Bedeutung der persönlichen Motivation bei Selbständigkeit – das Beispiel eines eigenen Verlags

Würde ich auf Leute hören, die immer wissen, was alles nicht geht, würde ich heute noch mit dem Dreirad oben auf der Rutsche stehen.“
horsthundbrodt (Twitter)
© Wolfgang Neumann

Dieses Zitat bestätigt Unternehmer Wolfgang Neumann nachträglich, bei der Gründung seines Verlags SOLIBRO, alles richtig gemacht zu haben, seinen eigenen Weg zu gehen und sich nicht von den Zweifeln Dritter verunsichern zu lassen

 

Und Zweifel anderer gab es mehr als genug. Als Wolfgang Neumann während seines Lehramtstudiums für Germanistik und Philosophie seinen Verlag gründete, bestand noch die allgemeine Einschätzung, dass man besser Betriebswirtschaft studiert haben sollte, wenn man Unternehmer werden möchte. Geisteswissenschaftler hätten schließlich gar nicht die Fähigkeiten, die für eine Selbstständigkeit benötigt werden. Das sollte man den Betriebswissenschaftler überlassen. Doch davon lies Wolfgang Neumann sich nicht beirren. Nach einer Lehrtätigkeit in der Erwachsenenbildung in Ostdeutschland sowie als Rhetorik‐Dozent an der WWU am Fachbereich „Wissenschaft und Praxis“, die er nach Abschluss seines Staatsexamens ausübte, konzentrierte er sich wieder vollständig auf die Verlagsarbeit. Mit Erfolg. Der Verlag SOLIBRO bietet mittlerweile unterschiedlichste Genres und die Werke etablierter Autoren zum Verkauf an.

In seinem Vortrag „Bedeutung der persönlichen Motivation bei Selbständigkeit – das Beispiel eines eigenen Verlags“, am Donnerstag, 9. Mai, ist es ihm besonders wichtig zu vermitteln, dass eine ausschließliche Profitorientierung innerhalb eines Unternehmens langfristig negative Auswirkungen auf den Erfolg und die seelische Gesundheit haben. Außerdem gibt er Tipps, wie auch ihr euch selbstbewusst eurer Kompetenzen bedienen und geisteswissenschaftliche Bildung zu eurem Vorteil nutzen könnt!

 Text: Sarah Mecklenburg

 

Bedeutung der persönlichen Motivation bei Selbständigkeit – das Beispiel eines eigenen Verlags

„Emanzipiert euch von Widerständen. Seid mutig genug, etwas durchzuziehen, auch wenn es gefährlich erscheint“. So leitet Wolfgang Neumann, Verleger des SOLIBRO Verlags, seinen Vortrag „Bedeutung der persönlichen Motivation bei Selbständigkeit – das Beispiel eines eigenen Verlags“, am Donnerstag, 9. Mai, ein. Er möchte den Verlauf einer Gründung genauer beleuchten: von der Geschäftsidee bis zum Businessplan. Und das so allgemein wie möglich. Schließlich soll jeder Gründer davon profitieren können, nicht nur potenzielle Verleger.

Was braucht ein erfolgreicher Gründer also? Die richtige Einstellung. „Ihr müsst Sachen immer erst ausprobieren, nur dann wisst ihr, was gut oder schlecht ist“, erklärt Wolfgang Neumann. Wichtig sei vor allem sich nicht von Angst leiten zu lassen und außergewöhnliche Visionen zu haben. Ein Zitat, das diese Herangehensweise für ihn besonders gut beschreibt, stammt von dem Twitter-Profil ˏhorstundbrodt´: „Würde ich auf Leute hören, die immer wissen, was alles nicht geht, würde ich heute noch mit dem Dreirad oben auf der Rutsche stehen.“ Das bedeutet: Nicht immer nur auf das hören, was andere sagen, sondern den eigenen Weg gehen. Und sich dabei auch nicht von einem Scheitern aufhalten zu lassen. Sicherheit gebe es schließlich nirgendwo. „Man kann sein Berufsleben heutzutage nicht mehr so gut planen wie früher. Kaum jemand wird einen Beruf sein ganzes Leben ausüben. Warum dann also eine lohnabhängige Arbeitskarriere wählen, wenn man auch gleich selbständig werden kann?“, findet Wolfgang Neumann.

Nach diesem Motto hat auch er damals seinen Verlag SOLIBRO gegründet. „Ich hatte schon immer den Trieb zum Selbständigen“, so Wolfgang Neumann. Und nachdem er zufällig in die Verlagsarbeit „reingerutscht“ war, wagte er noch während seines Lehramtstudiums für Germanistik und Philosophie den Schritt. Und das als Geisteswissenschaftler. Ohne fundierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Was zunächst nach einem großen Nachteil klingt, wurde für Wolfgang Neumann immer mehr zum Vorteil. „Einen Businessplan kann mit diversen Online-Tools heutzutage jeder erstellen. Da muss man sich mit anderen Fähigkeiten hervortun, wie einer hervorragenden Vernetzung und Versprachlichung“, erklärt er. Auch Charakter und Persönlichkeit seien besonders wichtig, es gehe heutzutage nämlich immer weniger um die eigentlichen Produkte. Wichtiger seien beim Verkauf und der Vermarktung, Instrumente wie das Storytelling.

Diese Strategie verhalf Wolfgang Neumann zum Erfolg. Mit dem ersten Verlagsprodukt, dem Münsterführer, verdiente er in nur drei Monaten genug Geld für ein ganzes Jahr. Dass jedoch das Einkommen bei der Entscheidung ein Unternehmen zu gründen, nicht im Fokus stehen sollte, ist Wolfgang Neumann besonders wichtig. Schließlich mache Geld allein auf Dauer nicht glücklich. „Unternehmer zu sein ist ein Lebensstil, kein Job. Man erkennt ein Problem und möchte es für sich selbst und seine Kunden lösen“, findet er. Denn nur sinnstiftendes Arbeiten bringe einen dazu in der Arbeit aufzugehen. Und das sei schließlich die langfristigste Motivation.

Text: Sarah Mecklenburg

© Franz AFO Uni MS