Antisemitismus und Politischer Islamismus:
Analyse, Prävention und Lösungsansätze
21. und 22. November 2024 | Bezirksregierung Münster, Saal 1, Domplatz 1–3, 48143 Münster
der Forschungsstelle „Islam und Politik“, des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ in Kooperation mit dem Beauftragten der Universität Münster gegen Antisemitismus und dem Bundesministerium des Innern und für Heimat
„Islam und Politik: Gesellschaftliche Herausforderungen und
wissenschaftliche sowie politische Perspektiven im 21. Jahrhundert“
Es wird um Anmeldung gebeten unter islam.politik@exchange.wwu.de.
Für die öffentliche Podiumsdiskussion am Donnerstagabend bitten wir um eine gesonderte Anmeldung unter https://indico.uni-muenster.de/event/2941/, sofern Sie nur an der Diskussion teilnehmen möchten.
Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 erlebt Deutschland einen erheblichen Zuwachs an Antisemitismus, nicht nur aus dem extremistischen Spektrum, sondern auch aus der Mitte der Gesellschaft. Neben rechtem und linkem Antisemitismus bricht sich auch eine signifikante Juden- und Israelfeindlichkeit unter Muslim*innen bahn. Sie deutet darauf hin, dass antisemitische Narrative und Einstellungen nicht erst seit dem Überfall in den Köpfen vieler muslimischer Bürger*innen wurzeln. Vielmehr sind sie in die antisemitischen Diskurse der deutschen Gesellschaft längst integriert.
Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt stellt der Antisemitismus eine erhebliche Bedrohung dar, da er als Brückennarrativ in die Radikalisierung führen kann. Daher muss dem Antisemitismus gesamtgesellschaftlich und vor allem lösungsorientiert begegnet werden. Einen besonderen Anteil bei der konstruktiven und differenzierten Dekonstruktion antisemitischer Narrative trägt die Wissenschaft. Sie sollte die Verknüpfung ihrer fundierten theoretischen Analysen im Austausch mit Praktiker*innen ermöglichen, um so bildungs¬orientierte Lösungen zu erarbeiten.
Die Forschungsstelle „Islam und Politik“ möchte diesem Desiderat mit Blick auf Antisemitismus und Politischem Islamismus nachkommen. Im Rahmen einer Fachtagung mit Wissenschaftler*innen, Politiker*innen und Pädagog*innen sowie weiteren Praktiker*innen schafft sie den Raum für einen umfassenden interdisziplinären Austausch zu dem Thema. So sollen sowohl inhaltlich-theoretisch als auch praxisbezogen bildungspolitische Konzepte erarbeitet werden, welche die Ursachen des Antisemitismus benennen, geschicht¬liche sowie (geo-)politische Zusammenhänge offenlegen und so dem Antisemitismus wirkungsvoll im Sinne der freiheitlich-demokratischen Grundordnung begegnen.
Der Fokus der Lunch-to-Lunch-Tagung richtet sich folglich auf den Zusammenhang zwischen dem politischen Islamismus und dem Antisemitismus. Antisemitische Auffassungen sind gerade im islamistischen Kontext ausgeprägt, in dem sich religiöse und politische Motive zu einem antisemitischen Weltbild verbinden. Das „Feindbild Judentum“ bildet einen zentralen Pfeiler, auf den sich die Argumentationen aller islamistischen Gruppierungen stützen. Schon Anfang der 1950er-Jahre veröffentlichte einer der Chefideologen der Muslimbruderschaft, Sayyid Qutb (1906–1966), seinen Aufsatz „Unser Kampf mit den Juden“, worin jene von Beginn an als Feinde des Islams beschrieben wurden. Auch der bedeutendste Repräsentant der „Milli Görüs“-Bewegung in der Türkei, Necmettin Erbakan (1926–2011), hatte in einer Schrift „Gerechte Wirtschaftsordnung“ (1991) behauptet, der Zionismus sei ein Glaube und eine Ideologie, dessen Zentrum sich bei den Banken der Wall Street befinde. Die Zionisten hätten den Imperialismus unter ihre Kontrolle gebracht und beuteten mittels der kapitalistischen Zinswirtschaft die gesamte Menschheit aus. Heute nutzen Islamisten die sozialen Medien, um ihre antisemitischen Haltungen zu verbreiten und erreichen damit gerade junge Menschen.
Während dieser Tagung sollen konkrete Ansätze erarbeitet werden, die sowohl für den Lernort Schule als auch für Universitäten sowie die politische Bildung allgemein fruchtbar gemacht werden können. Neben Fachvorträgen von ausgewählten Wissenschaftler*innen dient ebenso ein Panel mit Praktiker*innen dem interdisziplinären Austausch. Die Tagung setzt sich somit auch zum Ziel, einen Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Gesellschaft, Politik und Bildungseinrichtungen zu ermöglichen, um auf diesem Weg Antisemitismus unter Muslim*innen und im Politischen Islamismus zu dekonstruieren und folglich gesellschaftlicher Polarisierung konzentriert entgegenzuwirken.
Die Teilnahme ist kostenlos.