© KHK EViR/Jona Moritz

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen

„Archive sind dafür verantwortlich, dass Urkunden und sonstige Schriftstücke, deren rechtliche Beweiskraft in der Gegenwart oder auch in Zukunft noch von Bedeutung sein könnte, sicher aufbewahrt und erhalten werden.“ (Reimann, Archivkunde, 4. Aufl., S. 34f.) So können Verwaltungen und auch Einzelpersonen später darauf zurückgreifen. Rechtssicherung ist also neben den Funktionen als Gedächtnis der Gesellschaft und Grundlage für fast unbegrenzte Forschungen eine wichtige Aufgabe aller Archive. Das Landesarchiv in Münster verwahrt seit seiner Gründung 1829 – als Westfalen preußisch geworden war und erstmals eine politische Einheit bildete – die Unterlagen der Vorgängerterritorien. Das bedeutete, dass die Urkunden und Akten von 21 weltlichen und geistlichen Territorien und ca. 150 säkularisierten, d. h. verstaatlichten Klöstern nach Münster ins „Königliche Provinzialarchiv“ kamen. Aus dem ehemaligen Fürstbistum Münster kamen u. a. die Akten aus der Kanzlei des Fürstbischofs, also des Landesherrn, seines Geistlichen und seines Weltlichen Hofgerichts.

Im Magazin lagern unzählige Regalkilometer Akten aus dem Fürstbistum Münster und anderen Territorien
© Landesarchiv NRW W/Peter Fröhlich

Das Archiv übernimmt auch heute die Unterlagen, die nicht mehr gebraucht werden, aus staatlichen Behörden und Gerichten in den Regierungsbezirken Münster und Arnsberg. Die größten Behörden sind die beiden Bezirksregierungen, die zahlreichsten die Gerichte. Dazu gehören Generalstaatsanwaltschaft und Oberlandesgericht in Hamm, 6 Staatsanwaltschaften und Landgerichte sowie 56 Amtsgerichte.

Außerdem werden Unterlagen der so genannten Fachgerichtsbarkeit verwahrt: Das sind 3 Verwaltungsgerichte, 12 Arbeitsgerichte, 3 Sozialgerichte und das Finanzgericht Münster. Dazu kommen Gerichte, die es heute nicht mehr gibt: die Vorgänger der Amtsgerichte und solche, die es während der NS-Zeit gab, wie Sondergerichte und Erbgesundheitsgerichte. Darüber hinaus verwahrt das Landesarchiv die Überlieferung von fast 20 Justizvollzugsanstalten.

Archive sind dazu da, um benutzt zu werden. Jede und jeder kann umsonst den Lesesaal nutzen und sich persönlich beraten lassen, eine E-Mail mit Fragen stellen (die Archivarinnen und Archivare antworten meist schnell!), die im Internet verfügbaren Angebote (mit vielen Digitalisaten von Archivalien) nutzen oder Reprographien bestellen (diese sind allerdings kostenpflichtig).

Blick in den Lesesaal
© Landesarchiv NRW W/Peter Fröhlich

Das Archiv liegt am Bohlweg. Es zog 1889 aus verschiedenen Stellen am Domplatz „auf die grüne Wiese“ jenseits der Promenade in einen Neubau im Stil der Neorenaissance. Mit einem vom Verwaltungsbau nur über eine Brücke verbundenen Magazinbau reduzierte man die Feuergefahr – damals ein bahnbrechendes neues Konzept nach einem Entwurf des Berliner Architekten Karl Friedrich Endell. Der Verwaltungsbau wurde 1975 durch einen Bau des Brutalismus ersetzt. Das markante alte Magazingebäude prägt bis heute den Hörsterplatz.

Mechthild Black-Veldtrup

 

Zum Weiterlesen

Mechthild Black-Veldtrup, Johannes Burkardt: Die Grundsanierung im Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen in Münster, in: Archivar 62 (2009), S. 436-442.

Martin Sagebiel: Preußische Verwaltungsbauten in Münster 1814–1918 in Karten und Plänen (Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Lands Nordrhein-Westfalen Reihe D, Band 26) Münster 1992, S. 77-83.

Peter Veddeler: Das Nordrhein-Westfälische Staatsarchiv Münster, in: Der Archivar 51 (1998), Sp. 381 – 386.