Letzte Station der Fact Finding Mission: Chile
Die letzte Etappe der Reise führte nach Chile, einem Land mit zahlreichen gemeinsamen Publikationen mit der Universität Münster. Tatsächlich sind zwei der besuchten Universitäten (Universidad de Chile und Pontificia Universidad Católica de Chile) ganz oben auf der Liste der Koautorenschaft in Hispanoamerika vertreten. Diesmal wurde die Delegation bei den meisten Terminen von einem weiteren Vertreter der Universität Münster begleitet: Prof. Dr. David Bendig, Professor für Unternehmertum, der zurzeit ein Sabbatical in Santiago an der Universität Adolfo Ibañez als Dozent im Masterstudiengang Internationales Management (CEMS) absolviert. Prof. Bendig ist bestrebt, seine Verbindungen vor Ort auszubauen und hat bereits Kontakte zu chilenischen Innovationslabors geknüpft, da er eng mit dem REACH-Euregio Startup Centre verbunden ist.
Wie in den beiden vorherigen Ländern begann die Reise mit produktiven Gesprächen mit lokalen Experten akademischen Landschaft. Herr Dr. Thomas Schmidt und Frau Larissa Grütz von der deutschen Botschaft in Santiago teilten ihre Beobachtungen sowie wertvolle Informationen und gaben einen Ausblick auf die nahe Zukunft, da die chilenische Regierung kürzlich große Forschungsinvestitionen für die Universitäten in den kommenden Jahren angekündigt hat.
Aufschlussreich war auch ein Treffen mit der akademischen Leiterin des Heidelberger Lateinamerika-Zentrums, Dr. Inés Recio, da die Aktivitäten der Universität Heidelberg einen Maßstab für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Chile setzen – auch Wissenschaftler*innen aus Münster haben sich bereits an einigen Initiativen beteiligt.
In Chile besuchte die Delegation insgesamt fünf Universitäten, beginnend mit der Universität Andres Bello (UNAB), die mit rund 60.000 Studierenden die größte des Landes und auch die Spitzenuniversität in Bezug auf die Zahl der Incoming Studierenden ist. Seit 2022 besteht ein aktives Memorandum of Understanding mit dem Institut für Pflanzenbiologie und Biotechnologie (IBBP) der Universität Münster, das die langjährigen und tiefen Verbindungen in diesem Forschungsbereich unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Prüfer verstärkt. Die Delegation erörterte mit dem Generaldirektor für internationale Angelegenheiten, Prof. Isa Kort Garriga, Möglichkeiten zur Ausweitung der Zusammenarbeit auf andere Bereiche.
Am nächsten Tag fuhr die Delegation mit dem Bus in die Küstenstadt Valparaíso, die einen bedeutenden Hafen mit einem bunten und kulturellen Flair verbindet. Dort wurden sie an der Päpstlich Katholischen Universität Valparaíso (PUCV) empfangen, mit der die Universität Münster in den Bereichen Physik, Biotechnologie, Pharmakologie und Mathematik seit längerem Kontakte pflegt. Überdies kooperiert aktuell ein Forscher vom Institut für Geographie und Mitglied des StadtLabors Münster, Dr. Severin Halder, vor Ort mit der PUCV. Unter anderem wurden dabei auch Pläne für den Besuch einer Studierendengruppe und des International Offices der PUCV in Münster besprochen.
Am Nachmittag, zurück in Santiago, besuchte die Delegation die größte öffentliche Universität im Land: Die Universität von Chile, mit der das Brasilien-Zentrum in den letzten 10 Jahren 23 gemeinsame Publikationen in der Scival-Datenbank ermittelte. Die Delegation wurde von Vertreter*innen des International Offices und der Fakultäten für Medizin und Naturwissenschaften empfangen. Während der Diskussion wurden zahlreiche gemeinsame Interessen und sogar gemeinsame Partner identifiziert, wie die Universität von São Paulo und die Universität Twente.
In den Worten von Prof. Dr. Alicia Salomone, Direktorin für internationale Beziehungen, "die gleichen Partner zu haben bedeutet, dass wir auf dem gleichen Weg sind".
Am nächsten Tag war es an der Zeit, Chiles renommierteste Hochschuleinrichtung, die Päpstliche Katholische Universität von Chile (UC), zu treffen. 41 gemeinsame Publikationen seit 2014, mehrere gegenseitige Aufenthalte von (jungen) Forschenden und Dozent*innen und ein bald zu unterzeichnendes Abkommen mit der Musikhochschule Münster markieren den fruchtbaren Weg, der beide Universitäten verbindet. Das bereits breite Spektrum an Kooperationsbereichen könnte noch breiter gefasst werden, da die UC vorschlug, die Zusammenarbeit auf strategischere Weise zu verstärken. Eine Möglichkeit, die Universitäten näher zu bringen, sind die ähnlichen Internationalisierungsförderlinien, die UC und UM für die Mobilität von Forschenden anbieten. Am Freitag bot ein Treffen mit Prof. Dr. Stephan Ruderer vom Institut für Geschichte der UC, der zuvor viele Jahre an der Universität Münster tätig war, die Gelegenheit, den schönen Campus von San Joaquín und das Innovationszentrum der UC zu besichtigen, das sich in dem preisgekrönten Gebäude des chilenischen Architekten und Professors Alejandro Aravena befindet.
Der letzte Termin fand auf dem Peñalolen-Campus der Universität Adolfo Ibáñez statt. Die ebenfalls mit Architekturpreisen ausgezeichneten Gebäude waren Schauplatz eines größeren Treffens, an dem auch zwei Austauschstudierenden aus Münster teilnahmen, die seit kurzem ihr Auslandssemester an der UAI in den Fächern Jura und Betriebswirtschaftslehre absolvieren. Hier soll die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster noch enger werden, denn Prof. Bendig ist bestrebt, mögliche Kooperationsinitiativen auszuloten.
Insgesamt bietet die einzigartige Geografie des Andenlandes eine große Vielfalt an Klimazonen, Biomen und Topografien, was dieses lange und schmale Land für Forschende sehr attraktiv macht. Von der weiten Atacamawüste mit ihrem klaren Himmel, der sich ideal für astronomische Beobachtungen eignet, über die lange Küstenlinie mit ihrer artenreichen Tierwelt bis hin zu den Bergen, wo die Überwachung aktiver Vulkane zur täglichen Aufgabe gehört, können Wissenschaftler in einem der so genannten "Natural Labs" Antworten auf viele ihrer Fragen finden.
Darüber hinaus bietet Chile aufgrund seiner kulturellen Diversität, seiner besonderen historischen und wirtschaftlichen Entwicklung und seiner starken Verbindungen zu Deutschland, die sich in der Beliebtheit der deutschen Sprache ausdrücken, auch interessante Möglichkeiten der Zusammenarbeit in den Sozial- und Geisteswissenschaften.
In Chile endete die Fact-Finding-Mission der Delegation des Brasilianischen-Zentrums nach zwei intensiven und sehr produktiven Wochen. Bei 20 Terminen in acht Städten – welche die Delegation durch verschiedene Jahreszeiten, Klimazonen und Zeitzonen führten – zeigten die aufschlussreichen Diskussionen und die Fülle der gesammelten Informationen, dass ein fruchtbarer Boden für die Ausweitung der Forschungs- und Ausbildungsaktivitäten der UM auf die drei besuchten Länder vorhanden ist, in denen alle Gesprächspartner großes Interesse an einer verstärkten Zusammenarbeit mit der UM zeigten.