, Wolf-Dieter (Hg.): Die deutsch-polnischen Beziehungen 1949–2000. Eine Werte- und Interessengemeinschaft?, Opladen 2001; Kerski, Basil u. a. (Hgg.): Zwangsverordnete Freundschaft? Die Beziehungen zwischen der DDR und Polen 1949–1990, Osnabrück 2003, sowie Pandel, Hans-Jürgen: Karikaturen. Gezeichnete Kommentare und visuelle Leitartikel, in: Ders./Schneider, Gerhard (Hgg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts. 1999, S. 255–276; Sauer, Michael: Bilder im Geschichtsunterricht, Seelze-Velber 2000. 


    Proseminar: Einführung in das Studium der mittelalterlichen Geschichte: Der Deutschordensstaat und das mittelalterliche Polen, 1226-1525 

    Martin Koschny

    Mo. 10-14 Uhr (F 042) 

    Das Konzil von Clermont 1095 und die Rede Urbans II. gilt als Startschuss für die Kreuzzüge. Die Bildung geistlicher Ritterorden, beginnend mit der Gründung des Templerordens in den 1120er Jahren im Heiligen Land, war eine der bedeutenderen Entwicklungen dieser Zeit. In diesen verbanden sich die mönchischen Gelübde Keuschheit, Armut und Gehorsam mit dem „Heidenkampf“. Der Deutsche Orden, als einer der drei großen Ritterorden, bildete sich ebenfalls aus einer Hospitalgemeinschaft, allerdings erst wenige Jahre nach dem Dritten Kreuzzug (1189-1192). Dem Ruf des Herzogs Konrad von Masowien (1225/26) folgend, gelangte der Orden folglich über Ungarn ins Baltikum. Wo er sich vor allem an der Missionierung der heidnischen Pruzzen/Preußen beteiligen sollte. In kurzer Zeit gelang es den Brüdern eine weitgehend eigenständige Herrschaft zu etablieren, was zwangsläufig auch zu immer stärkeren Differenzen mit dem piastischen und jagiellonischen Herrscherhaus in Polen führte. 

    Das Proseminar wird am Beispiel der Geschichte des Deutschen Ordens im mittelalterlichen Polen Einblicke in die Grundstrukturen mittelalterlicher Geschichte eröffnen und exemplarisch in die Arbeitsweisen, Methoden und Hilfsmittel der Mediävistik einführen. Es werden ausgewählte Quellen sowie zentrale Texte der einschlägigen Sekundärliteratur analysiert und in gemeinsamer Seminararbeit 'zum Sprechen gebracht'. Dazu sind alle im Learnweb bereitgestellten Quellentexte und Sekundärtitel von allen TeilnehmerInnen zur jeweiligen Sitzung vorzubereiten. Intensive Mitarbeit ist mithin neben den im Modulhandbuch ausgewiesenen weiteren Anforderungen (Referat, Klausur, Hausarbeit) unerlässliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme. 

    Einführende Literatur: Sarnowsky, Jürgen: Die geistlichen Ritterorden. Anfänge-Strukturen-Wirkungen, Stuttgart 2018; Ders.: Der Deutsche Orden, München 2017; Alain Demurger: Die Ritter des Herrn. Geschichte der geistlichen Ritterorden, München 2003. Bockmann, Hartmut: Der Deutsche Orden. 12 Kapitel aus seiner Geschichte, München 1981. 


    Übung: Russisch für Historiker: Sozialismus, Kommunismus, Anarchismus in Russland im 19. Jahrhundert 

    Thomas Busch

    Mo. 18-20 Uhr (F 073) 

    „Warum Russland?“ überschreibt der Autor des unten genannten Werkes über den Kommunismus das Kapitel, dass sich dem ersten kommunistischen Staat der Welt widmet. Diese Frage konnte nach der geglückten Revolution von den neuen Machthabern nur mit einigem Aufwand theoriekonform begründet werden. Erwartet wurde sie von Marx in einem als rückständig geltenden Bauerland nicht. Gleichwohl war sie – so Karl Schlögel – „nicht das ganz Andere, von außen gekommene Fremde, sondern russländische Geschichte im Zeitalter der mit Kriegen und Revolutionen einhergehenden Globalisierung“. Die Übung widmet sich der Frage nach dem Anteil der aus Westeuropa stammenden Ideen und den spezifischen Voraussetzungen Russlands, die dann die erste sozialistische Revolution ermöglichten. In der Übung werden russische Quellen und Darstellungen auszugsweise gelesen und übersetzt, soweit Teilnehmer über Russischkenntnisse verfügen. Soweit diese Teilnehmer in der Übung funktionale Sprachkenntnisse gem. Studienordnung nachweisen wollen, sind Grundkenntnisse des Russischen (nicht nur des Alphabets) erforderlich. Allen anderen Teilnehmern ohne entsprechende Sprachkenntnisse steht unabhängig davon die Möglichkeit eines allgemeinen Leistungsnachweises offen. 

    Einführende Literatur: Koenen, G.: Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus, München 2017, bes. S. 480 ff.; Hildermeier, M.: Geschichte Russlands. Vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution, München 2013, bes. S. 952 ff.

  • Wintersemester 2022/23

    Hauptseminar: Migrations- und Integrationserfahrungen im Zarenreich: Autobiographien von Russlanddeutschen, 18.-20. Jahrhundert

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Mo, 14-16 Uhr (F 043) 

    Blanke Not, aber auch religiöse Motive bei Württemberger Pietisten oder Mennoniten aus dem Raum um Danzig und Westpreußen führten zur Auswanderung großer Bevölkerungsgruppen in das Russische Reich. Privilegien wie Steuerfreiheit, Landzuteilung und Befreiung vom Militärdienst lockten die Siedler an. Siedlungsgebiete für die Kolonisten im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden vor allem an der unteren Wolga und am Schwarzen Meer, aber auch in Georgien. Die offizielle Anwerbungspolitik hatte unter Katharina II. 1763 begonnen und wurde unter Alexander I. Anfang des 19. Jahrhunderts fortgeführt. Am Beispiel der Geschichte dieser deutschen „Kolonisten“ und anhand der von Studierenden zu analysierenden Autobiographien bietet das Hauptseminar eine Einführung in die Migrations- und Integrationsforschung. Sie verfolgt die Wege der Auswanderer und ihr Schicksal im Russländischen Reich und schlägt einen zeitlichen Bogen bis zur Liquidation der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen und der Deportation der deutschen Minderheit 1941 aus dem europäischen Teil der Sowjetunion. Bestandteil des Seminars ist sowohl ein Austausch mit dem Projektleiter der Wanderausstellung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ als auch eine Exkursion zum Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte nach Detmold. Der Besuch des Detmolder Museums wird eine Brücke zwischen der Geschichte und der Gegenwart von Russlanddeutschen in Deutschland vermitteln und macht mit den Möglichkeiten für Masterarbeiten zu in der dortigen Bibliothek schlummernden unveröffentlichten Memoiren von Russlanddeutschen bekannt.  Das Seminar folgt den Maximen des Forschenden Lernens. Damit wird bei einer Teilnahme die Bereitschaft zu umfangreicher Lektüre und zu intensiver Gruppenarbeit vorausgesetzt. 

    Einführende Literatur: Mathias Beer/Dittmar Dahlmann (Hrsg.), Migration nach Ost- und Südosteuropa vom 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, 1999; Klaus J. Bade et al. (Hrsg.), Enzyklopädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Paderborn 2007; Eisfeld, Alfred (Hrsg.), Einwanderung in das Wolgagebiet 1764-1767, Göttingen 1999; György Dalos, Geschichte der Russlanddeutschen. Von Katharina der Großen bis zur Gegenwart, München 2016; Viktor Krieger, Von der Anwerbung unter Katharina II. bis 1917, Bonn 2017 (Bundeszentrale für politische Bildung, by-nc-nd/3.0); Victor Dönninghaus/Jannis Panagiotidis/ Hans-Christian Petersen (Hrsg.), Jenseits der "Volksgruppe". Neue Perspektiven auf die Russlanddeutschen zwischen Russland, Deutschland und Amerika, Berlin/Boston 2018. 


    Übung: Einführung in die Geschichte Osteuropas (Teil I) 

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Di, 14-16 Uhr (F 042) 

    In Debatten der „allgemeinen“ Geschichte wird Osteuropa als Geschichtsregion oft außen vor gelassen. Zu Unrecht! Mit dieser Übung werden zum einen Grundthemen der Geschichte Ostmittel- und Osteuropas behandelt (Multiethnizität, Multikonfessionalität, Nationsbildung und imperiale Überlagerung) als auch durch das Prisma Osteuropas Zugänge zu den wichtigsten Entwicklungen der modernen Historiographie geboten: zur Geschichte der Raumbilder, zur Globalgeschichte, Emotionsgeschichte, Alltagsgeschichte, Sinnesgeschichte und Geschlechtergeschichte. Der Lektürekurs wird einerseits die enge Verflechtung Ost- und Westeuropas deutlich machen, andererseits aufzeigen, wo wesentliche Unterschiede zur Entwicklung Westeuropas zu finden sind. 

    Im Sommersemester folgt eine weitere einführende Übung (Teil 2), mit der die Strukturmerkmale des ostslawischen Raums mit Schwerpunkt Russland ins Zentrum gestellt werden. Die Übungen sind sowohl konsekutiv als auch einzeln belegbar. 

    Einführende Literatur: Klaus Zernack: Osteuropa. Eine Einführung in seine Geschichte. München 1977; Jenö Szücs: Die drei historischen Regionen Europas. Frankfurt/M. 1989. 


    Übung: Ukrainische Erinnerungsorte – kunstgeschichtlich und historisch betrachtet 

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius/Prof. Dr. Jens Niebaum

    Mi, 10-12 Uhr (F 040) 

    Russlands Überfall auf die Ukraine und Wladimir Putins Infragestellung ihrer eigenstaatlichen Existenz ist Anlass genug, um sich mit der ebenso vielschichtigen wie wechselvollen Geschichte und Kultur dieses Landes auseinanderzusetzen. Mit dieser Übung wird der Rahmen geboten, zentrale Erinnerungsorte der Ukraine in interdisziplinärem Zugriff von Geschichtswissenschaft und Kunstgeschichte in den Blick zu nehmen. Es wird darum gehen, die Bedeutung dieser Orte und ihre räumlich-visuelle Ausgestaltung vor dem Hintergrund divergierender Deutungsnarrative kritisch zu untersuchen und kulturgeschichtlich zu kontextualisieren. 

    Als Studien- bzw. Prüfungsleistung sollen kurze Texte, Blogbeiträge o.ä. erstellt werden, die die Konstruktion dieser Erinnerungsorte aus ggfs. unterschiedlichen Perspektiven, ihre baulich-bildliche Fassung sowie Nutzungen und Vereinnahmungen durch verschiedene gesellschaftliche, politische, religiöse o.a. Gruppen skizzieren. Idealerweise möchten wir diese Beiträge anschließend in einer kleinen Ausstellung uniweit – analog u./o. digital – präsentieren. Dabei soll, soweit möglich, auch die aktuelle Situation der behandelten Objekte miterfasst werden. Den Teilnehmenden bietet sich auf diese Weise die Gelegenheit, ein breites Spektrum an Recherche-, Darstellungs- und Vermittlungskompetenzen einzuüben und gleichzeitig einen Beitrag zu leisten, die allzu verbreitete Unkenntnis über ukrainische Geschichte und Kultur zu überwinden. 


    Proseminar: Einführung in die Neuere Geschichte: NS-Zwangsarbeit als Erinnerungsort von Oral History: Erfahrungen ehemaliger osteuropäischen Zwangsarbeiter im Vergleich 

    Dr. Kateryna Kobchenko

    Mo, 14-18 Uhr (F 153) 

    Im Proseminar werden sich Studierende mit dem Thema Zwangsarbeit im Dritten Reich auf der Grundlage lebensgeschichtlicher Interviews mit ehemaligen osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern befassen. Die zentrale, aber nicht die einzige Quelle dafür ist das elektronische Archiv der oralhistorischen Interviews (https://archiv.zwangsarbeit-archiv.de/de/), das ca. 600 Interviews aus mehreren nationalen Sammlungen mit deutschen Übersetzungen enthält. Quellenkritische Arbeit und die Analyse der Besonderheiten der oralhistorischen Interviews bilden damit ein wichtiges Ziel des Proseminars. Zu Beginn der Lehrveranstaltung wird in das Thema NS-Zwangsarbeit und insbesondere Zwangsarbeit im Dritten Reich eingeführt. Dadurch werden Formen und Einsatzbereiche der Zwangsarbeit sowie verschiedene Kategorien der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wie „Ostarbeiter“, KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, jüdische Zwangsarbeiter kennengelernt. Anschließend werden die Zwangsarbeit-Erfahrungen anhand von Fallbeispielen von Vertretern verschiedener nationalen Gruppen und Kategorien der osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter auf Basis ihrer Interviews analysiert und verglichen. 

    Einführende Literatur: Spoerer, Mark: Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge im Deutschen Reich und im besetzten Europa 1938–1945. Stuttgart/München 2001; Plato, Alexander von u.a. (Hrsg.): Hitlers Sklaven: Lebensgeschichtliche Analysen zur Zwangsarbeit im internationalen Vergleich. Wien/Köln 2008; Obertreis, Julia (Hg.) Oral history: Basistexte. Stuttgart 2012. 


    Kolloquium zur Osteuropäischen Geschichte 

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Mo, 18-20 Uhr (F 030 - Ausnahme: Zoom-Sitzungen) 

    Das Kolloquium richtet sich an fortgeschrittene Studierende, an Doktorandinnen und Doktoranden sowie Postdocs der Osteuropäischen Geschichte und Slavistik, ist aber auch Interessierten aus der allgemeinen Geschichte zugänglich. Es dient dem Kennenlernen und der vertieften Auseinandersetzung von in der Abteilung für Osteuropäische Geschichte entstehenden Masterarbeiten und Dissertationen bzw. Forschungsprojekten sowie einer Auseinandersetzung mit weiteren im Fach Osteuropäische Geschichte (auch an anderen Standorten) bearbeiteten Themen und aktuell geführten Methodendebatten. Zwei Sitzungen werden als ZOOM-Sitzung in Kooperation mit den Lehrstühlen für Osteuropäische Geschichte in Düsseldorf, Köln und Bielefeld durchgeführt.


    Proseminar: Einführung in die Neuere Geschichte: Das sozialistische Polen 

    Prof. Dr. Eduard Mühle

    Mi, 16-20 Uhr (F 033) 

    Das Proseminar wird am Beispiel einer Nachkriegsgesellschaft der Jahre 1945-1989 eine Einführung in die neueste Geschichte bieten. Dazu werden exemplarische Schlüsseldokumente der Geschichte des sozialistischen Polen sowie zentrale Texte der einschlägigen Sekundärliteratur analysiert und – in Verzahnung mit einer systematischen propädeutischen Einführung in das Handwerkszeug und die Arbeit des Neuzeithistorikers – jeweils in Einzelreferaten und gemeinsamer Seminararbeit 'zum Sprechen gebracht'. Dazu sind alle im Learnweb bereitgestellten Quellentexte und Sekundärtitel von allen TeilnehmerInnen zur jeweiligen Sitzung vorzubereiten. Intensive Mitarbeit ist mithin neben den im Modulhandbuch ausgewiesenen weiteren Anforderungen (Referat, Klausur, Hausarbeit) unerlässliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme. 

    Einführende Literatur: 

    Włodzimierz Borodziej, Geschichte Polens im 20. Jahrhundert, München 2010, S. 253-382; Markus Krzoska, Ein Land unterwegs. Kulturgeschichte Polens seit 1945, Paderborn 2015. 


    Proseminar: Einführung in die Mittelalterliche Geschichte: Das mittelalterliche Polen 

    Prof. Dr. Eduard Mühle

    Do, 8-12 Uhr (F 033, Ausnahme: am 20.10.22 in SCH 100.4., Scharnhorststraße 100) 

    Das Proseminar wird am Beispiel des mittelalterlichen Polen (10.-14. Jahrhundert) Einblicke in die Grundstrukturen mittelalterlicher Geschichte eröffnen und exemplarisch in die Arbeitsweisen, Methoden und Hilfsmittel der Mediävistik einführen. Es werden ausgewählte Quellen sowie zentrale Texte der einschlägigen Sekundärliteratur analysiert und in gemeinsamer Seminararbeit 'zum Sprechen gebracht'. Dazu sind alle im Learnweb bereitgestellten Quellentexte und Sekundärtitel von allen TeilnehmerInnen zur jeweiligen Sitzung vorzubereiten. Intensive Mitarbeit ist neben den im Modulhandbuch ausgewiesenen weiteren Anforderungen (Referat, Klausur, Hausarbeit) unerlässliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme..    

    Einführende Literatur: 

    Christian Lübke: Frühzeit und Mittelalter, in: Rudolf Jaworski u.a.: Eine kleine Geschichte Polens, Frankfurt a. M. 2000, S. 20-125; Eduard Mühle, Die Piasten. Polen im Mittelalter, München 2011. 


    Übung: Mittelalterliche Chroniken in Ost-Mitteleuropa im 12. Jahrhundert 

    Martin Koschny

    Mo, 10-12 Uhr (F 040) 

    Gegenstand der Lektüre-Übung ist eine intensive Beschäftigung mit der Chronistik Ost-Mitteleuropas im 12. Jahrhundert. Im Zentrum werden die Chroniken des Gallus Anonymus, des Cosmas von Prag, sowie des Magisters Vincentius (gen. Kadlubek) stehen. Alle drei bieten einen hervorragenden Einblick sowohl in die Anfänge der Historiographie als auch in die Herrschafts- und Gesellschaftsformen des 12. Jahrhunderts in dieser Region. Gleichzeitig verorteten diese Werke die Herrschaftsgebiete geographisch als Teile Europas und dessen Bewohner innerhalb der christlichen Welt. In der Veranstaltung werden jeweils ausgewählte Ausschnitte aus den genannten Texten gelesen und anschließend diskutiert. Da jeweils deutsche bzw. englische Übersetzungen zur Verfügung stehen, ist eine Kenntnis der lateinischen Sprache nicht Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme. 

    Quellen:  Polens Anfänge. Gallus Anonymus: Chronik und Taten der Herzöge und Fürsten von Polen, hrsg. von Josef Bujnoch, Graz u. a. 1978; Die Chronik der Polen des Magisters Vincentius / Magistri Vincentii Chronica Polonorum, hrsg. von Eduard Mühle, Darmstadt 2014 [Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe- Serie A: Ausgewählte Quellen zur Geschichte des Mittelalters, Bd. 48]; Cosmas of Prague. The Chronicle of the Czechs, übers. u. mit Einleitung u. Anmerkungen versehen v. Lisa Wolverton (Medieval Texts in Translation), Washington, D.C. 2009. 

    Einführende Literatur:  Christian Lübke: Frühzeit und Mittelalter, in: Rudolf Jaworski u.a.: Eine kleine Geschichte Polens, Frankfurt a. M. 2000, S. 20-125; Eduard Mühle: Die Piasten. Polen im Mittelalter, München 2011; Aurast, Anna: Fremde, Freunde, Feinde. Wahrnehmungen und Bewertungen von Fremden in den Chroniken des Gallus Anonymus und des Cosmas von Prag, Bochum 2019. 


    Übung: Zähnung zeigen! - Untergrund-Briefmarken als Quelle zu oppositioneller Geschichtspolitik in der Volksrepublik Polen 

    Anne Kluger

    Blockübung: Fr., 4.11.22, 10-12 Uhr (online), Fr., 18.11.22, 10-18 Uhr (F 153), Sa., 19.11.22, 10-18 Uhr (F 042), Fr., 13.1.23, 10-12 Uhr (F 153) 

    Staatlichen Repressionen und Verboten ausgesetzt suchten die oppositionellen Gruppen, die sich Ende der 1970er und v. a. in den 1980er Jahren im staatssozialistischen Polen formierten, nach unterschiedlichen Wegen, um ihrem Protest an den bestehenden Verhältnissen Ausdruck zu verleihen. Abseits des offiziellen Publikations- und Zensursystems zirkulierten im Untergrund etwa Zeitschriften, Bücher sowie Flugblätter, die von Oppositionellen herausgegeben wurden und Kritik an Staat und Partei übten oder Tabus der Propaganda und Geschichtspolitik thematisierten. Auch Briefmarken fanden einen enormen Absatz, obwohl sie zur Verwendung in der staatlichen Post selbstverständlich nicht geeignet waren. Aber was zeigten diese Untergrundbriefmarken? Wie entstanden sie, wie verbreiteten sie sich und warum waren sie so erfolgreich? In der Übung werden Briefmarken aus dem polnischen Untergrund exemplarisch als Quellen zur Oppositionsbewegung in der Volksrepublik Polen und zum ‚unabhängigen‘ Publikationswesen untersucht. Neben der Einordnung in den politischen und gesellschaftlichen Kontext steht v. a. die ‚Entschlüsselung‘ und Interpretation der Briefmarken selbst im Vordergrund. So wird auch die Anwendung der geschichtswissenschaftlichen Quellenkritik auf visuelle Quellen eingeübt und hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Grenzen reflektiert. 

    Einführende Literatur: Plate, Silke: Widerstand mit Briefmarken. Die polnische Oppositionsbewegung und ihre Unabhängige Post in den 1980er Jahren, Paderborn 2021, Dies.: Protest auf Briefmarken. Die Nachahmung postalischer Medien in der polnischen Oppositionsbewegung, in: Naguschewski, Dirk/Schöttker, Detlev (Hgg.): Philatelie als Kulturwissenschaft. Weltaneignung im Miniaturformat, Berlin 2019, S. 127–145; Paczkowski, Andrzej: Revolution and Counterrevolution in Poland, 1980–1989. Solidarity, Martial Law, and the End of Communism in Europe, Rochester/NY 2015; Borodziej, Wlodzimierz: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert, München 2010; Friszke, Andrzej: Polen. Geschichte des Staates und der Nation, Berlin 2009. 


    Übung: Russisch für Historiker: Von der Bauernbefreiung zur Revolution. Russland 1861-1917 im Spiegel der Literatur 

    Thomas Busch

    Mo, 18-20 Uhr (F 073) 

    Gibt es ein wiederkehrendes Muster der Geschichte Russlands, das eine vergleichsweise gebildete und vielseitig begabte Gesellschaft daran hinderte, sich demokratisch zu konstituieren? Gab es nur eine Minderheit, die sich autokratischen Herrschern widersetzte (und emigrierte), während ein Großteil mit einer habituellen Bereitschaft zur autoritären Verehrung und einem diensteifrigen Gehorsam reagierte? Die Zeitspanne zwischen der Reformzeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Revolution des Jahres 1917 scheint dies zu bestätigen. Anhand zeitgenössischer Belletristik soll der Frage nach den Gründen für den relativ direkten Übergang von der Autokratie des Zaren in die Diktatur des Proletariats nachgegangen werden. In der Übung werden russische Quellen und Darstellungen auszugsweise gelesen und übersetzt, soweit Teilnehmer über Russischkenntnisse verfügen. Soweit diese Teilnehmer in der Übung funktionale Sprachkenntnisse gem. Studienordnung nachweisen wollen, sind Grundkenntnisse des Russischen (nicht nur des Alphabets) erforderlich. Allen anderen Teilnehmern ohne entsprechende Sprachkenntnisse steht unabhängig davon die Möglichkeit eines allgemeinen Leistungsnachweises offen. 

    Einführende Literatur: Schmidt, Christoph: Russische Geschichte 1547-1917, 2. A., München 2009 (= Oldenbourg-Grundriss der Geschichte Bd. 33); Goehrke, C.: Russischer Alltag. Eine Geschichte in neun Zeitbildern, Bd. 2: Auf dem Weg in die Moderne, Zürich 2003. 

  • Sommersemester 2022

    Ringvorlesung: Russlands Krieg gegen die Ukraine

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius / Prof. Dr. Thomas Bremer

    Immer montags von 20.00-21.30 Uhr findet im Sommersemester 2022 die Ringvorlesung "Russlands Krieg gegen die Ukraine" statt. Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen beleuchten einzelne Aspekte der russischen Aggression gegen die Ukraine und ordnen diese ein. So geht es u.a. um den Krieg aus völkerstrafrechtlicher Perspektive, um die deutsche Energieversorgung im Kontext der aktuellen Entwicklungen und um die Rolle der sozialen Medien und die Folgen für die Zivilgesellschaft der vom Krieg betroffenen Staaten. Organisiert wird die Ringvorlesung von Prof. Dr. Ricarda Vulpius (Historisches Seminar, AOEG) und Prof. Dr. Thomas Bremer (Ökumenisches Institut).


    Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Erinnerungen und Autobiographien von Deutschbalten im Zarenreich und in den neuen Staaten Estland und Lettland (18.-20.Jh.)

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Ein Großteil der Deutschbalten stand seit der 1710 erfolgten Einverleibung in das Russländische Imperium in dem Spannungsfeld, einerseits an gehobenen Positionen an der Modernisierung im Zarenreich mitzuwirken, andererseits an überkommenen Privilegien und altständischen korporativen Organisationen festhalten zu wollen. Zahlreiche Frauen und Männer des deutschbaltischen Adels und der deutschbaltischen städtischen Ober- und Mittelschichten hinterließen Erinnerungen oder Autobiographien, anhand derer herauszuarbeiten sein wird, wie einerseits das Imperium, sein Zerfall und die Auflösung ihrer vorherigen Welt die Biographien prägten und wie andererseits die Akteure das Reich, sein Ende und das Leben in Ungewissheit reflektierten. Besonders reizvoll wird die Frage nach dem Zusammenspiel von imperialen russländischen Strukturen, dem Handeln und den Ausdeutungen durch die deutschbaltischen Akteure dadurch, dass das Seminar jene Umbruchszeit ins Visier nimmt, in der die russischen, estnischen und lettischen Nationalismen erstarkten.

    Literatur: Saagpack, Maris: Deutschbaltische Autobiographien als Dokumente des Zeit- und Selbstempfindens vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Umsiedlung 1939. Tallinn 2006; Wilhelmi, Anja: Lebenswelten von Frauen der deutschen Oberschicht im Baltikum (1800–1939). Eine Untersuchung anhand von Autobiografien (Veröffentlichungen des Nordost-Instituts, Bd. 10). Wiesbaden: Harrassowitz 2008.


    Übung: Die russischen Revolutionen von 1917 in westlichen und russischen Quellen

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Mit der sogenannten "Februarrevolution" von 1917 brach das jahrhundertealte Zarenreich und größte Kontinentalreich der Welt zusammen, es bildete sich die erste Demokratie auf russischem Boden. Nur wenige Monate später leitete die "Oktoberrevolution" zunächst die kommunistische Machtübernahme in Russland, die russische Kapitulation im 1. Weltkrieg und schließlich den russischen Bürgerkrieg ein. Die politischen und sozialen Umbrüche und Verwerfungen im Russland des Jahres 1917 spiegeln sich besonders gut in der internationalen Zeitungsberichterstattung. In der Übung werden Zeitungsartikel zu den revolutionären Ereignissen in russischer Sprache und in westeuropäischen Sprachen gelesen, übersetzt und analysiert. Russische Sprachkenntnisse sind hochgradig erwünscht, bilden aber keine unabdingbare Voraussetzung. Soweit Teilnehmer funktionale Sprachkenntnisse gem. Studienordnung nachweisen wollen, sind allerdings Grundkenntnisse des Russischen (nicht nur des Alphabets) erforderlich. Allen Teilnehmern steht unabhängig von Sprachkenntnissen die Möglichkeit offen, einen allgemeinen Leistungsnachweis zu erwerben.

    Literatur: Aust, Martin: Die Russische Revolution. Vom Zarenreich zum Sowjetimperium. München 2017; Heiko Haumann (Hg.): Die Russische Revolution. Köln 2016.


    Kolloquium zur Osteuropäischen Geschichte

    Prof. Dr. Eduard Mühle / Prof. Dr. Ricarda Vulpius

    Das Kolloquium richtet sich an Doktorandinnen und Doktoranden sowie fortgeschrittene Studierende der Osteuropäischen Geschichte und Slavistik, ist aber auch Interessierten aus der allgemeinen Geschichte zugänglich. Es dient der Diskussion über die in der Abteilung für Osteuropäische Geschichte entstehenden Dissertationen bzw. Forschungsprojekte sowie einer Auseinandersetzung mit weiteren im Fach Osteuropäische Geschichte (auch an anderen Standorten) bearbeiteten Themen und aktuell geführten Methodendebatten. Ein Teil der Sitzungen wird u.U. als ZOOM-Meeting durchgeführt.


    Vorlesung: Das östliche Europa im 19. und 20. Jahrhundert

    Prof. Dr. Eduard Mühle

    Das östliche Europa des 19. und frühen 20. Jahrhundert war von dramatischen Entwicklungen und Umbrüchen gekennzeichnet, die bis in die Gegenwart fortwirken. Die Vorlesung wird diesen Entwicklungen und Umbrüchen vom Ende der Polnisch-Litauischen Adelsrepublik in der dritten Teilung Polens (1795) bzw. von den napoleonischen Kriege und ihren Folgen, über die Restauration nach dem Wiener Kongress, den ‚Völkerfrühling‘ und die frühbürgerlichen Revolutionen und nationalen Aufstände der 1830-40er Jahre, die Beschleunigung der ostmitteleuropäischen Nationalbewegungen, die gesellschaftlich-politischen Modernisierungen im Zarenreich und die Industrialisierung bis hin zu den russischen Revolutionen, dem Ersten Weltkrieg und der territorialen und gesellschaftlichen Neuordnung des östlichen Europa in deren Gefolge nachgehen. Die Vorlesung soll damit einen allgemeinen Überblick über die wichtigsten historischen Entwicklungen des östliches Europa im ‚langen 19. Jahrhundert‘ bieten.


    Hauptseminar: Deutsch-polnische Nachbarschaft im Mittelalter

    Prof. Dr. Eduard Mühle

    Deutsche und Polen sind seit Jahrhunderten Nachbarn; sie trafen bereits aufeinander, ehe sie sich eine Bild von sich selbst als „Deutsche” und „Polen” gemacht hatten. Wo liegen die Wurzeln dieser Nachbarschaft? Was bedeutet überhaupt „Nachbarschaft” bezogen auf zwei, durch eine/mehrere (sich verschiebende) Territorialgrenze(n) getrennte/verbundene Nationen? Wie gestaltete sich die Nachbarschaft im Verlauf des Mittelalters, vom späten 10. bis ins ausgehenden 14./beginnende 15. Jahrhundert? Das Hauptseminar wird diesen Fragen in Auseinandersetzung mit den theoretisch-methodischen Aspekten des Konzepts „Nachbarschaft”, im Rückgriff auf die einschlägige deutsche und polnische Forschungsliteratur sowie in einer exemplarischen Befassung mit den zentralen, zum Thema verfügbaren Quellen nachgehen. Die Seminararbeit erfolgt in hybrider Form, d.h. in einer Mischung aus Präsenzdiskussionen über die gemeinsam gelesenen Forschungs- und Quellentexte sowie in einer intensiven schriftlichen online-Arbeit an diesen Texten.  

    Einführende Literatur: Eduard Mühle, Die Piasten. Polen im Mittelalter, München 2011; Norbert Kersken/Przemyslaw Wiszewski, Neue Nachbarn in der Mitte Europas. Polen und das Reich im Mittelalter, Darmstadt 2020.


    Übung: Mittelalterliche Quellen zur deutsch-polnischen Nachbarschaft

    Prof. Dr. Eduard Mühle

    Ziel der Lektüreübung ist es, ausgewählte Quellentexte zum Themenkomplex „deutsch-polnische Nachbarschaft im Mittelalter“ im lateinischen Original zu lesen und zu interpretieren. Auf diese Weise soll der Umgang mit lateinischen Quellen des Mittelalters exemplarisch eingeübt werden. Die konkrete Arbeit erfolgt in hybrider Form, d.h. in einer Mischung aus gemeinsamer Lektüre- und Interpretationsarbeit in Präsenz und intensiver schriftlicher online-Arbeit an den Quellentexten.  


    Übung: Frühneuzeitliche Quellen zur deutsch-polnischen Nachbarschaft

    Prof. Dr. Eduard Mühle

    Ziel der Lektüreübung ist es, ausgewählte Quellentexte zum Themenkomplex „deutsch-polnische Nachbarschaft in der frühen Neuzeit“ im jeweiligen (lateinischen, deutschen, polnischen) Original zu lesen und zu interpretieren und auf diese Weise den Umgang mit frühneuzeitlichen Quellentexten exemplarisch einzuüben. Die konkrete Arbeit erfolgt in hybrider Form, d.h. in einer Mischung aus gemeinsamer Lektüre- und Interpretationsarbeit in Präsenz und intensiver schriftlicher online-Arbeit an den Quellentexten.  


    Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Die Geschichte des Terrorismus im ausgehenden Zarenreich

    Dr. Vitalij Fastovskij

    In den Diskussionen über die Ursprünge des modernen Terrorismus spielt das Russländische Reich als ein mögliches „Geburtsland” bis heute eine prominente Rolle. Dies liegt daran, dass russländische Revolutionäre die Autokratie mit spektakulären Anschlägen in Bedrängnis brachten. Ihren größten Erfolg feierte die terroristische Bewegung im März 1881, als es der „Partei des Volkswillens” gelang, den Zaren Alexander II. zu ermorden. Nach einer vorübergehenden Eindämmung der revolutionären Bewegung in den Regierungsjahren Alexander III. (1881-1894) stieg die Zahl der Anschläge in der Revolution von 1905-07 explosionsartig an. Obwohl terroristische Akte auch Jahre später verübt wurden, konnte der Terrorismus nach der Niederschlagung der ersten Russischen Revolution seine einstige politische Bedeutung nicht mehr wiedererlangen. Im Proseminar werden wir uns mit der Geschichte des Terrorismus im ausgehenden Reich auseinandersetzen. Was ist Terrorismus und wie lässt er sich von anderen Formen (politischer) Gewalt differenzieren? Warum entstand ausgerechnet im Zarenreich eine terroristische Bewegung? Wer waren die Narodniki und die Sozialrevolutionäre? Wie standen die Sozialdemokraten, die Menschewiken und die Bolschewiken, zur Terrorfrage? Welche Verbindungen lassen sich zwischen linkem und rechtem Terrorismus nachweisen?

    Literatur: Zur Einführung: Hildermeier, Manfred: Geschichte Russlands. Vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution. München 2013, S. 879-1083; Waldmann, Peter: Terrorismus: Provokation der Macht. Hamburg 2005.


    Übung: Russisch für Historiker: Juden in der Sowjetunion (1917-1991)

    Thomas Busch

    In einer Stellungnahme anlässlich des Erscheinens des Buches „Die Juden in der Sowjetunion“ von Alexander Solschenizyn schrieb 2003 der Publizist Dmitrij Bykov: „Die Juden sind nicht die Zerstörer für alle Völker, sondern ausschließlich für die, die ihr eigene Geschichte nicht selbst machen wollen. Denkt selbst nach: Die Revolution, längst fällig, und doch nicht erfolgt - wir. Die Konterrevolution, das heißt der Grosse Terror - wir in Umkehrung. Die Atom­bombe, die Wasserstoffbombe, ... das Autorenlied, der Filmprojektor und sogar die patriotische Lyrik – alles wir. Wer brachte die russische Lyrik vorwärts und modernisierte die Prosa? Auch wir wieder dagegen; wie oft noch! Pasternak, Mandel’stam, Brodskij, Aksenov ... Warum unterstützte der Jude Berezovskij El’cin und Putin, und warum entlarvte sie der Jude Senderovic?!“ Gegenstand der Übung soll die wechselvolle Geschichte der jüdischen Bevölkerung in der Sowjetunion sein, immer begleitet von mehr oder weniger antisemitischen Unterstellungen, wie sie der zitierte Autor provokant als eine Notwendigkeit der Geschichte Russlands präsentiert. In der Übung werden russische Quellen und Darstellungen auszugsweise gelesen und übersetzt, soweit Teilnehmer über Russischkenntnisse verfügen. Soweit diese Teilnehmer in der Übung funktionale Sprachkenntnisse gem. Stu­dienord­nung nachweisen wollen, sind Grundkenntnisse des Russischen (nicht nur des Alphabets) erforderlich. Allen anderen Teilnehmern ohne entsprechende Sprachkenntnisse steht unabhängig davon die Möglichkeit eines allgemeinen Leistungsnachweises offen

    Literatur: zur Einführung: Hildermeier, M.: Die Sowjetunion 1917-1991, 3. A., München 2016 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte Bd. 33); Grüner, F.: Juden und jüdisches Leben in der Sowjetunion, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 71 (2021) Nr. 16, S. 40-47 (s. u.: bpb.de); Aly, G.: Europa gegen die Juden. 1880-1945, Frankf./M. 2007; Löwe, H.-D.: Die Juden im bol’sevikischen System: Zwischen sozialem Wandel und Intervention, in: Zwischen großen Erwartungen und bösem Erwachen. Juden, Politik und Antisemitismus in Ost- und Südosteuropa 1918-1945, hg. v. D. Dahlmann u. A. Hilbrenner, Paderborn 2007, S. 137-165.

  • Wintersemester 2021/22

    Vorlesung: Russland und die Ukraine – eine Verflechtungsgeschichte (17.-21. Jh.)

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius


    Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Von "Brüdern" zu "Feinden" - Russisch-ukrainische Beziehungen vom 17. - 21. Jahrhundert

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius


    Übung: Nations- und Nationalismustheorien in Anwendung auf Osteuropa

    Prof. Dr. Ricarda Vulpius


    Proseminar: Einführung in das Studium der mittelalterlichen Geschichte: Die Piasten in Polen, von Mieszko I. bis Kasimir III.

    Martin Koschny

    Die „Piasten“ spielen im kollektiven Gedächtnis der Polen auch heute noch eine bedeutende Rolle. Sie werden noch immer als ein bedeutendes Element des nationalen Erbes betrachtet und gehören zu einem wesentlichen Stück der Nationalgeschichte, das die Identität Polens auch in einem modernen, geeinten Europa zu bewahren vermag. Angefangen mit Mieszko I., dem ersten historisch bezeugten polnischen Herrscher, bis zum Tod Kasimirs des Großen 1370 hat diese Dynastie mehr als vier Jahrhunderte lang die Geschicke Polens bestimmt. Das Proseminar wird am Beispiel des mittelalterlichen Polen (10.-14. Jahrhundert) Einblicke in die Grundstrukturen mittelalterlicher Geschichte eröffnen und exemplarisch in die Arbeitsweisen, Methoden und Hilfsmittel der Mediävistik einführen. Es werden ausgewählte Quellen sowie zentrale Texte der einschlägigen Sekundärliteratur analysiert und in gemeinsamer Seminararbeit 'zum Sprechen gebracht'. Dazu sind alle im Learnweb bereitgestellten Quellentexte und Sekundärtitel von allen TeilnehmerInnen zur jeweiligen Sitzung vorzubereiten. Intensive Mitarbeit ist mithin neben den im Modulhandbuch ausgewiesenen weiteren Anforderungen (Referat, Klausur, Hausarbeit) unerlässliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme.

    Einführende Literatur: Christian Lübke: Frühzeit und Mittelalter, in: Rudolf Jaworski u.a.: Eine kleine Geschichte Polens, Frankfurt a. M. 2000, S. 20-125; Eduard Mühle, Die Piasten. Polen im Mittelalter, München 2011.


    Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: „Zwangsverordnete Freundschaft“? – Die DDR und die Volksrepublik Polen in verflechtungsgeschichtlicher Perspektive

    Anne Kluger

    Als "sozialistische Bruderstaaten" des sog. Ostblocks sollte die DDR und die Volksrepublik Polen idealerweise eine partnerschaftliche, harmonische Beziehung verbinden. Tatsächlich gestaltete sich das Verhältnis zwischen den beiden Staaten aber durchaus spannungsvoll und dynamisch. Zwar teilten sie mit ihrer Bündniszugehörigkeit ihre ideologischen Grundlagen und wiesen Ähnlichkeiten in ihren politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ansprüchen und Strukturen auf. Gleichzeitig führten z. B. die belastete Vergangenheit und unterschiedliche Umsetzungen blockübergreifender Prämissen immer wieder zu Konflikten. Handelte es sich also - wie der Bürgerrechtler Ludwig Mehlhorn konstatiert - um eine "zwangsverordnete Freundschaft"?
    Diese Frage greifen wir im Proseminar auf und untersuchen die DDR und die Volksrepublik Polen aus verflechtungsgeschichtlicher Perspektive. Verschiedene Quellen und methodische Zugänge dienen zum einen dazu, ostdeutsch-polnische Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Zum anderen analysieren wir wechselseitige Transferprozesse und Einflussnahmen, gegenseitige Wahrnehmungen und Konfliktpotentiale.
    Neben Entwicklungen auf staatlicher Ebene stehen dabei auch nichtstaatliche Austausch- und Abgrenzungszusammenhänge (und damit kirchliche Initiativen, gesellschaftliche Organisationen, wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Akteure) im Fokus.
    An diesem historischen Beispiel werden in der Veranstaltung - wie für ein Proseminar üblich - die methodischen und theoretischen Grundlagen und wichtigsten Hilfsmittel der geschichtswissenschaftlichen Erforschung der Neueren und Neuesten Geschichte vermittelt und praktisch eingeübt.

    Literatur: Werner, Michael/Zimmermann, Bénédicte: Vergleich, Transfer, Verflechtung. Der Ansatz der Histoire croisée und die Herausforderung des Transnationalen, in: Geschichte und Gesellschaft 28.4 (2002), S. 607-636; Borodziej, Wlodzimierz: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert, München 2010; Hoffmann, Dierk: Von Ulbricht zu Honecker. Die Geschichte der DDR 1949-1989, Berlin 2013; Kerski, Basil: Zwangsverordnete Freundschaft? Die Beziehungen zwischen der DDR und Polen. Versuch einer Bilanz, in: ders.: Die Dynamik der Annäherung in den deutsch-polnischen Beziehungen. Gegenwart und Geschichte einer Nachbarschaft, Düsseldorf 2011, S. 142-156; Mehlhorn, Ludwig: Zwangsverordnete Freundschaft? Die Entwicklung der Beziehungen zwischen der DDR und Polen 1949-1990, in: Eberwein, Wolf-Dieter/Kerski, Basil (Hgg.): Die deutsche-polnischen Beziehungen 1949-2000. Eine Werte- und Interessensgemeinschaft?, Opladen 2001, S. 61-73.


    Übung: Russisch für Historiker: Alltagsgeschichte Russlands im 20. Jahrhundert

    Thomas Busch

    Die Beschäftigung mit der Alltagsgeschichte Russlands soll Einblicke verschaffen in die Strukturschwierigkeiten des Landes vor der Revolution und in die Lebensverhältnisse der Menschen in der Zeit der großen Umbrüche unter der Herrschaft der Bolschewiki, inbesondere im Verlauf des ersten Fünfjahresplanes. Schwerpunkt soll die Umgestaltung eines agrarisch geprägten Staates in einen Industriestaat sein. Dabei wird es nicht nur um die ‚Erungenschaften’ des neuen Arbeiter- und Bauernstaates gehen, sondern auch um damit verbundenen Kosten und Verluste. In der Übung werden russische Quellen und Darstellungen auszugsweise gelesen und übersetzt, soweit Teilnehmer über Russischkenntnisse verfügen. Soweit diese Teilnehmer in der Übung funktionale Sprachkenntnisse gem. Stu­dienord­nung nachweisen wollen, sind Grundkenntnisse des Russischen (nicht nur des Alphabets) erforderlich. Allen anderen Teilnehmern ohne entsprechende Sprachkenntnisse steht unabhängig davon die Möglichkeit eines allgemeinen Leistungsnachweises offen.

    Literatur zur Einführung: Hildermeier, M.: Die Sowjetunion 1917-1991, 3. A., München 2016 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte Bd. 33); Goehrke, C.: Russischer Alltag. Eine Geschichte in neun Zeitbildern, Bd. 2: Auf dem Weg in die Moderne, Zürich 2003 und Bd. 3: Sowjetische Moderne und Umbruch, Zürich 2005.