Fördersequenz

Es ist erklärtes Ziel der auf vier Unterrichtsstunden á 45 Minuten angepassten Lernumgebung (im Folgenden Fördersequenz/Sequenz genannt), die Schülerinnen und Schüler durch die Vermittlung des strategischen Zugriffs auf die Karte in ihrem kompetenten Umgang mit Karten im Geographieunterricht zu fördern. Die Fördersequenz ist dabei in ihren Anforderungen an die Jahrgangsstufen 7/8 an Gymnasien und Realschulen angepasst.

Als kartographische Grundlage und Leitmedium der gesamten Fördersequenz dient die dargestellte Karte der Kilimandscharo-Region.

Kultur- und Naturlandschaft in der Kilimandscharo-Region Meru/Tansania. Mit freundlicher Genehmigung des Bildungshaus Schulbuchverlage 2015, S. 151.
Kultur- und Naturlandschaft in der Kilimandscharo-Region Meru/Tansania. Mit freundlicher Genehmigung des Bildungshaus Schulbuchverlage 2015, S. 151.
© Diercke

Konzeption der Lernumgebung

Die Konzeption der folgend mit (1) inhaltlicher Strukturierung, (2) kognitiver Aktivierung und (3) innerer Differenzierung den drei in der Forschungsliteratur als zentral herausgestellten Merkmalen eines lernförderlichen Unterrichts (vgl. z. B. Helmke 2014). Unter (4) findet sich hier eine Auflistung strategischer Zugriffsweisen auf Karten mit dem exemplarischen Fokus auf den grundlegenden Auswertungsschritt des Dekodierens.

  • Inhaltliche Strukturierung

    Das Ludwigsburger Modell stellt das zentrale strukturgebende Element der schulischen Praxisphase dar. Die inhaltlichen Schwerpunkte und Lernziele der Einzelstunden richten sich für die Lernenden transparent nach dem rekursiven Vierschritt aus Dekodieren, Beschreiben, Erklären und Beurteilen. Die vier Schritte bilden damit in ihrer Funktion als Operatoren („Dekodiere den Maßstab...“, „Beschreibe den Kartenbereich...“ etc.) die Prozessstruktur der Kartenauswertung ab. Die vier Unterrichtsstunden fungieren dabei als in sich geschlossene, jedoch inhaltlich verknüpfte und aufeinander aufbauende Einheiten, so dass die Durchführung flexibel an die Gegebenheiten der jeweiligen Kooperationsschule angepasst werden kann, z. B. als Einzel- und Doppelstunden oder in Form eines Projekttags.

    Ludwigsburger Modell der Kartenauswertungskompetenz (verändert nach Hemmer et al. 2012)
    © Sebastian Krüger, verändert nach Hemmer et al. 2012
  • Kognitive Aktivierung

    Die Karte ist dabei eingebettet in die kognitiv aktivierende, motivierende Rahmennarration eines fiktiven Aufstiegs auf den höchsten Berg des afrikanischen Kontinents, an das ggf. bereits vorhandenes Wissen der Lernenden über das Planen einer Wanderung (Festlegen von Ausgangsort, Ziel und Etappen etc.) gut anknüpfbar ist. Die problemerschließende Fragestellung samt ihren Teilfragen und die jeweiligen Aufgaben, die die Lernenden dabei durch den Auswertungsprozess lenken und durch einen angemessenen Schwierigkeitsgrad weder über- noch unterfordern sollen, schließen an das Konzept der kompetenzorientierten Aufgabenkultur des Faches Geographie an (z. B. Lenz 2012). Entsprechend sind die Formulierungen so gewählt, dass ein problemorientierter, anwendungsbezogener Zugriff auf die Karte ermöglicht und nicht träges Wissen abgerufen wird. Der rekursive Charakter der vier Auswertungsschritte ermöglicht dabei eine Reihe kumulativer Aufgaben, in denen bereits Bekanntes und Erlerntes in neue Zusammenhänge integriert werden muss, wenn z. B. Ergebnisse der symbolischen und geometrischen Dekodierung in beschreibende und erklärende Kontexte eingebettet werden müssen.

  • Innere Differenzierung

    Das dritte Element stellt die stete Berücksichtigung der Heterogenität der Schülerinnen und Schüler mittels des Konzepts der Binnendifferenzierung dar. Dieses strebt, ausgehend von der Auswahl der betreffenden Jahrgangsstufen sowie den strukturellen und inhaltlichen Setzungen, eine durch vorgeschaltete Diagnosemaßnahmen situations- und adressatengerechte, offen differenzierte Lernumgebung auf Grundlage adaptiver Hilfen und verschiedener medialer Zugänge zur Karte an.
    Das Ziel der offenen Differenzierung als strukturelle Setzung, d. h. der Schaffung einer klar gerahmten, aber adaptiven und anregungsreichen Lernumgebung, ist es, für die Schülerinnen und Schüler Lernbedingungen und -angebote zu gestalten, innerhalb derer sie, unter Berücksichtigung individueller Lernvoraussetzungen und eigenständiger Auswahl verschiedener Lernhilfen und Bearbeitungswege, zum zielgleichen Lernerfolg angeleitet werden, ohne grundlegende Abstriche bei der Sach- und Methodenkompetenz zuzulassen (vgl. Flath 2006; Heymann 2010). Dieses Vorgehen bildete die Basis für die Wahl geeigneter differenzierender Maßnahmen und adaptiver Hilfen. Deren Konzeptionen beruhen jeweils auf einer intensiven Eruierung potenzieller Lernschwierigkeiten mittels der einschlägigen internationalen Forschungsliteratur zu von Schülerinnen- und Schülerkognitionen, theoretischer Kartographie und Kartendidaktik sowie konkret auf die Lerngruppe zugeschnittene Diagnoseschritte in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Fachlehrkraft der Kooperationsschule.
    Die skizzierten diagnostischen Maßnahmen führten zur Grundkonzeption und Umsetzung der Sequenz als ein Stationenlernen, welches eine gewisse Freiheit der Bearbeitungsreihenfolge, der Wahl des individuellen Arbeitstempos sowie der Sozialform als potenzielle Lernunterstützung gewährleistet (vgl. Mattes 2011). Jede Station offeriert die Möglichkeit, aus verschiedenen Optionen möglicher Erarbeitungsmethoden (z. B. die Dekodierung des Maßstabs mittels Verhältniszahl und des entsprechenden Rechenwegs oder den bildlich-haptischen Zugang über das Abmessen mittels der Maßstabsleiste), verschiedenen Graden der Komplexitätsreduktion (digitale und analoge Eingrenzungshilfen für Kartenfeld und Legende) und multiplen kartographischen Darstellungsmethoden (Atlaskarte, interaktive Projektion, großformatig-haptisches 3D-Modell) auszuwählen.
    Innerhalb der einzelnen Stationen sind als Differenzierungsmaßnahmen adaptive Hilfen zentral. Im Sinne frei hinzuziehbarer Materialien steht an jeder Station ein System von Hinweiskarten zur Verfügung, welche je nach prozeduralem oder deklarativem Wissensdefizit selbstständig ausgewählt und genutzt werden können.

  • Strategiebasierter Zugang

    Während der Vierschritt des Ludwigsburger Modells die metakognitive Wissensbasis bildet, den Auswertungsprozess metakognitiv zu planen, zu überwachen und zu regulieren, bilden kognitive strategischen Zugriffsweisen das Werkzeug, um innerhalb der einzelnen Auswertungsschritte u. a. neue Informationen in Vorwisseninhalte zu integrieren, Text- bzw. Karteninhalte neu zu organisieren/strukturieren und die so gewonnenen Informationen nachhaltig nutzbar zu machen.

    Da zum Kartenlesen im engeren Sinne nur die beiden ersten Auswertungsschritte Dekodieren und Beschreiben gezählt werden (vgl. Grafik des Ludwigsburger Modell, untere linke Klammer), wird im Folgenden ein exemplarischer Fokus auf strategische Zugriffe innerhalb des ersten Auswertungsschrittes gelegt. Unter dem Navigationspunkt Strategiebasiertes Textverstehen im Fach Geographie im Abschnitt ´Strategiebasierte Kartenauswertung in heterogenen Lerngruppen´ werden diese detaillierter beschrieben.

    Strategische Unterstützung im ...

    Dekodieren

    • Inbezugsetzen von Aufgabenstellung und Karte durch Leitfragen
    • Eingrenzen auf einen bestimmten Kartenausschnitt durch die Fenster-Strategie
    • Eingrenzen auf eine bestimmte Kategorie von Kartenzeichen durch die Lupen-Strategie
    • Zuweisung einer Bedeutung zu den Kartenzeichen durch Reorganisation (Tabelle)
    • Umgang mit dem Maßstab durch eine gezielte Schritt-für-Schritt-Anleitung
    • Umgang mit den Höhenlinien durch eine gezielte Schritt-für-Schritt-Anleitung

Ablauf der Fördersequenz

Die Grafik stellt einen möglichen, flexibel zu adaptierenden Verlauf der Fördersequenz dar, der sich in seiner grundlegenden Aufteilung nach dem Vierschritt des Ludwigsburger Modells richtet und im weiteren Verlauf dieses Kapitels detailliert erläutert wird.

Tabelle: Ablaufschema der Fördersequenz im Fach Geographie

Stunde Inhaltlich-methodische Schwerpunkte
01

Einführung in die Fördersequenz
Hinführung zur Karte der Kilimandscharo-Region mittels Film, Google Earth und Rahmennarration, Entwicklung einer problemerschließenden Fragestellung: Wie kann man mit Hilfe einer Karte eine geeignete Aufstiegsroute auf den Kilimandscharo planen?

Schritt 1 der Kartenauswertung: Dekodieren
Die Schülerinnen und Schüler dekodieren, an 3 Lernstationen rotierend, zentrale Darstellungselemente der Karte (Signaturen, Maßstab und Höhenlinien) mit dem Ziel, im Rahmen der Narration eine geeignete Aufstiegsroute nach festgelegten Kriterien zu identifizieren.
Zusammenfassung der Ergebnisse im Plenum und Ausblick

02

Schritt 2 der Kartenauswertung: Beschreiben
Die Schülerinnen und Schüler beschreiben kartenimmanent die im Rahmen des Dekodierens gewählte Aufstiegsroute, indem sie in Kleingruppen für einzelne Routenabschnitte ausgewählte Parameter (z. B. Ausgangs- und Endpunkt, Wegstrecke, Natur- und Kulturlandschaft) erfassen und die Informationen schriftlich in einem Fachtext zusammenfassen.

Präsentation der Ergebnisse im Plenum und Ausblick

03

Schritt 3 der Kartenauswertung: Erklären
Die Schülerinnen und Schüler erklären anhand der Karte und unter Hinzuziehung externer Informationen die Vegetationshöhenstufung entlang der Aufstiegsroute, indem sie im Rahmen eines Gruppenpuzzles an 5 Lerninseln das Zusammenwirken der einzelnen Geofaktoren pro Höhenstufe erläutern und tabellarisch zusammenfassen.

Präsentation der Ergebnisse im Plenum und Ausblick

04

Schritt 4 der Kartenauswertung: Beurteilen
Die Schülerinnen und Schüler beurteilen anhand der Karte zur Kilimandscharo-Region sowie weiterer geeigneter Beispielkarten (z. B. U-Bahn-Netzkarten, Karten zum Vergleich verschiedener Projektionstypen und Farbanwendung) Karteninhalt und -grafik und entlarven auf diesem Weg potenzielle Manipulationsmöglichkeiten durch Karten.
Zusammenfassung und Abschluss der Fördersequenz Rückbezug zur problemerschließenden Fragestellung, Zusammenfassung des strategischen Vorgehens und Thematisierung von Transfermöglichkeiten an verschiedenen Karten.

Schülerfeedback zur Durchführung

  • 1. Stunde | Einführung & Dekodieren

    Die Einführung in die Fördersequenz ist geteilt in einen strukturellen und einen nachfolgenden inhaltlichen Teil. Es erfolgen zunächst die Einleitung des übergeordneten Lernziels (Kennenlernen und Ausprobieren der kartenbezogenen Auswertungsstrategien) sowie organisatorische Hinweise zur Fördersequenz (Ablauf der Lernstationen, Nutzung der adaptiven Hilfen). Im anschließenden inhaltlichen Teil wird eingangs ein kurzer Film vom Kilimandscharo-Gebiet gezeigt, der den Lernenden erste Eindrücke vom Naturraum und dessen landschaftlicher Gliederung ermöglicht, die im anschließenden Plenumsgespräch paraphrasiert werden. Dem folgen mit Unterstützung eines Google-Earth-Fluges die Vorstellung, Verortung und Orientierung des Kartenausschnitts sowie die Einführung in die Rahmennarration eines zu planenden Aufstiegs auf das ‚Dach Afrikas‘ und in die problemerschließende Fragestellung.

    Der nachfolgende erste Schritt der Auswertung deckt die drei Facetten des Dekodierens in Form dreier Lernstationen zur Erarbeitung der Legende, des Maßstabs und der Höhenlinien ab. Diese sind als Lerninseln im Klassenraum (idealerweise zur Entzerrung der Lerngruppe in mehreren Räumen) aufgebaut und entsprechend ihrer Thematik gekennzeichnet und materiell ausgestattet (Atlanten, Aufgaben- und Arbeitsblätter). Nachdem die Lernenden in drei vorab definierte Gruppen eingeteilt worden sind, werden sie an die Stationen verteilt und bearbeiten diese nacheinander im Rotationssystem. Die Studierenden übernehmen an den Stationen jeweils die Rolle von Moderatorinnen und Moderatoren sowie Unterstützerinnen und Unterstützer im Erarbeitungsprozess.

    Die Station zum Umgang mit der Legende hat dabei die Zuordnung ausgewählter Punkt-, Flächen und Liniensignaturen zu den entsprechenden Fachtermini und realräumlichen Fotografien zum Inhalt. Der Ergebnissicherung dient dabei eine Tabelle. Es werden adaptive Hilfen zur Legendenarbeit in Form eines erklärenden Glossars zu möglicherweise unbekannten Fachtermini innerhalb von Legende und Karte angeboten.

    Die Station zum Umgang mit den Höhenlinien nutzt, nach der Eingliederung der Station in die Rahmennarration („Wähle für einen sicheren Aufstieg die Route mit der geringsten Reliefenergie bzw. Steilheit aus.“) und einer Einleitung zu den Charakteristika der Höhenlinien, vorrangig ein 3D-Modell der Karte, um den gestellten Arbeitsauftrag zu lösen. Dazu wird zunächst ein Übertrag von der Drei- in die Zweidimensionalität geleistet, indem dem Modell die Höhenlinien mittels Acrylglashaube und einer Folie abpausend entnommen werden, um sie anschließend auf die entsprechend vergrößerte und um die Höhenlinien reduzierte Atlaskarte zu legen und sich auf Grundlage dieser synthetischen Karte im Gruppengespräch für die richtige Aufstiegsroute zu entscheiden (dies kann z. B. auch digital mit einer Projektion der Karte an die Tafel erfolgen). Eine Überprüfung bzw. Reflexion des Ergebnisses erfolgt dann erneut am konkreten Modell. Die adaptiven Hilfen fokussieren sich hier vor allem auf den Charakter und die Rolle der Frequenz der Höhenlinien in der Darstellung von Reliefenergie durch entsprechende Visualisierungen.

    Der Umgang mit dem Maßstab kann von den Schülerinnen und Schülern durch zwei verschiedene methodische Herangehensweisen erarbeitet werden. Mit Hilfe der Verhältniszahl kann die betreffende mathematische Rechenoperation vollzogen werden, um die Länge der in der Rahmennarration ausgewiesenen Naturstrecke zu ermitteln; alternativ kann dazu auch die Maßstabsleiste genutzt werden, wenn einer eher haptisch orientierten Erarbeitung entsprochen werden soll. Dabei kann der jeweils nicht genutzte Erarbeitungsweg ggf. zur Ergebnisüberprüfung und -reflexion des anderen verwendet werden. Beide Herangehensweisen werden durch entsprechende adaptive Hilfen zum nötigen deklarativen und prozeduralen Wissen unterstützt. Nach Abschluss des Rotationszyklus erfolgt eine moderierte Kurzdiskussion der Ergebnisse sowie die Zusammenfassung und Einordnung der angewandten Erarbeitungswege.

  • 2. Stunde | Beschreiben

    Die Darstellung der Bedeutung des Dekodierens für den zweiten Schritt der Auswertung, das Beschreiben, leitet zu diesem über. Inhalt des Beschreibens ist es, die zuvor ermittelten Informationen aus der Dekodierung (Bedeutung der Signaturen, Länge von Naturstrecken und Angaben zu Höhe und Relief) nun fachsprachlich korrekt und geordnet so zusammenzufügen und aufeinander zu beziehen, dass die im Rahmen der Dekodierung der Höhenlinien ausgewählte Aufstiegsroute fach- und sachgerecht beschrieben wird. Der anvisierte Text ist dabei nach den vier Abschnitten der zu beschreibenden Route gegliedert. Der erste Abschnitt ist bereits vollständig ausgefüllt, so dass sich die Schülerinnen und Schüler an dieser Musterlösung bzw. den genannten Informationen, Fachtermini, fachspezifischen Phraseologismen und spezifischen Textsortenmustern orientieren können. Adaptive Hilfen, die diese Aspekte noch einmal einzeln vertiefen und verdeutlichen, werden in Form von Gliederungsvorschlägen bzw. Planungshilfen bezüglich des anvisierten Beschreibungstexts und möglicher Satzanfänge zur Verfügung gestellt. Zum Ende dieses zweiten Abschnitts haben die Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer zusammenfassenden Zwischenmoderation die (gern genutzte) Möglichkeit, ihre verfassten Texte vorzulesen und Feedback einzuholen.

  • 3. Stunde | Erklären

    Der sich anschließende dritte Schritt der Auswertung, das Erklären unter Verwendung externer Informationen, hat zum Ziel, die durch das Beschreiben kartenimmanent identifizierte Anordnung und Abfolge der Vegetationshöhenstufen mit Hilfe kurzer Fachtexte zu den sich mit zunehmender Höhe ergebenden klimatischen Veränderungen in Bezug zu setzen. Der genaue Kausalzusammenhang zwischen Höhe und Klima ist aus der Karte allein nicht ersichtlich. Im Klassenraum werden dazu fünf Lerninseln aufgebaut, die jeweils einer Vegetationsstufe zugeordnet sind. Die Stationen sind dementsprechend gekennzeichnet und höhenstufenbezogenen Informationstexten sowie Hilfen zur Erschließung der kontinuierlichen geografischen Fachtexte ausgestattet. Zudem verfügt jede Station über einen Tablet-PC, auf dem ein kurzer Filmausschnitt zu den realen Verhältnissen in der jeweiligen Höhenstufe angeschaut werden kann. Diese Ausschnitte veranschaulichen die in den Informationstexten genannten Aspekte. Im Rahmen eines Gruppenpuzzles (Think-Pair-Share) wird die Lerngruppe nun auf die fünf Stationen aufgeteilt und erarbeitet die Informationen zu der jeweiligen Höhenstufe in Gruppenarbeit; eine Sicherung der Ergebnisse zu Lage, Ausdehnung, Temperatur, Niederschlag, Flora und Fauna der jeweiligen Höhenstufe wird individuell in Form einer Tabelle vorgenommen. Die Lerngruppe wird anschließend entsprechend gemischt. Zusammen wird dann in der neu entstandenen Gruppe eine umfassende Tabelle erarbeitet, die die Informationen zu allen Höhenstufen in geordneter Reihenfolge darstellt und zueinander in Bezug setzt. Eine abschließende Plenumsphase thematisiert noch einmal die zentralen Aspekte der klimatisch bedingten Änderung der Naturlandschaft und schlägt den Bogen zur initialen inhaltlichen Fragestellung.

  • 4. Stunde | Beurteilen & Abschluss

    Der vierte und letzte Auswertungsschritt des Beurteilens ist weitgehend als Frontalphase konzipiert, die sich an eine kurze Einzelarbeitsphase anschließt. Letztere beruht noch auf der Kilimandscharo-Karte und hat die Beurteilung der Kartengrafik zum Inhalt. Die Schülerinnen und Schüler sind aufgefordert, die Grenzen des durch Beschriftung in der Karte ausgewiesenen Kilimandscharo-Nationalparks in diese einzuzeichnen. Dies ist jedoch nicht möglich, da weder in der Karte noch in der Legende die dazu notwendige Liniensignatur existiert. Vielmehr verführt die Anordnung der Beschriftung in der Karte dazu, eine fehlerhafte symbolische Dekodierung durchzuführen, da der Nationalpark durch die fehlende Grenzlinie schnell mit der Grenze der Flächensignatur gleichgesetzt werden könnte, mit der der Schriftzug "Nationalpark" unterlegt ist. Diese Aufgabenstellung erfüllt eine Scharnierfunktion, indem am Beispiel der Kilimandscharo-Karte illustriert wird, dass durch die hier nicht vollständige Legende falsche Dekodierungsergebnisse auftreten können. Die Notwendigkeit eines kritischen Blicks für solche Unvollständigkeiten und andere Abweichungen von kartographischen Darstellungskonventionen werden im Anschluss thematisiert. Es folgen die Präsentation einer diesbezüglich korrekten Karte und ein kurzer Input zu generellen (Fehl-)Interpretationen durch die Kartennutzerin bzw. den Kartennutzer, die von der Kartenautorin bzw. dem Kartenautor mehr oder weniger intendiert sein können. Um potenzielle Möglichkeiten solch verwirrender oder gar manipulierender kartographischer Darstellungen zu illustrieren, folgt im letzten inhaltlichen Teil die Präsentation und Diskussion dreier Karten, die durch verschiedene Aspekte der Darstellung wie z. B. den gewählten Projektionstyp, Farbgebung etc. zur Fehlinterpretation verleiten oder diese gar forcieren.

    Der zusammenfassende Abschluss der Fördersequenz thematisiert zum einen den übergeordneten Vierschritt der Kartenauswertung und zeigt auf, dass sich dieser auf alle Arten von Karten und die entsprechenden Aufgabenstellungen übertragen lässt. Zum anderen dient er zum Einholen von Feedback von Seiten der Schülerinnen und Schüler, im Rahmen dessen bewertende Einschätzungen zur Fördersequenz an sich und zum eigenen Lerngewinn rückgemeldet werden.