© Gordon Johnson/Pixabay/coolvektro/freepik/ZIT
Fachtagung

Antisemitismus und Politischer Islamismus:

Analyse, Prävention und Lösungsansätze

21. und 22. November 2024 | Bezirksregierung Münster, Saal 1, Domplatz 1–3, 48143 Münster

der Forschungsstelle „Islam und Politik“, des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ in Kooperation mit dem Beauftragten der Universität Münster gegen Antisemitismus und dem Bundesministerium des Innern und für Heimat

In der Tagungsreihe:

„Islam und Politik: Gesellschaftliche Herausforderungen und
wissenschaftliche sowie politische Perspektiven im 21. Jahrhundert“

Es wird um Anmeldung gebeten unter islam.politik@exchange.wwu.de.
Für die öffentliche Podiumsdiskussion am Donnerstagabend bitten wir um eine gesonderte Anmeldung unter https://indico.uni-muenster.de/event/2941/, sofern Sie nur an der Diskussion teilnehmen möchten.

Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 erlebt Deutschland einen erheblichen Zuwachs an Antisemitismus, nicht nur aus dem extremistischen Spektrum, sondern auch aus der Mitte der Gesellschaft. Neben rechtem und linkem Antisemitismus bricht sich auch eine signifikante Juden- und Israelfeindlichkeit unter Muslim*innen bahn. Sie deutet darauf hin, dass antisemitische Narrative und Einstellungen nicht erst seit dem Überfall in den Köpfen vieler muslimischer Bürger*innen wurzeln. Vielmehr sind sie in die antisemitischen Diskurse der deutschen Gesellschaft längst integriert.

Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt stellt der Antisemitismus eine erhebliche Bedrohung dar, da er als Brückennarrativ in die Radikalisierung führen kann. Daher muss dem Antisemitismus gesamtgesellschaftlich und vor allem lösungsorientiert begegnet werden. Einen besonderen Anteil bei der konstruktiven und differenzierten Dekonstruktion antisemitischer Narrative trägt die Wissenschaft. Sie sollte die Verknüpfung ihrer fundierten theoretischen Analysen im Austausch mit Praktiker*innen ermöglichen, um so bildungs¬orientierte Lösungen zu erarbeiten.

Die Forschungsstelle „Islam und Politik“ möchte diesem Desiderat mit Blick auf Antisemitismus und Politischem Islamismus nachkommen. Im Rahmen einer Fachtagung mit Wissenschaftler*innen, Politiker*innen und Pädagog*innen sowie weiteren Praktiker*innen schafft sie den Raum für einen umfassenden interdisziplinären Austausch zu dem Thema. So sollen sowohl inhaltlich-theoretisch als auch praxisbezogen bildungspolitische Konzepte erarbeitet werden, welche die Ursachen des Antisemitismus benennen, geschicht¬liche sowie (geo-)politische Zusammenhänge offenlegen und so dem Antisemitismus wirkungsvoll im Sinne der freiheitlich-demokratischen Grundordnung begegnen.

Der Fokus der Lunch-to-Lunch-Tagung richtet sich folglich auf den Zusammenhang zwischen dem politischen Islamismus und dem Antisemitismus. Antisemitische Auffassungen sind gerade im islamistischen Kontext ausgeprägt, in dem sich religiöse und politische Motive zu einem antisemitischen Weltbild verbinden. Das „Feindbild Judentum“ bildet einen zentralen Pfeiler, auf den sich die Argumentationen aller islamistischen Gruppierungen stützen. Schon Anfang der 1950er-Jahre veröffentlichte einer der Chefideologen der Muslimbruderschaft, Sayyid Qutb (1906–1966), seinen Aufsatz „Unser Kampf mit den Juden“, worin jene von Beginn an als Feinde des Islams beschrieben wurden. Auch der bedeutendste Repräsentant der „Milli Görüs“-Bewegung in der Türkei, Necmettin Erbakan (1926–2011), hatte in einer Schrift „Gerechte Wirtschaftsordnung“ (1991) behauptet, der Zionismus sei ein Glaube und eine Ideologie, dessen Zentrum sich bei den Banken der Wall Street befinde. Die Zionisten hätten den Imperialismus unter ihre Kontrolle gebracht und beuteten mittels der kapitalistischen Zinswirtschaft die gesamte Menschheit aus. Heute nutzen Islamisten die sozialen Medien, um ihre antisemitischen Haltungen zu verbreiten und erreichen damit gerade junge Menschen.      

Während dieser Tagung sollen konkrete Ansätze erarbeitet werden, die sowohl für den Lernort Schule als auch für Universitäten sowie die politische Bildung allgemein fruchtbar gemacht werden können. Neben Fachvorträgen von ausgewählten Wissenschaftler*innen dient ebenso ein Panel mit Praktiker*innen dem interdisziplinären Austausch. Die Tagung setzt sich somit auch zum Ziel, einen Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Gesellschaft, Politik und Bildungseinrichtungen zu ermöglichen, um auf diesem Weg Antisemitismus unter Muslim*innen und im Politischen Islamismus zu dekonstruieren und folglich gesellschaftlicher Polarisierung konzentriert entgegenzuwirken.

Die Teilnahme ist kostenlos.

Programm

21. November 2024
Ab 12:00 Uhr

Anreise, Registrierung

Stehbuffet im Foyer der Bezirksregierung                                                           

14:00–14:30 Uhr

Eröffnung

Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie und der Forschungsstelle ‚Islam & Politik‘, Universität Münster

Grußworte

Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung gegen Antisemitismus

Prof. Dr. Michael Quante, Prorektor der Universität Münster             

14:30–16:00 Uhr

Antisemitismus in der postmigrantischen Gesellschaft
Keynote von Prof. Dr. Gert Pickel und Diskussion

16:00–16:30 Uhr Kaffeepause
16:30–18:00 Uhr

Panel I

  • Antisemitismus und Islam – Zur Geschichte der Narrative
    Prof. Dr. Michael Kiefer, Universität Osnabrück
    Abstract
  • Das Judentum als Grundlage für den Islam?
    Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Universität Münster
  • Antisemitismus unter Muslim*innen: Eine Frage der Sozialisation, im islamischen Glauben verankert oder herkunftsübergreifendes Feindbild islamischer Fundamentalist*innen?
    Dr. Cemal Öztürk, Universität Duisburg-Essen
    Abstract
18:15–19:45 Uhr Öffentliche Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit
  • Prof. Dr. Julian Junk, Leiter der Forschungsstelle „Extremismusresilienz“, Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit
  • Volker Beck, Tikvah Institut  
  • Eren Güvercin, Alhambra Gesellschaft  e.V.
  • Levi Israel Ufferfilge, M.A., Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Oldenburg

Moderation:
Dipl.-Theol. Ludger Hiepel, M.A.
PD Dr. Sarah Demmrich

19:45 Uhr Empfang im Foyer der Bezirksregierung

 

22. November 2024
9:00–10:30 Uhr

Panel II             

  • Antisemitismus in institutionellen Kontexten vor und nach dem 7. Oktober
    Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai, FH Potsdam
    Abstract
  • Vielfalt und Verortung: Antisemitismus und politischer Islamismus im Spannungsfeld jugendlicher muslimischer Identitäten und deren Aushandlung im islamischen Religionsunterricht
    Dr. Osman Kösen, Niedersächsisches Kultusministerium
    Abstract
  • Islamismus und Antisemitismus unter angehenden islamischen Theolog*innen und Religionslehrer*innen - Korrelate und Lösungsansätze
    PD Dr. Sarah Demmrich & Abdulkerim Şenel, M. Ed., Universität Münster
    Abstract                                                         
10:30–10:45 Uhr

Kaffeepause                                                                                                                        

10:45–12:15 Uhr

Panel III (Praktiker*innen-Panel) und Abschluss

  • SABRA - Kompetent und konsequent gegen Antisemitismus im schulischen Kontext
    Jürko Ufert, Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus (SABRA)
    Abstract
  • Interkollegiale Maßnahmen gegen Extremismus
    Peter Krumpholz, Rhein-Ruhr Institut für Sozialforschung und Politikberatung e.V., Universität Duisburg-Essen
    Abstract
  • Hochschulen im Fokus: Israelfeindschaft, Judenhass und die Radikalisierung seit dem 7. Oktober 2023 – Perspektiven aus der Arbeit gegen Antisemitismus
    Andreas Stahl, Zentrale Stelle für Beratung und Monitoring von antisemitischen Vorfällen an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen an der Universität Münster &  Dipl.-Theol. Ludger Hiepel, M.A., Beauftragter der Universität Münster gegen Antisemitismus
    Abstract
12:30 Uhr Mittagessen im Foyer der Bezirksregierung
ca. 14:00 Uhr Ende der Konferenz