Laufende Projekte
Einstellung von Lehramtsstudierenden zur Mehrsprachigkeit im schulischen Kontext
Leitung: Dr. Teresa Barberio, Janna Gutenberg (Chemnitz/Köln), Dr. Ina-Maria Maahs (Köln), Dr. Seda Yilmaz Woerfel (Chemnitz/Köln)
Mehrsprachigkeit ist mittlerweile in Schulen weit verbreitet und wird als Normalfall betrachtet. Ein adäquater Umgang mit der sprachlichen Vielfalt der Schüler*innen setzt jedoch voraus, dass Lehrkräfte bereits in ihrer Ausbildung entsprechende Kompetenzen erwerben. Zudem sollte die Auseinandersetzung mit einer sprachlich heterogenen Schülerschaft nicht ausschließlich auf die Förderung des Deutschen ausgerichtet sein.
Vor diesem Hintergrund untersucht diese explorative Studie die Einstellungen von Lehramtsstudierenden zur sprachlichen Vielfalt in Schulen. Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie stehen Lehramtsstudierende in verschiedenen Bundesländern und Bildungsetappen zu Mehrsprachigkeit? Zur Beantwortung dieser Frage wurde ein Fragebogen entwickelt, um die Einstellungen der Lehramtsstudierenden zur Mehrsprachigkeit in der Schule zu erfassen und anschließend auszuwerten.
Sprachbewusstheit neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler
Koordination: Dr. Teresa Barberio
Projektteam: Dr. Teresa Barberio, Dr. Stefanie Bredthauer (Köln), Jun. Prof. Nora von Dewitz (Köln), Prof. Dr. Evghenia Goltsev (Koblenz)
Mehrsprachige Personen verfügen neben ihren Kompetenzen in den verschiedenen Einzelsprachen auch über sprachenübergreifende Fähigkeiten. Hierzu zählt insbesondere die sogenannte Sprachbewusstheit, die in diesem Projekt untersucht werden soll. Sprachbewusstheit wird häufig auch unter dem englischen Begriff Language Awareness behandelt. Es gibt unterschiedliche Definitionen von Sprachbewusstheit, wie die des National Congress on Language Education (1985): “Language awareness is a person’s sensitivity to and conscious perception of the nature of language and its role in human life”
Das Projekt untersucht die Frage, über welche metasprachlichen Fähigkeiten neu zugewanderte und in Deutschland aufgewachsene Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I verfügen. Dies wird durch zwei Instrumente erhoben: Erstens über einen vom Forschungsteam entwickelten Sprachbewusstheitstest und zweitens mit dem Instrument MSK 9-12 (vgl. Hofer/Jessner 2019). Die Sprachbewusstheit dieser beiden Gruppen wird beschrieben und miteinander verglichen.
All-Rad-M: Allgemeine rezeptive sprachliche Fähigkeiten diagnostizieren – Mehrsprachig
Leitung: Dr. Christoph Gantefort, Prof. Dr. Evghenia Goltsev (Koblenz)
Projektteam: Dr. Teresa Barberio, Lukas Busch
Kinder und Jugendliche wachsen in vielen Fällen in mehrsprachigen sozialen Kontexten auf. Daher verfügen sie über sprachliche Repertoires, die über sprachliche Mittel hinausgehen, welche der Einzelsprache „Deutsch“ zugeschrieben werden können. Die Nutzung gesamtsprachlicher Repertoires für die Aneignung von fachlichen und kommunikativen Fähigkeiten stellt sich als großes Potenzial dar, welches jedoch oft im Konflikt mit der traditionellen Vorstellung von der Schule als einsprachiger Institution steht. Mit Blick auf das formative und summative Assessment in Bildungskontexten stellt sich somit die Frage nach der Konstruktvalidität von eingesetzten Instrumenten und Verfahrensweisen, sofern mehrsprachige Repertoires auf Seiten der Lernenden und einsprachige diagnostische Ansätze im Kontext von Schule zusammenfallen.
Hier setzt unser Projekt an, in dem ein onlinebasiertes diagnostisches Tool entwickelt und erprobt wird, welches es erlaubt, rezeptive Fähigkeiten von neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I auf der Basis ihres gesamtsprachlichen Repertoires zu erfassen. Die Lernenden rezipieren untertitelte Hörtexte und können während der Rezeption fluide zwischen den Sprachen Deutsch, Ukrainisch, Russisch und Englisch wechseln. Im Anschluss bearbeiten sie geschlossene Aufgabenformate zum Text. Auch bei der Bearbeitung der Aufgaben können die Aufgabenstellungen und die Antwortmöglichkeiten in allen vier Sprachen gelesen bzw. gehört werden.
Schülerinnen und Schüler erhalten demnach die Gelegenheit, in der Konstruktion von Bedeutung „mit Allrad zu fahren“, da sie alle ihnen zur Verfügung stehenden sprachlichen Mittel für das Verstehen der Hörtexte nutzen können. Lehrkräfte können auf dieser Grundlage zwei Zonen der nächsten Entwicklung identifizieren: Neben der Verstehensfähigkeit in Deutsch können sie auch die sprachenunabhängige Verstehensfähigkeit einschätzen und somit ein Bild über das volle Potenzial ihrer Lernenden sowie Impulse für die Gestaltung von mehrsprachigen Lerngelegenheiten erhalten. Forschungsansätze betreffen die Exploration psychometrischer Eigenschaften des Tools und die Frage, auf welche Weise Lernende von der Möglichkeit Gebrauch machen, ihr gesamtes sprachliches Repertoire zu nutzen. Darüber hinaus werden die Bedarfe von Lehrkräften für den Umgang mit „Allrad-M“ in den Blick genommen.