Praxisprojekt Geographie

Das Praxisprojekt Geographie umfasst eine universitäre Lehrveranstaltung, welche die thematischen Blöcke der theoriebasierten Konzeption und Weiterentwicklung der Fördersequenz, deren Durchführung in den Kooperationsschulen und die Reflexion der daraus resultieren unterrichtlichen Vermittlungserfahrungen beinhaltet. Die flankierende fachdidaktische Begleitforschung nutzt drei Erhebungszeitpunkte, um das subjektive Kompetenzerleben der teilnehmenden Studierenden im phasierten Verlauf der Lehrveranstaltung zu erfassen (siehe Grafik).
Die skizzierte Konzeption der universitären Lehrveranstaltung spiegelt sich auch im Seminarplan wider, der in seinen Erläuterungen einen detaillierteren Einblick in die Gestaltung des Seminars samt eingebetteter schulpraktischer Phase bieten soll.
Da in allen Phasen des Praxisprojekts die Zusammenarbeit mit der Fachlehrkraft der Kooperationsschule bzw. die Einbindung dieser Expertise in die Planung, Durchführung und Reflexion der schulischen Praxis zentral ist, wird die Konzeption der Kooperation zwischen den Lernorten Universität und Schule im zeitlichen Hergang ebenfalls hier vorgestellt.

Grafik zum Projektseminar-Ablauf
Überblick über die Teilaspekte des Praxisprojekts Geographie
© Krüger

Konzeption der universitären Lehrveranstaltung

Konzeption der universitären Lehrveranstaltung

Das die Praxisphase einbettende universitäre Lehrformat bildet ein Wahlpflichtseminar, das auf wöchentlicher Basis in jedem Semester angeboten wird und grundsätzlich für Lehramtsstudierende im Master of Education geöffnet ist. Die Teilnehmerzahl ist, um allen Studierenden einen Zugang zum schulischen Praxisfeld zu ermöglichen, auf 15 Personen begrenzt. Als zielführend hat sich in diesem Kontext die folgende Gliederung bewährt.

01 | Einführung in das Seminar
Theoretische Grundlagen

02 | Karten und Kartenkompetenz

03 | Kartenauswertungskompetenz

04 | Heterogenität im Kontext der Kartenauswertung

05 | Diagnose und Befunde ausgewählter Heterogenitätsdimensionen

06 | Umgang mit Heterogenität durch Binnendifferenzierung

Präsentation, Erprobung und Weiterentwicklung der Fördersequenz

07 | Präsentation der Seuqenz und der Gelngensbedingungen bisheriger Durchläufe

08 | Doppelsitzung zur Sequenz-Erprobung im Rahmen des Seminars (Dauer: 3 Std.)

09 | Revision und Weiterentwicklung der Sequenz

10 | Anpassung der Sequenz an die Bedarfe der konreten Lerngruppe

Schulpraktische Durchführung der Fördersequenz Durchführung der Fördersequenz an den Kooperationsschulen (felxible Terminierung, Dauer von 4 Unterrichtsstunden zzgl. Vor- und Nachbereitung am Schulstandort sowie Reflexion mit der Kooperationslehrkraft
Reflexion und Evaluation

11 | Reflexion undEvaluation der Schulpraktischen Durchführung I

12 | Reflexion undEvaluation der Schulpraktischen Durchführung II

13 | Reflexion und Evaluation des Seminars

Erläuterung der thematischen Blöcke

  • Theoretische Grundlagen (Sitzung 2-6)

    In den ersten fünf inhaltlichen Sitzungen findet eine profunde Vermittlung der für die Planung, Realisierung und Durchführung des adaptiven Lehr-Lern-Arrangements nötigen theoretischen Inhalte statt. Da die Studierenden mit sehr heterogenen Vorwissens- und Erfahrungsinhalten in das Seminar starten, dient dieser Block dazu, entsprechendes Wissen aufzubauen bzw. aufzufrischen und zu vertiefen. Obwohl die bereits bestehende Konzeption der eigentlichen Fördersequenz und der entsprechenden Materialien in Gänze erst im zweiten Block präsentiert und dort von den Studierenden nachvollzogen bzw. weiterentwickelt wird, werden die im Theorieblock herangezogenen theoretisch-fachdidaktischen Grundlagen anhand der Sequenz und der Ergebnisse bisheriger Seminar- und Praxisphasendurchführungen illustriert.

    In diesen Zeitraum fallen auch die bereits beschriebene Ermittlung des Vorwissens und der Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler der Kooperationsklassen mittels Diagnosebögen sowie das differenzierende Vorgespräch mit der jeweiligen Fachlehrkraft.

  • Präsentation, Erprobung & Weiterentwicklung der Fördersequenz (Sitzung 7-10)

    Der zweite Block dient zunächst der Präsentation sämtlicher Materialien der Fördersequenz sowie Berichten aus vorherigen Durchführungen zu möglichen Stolpersteinen und Gelingensbedingungen. Diese werden z. T. von Gast-Studierenden, die an vorausgegangen Seminardurchgängen teilgenommen haben, illustriert und vermittelnt, unterstützt durch Fotos und vorliegende Reflexionsberichte.

    Im Anschluss daran wird die Sequenz in Gänze von den Studierenden selbst im Rahmen einer Doppelsitzung erprobt, anhand verteilter Rollen jeweils aus der Perspektive der durchführenden Studierenden wie auch aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler. Dieser Schritt ist von zentraler Bedeutung für die sich anschließende Weiterentwicklung und Anpassung des Materials sowie für die Integration und Erprobung neuer Elemente in die Fördersequenz. Durch die Erprobung ist gewährleistet, dass die Studierenden alle Aspekte der Sequenz in ihrer strukturlogischen Reihenfolge durchdringen und auf diese Weise nicht nur Erfahrungswissen zur eingesetzten Methodik, zur Moderation und zur Anleitung der Lernenden innerhalb der Durchführung aufbauen, sondern auch bestehende neuralgische Punkte in den individuellen Fokus rücken.

    Das Erfahrungswissen der Studierenden aus der Erprobung wird im Anschluss genutzt, um die Sequenz im Rahmen zweier Seminarsitzungen entlang aufgedeckter Potentiale und Probleme sowie unter Einbezug der theoretischen Grundlagen und der Ergebnisse der durchgeführten Diagnosemaßnahmen weiterzuentwickeln.

  • Schulpraktische Durchführung

    Flexibel terminiert findet im Anschluss an die Weiterentwicklung die schulpraktische Durchführung statt. Es hat sich dabei als zielführend erwiesen, die genauen Termine und Rahmenbedingungen möglichst frühzeitig mit der jeweiligen Lehrkraft abzuklären, um die Durchführung sachlogisch in den Seminarplan, aber auch sinnvoll in den Stundenplan der Kooperationsklasse einzugliedern. Da sich in besonderem Maße an den Vorgaben und Rahmenbedingungen der Kooperationsschule und der kooperierenden Fachlehrkräfte orientiert wird, kann die Durchführung je nach Präferenz verschieden gegliedert werden. Ein geblocktes Format der vier Förderstunden kann genauso realisiert werden wie zwei Doppelstunden oder vier Einzelstunden.

  • Reflexion & Evaluation (Schulstandort & Sitzung 11-13)

    Direkt im Anschluss an die Durchführung findet noch am Schulort eine erste Reflexionsphase statt, die von der Fachlehrkraft moderiert wird. Hier stehen aufgrund der besonderen ‚Strahlkraft‘ der schulpraktischen Phase zunächst noch sehr das eigene Handeln und Erleben der Studierenden sowie die Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern im Vordergrund, welche durch eine niederschwellige, clusternde Reflexion, besonders unterstützt durch das Feedback der Lehrkraft, kanalisiert und fixiert werden. Die Ergebnisse dieser Reflexion decken Stärken und Schwachstellen der Sequenz im Sinne der Unterrichtsqualität auf und werden genutzt, um die Fördersequenz in dieser Hinsicht weiterzuentwickeln.

    Die eigentliche Theorie-Praxis-Reflexion wird dann im Rahmen der letzten drei Seminarsitzungen vollzogen, die im Zeichen der Auseinandersetzung mit fach- und gegenstandsspezifischen Aspekten der Durchführung stehen. Als Basis dieser praxisnachgelagerten Reflection on Action dienen memorierte Praxiserfahrungen ebenso wie während der Durchführung angefertigte Beobachtungs-Protokolle. Ausgangspunkt der Reflexion ist hierbei immer der fachliche, schulpraktische Vermittlungskontext, in dem die spezifische Lerngruppe der Kooperationsklasse auf das Lernangebot der Fördersequenz trifft. Hier können im Rahmen primärer Praxiserfahrungen Momente auftreten, die die Studierenden gemäß dem Framing während der Durchführung oder nachgelagert irritieren, überraschen oder zum fachlichen Nachdenken anregen.

    Diese Aspekte werden gesammelt, in der Diskussion auf ihren fachdidaktischen, reflexiven Gehalt hin überprüft und anschließend gemäß dem ProRefiT-Modell bearbeitet und im Rahmen einer Hausarbeit oder eines Reflexionsplakats media fixiert.

Konzeption der Kooperation zwischen Universität und Schule

Die Darstellung der Kooperation zwischen den Verantwortlichen des Fachprojekts Geographie und den Kooperationsschulen gliedert sich im Folgenden dem zeitlichen Projektverlauf nach in die Kooperation vor, während und nach der schulischen Praxisphase.

  • Kooperation vor der Praxisphase

    Nach der initialen Akquise möglicher Kooperationsschulen wurden Termine an den jeweiligen Schulstandorten unter Beteiligung des interessierten Fachkollegi-ums und der Schulleitung organisiert. Eine für diesen Zweck erarbeitete Präsentation zu Sequenzstruktur und -inhalt sowie ein diesbezüglicher Flyer für poten-zielle Kooperationslehrkräfte liefern dabei einen kompakten Überblick über Ziele, Inhalte und Konzeption des Projekts und dessen Erfordernisse und ermög-lichen von Beginn an eine Transparenz von Kooperationszielen und -bedingungen.

    Von zentraler Bedeutung, so zeigen die bisherigen Erfahrungen, ist die Etablierung einer niederschwelligen und regelmäßigen Kommunikation zwischen den Projektverantwortlichen an der Universität und der jeweiligen Kooperationslehrkraft. Auf diese Weise können Gelingensbedingungen in jeder Phase der Kooperation besonders zeiteffektiv und verbindlich geklärt und umgesetzt sowie Rollen, Verantwortlichkeiten und Anforderungen definiert werden.

    In Hinblick auf die Praxisphase sind die Kooperationslehrkräfte insbesondere an drei Punkten gefordert. In einem (1) ersten Gespräch sind (neben der bei neuen Kooperationspartnern erforderlichen ausführlichen Vorstellung des Praxisprojekts) v. a. Zeitpunkt und Taktung der Praxisphase zu klären. Diese Absprachen werden so früh wie möglich getroffen, um allen Kooperationspartnern eine Planungs- und Handlungssicherheit zu garantieren. Erklären sich die Lehrkräfte zur Kooperation bereit, werden sie (2) mit der Erfassung der gegenstandsbezogenen Lernvoraussetzungen, d. h. der Durchführung der fragebogenbasierten Diagnose betraut sowie (3) mit der Weitergabe ihrer Expertise in Bezug auf die jeweilige Lerngruppe im Rahmen eines Diagnosegesprächs mit der Studierendengruppe.

  • Kooperation während der Praxisphase

    Während der schulpraktischen Durchführung ist die Kooperationslehrkraft im Klassenraum anwesend, hält sich aber bewusst im Hintergrund. Die Konzeption der Fördersequenz ermöglicht es, dass die Studierenden diese federführend und weitestgehend autark durchführen können. Die Rolle der Kooperationslehrkraft ist daher an dieser Stelle auf eine beobachtende und ggf. regulierende Funktion beschränkt, welche dann greift, wenn die Anforderungen des Classroom-Managements die Kompetenzen der Studierenden übersteigen würden. Die Beobachtungsschwerpunkte der Kooperationslehrkraft sind dabei vor allem auf die Passung des Lernangebots an die Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schülern sowie das didaktische Handeln der Studierenden gerichtet, welches sie im Anschluss an die Durchführung kontextualisieren und hierzu Rückmeldungen geben. Diese Zurücknahme der Lehrkraft bei gleichzeitiger Beibehaltung der Beobachter- und Regulativfunktion ist für die Studierenden von großer Bedeutung, da sie sich so auf ihre Rolle als Moderatoren und Lernbegleiter im fachlichen Vermittlungsprozess konzentrieren können.

  • Kooperation nach der Praxisphase

    Nach Beendigung der Praxisphase – und dies kann bei entsprechender Staffelung der Sequenzstunden ggf. auch zwischen zwei Doppelstunden oder jeweils nach den Einzelstunden geschehen – ist die Kooperationslehrkraft wertvoller Feedbackgeber für die abschließende(n) Reflexionssitzung(en) mit den Studierenden in den Räumlichkeiten der Kooperationsschule. Hier werden mit Hilfe der Kooperationslehrkraft vor allem überfachliche Aspekte der Durchführung kanalisiert. Daneben bilden die gemeinsame Durchführung und Reflexion der Sequenz auch die Grundlage für die Formen und Bedingungen einer weiteren Kooperation. Das Projekt stellt auf diese Weise Fördersequenzen zur Verfügung, die von den Lehrpersonen zukünftig eigenverantwortlich durchgeführt werden können.